Kopf gegen Herz - Wenn man das Leben umkrempeln will

vom 23.08.2017, 00:39 Uhr

Ich bin an einem Punkt in meinem Leben angekommen, den viele Midlife-Krise nennen würden. Naja, hierzu ist dazu sagen, dass ich gerade einmal 26 bin und eigentlich noch nicht im Midlife stecke, aber dennoch kommen mir immer wieder Gedanken, die mich sehr stark an solche ein Krise erinnern. Ich stelle sehr viel in Frage, ob ich das Beste aus meinem Leben gemacht habe und mache… Zum Teil bin ich an einem Punkt, an dem ich nicht weiß, ob ich nicht noch einmal komplett von vorne anfangen soll. Die berufliche Orientierung komplett abändern und in eine ganz neue Richtung gehen, die mich zwar reizen würde, bisher aber einfach nicht zu meiner Situation gepasst hat.

Zu all diesen Fragen kommt ein Erlebnis, das ich letzte Woche erst hatte. Durch Zufall habe ich beim Einkaufen eine junge Frau kennengelernt, mit der ich gleich auf einer Wellenlänge war. Sie hat mir dann erzählt, dass sie zwar Bürokauffrau gelernt hat, dies aber einfach nicht ihr Element sei. Deshalb hat sie den Job gekündigt und arbeitet jetzt bei einem Lieferdienst. Man kann zwar denken, dass dies nicht die beste Entscheidung ist. Finanziell gesehen ist es dies sicherlich nicht, doch muss ich sagen, dass ich jede Menge Respekt für diese Frau habe, denn das muss man sich erst einmal trauen. Das Glück in die eigene Hand nehmen.

Was meint ihr? Soll man manchmal einfach die Vernunft bei Seite lassen, um sein persönliches Glück zu finden, oder ist es sinnvoller etwas durchzuziehen, das einem Sicherheit verspricht, aber nicht das große Glück?

» Lisaclick » Beiträge: 6 » Talkpoints: 3,82 »



An der Stelle wo du darüber nachdenkst, etwas zu ändern oder gar alles, liegt schon der erste Stolperstein. Denn wenn du erst überlegen musst, etwas aufzugeben oder eben nicht, dann hast du ja Skrupel. Und wenn schon der Kopf eingeschaltet ist, dann gibt es ja Bedenken und die gilt es zu berücksichtigen. Warum sollte man, wenn man in materieller Sicherheit lebt, nicht glücklich sein. Materielle Sicherheit ist doch eine gute Voraussetzung, sein Leben in Zufriedenheit zu führen. Das ist alles zu vage, was man hier lesen kann.

Alles sehr unkonkret und nicht einmal grob skizziert. Das liest sich hier so als ob nur risikobereite Traumtänzer ihr Glück finden können. Das ist eine schwache Nummer. Denn das Glück liegt in der Basis, in der Beständigkeit. Daran muss man immer arbeiten, sonst lässt es sich nicht halten. Vernunft allerdings sollte man nie beiseite lassen. Aber man kann durchaus wählen, ob man auch mal Wege gehen will, die nicht immer nur gerade und glatt sind. Wege, die aber dafür viel Spannendes bieten. Mit 26 Jahren steht einem in dieser Hinsicht doch viel offen; mache etwas daraus.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich habe in meinem Leben in bescheidenem Rahmen schon beides probiert und mich letzten Endes für Sicherheit entschieden. In meinen Augen ist dies vor allem eine Frage des Charakters und der eigenen Werte, und man kann nicht pauschal sagen, wer denn nun die bessere Entscheidung getroffen hat. Für mich persönlich, so spießig es auch klingen mag, stellt eine gewisse materielle Sicherheit die Voraussetzung für mein persönliches Glück dar.

Natürlich kann ich mir Schöneres vorstellen als einen Bürojob, der einen Großteil meiner begrenzten Lebenszeit aufsaugt und mir als Gegenleistung auch nicht ermöglicht, mit vierzig steinreich in Rente zu gehen, sondern eher mit 70 der Altersarmut knapp von der Schippe zu springen. Aber mit dem Geld, das ich dadurch verdiene, kann ich mir zumindest einen Teil der Dinge und Erlebnisse gönnen, die mich erfreuen und auch glücklich machen.

Ich denke mir für mich selber: Was würde es mir bringen, mein Leben zwar theoretisch nach meinen eigenen Glücksvorstellungen ausrichten zu können, aber andererseits am Existenzminimum dahin zu vegetieren und von Dingen wie Konzertkarten (machen mich sehr glücklich) Ausflügen, Reisen oder Feiern nur träumen zu können? So würde das "Streben nach Glück" bei mir nämlich aussehen.

Ich habe sowieso die Theorie, dass die Leute, die immer nur tönen, man solle sich nicht an den Kapitalismus verkaufen, sondern tun, was einen glücklich macht, entweder großzügige Eltern oder einen reichen Mann haben, der ihnen die Eigentumswohnung, die Krankenversicherung und den USA-Trip finanziert, während sie daheim sitzen und bloggen oder ihr alternatives Vegan-Café betreiben, welches im Monat 150 Euro Gewinn macht.

Andererseits gibt es aber anscheinend immer noch genügend Zeitgenossen, die sich aus dem Bauch heraus für etwas scheinbar völlig Irrwitziges entschieden haben, und bei denen es tatsächlich klappt. Aber auch hier bin ich skeptisch, ob diese Leute wirklich mehr Glück empfinden als andere, oder ob man hier nur einen Alltagstrott im Büro durch einen anderen auf der Bühne, im Atelier, im Wald oder am Zeichentisch ersetzt.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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