Können monetäre Anreize befristete Anstellungen vermeiden?
Eine Bekannte von mir kritisiert den Mindestlohn in Deutschland. Ihrer Meinung nach müsste man diese Regelungen anpassen und perfektionieren. Denn wenn man den Mindestlohn für befristete Arbeitsverhältnisse höher ansetzen würde als den Lohn für befristete Tätigkeiten, dann würde es keine befristeten Arbeitsverträge mehr geben, da die Nachfrage einfach abnimmt. Diese Methode soll in Australien erfolgreich angewendet werden.
Was haltet ihr von dieser Methode? Können derartige monetäre Anreize wirklich dazu führen, dass befristete Anstellungen von Arbeitnehmern eher gemieden werden? Ist es nicht eher so, dass man zwangsläufig auch andere Jobs annehmen müsste, wenn man ansonsten seine Existenzgrundlage nicht sichern könne? Was haltet ihr von dieser Idee? Sollte man das in Deutschland gesetzlich ebenfalls einführen oder ist das Quatsch?
Und was soll das im Endeffekt mit sich ziehen? Steige ich den Mindestlohn für befristete Anstellungen, warum sollte ich mich dann noch unbefristet anstellen lassen? Von daher ist das für mich zu kurzfristig gedacht, denn wenn man flexibel ist vom Job her und nahezu alles machen würde, dann findet man auch immer eine Stelle wenn eine Befristung zu Ende geht und hat am Ende davon mehr in der Tasche, als wenn ich bei einem Arbeitgeber bleiben würde der mir im Endeffekt weniger zahlt.
Es ist ein Irrglaube, dass ein unbefristeter Arbeitsvertrag nie gekündigt und beendet wird. Denn das zeigen auch andere Beispiele der Vergangenheit und auch aus der aktuellen Lage, es reicht doch schon, wenn eine Insolvenz angemeldet wird und schon ist der sichere Job aus der unbefristeten Anstellung weg. Andere Gründe sind noch einfacher, Umstrukturierungen, Verlagerungen ins Ausland und auch da ist die Stelle dann weg. Sicherlich hat man nicht von Anfang an ein festes Datum wann Ende ist, aber treffen kann das davon auch immer noch jeden.
Entsprechend wenn das angepasst werden würde und die befristeten Anstellungen mehr verdienen als die unbefristeten, dann würde ich einfach wechseln auf die befristeten, mehr Verdienen, mehr am Ende dabei heraus haben, mehr in die Rente einzahlen und damit auch im Alter eine kleinere Lücke zu haben. Von daher ist das alles nicht wirklich weit gedacht und wo hat Australien da etwas erfolgreich beendet und "geschafft"? Schau ich es mir dort an, dann gibt es dort mehr als genug befristete die arbeiten gehen und auch nicht sonderlich toll verdienen oder mehr, als jemand mit einer unbefristeten Stelle.
Das ein Modell aus einem anderen Land als erfolgreich zu bezeichnen, in dem es immer noch massenweise befristete Verträge gibt, wo es viele Work & Travel Positionen gibt, wo die Menschen gegen Unterkunft und ein Taschengeld arbeiten und ganz andere soziale Gesetzgebungen gibt und das dann einfach mal auf Deutschland zu übertragen ist mal eben an den Haaren herbei gezogen.
Ich denke bei den sozialen Bestimmungen einfach mal an die deutschen Regelungen der Elternzeit, die es so wie in Deutschland in vielen anderen Ländern einfach mal nicht gibt. Da muss einfach unter Umständen mal für bis zu 3 Jahre der Arbeitsplatz für den Mitarbeiter weiterhin zur Verfügung stehen (oder eben ein Arbeitsplatz der vergleichbar ist mit dem vorherigen und der den Kenntnissen und Fähigkeiten entspricht). Ich stelle mir jetzt einfach mal vor, befristete Verträge müssen höher bezahlt werden als der unbefristete. Welcher Arbeitgeber besetzt denn da freiwillig die Position des Mitarbeiters der in Elternzeit ist, als Elternzeitvertretung nach? Da wird dann solange niemand eingestellt, bis die restlichen Mitarbeiter unter der Last zusammen brechen.
Ähnlich wäre es bei vielen anderen Positionen auch, wo man vielleicht im Vorfeld absehen kann, das diese keine dauerhafte Stelle hergibt, sondern vielleicht nur für ein Projekt, eine längere Krankheitsvertretung, Auftragsspitzen und ähnliches, die werden dann unter Umständen einfach nicht mehr besetzt und die Mitarbeiter die schon im Unternehmen sind, müssen das dann mit Überstunden, Mehrarbeit und wie auch immer noch auffangen. Die Folgen davon sind klar, höhere Belastungen, dadurch bedingt eventuell auch höhere Ausfälle und vor allem, weil die Positionen ja nicht besetzt werden, eine höhere Arbeitslosigkeit. Denn nicht wenn ein Arbeitgeber keine unbefristete Stelle besetzten will, dann macht er es auch einfach nicht.
Ist das wirklich Sinn und Zweck der Sache? Oder es passiert genau das Gegenteil, es werden unbefristete Verträge ausgegeben, der Mitarbeiter wiegt sich in Sicherheit und wenn dann das Projekt abgeschlossen ist und für die Person keine Arbeit mehr vorhanden ist, dann wird einfach mal betriebsbedingt gekündigt. Wo keine Arbeit mehr ist, da funktioniert das dann auch recht unkompliziert, ein Monat Kündigungsfrist sind dann auch nicht sehr viel Zeit um eine neue Anstellung zu finden und schon ist man Arbeitslosengeld 1 Empfänger. Bei einer Befristung ist man auf das Ende vorbereitet und kann entsprechend früh genug anfangen, sich nach einer neuen Stelle umsehen, um Arbeitslosengeld zu vermeiden.
Ich habe jetzt bewusst mal etwas schwarz gemalt, in beiden Punkten, aber Unternehmen denken nun einmal kapitalistisch und nicht mehr menschlich (es mag ganz wenige Ausnahmen geben) und genau damit muss man rechnen, das Arbeitgeber dann jedes Mittel nutzen, um nicht mehr Geld als nötig auszugeben und das machen sie ja jetzt schon. Wirtschaftliche Unsicherheiten und Auftragslagen sind da eher der Auslöser für die vielen Befristungen, da helfen Reglementierungen der Löhne nicht wirklich gegen.
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