Kleine und jüngere Geschwister mit Absicht gewinnen lassen?

vom 14.08.2016, 20:55 Uhr

Bei mir war es früher oft so, dass ich, als älterer mit zwei jüngeren Geschwistern, mir bei Gesellschaftspielen nachdem ich gewonnen hatte immer deren Geheule anhören musste. Meine Eltern meinten daraufhin immer mal wieder zu mir, ich solle die beiden doch auch mal gewinnen lassen. Damals wollte ich das jedoch nie einsehen, schließlich wollte ich selber natürlich auch gerne gewinnen.

Absichtlich zu verlieren ist irgendwie so gar nichts für mich. Nicht weil ich ein schlechter Verlierer bin oder so. Wenn ich alles gegeben habe, aber trotzdem ehrlich und fair verliere, ist das für mich in Ordnung. Nur dem absichtlichen verlieren kann ich irgendwie so gar nichts abgewinnen. Vielleicht ist es ein wenig egoistisch, nicht auch mal schwächere gewinnen zu lassen, insbesondere wenn es sich um seine eigenen Geschwister handelt, dennoch habe ich nur sehr selten absichtlich verloren.

Habt ihr auch jüngere Geschwister und seid daher selber vertraut mit dieser Forderung der Eltern doch auch mal die jüngeren Geschwister gewinnen zu lassen? Wie habt ihr euch damals diesbezüglich verhalten, seid ihr auf den Wunsch eurer Eltern eingegangen, oder nicht?

» Kami » Beiträge: 265 » Talkpoints: 0,23 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich würde da nicht drauf eingehen und auf gar keinen Fall mit Absicht verlieren. Denn ein Kind muss ja auch lernen, wie man verliert und wenn man immer nur gewinnt, wird es schwierig damit umzugehen, wenn man doch mal verliert. Ich habe mal mit einem Mädchen in meiner Kindheit Gesellschaftsspiele gespielt und man hat echt gemerkt, dass sie nie gelernt hat, zu verlieren und wie man damit umgeht.

Offensichtlich haben die Erwachsenen sie immer gewinnen lassen. Sie ist richtig launisch, zickig und aggressiv geworden, als sie dann mal fairerweise verloren hat und allein das würde ich niemanden antun wollen. Daher käme absichtliches Verlieren für mich auch nicht in Frage. Verlieren muss auch gelernt sein, in dieser Gesellschaft kann man nicht immer nur gewinnen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich finde auch, dass Kinder lernen müssen, dass sie auch verlieren können ohne das gleich die Welt untergeht, aber wenn man als Erwachsener deutlich überlegen ist, kann man das Kind schon Mal gewinnen lassen, weil es sicherlich wenig Spaß macht, wenn man immer verliert. Wobei ich auch eher dazu tendiere ein Kind nicht gewinnen zu lassen, immerhin muss das Kind das ja auch lernen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Verlieren muss gelernt werden, je früher desto besser ist es, so finde ich. Es gibt Kinder, die das nie gelernt haben und auch als Erwachsener sehr gestresst oder wütend reagieren, wenn sie bei einem Gesellschaftsspiel nicht gewinnen. So ist es auch beispielsweise bei meinem Exfreund bei den Kartenspielen gewesen.

Immer, wenn er verloren hatte, war er sowas von wütend, dass ich mir vorgenommen hatte, einfach keine Gesellschaftsspiele mehr mit ihm zu spielen. Es war einfach nur fürchterlich mit ihm. Nicht gerne erinnere ich mich an diese Situationen zurück und ich ließ ihn dann auch einmal gewinnen, weil ich es einfach satt hatte, mich über diese Eskapaden dann aufzuregen.

Aber selber habe ich meinem Kind schon ziemlich früh beigebracht, auch verlieren zu können. Auch an meinem Arbeitsplatz, an dem ich ebenfalls mit Kindern zusammen arbeite, lasse ich diese nicht einfach grundlos gewinnen. Es gibt auch Spiele, wo es keinen Sieger gibt, wie zum Beispiel Tempo, kleine Schnecke oder ähnliches.

Aber bei den Spielen, bei denen es Gewinner gibt, ist es wichtig, dies auch zu lernen. Ich habe dann auch schon, wenn etwas schwierige Fälle dabei waren gesagt, dass der eine der erste Sieger und der andere der zweite Sieger ist und so weiter. Aber ich finde schon, dass man spätestens dann im Schulalter auch verlieren können sollte.

Selber kann ich mich daran erinnern, dass es keine leichte Erfahrung war, gegen meine Mutter zu verlieren. Aber ich hatte es auch gelernt und fand es irgendwann dann nicht mehr so schlimm, wenn ich gegen sie verloren hatte. Dann fand ich es auch bei meinen Freunden und Bekannten nicht so schlimm, wenn ich nicht gewonnen hatte. Man kann verlieren lernen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich denke auch, dass das eine Forderung ist die man getrost ausschlagen kann. Denn Verlieren lernen muss jeder einmal im Leben, da man nicht immer nur gewinnt. Je früher man das ganze auch lernt, dass man nicht immer nur auf der Sonnenseite der Gewinner stehen kann, desto besser ist es. Wenn es sich dabei nur um harmlose Dinge wie Gesellschaftsspiele handelt, dann ist das doch der perfekte Ansatz das ganze zu lernen.

