Kostenlose öffentliche Toiletten einfordern?

Wie in dem Beitrag Wildpinkler in Großstädten in den Griff bekommen geschrieben, waren wir mit unseren Bekannten in unserer Stadt unterwegs und haben festgestellt, dass es leider zu wenige bis gar keine öffentlichen Toiletten gibt. In anderen Ländern und Städten wird die Nutzung der öffentlichen Toiletten ja sogar kostenlos angeboten und diese sind zudem oftmals sauber und gepflegt.

An die Vernunft der Menschen zu appellieren und auch Strafen für die Wildpinklerei hat leider in der Vergangenheit nichts gebracht. Statt den Einsatz von einer Ordnungspolizei und die horrenden Kosten zur Beseitigung der Dauerbestrahlung mit Urin von Hausecken und Hauswänden auszugeben, könnte man kostenlose Klos anschaffen um das Problem von einer stinkenden Stadt in den Griff zu bekommen.

Ich bin der Meinung, solange wie man für´s Klo gehen eine Gebühr (für ein dreckiges Klo) bezahlen muss, werden weiterhin viele Leute die Hauswände oder das kostenlose Gebüsch nutzen. Seht ihr das ähnlich und würdet ihr auch für die Schaffung von kostenlosen öffentlichen Toiletten plädieren und diese von den Kommunalpolitikern einfordern?

Ja, ich wäre sehr dafür, im öffentlichen Raum gute und kostenfreie Toiletten einzurichten. Der Betrieb und die Sauberhaltung kosten zwar Geld, aber im Gegenzug ersparen sich Städte und Gemeinden vielleicht die Stadtreiningung an anderer Stelle.

Nicht nur die Gebühren an sich ärgern mich bei den sowieso nur sparsam zur Verfügung gestellten öffentlichen Toiletten. Manchmal muss dann noch in ein Münzgerät ein möglichst krummer Betrag in exakt abgezählten Münzen eingeworfen werden, die man gar nicht immer im Geldbeutel parat hat. Erst gestern stand ich vor eben so einem Kästchen, das nur exakt drei 10-Cent-Münzen akzeptiert hat, die ich erst nach vielem Kramen in meinen Taschen zusammensuchen konnte. Sowas schreckt natürlich ab.

Ich finde, dass an diesem Gedankengang durchaus etwas dran ist und wenn man vielleicht sogar bezahlen würde, aber die Münzen nicht passend zur Hand hat, dann hat man ja nicht viele Alternativen. Darum kann ich mir schon vorstellen, dass das Problem mit den Wildpinklern so schon mal gut angegangen werden kann. Natürlich muss eine Stadt dann erst mal Geld in die Hand nehmen, aber wenn sie das dann bei der Straßenreinigung spart, ist das doch vielleicht auch wieder ausgeglichen.

Das Problem ist sicherlich, dass öffentlich Toiletten von vielen Benutzern nicht so sauber hinterlassen werden, wie man sie vorgefunden hat. Ich habe da leider die Erfahrung gemacht, dass die Toiletten sehr schlimm aussahen, die man kostenlos aufsuchen konnte. Ich denke, dass die Gebühr alleine deswegen verlangt wird, damit die Toiletten eben nicht so unschön zurückgelassen werden. Wenn Geld verlangt wird, haben die Toilettenbrillen ja oft einen Selbstreinigungsmechanismus.

Für mich würde sich da die Frage stellen, wie man es denn umsetzen möchte, dass die öffentlichen Toiletten kostenfrei sind und auch noch dazu immer sauber. Das stelle ich mir schon schwierig vor. In unserer Region kenne ich nur eine öffentliche Toilette. Ansonsten müsste man hier zu einem Bäcker oder in ein anderes Geschäft, um dort die Toilette zu benutzen.

Ich bin auch der Meinung das es viel mehr öffentliche Toiletten geben sollte, sehe aber auch das Problem des Unterhalts. Die Wartung und die Reinigung solcher Toiletten verursacht schließlich kosten und ich frage mich wer diese Kosten übernimmt bzw. von welchem Budget diese Kosten bezahlt werden müssen. Wenn sich die jeweilige Stadt bzw. Kommune dazu bereit erklärt neue öffentliche Toiletten zu errichten und auch den Unterhalt zu bezahlen fehlt dieses Geld schließlich an anderer Stelle.

Da ist es nur logisch das die Kommunen die Aufträge an Privatunternehmen weitergeben, und die verlangen dann eben Gebühren für den Toilettengang. Aber ganz ehrlich: wenn ich dringend ein Geschäft verrichten muss bin ich gerne bereit ein paar Cent für eine öffentliche Toilette zu entrichten. Und wie ich schon in dem anderen Beitrag geschrieben habe glaube ich nicht das mehr öffentliche Toiletten das Problem der Wildpinkler lösen würden.

