Kontakt zu den Eltern abbrechen?
Ich hatte vor einiger Zeit mal von einer Freundin geschrieben, die mit 28 Jahren noch studieren wollte und die Uni wieder abgebrochen hat, weil die Eltern nicht zahlen wollten und sie unter Druck gesetzt haben.
Sie ist nun sehr unglücklich mit der Situation und überlegt, ob sie den Kontakt einfach abbricht. Sie meint ihre Eltern wären total egoistisch und würden sich nicht für sie interessieren. Die Eltern machen jetzt einfach so weiter wie vor dieser Auseinandersetzung.
Für sie hatte der Abbruch des Studiums allerdings massive finanzielle Konsequenzen, da sie mit Bafög und Kinderzuschlag rund 300€ mehr in der Kasse hatte. Meint ihr die Eltern müssten ihr da helfen, denn schließlich hat sie nur wegen ihnen das Studium abgebrochen und ihnen so erspart 650€ Unterhalt zu zahlen.
Den Kontakt möchte sie nun abbrechen, weil sie sich extrem benachteiligt fühlt. Sie ist mit 18 von Zuhause ausgezogen, da sie ein Baby bekommen hat. Seit dem bekommt sie keine finanzielle Unterstützung mehr von den Eltern. Sie hat dann noch ein Baby bekommen, ihr Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachgeholt und wollte nun studieren.
Ihre Schwester hat bis 25 Zuhause gewohnt und wurde dort versorgt, während sie eine Ausbildung gemacht hat. Sie hat ein Auto zur Verfügung gestellt bekommen und es wurde immer vollgetankt. Sie musste nichts von ihrer Ausbildungsvergütung abgeben. Für ihr bestandenes Abitur hat sie 1000€ bekommen.
Meine Freundin fühlt sich jetzt benachteiligt, da sie nichts zum Abitur bekommen hat und ihre Eltern der Schwester die komplette Ausbildung finanziert haben, da sie Zuhause gewohnt hat und sich bei ihr eben so quer stellen.
Findet ihr die Eltern auch ungerecht oder meint ihr die Verantwortung für die Kinder endet, wenn sie ausgezogen sind? Würdet ihr deshalb den Kontakt komplett abbrechen?
Ich würde den Kontakt zu den Eltern nur abbrechen, wenn ich mit deren Verhalten mir gegenüber nicht klarkommen würde. Es würde für mich keine Rolle spielen, dass das Geschwisterkind ungerecht behandelt wird, darum geht es überhaupt nicht. Ich finde, dass man sich als Schwestern auch mal etwas gönnen sollte und nicht eifersüchtig aufeinander sein sollte. Man sollte eher lernen, wie Erwachsene damit umzugehen, auch wenn es nicht fair ist. Schließlich kann die Schwester nichts dafür, dass die Eltern so sind.
Du schreibst, dass sie sich von den Eltern zu sehr unter Druck gesetzt fühlt. Wurde sie denn auch verbal fertig gemacht oder wie hat sich das geäußert? Ich würde eher den Kontakt abbrechen, wenn sich die Eltern mir gegenüber so dermaßen daneben benehmen würden, dass ich psychische Probleme deswegen entwickle und eine "Heilung" bzw. Besserung nur durch einen Kontaktabbruch in Sichtweite wäre.
Ich finde die Thematik ist ziemlich komplex und jedes Elternpaar handhabt das anders. Wenn man jetzt so argumentiert, dass die Verpflichtung der Eltern endet, sobald das Kind ausgezogen ist, dann sind meine Schwester und ich das beste Beispiel dafür, dass Geschwister unterschiedlich behandelt werden. Meine Schwester beispielsweise wohnt schon seit über zwei Jahren alleine und sie bekommt Miete und Nebenkosten bezahlt während ich komplett auf mich alleine gestellt bin und das von Anfang an. Meine Schwester hat den ein oder anderen Nachhilfeschüler neben ihrem Studium, aber da das Saisonarbeit ist, verdient sie nie so viel Geld, dass es für einen ganzen Monat reichen würde inklusive Lebensmittel und Warmmiete.
Gerecht finde ich das auch nicht, weil wir eben beide studieren und da so ein krasser Unterschied gemacht wurde. Es ist ja auch nicht das erste Mal, dass meine Schwester dermaßen bevorzugt wird, sodass ich schon länger den Verdacht hatte, dass sie eben das "Wunschkind" ist und mich niemand wirklich haben wollte. Aber wegen dieser Ungleichbehandlung habe ich nicht den Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen, sondern weil sie sich grundsätzlich respektlos und rücksichtslos mir gegenüber verhalten haben und gerade meine Mutter mir immer das Gefühl vermittelt hat, dass sie alle besser dran wären ohne mich.