Ich habe sowohl einen älteren Bruder als auch noch jüngere Geschwister. Bei uns gab es so etwas nicht, dass jemand Absichtlich verloren hat nur damit ein anderer Teil hinterher nicht heult. Aber bei uns wurde es auch von Anfang an sportlich gesehen und jeder hat sich immer selbst gesagt, dass man nicht immer der Gewinner sein kann. Alles in allem hat es sich die Waage gehalten und es hat jeder einmal gewonnen. Längere Phasen in denen man einmal nicht als Gewinner herausgegangen ist, gab es nicht. Aber es wurde auch sehr viel untereinander gespielt und wenn man verloren hatte, dann war es für jeden von uns ein Ansporn beim nächsten mal besser zu sein.

Dazu wurden auch nach dem Spiel Tipps und Tricks besprochen und weitergegeben, und ich denke darin liegt vor allem das wie man es erlernen kann. Mit einem "Ätsch verloren" kann man es beim nächsten mal kaum besser machen, wenn man nicht selbst erkennt wieso oder warum man verloren hat. Denn nicht alle Spiele basieren alleine auf dem Zufall oder Glück, sondern es steckt oftmals eine Strategie dahinter. Hat man diese einmal begriffen, dann kann man beim nächsten mal auch der Gewinner sein und alle anderen beim Spiel abzocken.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Leider hast du nicht geschrieben, wie alt du damals gewesen bist. So wie es sich anhört, warst du selbst aber auch noch nicht allzu alt und ich denke, dass du damals einfach den Sin dahinter noch nicht verstanden hast. Bei dir stand der Ehrgeiz zu gewinnen einfach noch viel weiter oben als der Wille, dass man auch mal die kleinen Geschwister gewinnen lässt, damit sie motiviert sind und trotzdem noch Spaß an der Sache haben. Wenn man das nicht machen würde, dann wären sie irgendwann demotiviert und hätten keine Lust mehr zu spielen, weil sie sowieso nicht gewinnen würden. Das ist nicht nur schlecht für das Sozialverhalten, sondern auch schlecht für das Selbstbewusstsein.

Dass man die kleinen Kinder auch mal gewinnen lassen muss (sicher nicht immer, aber doch oft), das muss man selbst erst lernen, wenn man größer und älter wird und vielleicht selbst irgendwann Kinder hat. Dann fällt es einem auch nicht so schwer, wenn man mal mit Absicht verliert.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Hufeisen hat geschrieben:Wenn man das nicht machen würde, dann wären sie irgendwann demotiviert und hätten keine Lust mehr zu spielen, weil sie sowieso nicht gewinnen würden. Das ist nicht nur schlecht für das Sozialverhalten, sondern auch schlecht für das Selbstbewusstsein.

Nur weil ein Kind ein paar Mal beim Mensch-ärgere-dich-nicht verloren hat, heißt das doch nicht zwangsläufig, dass das Selbstbewusstsein im Keller ist und das Kind dadurch "asozial" wird. Wenn das tatsächlich der Fall sein sollte, ist in der Erziehung und Entwicklung noch so einiges andere schief gelaufen finde ich. Daher bin ich nicht der Ansicht, dass man das pauschalisieren sollte.

Hufeisen hat geschrieben:Dass man die kleinen Kinder auch mal gewinnen lassen muss (sicher nicht immer, aber doch oft), das muss man selbst erst lernen, wenn man größer und älter wird und vielleicht selbst irgendwann Kinder hat. Dann fällt es einem auch nicht so schwer, wenn man mal mit Absicht verliert.

Was hat denn das mit dem Alter zu tun? Ich bin fast 30 Jahre alt und verliere aus Prinzip nicht mit Absicht gegen meinen Neffen. Wenn er mal verliert, dann erkläre ich ihm meine Strategie und fördere seine Denkprozesse und Kreativität. Nur weil man ein paar Mal verliert, wird man doch nicht gleich demotiviert und kriegt einen Knacks weg, sondern eher, wenn man nicht lernfähig ist, keine neuen Strategien ausprobiert.

Mit der passenden Strategie kann doch jeder gewinnen, selbst wenn die Gegner nicht absichtlich verlieren. Ich finde daher, dass Sorae das sehr gut geschildert hat. Wenn man hinterher die Strategie diskutiert und sich darüber austauscht, gewinnt jeder Mal und unter diesem Aspekt finde ich es absolut überflüssig, wenn man - auch als Erwachsener - absichtlich verliert. So lernt das Kind doch nichts bei.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



An deiner Stelle würde ich dieser Anforderung nicht nachgehen. Denn er muss auch mal lernen, zu verlieren. Erkläre es ihm einfach so, dass jeder mal verliert und du beim nächsten mal vielleicht auch verlieren wirst. Und wenn er es nicht einsieht musst du es ihm auf die harte Tour erklären. Dann musst du ihm erklären, dass es sonst keinen Spaß macht, zu spielen und ihr aufhört.

» Smaragdgrünfan » Beiträge: 8 » Talkpoints: 1,66 »


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