Kollegen aufgrund des Alters bestimmte Aufgaben abnehmen
Bei uns in der Pflege ist es meist so, dass wir doch vom Alter her sehr unterschiedlich sind. Grade auf meiner alten Station war es so, dass das Team doch eher durchwachsen war - es gab einige wenige sehr junge wie mich, ein paar "mittelalte" so um die 30 bis 35 und dann eben die älteren Kollegen über 50 bis fast Anfang 60. Diese waren dementsprechend körperlich nicht mehr so fit wie ich es mit 23 bin und die jungen Männer waren natürlich um einiges kräftiger als ich mit meinen 1.64 Meter, wenn diese fast 2 Meter groß waren und regelmäßig Kraftsport gemacht haben.
Bei uns auf der Station hat es immer sehr gut funktioniert, dass wir uns gegenseitig geholfen haben und eben auch den älteren Kollegen bestimmte Aufgaben abgenommen haben, wie zum Beispiel das Lagern und Drehen von schweren Patienten, die sehr unhandlich sind. Wenn wir zu dritt im Spätdienst waren, dann haben das zum Beispiel ein anderer junger Kollege und ich gemacht, während unsere ältere Kollegin dann eben schon bei unseren Patienten noch mal die Vitalwerte gemessen hat oder ähnliches - Aufgaben, die für sie nicht ganz so belastend sind vom rein Körperlichen her. Sie hat zwar nie danach gefragt oder es verlangt, aber mein Kollege und ich haben immer darauf bestanden, dass wir es so machen - man muss die Leute ja nicht unnötig verheizen.
Wie ist das bei euch auf der Arbeit? Wird da auch Rücksicht auf die älteren Kollegen genommen, sodass die Jüngeren den Älteren bei der körperlich schweren Arbeit auch eher mal zur Hand gehen oder sie ihnen vielleicht auch komplett abnehmen? Oder seid ihr vielleicht, wie Gott sei Dank nur sehr wenige bei uns, der Meinung, dass jeder für das gleiche Geld die gleiche Leistung bringen muss, unabhängig vom Alter? Für mich eine unverständliche Einstellung, denn alt werden wir alle mal und sind dann froh, wenn die jüngere Generation uns ein wenig entlastet.
Man muss schon gegenseitig Rücksicht nehmen finde ich und wenn ich weiß, dass jemand etwas nicht mehr so gut kann, was ich noch gut kann, dann mache ich das auch ohne Diskussion darüber führen zu müssen. Das habe ich schon immer so gemacht und werde das auch immer so machen. Man selber wird ja auch mal alt und dann wünscht man sich ja auch Hilfe, deswegen finde ich, dass man da unterstützend tätig werden muss, wenn man mitbekommt, dass da jemand Hilfe braucht, weil er es nicht mehr gut kann.
In dem Altenheim, in dem ich in der Küche gearbeitet habe, gab es beispielsweise eine Pflegerin, die einen kaputten Rücken hatte, der immer mal wieder Ärger gemacht hat. Wenn ich das mitbekommen habe, habe ich den Leuten mit ihr zusammen beim Aufstehen geholfen und beim Hinsetzen in den Rollstuhl. Dafür hat sie mir dann auch geholfen, damit ich keinen zeitlichen Verlust habe.
Ich bin auch der Meinung, dass es zu einem harmonischen Zusammenleben einfach gehört, sich gegenseitig zu helfen und Rücksicht zu nehmen. Das Alter, aber auch sonstige Einschränkungen machen vor niemandem Halt, und ich finde schon, dass man andere so behandeln sollte, wie man es sich selber in einer vergleichbaren Situation wünschen würde. Rein ethisch gesehen gilt das in meinen Augen privat ebenso wie am Arbeitsplatz oder sonstwo.
Aber andererseits finde ich doch auch, dass sich die diversen Arbeitgeber so bequem aus ihrer Fürsorgepflicht herauswinden können, wenn sich die MitarbeiterInnen allzu bereitwillig damit arrangieren, dass die Arbeit zu viel oder zu anstrengend für Teile der Belegschaft ist. So macht man es manchen Arbeitgebern meiner Meinung nach zu einfach, die Belegschaft auszunutzen und ein Maximum an Leistung herauszupressen.
Sprich, es ist menschlich schön und lobenswert, der Kollegin mit dem kaputten Rücken das schwere Heben abzunehmen, aber noch schöner wäre es, jemanden einzustellen, der körperlich belastbar ist und die Aufgaben so zu verteilen, dass sich niemand über Gebühr abrackern muss. Aber solange der Laden immer noch irgendwie läuft, besteht in den Augen der "Oberen" auch kein Druck, daran etwas zu ändern.
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