Vielleicht hätte sie auch erst ihre Ausbildung machen sollen und dann Kinder kriegen. Mit 28 Jahren sind die Eltern eben finanziell nicht mehr für ihre Kinder verantwortlich und vorher ging es doch auch zehn Jahre ohne das Geld der Eltern. Dass ihre Schwester finanziell mehr Unterstützung bekommen hat, mag ungerecht aussehen. Aber der Werdegang war eben komplett anders. Und ehrlich gesagt hätte ich selbst als Einzelkind nicht mit der finanziellen Unterstützung meiner Eltern rechnen können, wenn ich mit knapp 30 noch den Plan bringe, dass ich studieren will.
Ab einem gewissen Alter sollte man eben selbst die Verantwortung für sein Leben tragen und das in jeglicher Hinsicht. Vielleicht haben die Eltern es auch schon kommen sehen, dass das Studium nur ein Strohfeuer ist und haben deswegen auch die finanzielle Hilfe verweigert. Immerhin hat sie ja wohl recht schnell wieder hingeschmissen und scheint keinen richtigen Plan zu haben, wie sie ihr Leben gestalten will.
Da sie nun überlegt, ob sie allein aus finanziellen Gründen den Kontakt abbrechen soll, zeigt doch eigentlich recht deutlich, wie weit die geistige Reife ist. Ich dachte eigentlich, dass man mit 28 Jahren schon so weit differenzieren kann, dass man den Kontakt nicht an Bedingungen knüpft.
Ehrlich gesagt kann ich die Eltern schon ein bisschen verstehen. Wer mit 28 noch mal ein Studium anfängt mit Kindern, der müsste sich da eben auch selber irgendwie mehr bemühen und es muss einem auch klar sein, dass man dann eben auch alles erwirtschaften kann. Mit 28 sollte man das auch selber stemmen können.
Meiner Meinung nach denken die Eltern vielleicht, dass sie ihr Leben eher finanziell mehr in Griff hat. Dennoch finde ich es schon eher unschön, wenn man einem Kind alles und dem anderen Kind nichts bezahlt. Ob man nun deswegen gleich den Kontakt abbrechen muss, weiß ich nicht. Immerhin sind es ja die Eltern und vielleicht würde auch ein klärendes Gespräch etwas bringen, was man mit 28 hinbekommen sollte. Außerdem haben die Kinder ja auch immer den Kontakt zu den Großeltern verdient.
Vielleicht kann man den Kontakt ein bisschen einschränken. Das funktioniert super und die Eltern geben sich dann auch mehr Mühe, vorher sollte man aber auch erwähnen, was einen stört. Dann kommen die Eltern nämlich mal zum Nachdenken.
Ihr Vater hat ihr gesagt, sie muss das Studium abbrechen und soll warten bis sie 30 ist, damit sie elternunabhängiges Bafög bekommt. Die Eltern fühlen sich einfach nicht verantwortlich, dass kann ich auch nachvollziehen. Aber Eltern müssen nun mal die erste Ausbildung ihrer Kinder finanzieren und das wäre jetzt nun mal das Studium. Hätte sie früher studiert, hätten die Eltern auch zahlen müssen.
Ich glaube nicht, dass sie das Studium nicht ernst genommen hätte, denn sie hat in den letzten drei Jahren ihr Abitur nachgeholt und auch einen ganz guten Durchschnitt geschafft. Es ist ihr schon ernst gewesen. Für die Abendschule gibt es immer elternunabhängiges BaföG, da gab es deshalb keine Probleme. Davor bekam sie Hartz 4. Sicher hätte es anders laufen sollen, aber eigentlich macht es doch keinen Unterschied, wann die Eltern zahlen sollen. Es steht ihr doch zu. So sieht sie das zumindest.
Ich bin auch eher familienorientiert und würde mich auch sehr schwer tun, den Kontakt abzubrechen. Aber ich finde es auch nicht in Ordnung, die Tochter mit den Konsequenzen jetzt einfach stehen zu lassen. Sie hat Problem mit dem Arbeitsamt weil sie das Studium abgebrochen hat und bekommt immerhin weniger Geld als mit Bafög.
Sie hat es nur wegen den Eltern abgebrochen und die interessiert es nun nicht, was mit ihrer Tochter ist, während sie der anderen Tochter immer geholfen haben.
Man kann aber auch arbeiten gehen. Man muss ja nicht zu Hause hocken, auch bei der Abendschule muss man das nicht und es gibt so viele Menschen, die sich ihr Studium selber finanzieren müssen. Ich denke, dass es von ihr auch irgendwie unklug ist, wenn man unter den Voraussetzungen noch mal ein Studium beginnen will. Die Eltern kann ich schon irgendwie verstehen, wenn es vielleicht auch unfair herüber kommt.
Irgendwann muss man die Konsequenzen eben im Leben auch mal tragen und kann nicht immer nur Geld von anderen Menschen nehmen. Sie hätte ja auch eine Ausbildung machen können oder ein Teilzeitstudium machen können, damit sie arbeiten gehen kann. Sie scheint sich ja in letzter Konsequenz immer darauf zu verlassen, dass andere Menschen für sie zahlen und das ist doch sehr traurig.
