Krankenbesuche bei Kollegen machen noch üblich?
Bis noch vor ein paar Jahren, war es bei unserer Firma noch so üblich, dass man langzeiterkrankten Kolleginnen oder Kollegen mal einen Krankenbesuch abstattete. Dafür gab es sogar eine Kasse, wovon man ein kleines Präsent bis zu 10€ kaufen konnte. Ich fand das ja gar nicht so schlecht, aber irgendwie ist das total eingeschlafen und wird überhaupt nicht mehr praktiziert.
Werden in euren Unternehmen Krankenbesuche bei Kolleginnen oder Kollegen durchgeführt oder hat es das bei euch noch nie gegeben? Was haltet ihr den von derartigen Besuchen? Würdet ihr euch darüber freuen, wenn ihr Langzeitkrank wärt und eure Kollegen euch mal einen Hausbesuch abstatten?
Bei uns war es damals auch so, dass Kollegen durchaus besucht wurden, wenn man hörte, dass diese im Krankenhaus liegen. Mich wollte auch mal eine Kollegin besuchen, bis sie dann aber hörte, dass ich gar nicht in der Stadt in der ich arbeitete im Krankenhaus lag. Eine spezielle Kasse hatten wir jedoch nicht dafür. Diese Besuche wurden dann in der Freizeit mehr oder weniger privater Natur abgestattet und wenn man dann etwas mitgebracht hat, hat man das eben auch selbst finanziert.
Ich finde Krankenbesuche sind ein ganz heißes Eisen. In Zeiten wo man seinem Arbeitgeber nicht mehr mitteilen muss was man hat und wie lange es wohl dauern wird, halte ich das für sehr schwierig so etwas umzusetzen.
Früher war das Vertrauen auch ganz anders, man kannte sich auch Privat sehr gut und feierte viel zusammen, auch Jugendweihen oder eine Silberhochzeit. Das macht ja heute keiner mehr.
Ich würde das auch nicht wollen dass man mich zu Hause besucht. Zum einen wäre ich sehr argwöhnisch was die kommenden Fragen betreffen würde, zum anderen kann ich mir gut vorstellen dass einige Kollegen zu gerne wüssten wie ich wohne und was ich so den ganzen Tag treibe. Darauf kann ich gerne verzichten.
Ich kann mir aber auch vorstellen dass einige Vorgesetzte so etwas nicht wollen. Zum einen ist es ja auch ein unnötiger Zeitaufwand, es gibt wahrscheinlich ablehnende Haltungen und peinliches Schweigen und irgendetwas aus der eigenen Kasse mitbringen muss an auch.
Bei uns ist es so dass man nach einem Vierteljahr ein höfliches Schreiben mit der Frage bekommt ob man eine Wiedereingliederung wünscht. Diese Frage hat meines Wissens noch niemand beantwortet, solche Schreiben landen garantiert im Papierkorb und ich kenne Beispiele wo auch recht zickig reagiert wurde.
Meistens läuft so etwas nur auf privater Ebene. Wer gut zusammen kann, der hat auch die Möglichkeiten ohne Hintergedanken sich zu einem Krankenbesuch einzuladen und so etwas würde ich auch als Kranker akzeptieren.
Ich würde gar nicht wollen, dass mich meine Arbeitskollegen besuchen. Ich trenne Arbeitsleben und mein Privatleben. Klar versteht man sich mit manchen Kollegen besser, als mit anderen. Aber Freundschaften sind bei mir am Arbeitsplatz noch nicht entstanden. Daran habe ich auch kein Interesse. Arbeiten geht man, weil man Geld verdienen muss.
Genauso wenig wie ich in meiner Freizeit Dinge für die Arbeit erledige, habe ich keine Lust mich privat mit Arbeitskollegen zu treffen. Daher käme es mir gar nicht in den Sinn, einen kranken Arbeitskollegen zu besuchen. Ich selbst würde das auch nicht wollen. Diese Praxis kenne ich auch nur von Kollegen die privat miteinander befreundet sind. Nicht aber, wenn ausschließlich ein rein berufliches Verhältnis zwischen den Beiden besteht.
Ich finde das auch immer schwierig, weil man unter Umständen eben nicht weiß, warum der Kollege überhaupt so lange krankgeschrieben ist. Bei uns hatten wir noch keinen Fall, dass ein Kollege wirklich über Wochen hinweg krankgeschrieben gewesen wäre. Ob wir ihn dann besuchen würden, weiß ich aber gar nicht, weil ich nicht denke, dass das bei uns im Betrieb üblich wäre.
Auf jeden Fall würde ich das aber ankündigen und nicht einfach so auf der Matte stehen, weil das dem Kollegen sonst auch unangenehm sein könnte, wenn dieser den Haushalt vielleicht nicht so gut machen kann wegen der Krankheit. So würde ich es auch sehen, wenn ich selber krank wäre. Sicher würde ich mich dann vielleicht schon über Besuch freuen, aber wenn dann nur, wenn ich vorher gefragt würde, beziehungsweise der Besuch angemeldet wäre.
