Könnt ihr abstrakt denken?
Im Studium werde ich oft mit sehr abstrakten Theorien und Erklärungsmodellen konfrontiert, die ich nicht immer unbedingt auf Anhieb verstehe. Ich habe festgestellt, dass mir dieses abstrakte Denken überhaupt nicht liegt. Ich bin ein Mensch, der ein praktisches Fallbeispiel braucht, um zu kapieren, was mir ein bestimmtes Modell oder eine bestimmte Theorie überhaupt sagen will.
Manchmal kann ich bestimmte Theorien oder Modelle auch durch eigene Erfahrungen belegen, sodass ich diese mir leichter merken kann. Irgendwelche Abstraktionen mit Faktor A, B oder C sind mir zu hoch und ich kann sie mir nur sehr schwer merken, weil mir eben der Bezug dazu fehlt.
So musste ich an meiner alten Universität zwei Semester Wirtschaftswissenschaften belegen, leider. Der Dozent hat ziemlich viel abstraktes Zeug von sich gegeben von irgendwelchen Grafen und Variablen und auch Grafiken, ähnlich dieser hier an die Wand geworfen. Ich muss ehrlich sagen, dass mir solche Grafiken zu abstrakt sind und dass ich sie ohne passendes Fallbeispiel überhaupt nicht verstehen kann.
Ich bin aber auch schon Menschen begegnet, die mir derartig abstraktem Denken gar keine Probleme hatten. Diese Menschen brauchen so eine Grafik nur zu sehen und die Überschrift zu lesen und haben dann keinerlei Probleme damit, sich den Rest selbst herzuleiten.
Wie ist das bei euch? Könnt ihr abstrakt denken? Habt ihr Mühe, die kompliziertesten Theorien und Grafiken ohne weitere Erklärung zu verstehen? Oder braucht ihr immer ein Anwendungs- bzw. Fallbeispiel so wie ich, weil euch das sonst zu kompliziert ausgedrückt ist?
Das hängt bei mir immer von der Materie ab... in manchen Bereichen fällt mir das abstrakte Denken schon leichter aber in anderen Bereichen (wie z.B. Mathe, Physik oder Chemie - die typischen Schulfächer, mit denen ich immer Probleme hatte) brauche ich schon praktische Beispiele, anhand derer mir Theorien und Modelle erklärt werden müssen.. das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und jeder hat eine eigene Art sich solche Modelle zu merken bzw. sie überhaupt zu verstehen.
Auch bei mir kommt es darauf an, um welchen Bereich es sich handelt. Wenn ich an die Jauch-Sendung “Wer wird Millionär” vergangener Woche denke, habe ich kaum etwas verstanden. Es war dort ein Student, der seinen Doktor machte in Astrophysik. Er erklärte das Thema seiner Doktorarbeit auf Anfrage von Günther Jauch. Die Erklärung wurde total hektisch und hibbelig gegeben. Für ihn war es sicherlich ganz normal, was er da sagte, aber verstanden habe ich kaum etwas. Damit konnte ich nichts anfangen.
Mit dieser Grafik kann ich auch überhaupt nichts anfangen, aber das liegt vor allem daran, dass ich von der Materie keinen Schimmer habe. Wenn das nötige Hintergrundwissen fehlt, nützt ein generelles Talent zum "abstrakten Denken" überhaupt nichts.
Aber generell würde ich schon von mir behaupten, abstrakt denken zu können. Ich finde es sogar höchst interessant, beispielsweise von konkreten Beispielen Schlussfolgerungen auf allgemeine Theorien zu ziehen, oder Muster zu erkennen, oder aus individuellen Situationen heraus Zusammenhänge herzuleiten oder Vorhersagen für die Zukunft zu treffen.
All dies stellt für mich Beispiele für abstraktes Denken dar, die nicht zwangsläufig etwas mit Mathematik oder Physik zu tun haben. Hätte ich damit nennenswerte Schwierigkeiten, würde ich immer in der Einzelsituation und beim konkreten Beispiel stecken bleiben.
Genau solche tollen Berechnungen waren mein täglich Brot nach Studium Nummer 2. Ich finde so etwas geradezu selbsterklärend. Das ist einfach Mikroökonomie. Aber, ich finde, wenn man mit Mathematik gut zurechtkommt ohne etwas dafür tun zu müssen, dann ist das keine besondere Leistung sondern Veranlagung.
Ich hatte lange Zeit Probleme mit Mathematik, ich habe ohne Ende gelernt und konnte geradeso auf einer 3 halten. Leute, die so etwas konnten, versetzten mich in neidvolles Staunen. Denn ich verstand immer nur Teile und jedes Stück war mühsam erarbeitet.
In der Oberstufe platzte der Knoten. Ich dachte, das ewige Lernen hat endlich etwas gebracht und lachte jeden aus, der mir riet, Mathematik zu studieren. Meine Abneigung war ungebrochen, ich hatte nicht ansatzweise das Gefühl, halbwegs gut zu sein.
Studiert habe ich ziemlich mathefrei. Dann konnte ich nach dem ersten Studium nicht in dem Job arbeiten. Studium 2 musste für einen reinen Bürojob sein. Und der Prof schrieb mit der einen und wischte mit der anderen Hand aus.
Ich kam mit, einfach so und unter Zeitdruck. Plötzlich verstand ich das einfach so. Während andere Leute schwitzen und ackern mussten, war das für mich vollkommen klar. Die Pause hat mir die lähmende Angst genommen. Deshalb halte ich ein Können eher für ein Talent, denn ich weiß zu gut, wie man trotz Fleiß nur schwer durchsteigt und mitkommt.
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