Könnt ihr mit Freunden über Gehälter sprechen?
Da die meisten meiner Freunde innerhalb der letzten sechs bis zwölf Monate ihr Studium beendet und einen Jobeinstieg gefunden haben, war das Einstiegsgehalt eigentlich Dauerthema. Die meisten meiner Freunde gehen auch sehr offen mit diesem häufig sensiblen Thema um, was natürlich bei dem selben Abschluss unter Berufseinsteigern hilfreich ist. So bin ich selber mit meinem Gehalt ziemlich genau in der goldenen Mitte unter meinen ehemaligen Kommilitonen gelandet und weiß somit, dass ich mich zumindest nicht unter Wert verkauft habe.
In anderen Kreisen würde ich aber eher nicht über mein Gehalt sprechen. Dafür habe ich zu viele Freunde, die aus privilegierten Familien stammen, Papas vorgegebenen Weg zum Arzt oder Anwalt eingeschlagen haben und dadurch einfach andere Vorstellungen von einem guten Einstiegsgehalt haben als ich. Dass sie besser verdienen, ist natürlich selbstverständlich und bei solchen Berufsgruppen legitim, nur leben solche Leute auch häufig im Elfenbeinturm und schauen auf andere mit weniger herab. Hier würde ich das Thema Gehalt deswegen auch eher als Tabu bezeichnen.
Könnt ihr in eurem Freundes- und Bekanntenkreis über Gehälter sprechen? Oder seht ihr das eher als Tabu an?
Dass ein Arzt immer automatisch gut verdient halte ich mal für ein Gerücht, aber ganz davon abgesehen kann ich mit Freunden auf jeden Fall über alles reden und daher auch über Geldangelegenheiten und daher reden wir auch schon mal über Verdienste. Vor ein paar Jahren hatten wir ein abendfüllendes Gespräch dazu. Ein Freund hatte sich eine neue Arbeit gesucht und für ihn war es wichtig eine gewisse Summe zu verdienen, was er auch beim Bewerbungsgespräch so deutlich gemacht hat. Deswegen füllten wir dann mit solchen Gesprächen den Abend. Es wurde dann darüber geredet was man eigentlich braucht, ob nicht Zufriedenheit wichtig ist und so weiter.
Ärzte verdienen tatsächlich nicht immer gut, besonders wenn sie einfach nur ohne besonders herausgehobene Position in einer Klinik angestellt sind. Grundsätzlich spreche ich nicht gerne darüber, was ich verdiene, weil ich davon ausgehe, dass ich mehr verdiene als die meisten meiner Bekannten und ich will nicht, dass es dann heißt "ach du verdienst ja hier am meisten, lad uns doch mal zum Essen ein" usw. Sowas passiert schnell, das habe ich schon erlebt. Aus dem Grund spreche ich mir Freunden nicht über mein Gehalt.
Können bestimmt, aber ich sehe es auch als nicht besonders angenehmes Thema an. Die gesellschaftlichen Gepflogenheiten ("Über Geld spricht man nicht") spielen zwar hier eindeutig den Arbeitgebern in die Hände, aber wenn man nicht in vergleichbaren Branchen arbeitet, hilft es ja auch etwa bei Gehaltsverhandlungen nicht, den Chef damit zu konfrontieren, dass der Kegelkumpel Hannes zwei Städte weiter aber 200 Euro mehr im Monat verdiene.
Und die verbreitete Diskrepanz in den Löhnen sorgt ebenso dafür, dass in meinen Augen keine entspannte Plauderei darüber entstehen kann. Ich im Öffentlichen Dienst darf mich gefühlt alle fünf Jahre über einen hart erkämpften zweistelligen Betrag freuen, und möchte mir gerade von den etwas privilegierteren Freunden und Bekannten nicht anhören: "Dann geh doch zu deinem Chef und hau auf den Tisch!" oder schlimmer noch "Dann mach Teilzeit wie ich! Die Kinder sind zwar schon 13 und 16, aber mein Mann verdient genug! Und dafür sehe ich ihn auch selten, haha." Und wieder ander schlagen sich noch unter ganz anderen Bedingungen durch.
Ich finde generell, dass Jobthemen eher unangenehm sind und unterhalte mich lieber über die schönen Dinge des Lebens, wenn es nicht gerade mal wieder nachts um zwei existenziell wird mit den Gesprächsthemen und die sozialen Konventionen fallen.
Naja es kommt auf die Freunde an. Es gibt ja Menschen, die von Natur aus höchst neidisch sind und dann auch noch keinerlei Vorstellung davon haben, was einige Menschen für ihr Geld tun müssen. Mit solchen Menschen würde ich jetzt auch nicht zwingend über mein Gehalt reden, auch wenn wir gut befreundet sind.
Auf der anderen Seite ist es aber so, dass ich zwar ganz gut verdiene, aber im Prinzip zu fast 100 Prozent nach Tarif bezahlt werde, der eigentlich sogar einsehbar ist. Natürlich kommt dann auf mein Grundgehalt noch immer eine Zusatzvergütung für regelmäßige Mehrarbeit oben drauf, aber selbst die kann man sich mit dem Tarifvertrag eigentlich ausrechnen.
