Kontakt über Partnerbörse mit Rollstuhl überraschen?

vom 15.08.2015, 21:43 Uhr

Eine Bekannte von mir hat sich vor einer Weile von ihrem Mann scheiden lassen und seitdem ist sie auch auf unterschiedlichen Partnerbörsen unterwegs und sucht nach einem neuen Partner. Sie hat auch schon interessante Bekanntschaften geschlossen. Vor einiger Zeit hat sie bei einem Familientreffen auch von einem interessanten Kontakt zu einem sehr netten Mann erzählt, sie hat sogar dessen Foto gezeigt.

Nach einiger Zeit aber kam die große Enttäuschung. Sie hat den Mann getroffen und dieser saß im Rollstuhl. Sie fand das doch sehr dreist und überraschend, zumal sie sogar darüber geredet hatten Abenteuerurlaub zu mögen und er angeblich auch ihre Leidenschaft zum Wandern und Tauchen teilen würde.

Vermutlich hat er sich auf diese Weise bessere Chancen erhofft, aber ich denke nicht, dass er so Erfolg haben kann, denn in erster Linie fühlen sich seine Kontakte vermutlich nur betrogen. Findet ihr es in Ordnung, dass man bei einer Partnerbörse verschweigt, dass man im Rollstuhl sitzt? Wie würdet ihr bei einem Treffen reagieren?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wahrscheinlich hat derjenige schon die Erfahrung gemacht, dass andere eher negativ darauf reagieren und sich einen Partner im Rollstuhl nicht vorstellen können und daher hat er es verschwiegen. Er kann nichts dafür, dass er im Rollstuhl sitzt, aber es ist eben auch eine Sache, die ein Zusammenleben deutlich erschwert und auch das Leben für den Partner einschränkt.

Da sollte man ehrlich sein und es akzeptieren, wenn der andere keinen Partner im Rollstuhl will, das ist dann eben so. Wenn ich beispielsweise eine Augenfarbe habe oder andere körperliche Merkmale, die jemand nicht gut findet, dann kann ich den ja auch nicht anlügen und dann denken "na er wird schon darüber hinwegsehen". So funktioniert das einfach nicht.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 15.08.2015, 23:58, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Ich kann verstehen, dass er aus Angst vor der Reaktion auf seinen Rollstuhl dieses Detail eben erst einmal verschwiegen hat. Aber ich finde, dass er in diesem Fall wegen der Hobbies hätte ehrlich sein müssen.

Wenn ich im Rollstuhl sitzen würde, hätte ich Hobbies genannt wie Lesen oder Computer oder irgendetwas, was man eben auch im Sitzen machen kann. Da würde ich nicht behaupten, dass ich wandere und auf Abenteuerurlaub stehe, weil das ja schon eine ziemlich krasse Lüge ist, wenn man solche Hobbies angibt nur weil der andere diese toll findet.

Ich finde, dass der Schock bei einem Rollstuhl nicht so groß wäre, wenn man eben "Stubenhocker-Hobbies" angegeben hätte. Denn dann wäre es ja nicht so schlimm, wenn der andere nicht laufen kann, wenn der andere kein Problem mit diesen Hobbies gehabt hätte. Ehrlichkeit wäre aber definitiv sinnvoller gewesen.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde es nicht in Ordnung, so einen doch sehr wichtigen Fakt einfach zu verschweigen und dann zu hoffen, dass jemand bei einem ersten Treffen dann diesen Fakt als nicht so wichtig ansieht und sich trotzdem noch ein weiteres Mal mit der Person trifft. Ich kann es mir schon vorstellen, dass es für einen Menschen im Rollstuhl ungleich schwieriger ist, über so eine Internetseite den Partner fürs Leben zu finden.

Aber trotzdem finde ich, dass man mit Lügen oder dem Verschweigen von wichtigen Informationen nichts erreicht. Es ist doch klar, dass das heraus kommen muss und dass sich die Person, mit der man sich trifft, dann fragt, wobei noch gelogen wurde. Das würde ich mich in dem Moment zumindest fragen, weil dann ja die Informationen mit dem Wandern und Tauchen wohl auch erlogen waren.

