Könnt ihr bei einem Streit auf Vorwürfe verzichten?
Ich habe schon öfter davon gehört, dass es bei einem Streit unheimlich wichtig ist, auf Vorwürfe zu verzichten. Gerade bei einem Streit mit dem Partner sollen Vorwürfe absolut fehl am Platz sein, auch wenn einem so einiges auf dem Herzen liegt. Wird der Partner mit Vorwürfen konfrontiert, dann soll er wohl automatisch auf stur schalten, weil er sich angegriffen fühlt und sich verteidigen will. So soll man nicht weiter kommen. Viel besser wäre es dagegen, seine Punkte zu äußern, ohne dabei Vorwürfe zu machen.
Statt "Nie bringst du den Müll raus" soll es wohl wesentlich besser sein, wenn man stattdessen sagt: "Ich würde mir wünschen, dass du nun auch ab und zu den Müll raus bringst." So soll der Partner sich nicht angegriffen fühlen und der Streit soll dann auch nicht so schnell eskalieren, so dass man diesen schneller klären kann.
Ich muss sagen, dass ich diesen Ratschlag sehr gut finde, wobei ich bei einem Streit jedoch gar nicht darauf achte, ob ich nun Vorwürfe mache oder nicht. Bei einem lauten Streit neigt man ja oft dazu, etwas zu sagen, ohne groß darüber nachzudenken. Man möchte einfach loswerden, was einem auf dem herzen liegt, ohne sich erst die Sätze im Kopf zurechtzulegen. Von daher denke ich dann gar nicht an so etwas.
Könnt ihr bei einem Streit tatsächlich auf Vorwürfe verzichten und achtet ihr darauf, dass ihr Vorwürfe in Wünsche umformuliert? Kann diese Methode Streitereien abmildern?
Ich glaube schon, dass diese Methode durchaus helfen kann, einen Streit gar nicht erst eskalieren zu lassen. Allerdings gebe ich zu meiner Schande zu, dass ich nicht immer darauf achte. Wie du schon sagst sagt man manchmal im Eifer des Gefechts das, was man denkt und denkt gar nicht großartig darüber nach ob die Formulierung möglicherweise "unpassend" ist.
Ich finde das auch total normal, dass wir Menschen eben auch Fehler machen und nicht perfekt sind. Ich bemühe mich schon darauf zu achten eben diese Wünsche zu formulieren, aber wenn das Fass voll ist und ich platze dann legt sich bei mir ein Schalter im Gehirn um und mir ist die Formulierung so ziemlich egal.
Ich finde die Methode theoretisch auch super und kann sie auch gut bei meinen Kindern umsetzen. Bei meinem Partner ist es aber anders. Wenn wir uns mal streiten, dann mache ich meinem Partner trotzdem Vorwürfe auch wenn ich es nicht möchte. Es kommt dann einfach so über mich und meistens schaukelt es sich dann auch hoch, weil mein Partner auch anfängt, mir Vorwürfe zu machen.
Zum Glück streite ich mich nur sehr selten mit meinem Partner. Und wir versuchen auch immer sachlich und fair zu bleiben, aber leider klappt es nicht immer. Je mehr sich der Streit hochschaukelt, desto blöder werden die Vorwürfe.
Meine Spezialität bei einem Streit sind eher die Drohungen. Vorwürfe kann ich mir ganz gut verkneifen. Drohungen sind natürlich auch schlechter Stil, von dem ich wegzukommen versuche.
Meistens gelingt es uns bei einem Streit recht gut, halbwegs sachlich zu bleiben. Schließlich heißt es bei uns: "Wir zwei gegen das Problem!" und nicht "Wir zwei gegeneinander und das Problem steht verwirrt daneben!" Natürlich geht mir auch manchmal der Gaul durch und ich fange an zu schimpfen, aber ich bin zumindest redlich bemüht, mich im Griff zu haben und mein Verhalten sowie das Problem irgendwie fair zu analysieren.
Manchmal ist der Auslöser für einen Streit beispielsweise gar nicht die berühmte offene Zahnpastatube, sondern ich habe mich anderweitig geärgert, schlecht geschlafen oder sollte mal wieder meine Schilddrüse checken lassen. Wenn ich mir das vor Augen führe, fällt es mir eigentlich recht leicht, das Problem von meiner momentanen emotionalen Verfassung zu trennen.
Und ich bin auch mit Entschuldigungen und Erklärungen leicht bei der Hand, wobei es auch hilft, einen wenig nachtragenden Lebensgefährten zu haben, der umgekehrt auch reflektiert genug ist zu sagen: Sorry, eigentlich ging es gar nicht um den verschwitzten Werkstatttermin, sondern darum, dass mich mein Chef mal wieder blöd angemacht hat.
Ich denke, dass genau Vorwürfe immer das Problem bei einem Streit sind. Wenn eine Person anfängt der anderen Person Vorwürfe zu machen, dann ist man eigentlich schon nicht mehr in der Lage auf einer neutralen Ebene miteinander das Problem zu diskutieren und die Gemüter heizen sich auf einer emotionalen Ebene mehr und mehr hoch. Dementsprechend sollte man versuchen Vorwürfe zu vermeiden.
