Kostenlose Pille für Hartz4-Empfängerinnen sinnvoll?
Ich las vor einiger Zeit, dass die CSU die kostenlose Pille für Hartz 4 Empfängerinnen bis zum 27. Lebensjahr fordert. Begründet wird dies damit, dass man auf diese Weise einfach die hohe Anzahl von Abtreibungen verhindern möchte.
Ich finde das ein wenig befremdlich, wenn ich ehrlich bin. Ich finde, dass sich das so anhört, als wären Menschen, die von der Stütze leben, in den Augen der Politiker "zu dumm" um zu verhüten und würden deswegen abtreiben. Ich meine, woher wollen die denn wissen, dass die hohe Zahl der Abtreibungen gerade von Hartz 4 Empfängern kommt und nicht von anderen sozialen Schichten? Hat man das irgendwie erfasst und analysiert oder ist das eine pauschale Vorverurteilung?
Was haltet ihr von dem Vorschlag der CSU? Sollte es die Pille kostenlos für diese Gruppe geben? Oder ist das zu kurz gedacht? Würde ein derartiges Konzept die Abtreibungsrate reduzieren oder seid ihr da anderer Meinung?
Aus welchen finanziellen Verhältnissen Frauen stammen, die abtreiben, das lässt sich leicht nachvollziehen. Denn man muss in einem Bundesland nur die Zahl der ausgestellten Beratungsscheine mit den vom Land bewilligten Anträgen zur Kostenübernahme vergleichen.
Und Verhütung sieht der Regelsatz nicht vor. In vielen Gemeinden werden die Kosten bereits übernommen, aber einen bundesweiten Rechtsanspruch gibt es bisher nicht. Es sollte aber nicht so sein, dass eine Frau aus finanziellen Gründen nicht verhütet und es darauf ankommen lässt.
Ich fände es ok, wenn Frauen ohne Sorgen um die Finanzierung sicher verhüten können. Und das hat für mich absolut nichts mit Dummheit oder Verantwortungslosigkeit zu tun. Kondome sollten ebenfalls erhältlich sein. Denn günstige Angebote stehen nicht jedem offen, leider. In England schaffen sie es schließlich auch, Frauen kostenlos zu versorgen, auch wenn das die Schwangerschaften bei Teenagern kaum verhindert.
Ich habe keine Ahnung, ob kostenlose oder verbilligte Verhütungsmittel die Zahl der Abtreibungen sonderlich senken würden. Aber die Sicherheit und Selbstbestimmung von Frauen und Paaren würde verbessert. Und das wäre in jedem Fall ein guter Schritt.
Ich denke auch, dass man die Anzahl der Hartz-IV-Empfängerinnen sehr leicht ermitteln kann. Eine Abtreibung kostet um die 400 €. Wenn man ohne medizinische Indikation abtreiben lässt, muss man es selbst zahlen. Also beispielsweise, wenn das Leben der Mutter gefährdet ist durch die Schwangerschaft muss sie es natürlich nicht selber zahlen. 400 € sind nicht gerade wenig und so kann man eben einen Antrag auf Kostenübernahme stellen, bei dem man aber sicher nachweisen muss, warum man das Geld nicht hat. Sprich, man weist nach, dass man Hartz IV oder eine andere Sozialleistung empfängt.
Ich finde die kostenlose Pille für Hartz-IV-Empfängerinnen absolut begrüßenswert. Denn sie ist wirklich teuer und so können es sich bestimmt nicht viele leisten. Kostenlose Kondome wären natürlich auch nicht schlecht. Aber ich möchte nicht wissen, auf welche Menge an Sex pro Monat die Politiker dann kommen. Das müsste ja dann irgendwie beziffert werden, so wie bei den anderen Sachen auch. 5 € für Tabak sind es glaube ich. Das ist ein Päckchen pro Monat.
Und wie viel Kondome sollen es dann sein? Wie viel Sex wird denn erlaubt? 5 Mal im Monat, 10 Mal? Nein, einfach die Pille zu gewähren, wäre da viel einfacher und ist auch viel effektiver. Dann ist man wenigstens immer geschützt und nicht nur, wenn man ein Kondom benutzt.