Darum finde ich auf jeden Fall, dass man ehrlich sein sollte und nur auf diese Weise jemanden finden kann, der wirklich zu einem passt. Natürlich kann das bedeuten, dass man länger sucht als jemand, der nicht im Rollstuhl sitzt, aber dann hat man wenigstens gleich ein Date, bei dem man nicht erst mal erklären muss, warum man wichtige Informationen verschwiegen hat.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



In Ordnung war das sicher nicht, aber je nach Gefühlslage würde ich der Sache dennoch eine Chance geben, sofern die inneren Werte stimmen. Ich vermute dahinter auch keine böse Absicht, daher kann man nun nicht gleich sagen, dass man der Person gleich nicht mehr vertraut und sie ein böser Lügner sei.

» Bascolo » Beiträge: 3586 » Talkpoints: 0,29 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich finde es nicht in Ordnung so etwas wichtiges zu verheimlichen und schon gar nicht dann auch noch zu lügen, auch wenn es eine Notlüge ist. Sicherlich ist es schwerer als Rollstuhlfahrer einen Partner zu finden oder erst mal einen potenziellen Partner kennen zu lernen, deswegen hat man schon einen Funken Verständnis.

Dennoch ist dies der falsche Weg. Ich würde mir kräftig verarscht vorkommen, wenn mir einer erzählt, er würde gerne Wandern und dann im Rolli um die Ecke kommt. Auf welcher Basis soll denn eine Bekanntschaft beginnen, wenn man schon beim Kennenlernen lügt.

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» PinkPirate » Beiträge: 646 » Talkpoints: 2,35 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Wer sagt denn, dass man als Rollstuhlfahrer nicht wandern und tauchen kann? Wandern heißt ja nicht zwangsläufig, dass man zu Fuß herum läuft. Kann man es nicht wandern nennen, wenn man auf halbwegs gut zugänglichen Wegen durch die Gegend rollt und sich die Landschaft ansieht? Und Tauchen kann man wohl als Querschnittsgelähmter auch, so lange man die Arme noch bewegen kann. Warum also nicht so ein Hobby? Die Zeiten sind ja vorbei, dass man als Rollstuhlfahrer zur Untätigkeit verdammt war.

Wenn die Chemie stimmt, würde ich den Rollstuhl nicht als Ausschlussgrund sehen. Und vielleicht sollte man ehrlich sein. Aber ich gehe davon aus, dass man ab einem gewissen Alter schon die Erfahrung gemacht hat, dass es vermutlich relativ egal ist, wann man das zugibt, weil sowieso die meisten Leute kalte Füße bekommen und sich zurück ziehen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich finde es generell sogar eher gut, wenn man nicht direkt damit herausplatzt, dass man im Rollstuhl sitzt. Sehr viele Menschen haben leider Vorurteile und für viele Leute würde es wohl auch gar nicht in Frage kommen, einen Partner zu haben, der im Rollstuhl sitzt. Von daher finde ich es gut, dass man die Leute quasi dazu zwingt, erst einmal nach dem Charakter zu gehen, wenn man so etwas verschweigt. Immerhin würden dann wohl die die meisten Leute sofort das Interesse verlieren, wie ich mir vorstellen kann und dem Mann gar nicht einmal die Chance geben, ihn besser kennen zu lernen.

Nur weil man im Rollstuhl sitzt, ist man doch kein schlechterer Mensch. Man kann "nur" nicht laufen, aber heutzutage ist man ja auch mit Rollstuhl sehr mobil und kann sogar einige Sportarten ausüben. Von daher finde ich es ganz gut, dass er so gehandelt hat und ich würde das vielleicht auch so machen. Wenn es dann zum Treffen kommt, dann sieht der andere ja auch, was Sache ist, aber man bekommt dann ja wenigstens die Möglichkeit, sich kennen zu lernen und persönlich miteinander zu sprechen, was sonst vielleicht nicht der Fall wäre.

Ich finde das nicht schlimm, sondern verständlich. Mit Sicherheit hat der Mann auch schlechte Erfahrung in der Vergangenheit machen können, wenn er von Anfang an direkt ehrlich war, so dass er jetzt eben zu einer anderen Methode greift. Böse wäre ich ihm dafür aber nicht. Ein Rollstuhl sollte einer Beziehung nicht im Weg stehen und viele Rollstuhlfahrer wollen eben auch nicht nur auf ihre Behinderung reduziert werden, so dass sie das auch bewusst nicht ansprechen, weil sie sich so fühlen wollen, wie andere Menschen auch und eben genau die gleichen Chancen bekommen wollen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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