Allgemein sollte man bei einem Streit neutral bleiben und versuchen keine direkten Vorwürfe oder Ansprachen zu machen. Hier empfiehlt es sich in der "Ich" Perspektive zu sprechen, damit die andere Person sich nicht angegriffen fühlt. Zum Beispiel klingt es besser zu sagen: "Ich fühle mich von dir vernachlässigt", als wenn man sagt "Du vernachlässigst mich". Die zweite Form klingt viel vorwurfsvoller und wird am Ende viel weniger zu dem Ergebnis führen, was man eigentlich haben will - nämlich Aufmerksamkeit.
Das ist ein sehr schwieriges Thema, weil wahrscheinlich die meisten Menschen gerne dazu neigen, dass sie auf einmal alte Dinge heraus kramen, um sie vorwurfsvoll als Waffe zu benutzen. Gerade dann, wenn man selbst der Auslöser für ein Streit war/ist, sodass dann natürlich auch ausgesprochen gerne eine Verteidigungsrolle eingenommen wird, in der man letzten Endes zum Angriff mit Vorwürfen übergeht.
Früher als Jugendliche kann ich mich von diesem Verhalten nicht freisprechen. Doch auch als Erwachsene habe ich immer mal wieder damit zu kämpfen gehabt, dass ich alte Dinge, die mich immer gestört haben, auf den Tisch werfe. Gleichwohl ich diese Themen auch immer persönlich schon ohne Theater angesprochen habe, nahm ich diese Vorwürfe dann aber als Beweggrund, mal richtig auszuholen und dann los zu legen. Keine faire Sache.
Heutzutage versuche ich immer recht sachlich zu bleiben und mir das eigentliche Problem für gewisse Auslöser anzugucken. Ich habe nichts davon, wenn ich meinem Freund drohe oder ihm mit Vorwürfen komme, dann macht der sowieso recht schnell dicht. Der ist da ausgesprochen seltsam und reagiert mit Pech dann gar nicht, was mich ohnehin mehr auf die Palme bringen würde und das ist ihm dann auch egal.
Er hat zumindest so erreicht, dass ich keine Vorwürfe mehr nutzen muss und leichte Drohungen auch nicht. Wir reden dann nach einer gewissen Abkühlung ganz in Ruhe darüber und schauen, wo das eigentliche Problem herkam, wie wir es lösen können und diese Situation zukünftig bitte vermeiden können. Klingt einfacher als es manchmal ist, aber auch nicht so kompliziert.
Ich kenne aber auch Menschen, die den ganzen Tag mit Vorwürfen arbeiten. Sie holen alles raus, auch wenn es zehn Jahre alt ist, um es als Waffe im Angriff im Streit nutzen zu können. Das sind für mich Marotten, die ich bis heute nicht nachvollziehen kann, weil wenn das Thema durch ist, ist es durch. Das ist dasselbe wie mit Leuten, die das Fremdgehen verziehen haben und es immer wieder hochholen müssen, wenn Streit ist. Kann ich nicht nachvollziehen.
Es stimmt das es besser ist wenn man bei Streitigkeiten auf Vorwürfe verzichtet. Denn tatsächlich ist es so das man sofort in Verteidigungshaltung geht wenn man einen Vorwurf an den Kopf geworfen bekommt. Und dies ist eine denkbar schlechte Ausgangsposition um eine Lösung, für ein offensichtlich bestehendes Problem, zu finden. Einem selber geht es ja auch so das man sich schnell angegriffen fühlt wenn einen der Partner mit Vorwürfen konfrontiert. Eventuell fühlt man sich sogar verletzt. Dann noch auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen stelle ich mir schwierig vor.
Früher habe ich meinem Mann auch oft Vorwürfe gemacht wenn wir gestritten haben. Meistens in Situationen in denen ich selber nicht weiter wusste. Heutzutage habe ich mir angewöhnt ganz klar (und manchmal sogar laut) Stopp zu sagen und den Streit somit zu unterbrechen wenn es zu hitzig wird. Manchmal löst sich der Streit sogar von selbst auf wenn beide erst einmal runter kommen können und ggf. eine Nacht darüber schlafen. Meistens wird ja eh wegen Kleinigkeiten gestritten die einem im Nachhinein nichtig vorkommen und man den Streit umgehend bereut. So kann man zumindest Verletzungen und Demütigungen von vornherein vermeiden.
Übrigens hasse ich es regelrecht wenn jemand Sätze mit „Du bist immer...“ oder „Du machst nie...“ beginnt. Denn das sind immer Übertreibungen. Meistens fallen solche Sätze für allem gegenüber Kindern. „Du hörst nie auf mich.“ oder „Immer muss ich für dich aufräumen.“ etc. Diese aussagen sind schlicht falsch und werten den anderen ab. Das Kind hört bestimmt hin und wieder, wenn nicht sogar die meiste Zeit, und räumt sicher auch oft mit auf. Sowie der Partner mit Sicherheit auch hin und wieder den Müll mit raus nimmt. Dann sollte man eher Kommunizieren das man es sich wünschen würde das er den Müll öfter mit raus nimmt bevor man mit solchen Vorwürfen um die Ecke kommt.
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