Kochen Migranten meist aufwendiger, als Deutsche?
Die meisten Migranten die ich kenne, kochen sehr viel aufwendiger, als die Deutschen. Sie gehen häufiger auf Märkten frische Zutaten einkaufen und lassen sich mehr Zeit bei der Zubereitung der Speisen. Meine Großmutter kommt beispielsweise aus Polen und sie braucht für ein Gericht meist 2-4 Stunden.
Die meisten Deutschen die ich kenne sind da eher anders. Sie kochen nur sehr schnell Gerichte oder essen Fertiggerichte. Bei vielen Deutschen die ich kenne gibt es daheim Spaghetti mit Soße ohne irgendwelche Beilagen, häufig Spiegeleier, sehr oft Brot und Würstchen.
Seit ihr Deutsch oder kommt ihr ursprünglich aus dem Ausland und wie viel Aufwand macht ihr euch beim Essen? Findet ihr auch, dass die meisten Migranten sich mehr Zeit beim Kochen lassen und aufwendiger kochen, als die Deutschen? Woran liegt das?
Ich kann auf jeden Fall nicht sagen, dass wir hier wenig üppig auffahren würden. Es kommt eben auch auf die Familie an. Wobei ich Dir recht darin gebe, dass viele Familien oder Singles, whatever, einfach nur das schnelle Essen lieben. Kein Wunder, dass wir Deutschen auch immer fetter werden, wenn wir derart ungesund leben, den Imbiss um die Ecke und das Fertiggericht bevorzugen.
Doch es geht natürlich auch ganz anders. Wir kochen zum Beispiel sehr gerne asiatisch. Wir sind jedoch darin nicht so gut. Ich esse bevorzugt gerne gebratene Nudeln mit Schweinefleisch, aber leider kriege ich das nie komplett so hin. Ich experimentiere auch sehr viel beim Kochen. Also ich falle da heraus.
Doch ich glaube sehr wohl, dass Kochen bei Migranten eine ganz andere Bedeutung hat, als wir das oftmals verstehen. Es geht da ja nicht nur darum, dass die Familien die Tische reichhaltig decken, sondern alle gemeinsam zusammen sitzen und das über Stunden. In deutschen Haushalten teilweise die Seltenheit und Arbeit ist hier keine Dauerausrede! TV schauen beim essen, mit dem iPhone spielen und mehr - das ist mittlerweile bei vielen Standard.
Meine türkischen Freunde haben einen Dönerladen, der immer samstags geschlossen ist. Begründung meiner Freundin ist, dass dies die Familienzeit ist! Dort wird aufgetischt, das kann ich Dir gar nicht beschreiben. Manchmal komme ich mir vor, als sei ich auf einer Party! Dabei geht es um Ehemann, Ehefrau und zwei erwachsene Männer ( Kinder ) und teilweise ich!
In Russland ist das ebenso! Da sitzt die Familie meist auch fernab des TVs zusammen und kocht. Alle packen gemeinsam an, wenn Kinder aus der Schule kommen, helfen sie mit, damit gemeinsam zusammen gegessen werden kann. Auch die Herren tun dies, weil vorwiegend in den dörflicheren Regionen die Familie alles ist.
Auffällig ist an Russland, Indien, Türkei und zum Beispiel Brasilien, dass alle Speisen auf einmal serviert werden. Es gibt keine direkte Vor-, Nach- und Hauptspeise. Da wird alles aufgestellt und jeder nimmt, was er möchte und so viel. Da schaut auch niemand, nach dem Motto "bohr schon dein dritter Teller".
Ich mag diese Art des familiären Zusammenlebens. Viele Kinder, die ich in meinem Leben kennenlernen durfte, haben genau das bemängelt. Mama hat kein Lust am Tisch mit ihnen zu essen, Papa auch. Aufwendig kochen? Wieso denn auch, wenn die auch den Fertigfrass essen.
In meinem Bekanntenkreis gibt es zum Beispiel eine Frau, sie ist 28 Jahre alt und hat 3 Kinder in unterschiedlichen Altersklassen. Alle aber unter 6 Jahre! Sie kauft ständig Fertiglasagne, Pizza, Fischstäbchen, Süßigkeiten usw. Wenn ich deren Einkauf bei Aldi & Co sehe, da könnte ich immer direkt kotzen! Einfach nur eine Schande als Mutter, wirklich gar nichts zu beherrschen und dem Hartz-IV Klischee voll zu entsprechen.
