Kochende Frauen und kochende Männer

Ich selbst bin männlich und koche leidenschaftlich gerne. Allerdings habe ich manchmal wenn ich mich im Freundeskreis umschaue das Gefühl, dass ich eine absolute Ausnahme bin. Für viele meiner männlichen Freunde ist bereits die Nahrungsaufnahme ausschließlich eine lebenserhaltende Maßnahme. Nicht etwa eine genussvolle Erfahrung. Kochen ist dementsprechend bei so gut wie allen meiner männlichen Freunde kein Thema. Ich selbst werde meist bezüglich meiner angeblich weibischen Leidenschaft belächelt.

Mir ist allerdings aufgefallen, dass die "klassische" Rollenverteilung was das Kochen angeht heutzutage nicht mehr aktuell ist. Sämtliche Frauen in meinem Freundeskreis stehen was die Kochabneigung angeht den Männern in nichts nach.

Wie ist es bei Euch? Halte ich mich einfach in einem kulinarisch verwahrlosten Umfeld auf oder lässt sich tatsächlich ein solcher Trend erkennen? Und ist es für eine Frau nicht eigentlich sexy wenn ein Mann kochen kann?

Mein Partner ist vor mir bei seinen Eltern ausgezogen und in eine Wohnung gezogen, somit musste er automatisch auch selber kochen. Anfangs war das einfach nur warm machen, aber dann hat er sich das richtig angewöhnt und bei mir war es so, dass ich immer mal über die Schulter geschaut habe und helfen musste. Wir kochen also beide. Wobei ich auch einige männliche Freunde habe, die gerne kochen. Ich denke, dass sich da momentan einiges ändert und es bald auch mehr Männer gibt, die kochen.

In meinem Umfeld beobachte ich eher zwei Extreme, wobei ich schon mal vorweg sagen kann, dass beide mit dem Geschlecht der Personen nichts zu tun haben.

Es gibt auf der einen Seite die Leute, die sehr gerne und sehr gut kochen und die sich mit dem Thema auch richtig auseinander setzen und auf der anderen Seite sind die Nichtköche, die am liebsten nur auswärts essen, bestellen oder wenn es sein muss auch mal aufwärmen.

Irgendwie ist die "Mittelschicht" weg gefallen. Das waren früher wahrscheinlich die Frauen, die in die Rolle der Köchin gedrängt wurden, weil man das als Frau eben machen muss, die darauf aber eigentlich gar keine große Lust hatten. Die konnten dann die Standardgerichte kochen, haben sich aber nie darum bemüht wirklich gut zu werden und haben auch wenig experimentiert.

Ich weiß nicht, ob ich es zwangsläufig sexy finde, wenn ein Mann kochen kann. Aber es ist eben eines meiner Hobbys und deshalb finde ich es natürlich schön, dass ich das mit meinem Partner teilen kann und mich mit Freunden darüber unterhalten kann.

Ich empfinde die Fähigkeit, kochen zu können, nicht unbedingt als sexy, ebenso wenig wie Autofahren oder Lesen. Ich bin auch ganz froh darüber, dass sich die klassische Rollenverteilung in wenigen Bereichen doch ganz allmählich ein wenig verändert, auch wenn immer noch viele Menschen die Zubereitung von Nahrung als "weibisch" ansehen. Dabei gibt es doch mittlerweile so viele Kochshows im Fernsehen mit nach wie vor schwerpunktmäßig männlichen "Starköchen".

Mir ist allerdings auch aufgefallen, dass unabhängig vom Geschlecht viele Menschen Kochen entweder als Hobby und Leidenschaft ansehen oder so gut wie gar nicht kochen können. Ich glaube genau wie Cloudy24, dass die Zahl der Leute, die nur deswegen halbwegs kochen können, weil es von ihnen erwartet wird, in den letzten Jahren und Jahrzehnten geschrumpft ist. Ich bin auch keine große Köchin und beherrsche nur ein paar einfache Gerichte, obwohl ich als Frau dadurch in den Augen vieler aus der Rolle falle. Dafür habe ich andere Hobbys.

Es wird eben nicht mehr vorausgesetzt, dass die allermeisten Frauen heiraten, bei den Kindern daheim bleiben und notgedrungen Mahlzeiten auf den Tisch stellen, weil das ihr Job ist. Als Single oder kinderloses Paar kann man ja relativ gut ohne Kochkünste auskommen, etwa wenn man sich von Take Away ernährt oder eine halbwegs passable Kantine in der Arbeit hat.