In solchen Fällen gibt es klare gesetzliche Regelungen. Welche davon aber zutreffen, das wird wohl eher ein Anwalt oder die Sozialberatung an der Uni wissen.
Im Normalfall sind die Eltern für die erste Ausbildung unterhaltspflichtig, wenn sie nicht weniger als einen bestimmten Betrag für ihren eigenen Lebensunterhalt haben. Wenn die Eltern selbst zu wenig Geld haben bekommt man normalerweise Bafög, wenn die Eltern über der Grenze liegen, dann kann man Unterhalt eventuell auch einklagen. Das ist zwar nicht schön, aber eine Option.
Wenn die Tochter mit dem Vater des Kindes oder einem anderen Partner verheiratet ist, kann es sein, dass die Eltern tatsächlich nicht mehr unterhaltspflichtig sind, sondern der Ehepartner. Dann wäre es zwar ganz schön geizig, das Geschwisterkind zu bevorzugen, aber möglicherweise legal so weit ich das mit meinem Alltagswissen als Nichtjurist beurteilen kann.
Außerdem gibt es auch die Möglichkeit, einen Bildungskredit oder ein Stipendium zu beantragen. Manchmal hilft auch das. Auf jeden Fall sollte man sich bewusst sein, dass ein Studium mit Kind und vielleicht noch einen Job nebenbei sehr viel Durchhaltevermögen braucht. Das schafft längst nicht jeder.
Da Eltern allgemein nur bis zum 25. Lebensjahr zum Unterhalt verpflichtet sind, sehe ich hier keine Pflicht mehr bei den Eltern. Denn hier hat einfach die Tochter zu spät erkannt, was sie eigentlich will. In Ausnahmefällen müssen die Eltern zwar zahlen, bis das Kind 27 Jahre ist. Aber eben auch nur, wenn man es dem Kind nicht anlasten kann, dass es nicht früher fertig ist mit dem Studium.
Dass hier die Eltern beim Bafög noch mit berechnet werden, ist die eine Sache. Sich aber mit 28 Jahren noch sagen lassen, dass man sein Studium abbrechen soll, ist doch schon beschämenswert, wenn man es dann auch so macht. Wenn sie es wirklich ernsthaft wollte, dann würde sie auch durchziehen und Möglichkeiten finden zu finanzieren.
Ich sehe die Dinge etwas anders. Durchhaltevermögen hat sie längst bewiesen, sonst hätte sie ihr Abitur nicht in der Abendschule nachholen können. Dass sie das Studium nun angefangen hatte und ich denke auch gut klar kam, hätten ihr die Eltern mit einem monatlichen Betrag helfen können. Da sie nicht verheiratet ist, muss auch kein Ehemann für sie aufkommen.
Da aber die Eltern das Geld bestimmt haben für eine monatliche Unterstützung und sie der anderen Tochter finanziell unter die Arme greifen, sollten sie sich wirklich schämen, die Tochter in einer Notlage hängen zu lassen. Sie bemüht sich, dem Harz 4 zu entrinnen und ihr Studium zu vollenden, das sollte man anerkennen. Aber wahrscheinlich haben die Eltern etwas gegen ihren Freund, weil er auch nur vom Amt unterstützt wird. Anders kann ich mir das nicht vorstellen. Für die Eltern würde es auch nur bedeuten, dass sie zwei Jahre überbrücken müssten und das ist bestimmt machbar.
Tut mir leid, aber für solche Eltern, die ihre Kinder unterschiedlich behandeln, habe ich Null Verständnis. Eigentlich sollten sie gerade auf ihre Tochter stolz sein, dass sie es bisher trotz der Kinder geschafft hat, ihr Abitur nachzumachen und noch das Studium zu beginnen. Aber vielleicht ist es nur Neid bei ihnen, dass die andere Tochter nicht studiert.
Wenn sie keinen Wert mehr auf die Eltern legt, würde ich sie per Gesetz zwingen, zu helfen. Wenn sie den Nachweis über ihr Einkommen erbringen müssen ist ja noch gar nicht gesagt, dass sie überhaupt zahlen müssen. Sollte sie aber weiterhin Wert auf ein gutes Verhältnis zu den Eltern legen, würde ich nochmals mit beiden zusammen sprechen und alle Gründe mir vorab überlegen.
Es ist klar, dass sie zahlen müssen, denn es hat einen entsprechenden Bescheid vom Bafög Amt gegeben, der eben besagt, dass die Eltern die 650€ zahlen müssen und auch können, denn es wurde berechnet. Die Eltern waren auch beim Anwalt und der hat gesagt, dass es so dem Gesetz entspricht und er zwar Widerspruch einlegt, aber das nicht sehr erfolgsversprechend ist.
Arbeiten ist sicherlich schwierig neben dem Studium und den Kinder. Ihr Freund ist auch nicht so der Hellste, da würde ich meine Kinder auch nicht auf Dauer lassen.
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