Kleinkinder fragen, ob man Windeln wechseln darf

Neulich habe ich von einer jungen Mutter gehört, dass eine englische Pädagogin wohl der Ansicht ist, dass man Kindern schon im Kleinkindalter beibringen muss "nein" zu sagen, was unterhalb der Gürtellinie passiert und darunter würde auch das Windelwechseln zählen. Wenn man einem Kind, welches noch nicht sauber ist und das ist ja oft erst weit nach dem zweiten Lebensjahr, die Windeln wechseln will, soll man es fragen und wenn es "nein" sagt, dann soll man es auch lassen und in der vollen Windel herumlaufen lassen.

Den Absatz finde ich ja sehr gut, aber ich hätte da doch Bedenken und ich denke auch, dass ich es nicht so handhaben würde. Denn das Kind bekommt ja auch die "Neinphase", wo man dann praktisch immer drauf eingehen muss. Wenn es nein sagt, soll es ja nein heißen, laut dieser englischen Pädagogin. Denn ich denke auch nicht, dass ein Kind in dem Alter da unterscheidet zwischen einem "nein" beim Windelwechseln und einem "nein" beim aufräumen der Spielsachen.

Wenn ich zurückdenke an die Zeit, wo meine Kinder in die Windeln gemacht haben und ich hätte bei jedem "Nein" beim Windelwechseln die Windel gelassen, dann hätten sie wohl ständig einen wunden Popo gehabt oder die Wohnung und die Umgebung hätte gestunken. Man macht ja nun doch die Windeln dann sauber, wenn die Kinder in die Hosen gemacht haben.

Habt ihr eure Kinder gefragt, wenn es hieß "Windelwechseln" und habt ihr bei einem "nein" dann die Windel am Popo gelassen? Oder fragt ihr eure Kinder beim Windelwechseln ob ihr es dürft? Was haltet ihr von dieser Vorgehensweise?

Mein Sohn bekommt so langsam ein Gefühl dafür, dass man auch auf die Toilette geht, wenn man muss. Wenn die Windel aber voll ist, dann frage ich schon ab und zu nach, wobei das eher dafür ist, dass er da besser ein Gefühl dafür bekommt. Wie du schon geschrieben hast, bekommt man phasenweise oft Nein als Antwort, aber dann muss er lernen, dass die Windel voller wird und das nichts bringt. Mit einer Stinkwindel mache ich das auch nicht.

Ich finde es prinzipiell auch vollkommen in Ordnung, dass man einem Kind auch seinen Willen lässt, wobei so eine Windel ja auch gemacht werden muss. Sollte das Kind also kein Verständnis dafür haben, was da stattfindet und auch schon erste Versuche zur Toilette zu gehen hinter sich hat, würde ich nicht nachfragen. Man sollte es aber schon respektieren, wenn ein Kind etwas nicht machen möchte.

Wenn man also fragt: "Wollen wir malen?" und als Antwort das "Nein" kommt, dann sollte man auch keinen Druck ausüben, um es mal einfach zu sagen. So lernt das ein Kind ja auch. Gerade wenn das Kind aber mal krank ist, dann kann man nicht auf das "Nein" hören, wenn es um den Intimbereich geht, denn dann muss man ja auch Zäpfchen geben, was das Kind natürlich als unangenehm empfindet. Man muss also schon abwägen.

Ich finde es generell auch gut, dass Kinder auch lernen sollen, dass Nein eben Nein bedeutet. Aber ich weiß nicht so recht, ob das im Fall vom Windelwechsel sinnvoll ist. Es kann ja nicht gesund sein, wenn das Kind nein sagt und dann stundenlang mit einer vollen Windel herum läuft und sich die Hautentzündet und die Wohnung stinkt.

Ich denke, dass man da schon andere Möglichkeiten finden wird, wie man dem Kind beibringen kann, dass es auch Nein sagen darf und dies dann akzeptiert wird. Man kann ab einem bestimmten Alter das Kind sicherlich auch fragen, ob es eine volle Windel hat. Vielleicht kann man dann ein Nein dabei schon eher durchgehen oder akzeptieren, wenn es nicht gerade offensichtlich ist, dass die Windel voll ist.

Ich habe ein Video von dieser Pädagogin gesehen, und würde gerne hinzufügen, dass sie dabei nicht unbedingt von Kleinkindern spricht, die schon beginnen, zu sprechen. Sondern das Nachfragen soll schon im Babyalter beginnen, wo die Eltern dann nach der Frage an der Körpersprache ablesen sollen, ob das Kind die Windel gewechselt haben will.