Und es geht doch auch nicht nur um die Abtreibungen. Wenn man als junger Mensch schon in Hartz IV festhängt, wird das durch ein Kind oft richtig zementiert. Viele versuchen doch durch Weiterbildungen oder indem sie den Schulabschluss nachholen oder ähnliches, aus der Sache rauszukommen. Ein Kind wirft einen da um Jahre zurück.
Ich bin auch nicht der Meinung, dass es darum geht, dass Hartz-IV-Empfängerinnen zu blöd zum Verhüten sind. Es ist einfach teuer und im Eifer des Gefechts kann es jeder mal passieren. Aber wenn man auf Hartz IV ist, ist es eben um so "unpraktischer" ein Kind zu bekommen, als wenn man einen Job hat und ungeplant schwanger wird.
Generell finde ich, dass da einige Pillen viel zu teuer sind, auch wenn es da inzwischen viele billigere gibt, weil da Patente abgelaufen sind. Aber von den Ärzten bekommt man meistens immer die "Marken"-Pillen verschrieben (so war es jedenfalls bei mir so) und ich musste mich selbst informieren, welche ganzen Pillen es da so gibt, die ich als billig Variante nehmen kann. Dazu kann dann auch kommen, dass man die billigere Variante nicht so gut verträgt wie die teure. Da kommen dann auf jeden Fall ein paar extra Kosten auf einen zu.
Man sollte die Pille vielleicht nicht unbedingt kostenlos machen, aber vielleicht etwas kostengünstiger anbieten wäre bereits schon eine große Entlastung. Denn wenn man dann schwanger wird und eigentlich kein Kind haben möchte oder haben kann und es dann abtreiben muss, entwickelt man doch irgendwie Gefühle für das Kind. Das kann bereits ziemliche psychische Probleme hervor rufen und das finde ich eigentlich viel schlimmer, als die Kosten der Pille und der Abtreibung.
Ich könnte mir auch denken, dass da auch Geld ein Punkt ist, wieso dieser Vorschlag gemacht wurde. Denn wer in Harzt 4 steckt und schwanger wird, wird mit Sicherheit auch mit Kind noch in Harzt 4 stecken. Ich will hier keine Vorurteile schüren oder so, aber das Resultat daraus ist einfach, dass der Staat dann auch noch zusätzlich das Kind finanzieren muss. Da wäre es günstiger, die Pille zu finanzieren als gleich ein neues kleines Leben.
Schon faszinierend, denn genau das Thema wird hier alle paar Monate in irgendeiner Form diskutiert. Wenngleich die Begründung für die kostenlose Pille für Leistungsbezieherinnen immer mal wieder eine andere ist.
Fakt ist, als Leistungsbezieher kann man die Pille bereits kostenlos bekommen. Man stellt bei Pro Familia einen Antrag und kann dann dort die Pille bekommen. Allerdings muss man sich dann regelmäßig untersuchen lassen und es gibt noch andere Vorgaben.
Die Diskussion darum gibt es wie bereits erwähnt immer wieder. Bisher war das Argument dafür, dass auch Frauen im Leistungsbezug sich nicht mehr mit dem Argument, sie könnten sich die Pille nicht leisten, immer mehr Kinder zur Welt bringen. Um es mal grob und platt zu sagen.
Das Argument, dass Frauen, die Leistungen beziehen, mehr Schwangerschaftsabbrüche haben, als Frauen, die keine Leistungen beziehen, halt ich allerdings für recht weit her geholt. Das Frauen, die Leistungen beziehen, eventuell sorgloser mit dem Thema Empfängnisverhütung umgehen, halte ich allerdings für plausibel. Und ganz sicher spielt die Kostenfrage da eine Rollen. Und leider wissen eben nicht alle Frauen, dass es auch andere Möglichkeiten der Verhütung gibt, beziehungsweise es die Möglichkeiten einer Kostenübernahme gibt.
Davon mal abgesehen, was bringt es, das Alter einzugrenzen? Sind Frauen ab 28 Jahren weniger gefährdet schwanger zu werden? Minimieren sich ihre Chancen durch eine Schwangerschaft? Wahrscheinlich haben sie die selben Nachteile, wie jüngere Frauen oder Frauen, die im Berufsleben stehen.
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