Ich gebe Dir daher sehr wohl recht, dass sehr viele Migranten wesentlich aufwendiger kochen. Zum einen, weil Liebe für sie durch den Magen geht und ein gemütliches beisammen sein auch hungrig machen kann. Ich finde das einfach toll und davon können sich viele Deutsche ( nicht alle) eine Scheibe abschneiden!
Ich bin Migrantin und bei uns war das eher eine Mischform. Unter der Woche, wenn viel gearbeitet werden musste, wurde meist nicht so aufwendig gekocht. Aber dafür wurde dann am Wochenende (beginnend Freitag Abend) voll aufgedreht. Es war bei uns normal, dass wir uns am Wochenende und an Feiertagen immer zusammen gegessen und das Essen vorher zubereitet hat.
Es war auch normal, dass dann alle zusammen Essen machen und das über Stunden in der Küche hinweg. Beispielsweise Teigtaschen, die dann unterschiedlich gefüllt werden. Oder es wurde zusammen gegrillt und Salate gemacht, was ja auch eher aufwendig ist. Selbst wenn wir Schaschlik zusammen gemacht haben, wurde das immer vorher zelebriert und das Fleisch vorher in einer Marinade eingelegt, damit der Geschmack besser wird.
Bei meiner Schwiegermutter ist es auch nichts anderes. Sie steht zwar alleine in der Küche weil sie selbst sagt, dass ihr Mann sie dort nur nerven würde. Aber trotzdem kocht sie meist aufwendigere Sachen, für die sie teilweise mehrere Stunden braucht.
Meine Eltern kommen beide aus einem anderen Land, welches für seine üppige Küche sehr berühmt ist. Dennoch ist es nicht so, dass meine Mutter täglich extrem aufwändig kocht, obwohl sie Hausfrau ist und gut kochen kann. Ab und zu kocht sie schon gerne aufwändig und üppig, aber manchmal gibt es auch nur eine Tiefkühlpizza oder Pommes oder auch mal nur Nudeln mit Tomatensauce. Meine Mutter verwendet auch gerne die Maggi Fix Produkte zum Kochen, da sie die Saucen damit immer besser hinbekommt.
Ich finde, dass man das gar nicht so sagen kann, dass Migranten meistens aufwändiger kochen, als Deutsche. Immerhin ist doch gerade in Deutschland gerade die bewusste Ernährung mit vegan, glutenfrei und dergleichen sehr angesagt. Das bedeutet natürlich auch, dass man alles selbst kochen muss und nicht auf irgendwelche fertigen Produkte zurückgreifen kann. Dabei kenne ich nun viele Deutsche, die eben sehr bewusst leben und ihre Gerichte alle selbst mit frischen Zutaten zubereiten.
Ich denke, dass Migranten nicht unbedingt aufwändiger kochen, als Deutsche. Im Endeffekt wird es sicherlich auf das gleiche herauskommen, wobei ja auch jeder Mensch anders ist. Anhand der wenigen Migranten, die man kennt, kann man das ja auch nicht beurteilen. Außerdem weiß man ja auch nie genau, was die Freunde und Verwandte täglich so kochen. So einen genauen Überblick hat man doch normalerweise nicht darüber.
Ich glaube, man kann da nicht mal die Deutschen über einen Kamm scheren. Das kommt einerseits sehr darauf an, in welcher Region man aufgewachsen ist und andererseits auch darauf an, in welchem Elternhaus mit welcher Esskultur man groß wurde.
Ich kenne hier sowohl die Familien, die viel von Convenience Produkten, Kantinenessen und Fast Food leben, als auch solche, die liebevoll und zeitintensiv frisch kochen. Und ich denke, das hat auch viel mit Geschichte zu tun. Gerade hier in den neuen Bundesländern, wo es jahrzehntelang verpönt war, wenn Mutti wie das brave Heimchen am Herd brutzelt, hat die jüngere Generation mehr nachzuholen und bekommt weniger vom Elternhaus an Kochwissen mit, als in Bundesländern, wo Schlemmen und selbst kochen noch eine nicht so unterbrochene Tradition hat.
Interessant finde ich aber auch solche Statistiken, wie viel Prozent des Haushaltseinkommens in welchem Land für Essen und wie viel Prozent für andere Dinge ausgegeben werden. Selbst innerhalb von Europa zeigen sich da deutliche Unterschiede und rein von den Ausgaben her, hat Essen in Deutschland nicht den höchsten Stellenwert.
