Kochqualität von Lob und Tadel abhängig?

Ich habe kürzlich die Meinung eines Autors gelesen, der der Ansicht war, dass Köche regelmäßig gelobt und getadelt werden müssten. Denn wenn man das als Esser nicht tun würde, würden die Köche beim nächsten Mal direkt nachlässig werden und sich anpassen. Also sollte man nicht aus Rücksicht keine Kritik üben, sondern durchaus konstruktive Kritik äußern, beispielsweise wenn etwas Salz fehlen würde oder wenn das Essen nicht ganz gar ist.

Angeblich würde man bei einem nicht ganz garen Essen ohne entsprechende Kritik beim nächsten Mal rohes Essen vorgesetzt bekommen. Auf mich wirkte der Autor ein wenig dramatisch. Mir ist klar, dass das Essen nicht immer perfekt sein kann. Auch ich habe mal Tage, da gelingt mir das eine oder andere nicht ganz so perfekt wie sonst. Aber ich glaube das hängt eher von den anderen Umständen ab und nicht von Lob und Tadel.

Ist die Kochqualität von regelmäßigem Lob und Tadel abhängig? Wird man ohne diese beiden Sachen tatsächlich nachlässig und das gleiche Essen wird beim nächsten Kochen weniger perfekt? Oder spielt das überhaupt keine Rolle?

Ich glaube das kommt auf den Koch an. Der eine kann mit Kritik gut umgehen, der andere nicht. Einer macht aus der Kritik etwas und macht es beim nächsten Mal besser und andere Personen ignorieren das und machen es beim nächsten Mal nicht anders. Ich denke, dass man sich der Kritik annehmen sollte und das nächste Mal versuchen sollte diese Dinge auszubessern. Lob ist nett, aber persönlich brauche ich es nicht, wenn ich gekocht habe.

Grundsätzlich sollte sich der Koch die Kritik natürlich annehmen. Das gilt gerade, wenn das sein Beruf ist und er beruflich kocht (zum Beispiel in einem Restaurant).

Wie aber Ramones schon sagte, ist Kritikfähigkeit natürlich auch so eine Sache. Ich kenne viele Leute, die mit Kritik gar nicht umgehen können. Wenn die Koch wären und ich zu ihnen käme und sagen würde "Du, da fehlt Salz!", dann würden die sich direkt angegriffen fühlen, egal wie freundlich ich das rübergebracht habe.

Vielleicht ist Kritikfähigkeit daher auch eine Eigenschaft, die man als Koch haben sollte. Man ist ja nicht direkt ein Meisterkoch, sondern man lernt ja eigentlich das ganze Leben lang, wenn man Koch ist. Selbst erfahrene Köche wissen nicht alles und können noch etwas lernen. Daher sollte man sich über Kritik oder Anregungen von Kollegen eigentlich freuen. Dabei ist natürlich eine Voraussetzung, dass diese Kritik auch konstruktiv ist und respektvoll formuliert wird!

Ich finde diese Einstellung auch ein wenig übertrieben, wenn ich ehrlich bin. Sicher ist es nicht unwichtig, dass man es sagt, wenn etwas nicht passt, aber immer ist einiges ja auch Geschmackssache. Wenn das Gericht nicht durch war, ist das natürlich etwas anderes, aber dann würde ich auch nicht erwarten, dass ich beim nächsten Mal rohes Essen vorgesetzt bekäme, wenn ich nichts sage.

Wenn derjenige, der das Gericht gekocht hat, auch mit isst, dann wird er es ja sicher auch selber merken, was nicht so gut war und dann habe ich es auch schon öfter erlebt, dass derjenige es direkt sagt, dass etwas bestimmtes nicht so gut gelaufen ist und dass ich es als Gast dann oft eher als gar nicht so schlimm empfinde.

Natürlich ist es immer wichtig, dass man sich auch beim Kochen weiter entwickeln kann und dafür ist Kritik sicher unerlässlich, weil man immer ja nur den eigenen Geschmack als Maßstab nehmen kann und es dann gut ist, auch Feedback von den Gästen zu bekommen. Aber dafür muss man eben auch Kritik annehmen können, was nicht immer so gegeben ist.