Wer ohne Scharm auf offener Straße sein Geschäft verrichtet tut dies auch wenn es eine öffentliche Toilette in der Nähe gibt. Denn wenn ich muss finde ich immer irgendwo eine Toilette. Ich musste noch kein einziges Mal in meinem Leben irgendwo hinmachen weil ich keine Toilette gefunden habe. Außer vielleicht im Kleinkindalter, aber da ist die Zeitspanne zwischen müssen und dem Laufen lassen ja recht kurz.

Bezüglich der Kosten für den Unterhalt und die Pflege öffentlicher Toiletten würde mich einmal interessieren, wie das in den Ländern gehandhabt wird, in denen es üblich ist, viele öffentliche Toiletten in den Städten und auch auf Parkplätzen etc. zur Verfügung zu stellen, ohne Gebühren zu verlangen. Möglicherweise erfolgt die Finanzierung mit Steuermitteln?

Interessanterweise war mir insbesondere in Großbritannien aufgefallen, dass es reichlich öffentliche Toiletten ohne Gebühren gab, aber man musste andererseits fast für jeden Parkplatz zahlen. Sogar an abgelegenen Wanderparkplätzen in der Natur stand noch ein Münzautomat mit der Aufschrift "Pay and Display".

Früher gab es fast an jedem größeren Platz in der Stadt eine öffentliche Toilette. Dann wurden diese architektonischen "Schmuckstücke" nach Art des Pariser Vorbildes nach und nach auch aus Gründen der öffentlichen Sicherheit geschlossen. Viele Passanten und Anwohner fühlten sich durch die sich dort aufhaltende Klientel belästigt, die diese öffentlichen Toiletten zu ihren Treffpunkten auserkoren hatte. Etliche Leute machten bewusst einen großen Bogen um diese Örtchen und verzichteten lieber auf deren Benutzung. Damit wurde der eigentliche Zweck einer öffentlichen Toilette verfehlt.

Als Ersatz dafür hatten sich die Betreiber zahlreicher Gaststätten dazu bereit erklärt, ihre Toiletten auch für "Laufkundschaft" zur Verfügung zu stellen. Allerdings nicht gebührenfrei. Ich kenne es mittlerweile gar nicht mehr anders. Man holt sich den Toilettenschlüssel an der Theke ab und hinterlegt seinen Obolus. Ursprünglich mussten Kneipen und Gaststätten ihren Gästen auch das "Gegenteil" von Essen und Trinken laut Gerichtsurteil kostenfrei zur Verfügung stellen. Für Passanten gilt diese Regelung nicht.

Mittlerweile wird gerade auch in Bahnhöfen durch diverse Firmen mit dem Sanitärbereich eine lukrative Einnahmemöglichkeit erschlossen. Man muss zum Beispiel Chipkarten aktivieren etc.

Eine Kommune zur Errichtung einer öffentlichen Toilettenanlage aufzufordern, die dann auch noch kostenlos von Passanten genutzt werden kann, halte ich nicht für durchsetzbar. Als Alternative würde ich die oben angesprochene Kneipenlösung vorschlagen. Die Möglichkeit eines Zuschusses der Kommune für den Betrieb einer quasi öffentlichen Toilette könnte für die Gaststättenbesitzer ein Anreiz sein.

Eine Kommune zur Errichtung einer öffentlichen Toilettenanlage aufzufordern, die dann auch noch kostenlos von Passanten genutzt werden kann, halte ich nicht für durchsetzbar.

Aber warum eigentlich nicht? Wie gesagt, in vielen Ländern ist es durchaus Usus, öffentliche und kostenfreie Toilettenanlagen für Passanten bereitzuhalten. Insbesondere im angelsächsischen Raum scheint das geradezu Tradition zu haben. Die Toilettensituation fand ich sowohl in Kanada, als auch in UK und Australien meistens recht zufriedenstellend, und bezahlen musste man so gut wie nie.

Gerade in Paris begeistert es mich immer wieder die dortigen kostenlosen Toiletten zu sehen, die umweltfreundlich und dennoch immer sauber sind. So etwas würde ich mir tatsächlich auch für Deutschland wünschen. An sich wäre es ja keine große Sache das zumindest in den größere Städten auch nachzubauen. Vom Prinzip her ist das ja ganz toll und sicherlich besser als Geld für eine Toilette zu bezahlen, die nicht gereinigt wird, wie es leider bei uns oft der Fall ist.

Ich oute mich auch mal als Wildpinkler, weil ich einfach nicht gerne auf öffentliche Toiletten gehe. Mich ekelt das einfach an, auf eine Toilette zu gehen, auf welcher vorher auch andere fremde Menschen waren. Wenn ich also unterwegs mal muss, dann nutze ich dafür einen Wald oder eine Stelle, wo man halt mal unauffällig ein Pfützchen machen kann. Da würden auch mehr öffentliche Toiletten nichts ändern.