Aber auch hier ist gerade vieles im Fluss und es findet gerade bei vielen ein Bewusstseinswandel statt. Der Trend hin zum bio, regional, vegan und vegetarisch ist ja derzeit gut zu erkennen und wird da vielleicht auch hier in den nächsten Jahren einiges verändern.
Dann bin ich wohl nicht Deutsch genug. Mal ehrlich, in deinen Augen essen Thüringer nur Klöße und Bratwurst und Bayern nur Weißwürste und Brezeln oder? Solche Vorurteile sind echt überholt. Ich koche beispielsweise sehr gerne, würde in Deutschland geboren und habe auch aus meinem Elternhaus durchaus auch Fertigessen gekannt und koche trotzdem gerne.
Ich koche auch frisch, mag Fertigessen nicht so gerne und wenn Gäste zu mir kommen, dann wird da auch groß aufgetischt. Würstchen gibt es bei uns eher selten, genauso wie einfaches Spiegelei. Ich habe die Zeit und koche daher auch gerne, weil es mir Spaß macht.
Ist doch eine Frage der Zeit. Wer den ganzen Tag Zuhause sitzt und nichts besseres zu tun hat, der wird sich auch hinstellen und 4-6 Stunden etwas kochen. Jemand der im Berufsleben steht und alleine dafür 10 Stunden am Tag außer Haus ist, der wird sich abends nach dem Job kaum hinstellen und nochmals 4 Stunden warten bis er zum essen kommt.
Aber solche Jobs haben nicht nur Deutsche sondern auch Migranten und gerade wenn alle erwachsenen im Haushalt arbeiten gehen, dann bleibt das mit dem aufwendigen Essen auch mal auf der Strecke. Dazu kommt das Essen während der Arbeit, war ich Mittags in der Kantine zum essen, dann brauche ich abends nicht noch ein 3 Gänge Menü oder gar etwas aufwendiges. Dann reicht etwas kleines wie ein Spiegelei, ein Brot mit Wurst oder ähnliches.
Wenn die Zeit vorhanden ist dann koche ich auch mal aufwendiger und brauche dann auch länger. Frisch gekocht wird hier immer wenn gekocht wird, Fertiggerichte gibt es hier nicht. Einen Migrationshintergrund habe ich nicht und im Elternhaus gab es auch nicht gerade wenig einfaches und Fertigessen wie es im Eingangsthread beschrieben ist. Das lag aber vor allem daran, dass ich mit 8 Jahren schon für das Kochen zuständig war und dort einfach weniger Fähigkeiten vorhanden sind als wenn man 20 Jahre alt ist und bei Mutti alles erlernt hat. Ich habe mir das Wissen zum kochen komplett selbst angeeignet und da fängt man einfach mit den einfachen Dingen an.
Ich denke hier werden nur wieder Klischees bedient. Es gibt genug Migranten die ich kenne die auch ihr Spiegelei essen, Würstchen mit Kartoffelsalat oder auch nur ein belegtes Brot. Aufwendiges kochen findet man dort ebenfalls nur wenn die Zeit ausreicht, da auch dort gearbeitet wird und nicht jemand dauerhaft Zuhause sitzt der nur für kochen und Haushalt zuständig ist. Spaß hin oder her, dass ist einer der wichtigen Faktoren die komplett außer acht gelassen werden. Rennt mal Vollzeit arbeiten, dann werdet ihr selbst sehen wie schnell sich das gibt mit "aufwendigem" kochen am Abend und 2-4 Stunden auf das Essen warten.
Ich wüsste nicht, was das unbedingt mit einem Migrationshintergrund zu tun haben sollte. Da existiert doch gar keine Kausalität. Ich finde, das hängt in erster Linie davon ab, wie viel Zeit man auf Arbeit verbringt und was man nach der Arbeit noch alles zu erledigen hat.
Nach einem langen Arbeitstag habe ich in erster Linie Hunger, wenn ich nach Hause komme und in dem Zustand habe ich keine Geduld, mich 2 Stunden in die Küche zu stellen und da ein fünf Gänge Menü zu zaubern. Dann will ich essen und danach entspannen, sonst nichts. Daher koche ich am Wochenende meist aufwendiger, oder eben wenn ich frei habe.
Wenn man neben einer Vollzeit-Stelle dann noch Nachwuchs daheim hat, um den man sich kümmern muss und kümmern möchte, dann frisst das ja nur noch mehr Zeit, wenn man davor noch 4 Stunden das Essen zubereitet. Das kann alles am Wochenende oder freien Tagen nachgeholt werden finde ich.
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