Komisch im Studium nie in der Bibliothek gewesen zu sein?

vom 04.12.2015, 16:45 Uhr

Eine Bekannte von mir studiert an derselben Uni wie ich, nur eben in einem anderen Studiengang. Wir haben uns durch einen gemeinsamen Sprachkurs kennengelernt.

Sie schreibt gerade ihre Bachelorarbeit und muss noch sehr viel Literatur recherchieren. Sie hat jedoch ziemliche Probleme, sich in der Bibliothek zurechtzufinden, sodass ich ihr erst einmal erklären musste wie der Suchkatalog im Internet funktioniert, was man dabei beachten muss und wie man seine Bücher findet. Das wusste sie alles nicht, weil sie vorher nie den Bedarf hatte, in die Bibliothek zu gehen.

Ich meine, wenn die Dozenten regelmäßig Skripte zur Verfügung stellen und man keine Hausarbeiten oder Referate vorbereiten muss, dann ist eine umfassende Literaturrecherche in der Bibliothek auch überflüssig finde ich. Komisch finde ich es dennoch, wenn man quasi kurz vor dem Abschluss zum ersten Mal in die Bibliothek geht.

Wie seht ihr das? findet ihr es komisch, im Studium praktisch nie in der Bibliothek gewesen zu sein? Gehören Bücher und die Bibliothek für euch zu einem "richtigen" Studium dazu?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Als Bibliothekarin an einer kleinen, geisteswissenschaftlich geprägten Hochschule finde ich es vor allem schade, dass nur ein Teil der Studierenden unsere Angebote auch nutzt. Wir könnten ihnen einen Haufen Arbeit ersparen und mit Rat und Tat zur Seite stehen, was Referate und Hausarbeiten angeht, aber mehr als die Werbetrommel rühren können wir auch nicht.

Komisch finde ich es jedoch nicht, wenn jemand auch ohne Bibliothek zumindest einen Bachelorabschluss schafft. Oft werden die prüfungsrelevanten Skripten und Literaturhinweise auf elektronischem Weg verbreitet, und grundlegende Fähigkeiten im Umgang mit Bibliotheken und Katalogen werden allem Anschein nach nicht mehr verlangt oder vorausgesetzt, wenn jemand einen guten Abschluss machen möchte. Und die wenigsten Studenten machen sich die Zusatzarbeit, sich auf eigene Faust mit derlei Themen zu beschäftigen, was ich auch verstehen kann.

Sobald aber die Masterarbeit oder gar die Dissertation ins Haus stehen, habe ich jedoch auch schon öfter die Erfahrung gemacht, dass die Bibliothek auf einmal interessant wird und eventuelle Lücken in der Informationskompetenz hastig geschlossen werden müssen, weil man sonst gerade in den traditionellen Geisteswissenschaften nicht besonders weit kommt. Ganz nutzlos scheint die Bibliothek dann doch nicht mehr zu sein.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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