Rein generell ist der Ansatz natürlich gut, aber das hört eben da auf, wo es der Gesundheit des Kindes schaden würde. Man würde doch auch nicht darauf verzichten, dass ein Kind sich die Zähne putzt, nur weil es nicht will. Oder wenn es krank ist, sollte man es zum Arzt bringen, auch, wenn es darauf keine Lust hat. Da gibt es andere Bereiche, in denen es deutlich sinnvoller ist, darauf zu achten, das "Nein" des Kindes zu akzeptieren.

Ich persönlich würde die Grenze anders ziehen. Mag sein, dass das Kind selbst entscheiden dürfen sollte, was da unter der Gürtellinie passiert. Da gäbe es für mich gar nichts zu diskutieren. Aber bei mir dürfte das Kind dann entscheiden, wer die Windeln wechseln soll. Also wenn es lieber von Mama gewickelt werden möchte, dann hat Papa eben Pech.

Genauso kann man das auf andere Personen beziehen, egal auf welche. Ich finde nicht, dass man da dem Kind die Nähe einer Person aufdrängen sollte, zu der es gar keine Nähe haben möchte. Aber dass die Windeln gewechselt werden müssen, würde bei mir gar nicht zur Diskussion stehen, da hätte das Kind bei mir nicht viel mitzureden - aus hygienischen und gesundheitlichen Gründen.

Aber bei mir dürfte das Kind dann entscheiden, wer die Windeln wechseln soll. Also wenn es lieber von Mama gewickelt werden möchte, dann hat Papa eben Pech.

Das ist in der Theorie ja ganz gut. Aber es ist ja meist in der Regel nur ein Elternteil zu hause. Sei es der Papa, weil er die Elternzeit nimmt und Hausmann ist oder sei es die Mutter. Wenn das Kind nun nicht von der Mama die Windel gewechselt bekommen will oder eben vom Papa, kann man ja schlecht warten, bis das andere Elternteil von der Arbeit kommt und was machen Alleinerziehende?

Ich bin immer noch der Meinung, dass das Kind so eher lernt, "wenn ich nicht will, dann brauche ich nicht" und das egal wobei und wenn ich nur lange genug "Nein" sage, dann erziehe ich eher meine Eltern. Kinder sind da meines Erachtens schon sehr schlau.

@Diamante: Dass zu dem Zeitpunkt, wo die Windel voll ist, mehrere "Auswahlmöglichkeiten" oder Erwachsene anwesend sind, habe ich vorausgesetzt und wenn ich etwas voraussetze, dann erwähne es nicht explizit. Aber danke für den Einwand. Es ist doch logisch, dass man diese Taktik nicht anwenden kann, wenn man zur Zeit alleine ist mit dem Kind, egal ob der Partner arbeiten ist oder gar kein Partner existiert.

In so einem Fall würde ich das auch nicht aufschieben und die Windel muss direkt runter, egal was das Kind sagt. Aber wenn beide Elternteile gerade da sind, dann sollte das Kind ruhig entscheiden dürfen, wer die Windel wechseln soll. Da sehe ich dann kein Problem.

Ich finde das absolut lächerlich. Das mit dem Verneinen ist auf jeden Fall wichtig, wobei es bei einem Kind trotzdem Grenzen gibt. Man kann ein Kind nicht zu allem "nein" sagen lassen können. Man kann doch auch nicht aufhören, dem Kind Essen zu geben, nur weil es nie essen will. Im Endeffekt ist das Kind dann völlig unterernährt und hat Mangelerscheinungen, nur weil es nicht essen will oder nur, weil es nichts Gesundes essen will.

Man kann dem Kind doch auch nicht durchgehen lassen, wenn es "nein" dazu sagt, die Hausaufgaben zu machen, sein Zimmer aufzuräumen oder im Haushalt mitzuhelfen. Irgendwann hört es ja auch auf. Natürlich sollte man dem Kind auch Rechte gewähren und natürlich sollte es auch Mitspracherecht haben und seine eigenen Entscheidungen treffen. Trotzdem sind die Eltern die Erziehungsberechtigten, so dass sie eben über das meiste entscheiden sollten.

Ein Kind darf doch nicht genauso viel entscheiden dürfen, wie ein Erwachsener. Wenn man es so macht, tanzt das Kind seinen Eltern doch später nur auf der Nase herum, weil es genau weiß, dass es im Endeffekt alles machen darf, solange es "nein" sagt. Das finde ich absolut falsch.