Bei tatsächlich rein beruflichen Verhältnissen finde ich solche Besuche ehrlich gesagt überflüssig und irgendwie geheuchelt. Warum sollte man jemanden besuchen, für den man sich (wenn man mal ehrlich ist) gar nicht wirklich interessiert?
Davon abgesehen sind die meisten mir bekannten Leute gerade im Krankheitsfall relativ froh, wenn sie ihre Ruhe haben und lediglich ihre Liebsten um sich haben. Insofern würde ich von solchen Besuchen absehen und, wenn man denn unbedingt Genesungswünsche loswerden möchte, auf ein kleines Präsent mit einer Karte zurückgreifen, die dann von den Kollegen unterschrieben wird.
Andererseits gibt es natürlich auch im Arbeitsumfeld Personen, mit denen man sich gut versteht, mit denen man sich toll unterhalten kann oder sich sogar anfreundet. Da finde ich durchaus, dass man denjenigen besuchen kann. Aber im privaten Rahmen.
Ich finde Krankenbesuche bei Kollegen irgendwie unangebracht, wenn ich ehrlich bin. Denn zu den meisten hat man eh ein professionelles Verhältnis und ich glaube auch nicht, dass man unbedingt von seinen Arbeitskollegen selbst gerädert, möglicherweise mit Schmerzen nach einer OP und mit ungewaschenen Haaren gesehen werden möchte.
Wenn man nicht gerade auch privat mit der oder dem Arbeitskollegen befreundet ist, halte ich einen Krankenbesuch auch für sehr heikel und ich weiß dann auch nicht, was ich davon halten soll. Ist es Neugierde, warum der Arbeitskollege oder die Arbeitskollegin zu mir kommt oder ist es wirklich Anteilnahme. Ich bin und wäre da sehr skeptisch und würde es, denke ich, nicht haben wollen, dass ein Kollege oder eine Kollegin mich besuchen kommt, wenn ich krank bin.
Ich kenne dieses Konzept gar nicht und habe es auch noch nie live erlebt. Wenn man mit KollegInnen auch privat befreundet ist und in der Nähe wohnt, ist es schon eine schöne Geste, vorbeizuschauen, wenn jemand flach oder gar im Krankenhaus liegt. Aber sogar da bin ich mittlerweile skeptisch, ob Krankenbesuche generell noch "modern" sind oder eher eine Höflichkeitsgeste, die man heutzutage nur bei Familie und guten Freunden vornimmt, und dazu würde ich ArbeitskollegInnen pauschal nicht rechnen.
Ich habe eher den Eindruck, dass man "früher" (wann auch immer das war) am Krankenbett aufgelaufen ist, weil "sich das so gehört hat" und die Person im Krankenbett hatte sich gefälligst darüber zu freuen. Heute geht es in vielen Fällen weniger darum, was "sich gehört", als um die Wünsche des Einzelnen.
"Früher" hätten viele erkrankte Menschen sicher auch einiges darum gegeben, nicht mit einem Brummschädel oder - was weiß ich - Bluthusten Blumen vom Arbeitgeber entgegenzunehmen und Gastgeberin zu spielen, aber da galten eben noch strenge soziale Konventionen. Und manchen von denen trauere ich wahrhaftig nicht nach.
Ich selber hätte auch keine Lust auf Krankenbesuch von Kollegen, wenn es mir sowieso schon schlecht geht, weil ich genau weiß, wie es hinterher im Job weitergeht: "Also die Frau Gerbera, die war ja weiß wie die Wand! Meinst, die kommt überhaupt wieder?" - "Also ich fand sie gar nicht so furchtbar krank! Die simuliert doch, wegen dem bisschen Schwindsucht gleich sechs Wochen daheim bleiben!" Nein, da bin ich schon ganz froh darüber, dass Krankheiten aller Art gesellschaftlich in den Bereich des Privaten verschoben wurden.
Zurzeit stellt sich die Frage sowieso eigentlich nicht, da wegen Corona fast alle Krankenbesuche in Krankenhäusern und Kliniken verboten sind. Generell sind Krankenbesuche gerade in der Phase der allmählichen Rekonvaleszenz eine wichtige Sache für viele Patienten, um wieder soziale Kontakte zu erleben. Je nach Dauer der Erkrankung war man ja mehr oder weniger lang allein gewesen und hatte höchstens das Klinikpersonal als Kontaktpersonen.
Ein Freund von mir hat gerade eine schwere Covid19-Erkrankung überlebt, und er würde sich sehr freuen, wenn man ihn besuchen könnte. Und da er auch mit einigen seiner Kollegen befreundet ist, wäre es auch schön, wenn diese ihn besuchen könnten. Es gab auch schon zahlreiche Anfragen nach Besuchsmöglichkeiten. Aber momentan bleiben nur Telefonate und Whatsapp-Nachrichten als Kommunikationsmöglichkeiten.
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