Und insgesamt ist es doch eh so, dass die Gehälter gar nicht so geheim sind, wie oft getan wird. Viele Menschen arbeiten eh nach Tarifvertrag, da muss man einfach nur nachschauen, wenn einen das interessiert. Und auch in den Branchen, in denen nicht nach Tarif bezahlt wird, findet man doch mit etwas Internetrecherche auch recht schnell einen groben Korridor heraus, was da so bezahlt wird, dass man da eigentlich nicht mehr aus den Wolken fallen sollte, wenn mal Summen genannt werden.
Das Hauptproblem ist aber eben nach wie vor, dass es einfach zu viele Menschen gibt, die gleich die große Neidkeule herausholen, wenn sie dann auch ins Gesicht gesagt bekommen, dass jemand mehr Geld verdient, selbst wenn er dafür hart arbeitet. Das ist das einzige was mich stört.
Ich denke man sollte nicht mit jedem darüber sprechen aber im engsten Kreise und bei Freunden die ich lange kenne ist es vollkommen in Ordnung und auch normal. Denke man kann sich dadurch viel besser selber einordnen und merkt vielleicht, dass einem das Unternehmen nicht so angemessen zahlt, wie es vielleicht sollte. Nur dadurch kann man auch Vergleichswerte haben die man sonst eher selten bekommt, da man ja tatsächlich nicht mit jedem über das Thema spricht. Finde den Austausch deshalb für mich auch sehr wichtig um einfach mehr Erfahrungen zu sammeln, was in den verschiedenen Berufen angebracht ist.
Ich habe kein Problem damit mit meinen Freundinnen über mein Gehalt zu sprechen zumal wir eh alle in anderen Branchen arbeiten und alle einen anderen Bildungs- bzw. Weiterbildungsstand haben. Ich gönne meinen Freundinnen ihr Gehalt und sie "gönnen" mir meines.
In Bezug auf mein Gehalt setze ich das "gönnen" bewusst in Anführungszeichen, weil mein Gehalt im Vergleich zu den anderen eher im Niedrigbereich liegt. Lediglich eine Freundin verdient fast 500,- Euro weniger brutto, obwohl sie einen weit verantwortungsvolleren und anspruchsvolleren Beruf hat als ich. Aber sie ist glücklich in ihrem Beruf und möchte sich nichts anderes besser bezahltes suchen, deswegen begegnet sie mir da auch nicht mit Neid.
Ich persönlich habe das Gefühl, dass ich diesbezüglich bei meinen Freunden da kein Blatt vor den Mund nehmen muss. Im Prinzip verstehen sie deshalb auch, warum es mir nicht möglich ist x-Mal im Monat mit ihnen etwas Trinken oder Essen zu gehen bzw. kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte & Co. zu besuchen. Trotz unserer doch sehr unterschiedlichen Vermögensverhältnisse liegen wir menschlich doch auf einer Wellenlänge und das ist das, was für uns zählt.
Würde ich einen neuen Job suchen und mich in einer Branche bewerben, in der sich einer meiner Bekannten oder Freunde befindet, dann wäre ich auch dankbar wenn ich einen Anhaltspunkt dafür hätte, in welchem Gehaltsbereich ich meine Forderungen stellen könnte. Ich erwarte von keinem meiner Freunde eine detaillierte Offenbarung seiner Vermögensverhältnisse, aber würde mich schon über einen Ratschlag freuen.
Ich habe auch kein Problem damit, ganz offen zu sagen was ich verdiene und was ich mir im Endeffekt auch eigentlich eher später vorstelle. Durch die ganzen neuen Möglichkeiten gewisse Beträge und Gehälter so oder so im Internet nachzuschauen, sehe ich keinen Grund ein Geheimnis daraus zu machen.
Sollte ich aber Freunde oder so haben, die darüber nicht sprechen wollen, akzeptiere ich diesen Umstand natürlich sofort. Nicht jedem ist dieses Thema angenehm und daher finde ich, sollte man immer Respekt zeigen.
Also ich kenne auch von allen meinen Freunden das Gehalt und kann da auch mit allen drüber reden. Aber von denen verdienen eigentlich alle ähnlich wie ich, oder sogar ein paar hundert Euro weniger.
Ich kenne aber auch Menschen (nicht in meinem Freundeskreis) denen überhaupt nicht klar ist, womit die meisten Menschen so leben und auch leben können. Ich hatte doch tatsächlich auf einem Geburtstag einer Freundin mal eine Diskussion mit einer älteren Dame, die sich beschwerte, dass sie auf ihre 2000€ Witwenrente noch Steuern zahlen müsse. Witwenrente wohl gemerkt, da kommt die normale Rente noch zu. Damals dachte ich mir nur, ich würde auch gern so viel im Monat haben und gehe arbeiten...
Ich sehe absolut kein Problem darin, offen über den eigenen Verdienst zu sprechen. Es ist doch schon sehr typisch für unser Land, dass daraus ein solches Geheimnis gemacht wird. Ich wüsste tatsächlich auch gar nicht, wieso ich mein Gehalt verschweigen sollte? Da ich sowieso im öffentlichen Dienst tätig bin, könnte sich das aber ehrlich gesagt auch jeder selber ausrechnen.
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