Kleine Babys feste Nahrung selbst greifen und essen lassen?

vom 23.10.2016, 14:04 Uhr

Vor einiger Zeit hörte ich bei Facebook von einer Bekannten, die ihr Baby mit einer Methode namens "Baby led weaning" ernährte, mittlerweile gibt es wohl auch diverse Gruppen und sogar Foren, die sich dieser Methode annehmen. Dabei wird dem Baby kein Brei gefüttert ab einigen Monaten, sondern die Kinder nehmen ihr Essen selbst vom Tisch bzw. Teller auf und kauen und lutschen darauf herum.

Nun habe ich gar keine Ahnung von der Ernährung kleinster Kinder, aber ich frage mich, ob das wirklich so empfehlenswert ist bzw. wo überhaupt die Vorteile liegen. Viele berichten von Verschlucken und Aushusten der größeren Stücke, aber das würde bei Brei genauso passieren. Isst denn so ein Kind dann überhaupt genug, wenn es ewig und drei Tage auf einer Möhre rum lutscht?

Was ist von dieser Methode zu halten? Habt ihr davon auch schon gehört oder gar selbst Erfahrung gesammelt? Wo liegen die Vorteile zur normalen Beikost wie dem Brei? Seht ihr Gefahren an dieser Art der Ernährung? Ist sie vielleicht als natürlicher zu betrachten als das Füttern von Brei oder ist es genau umgekehrt?

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Niemand setzt das Kind drei Tage vor die Möhre und lässt diese solange zum drauf herum lutschen. Die Kinder bekommen zusätzlich ihre Premilch oder Muttermilch und das ganze fängt man mit einer Mahlzeit an, lässt es eine Weile und füllt den Rest hinterher mit Milch auf um die Mahlzeit zu vervollständigen. Anders geht man es mit Brei ebenfalls nicht an.

Allgemein ist das wieder ein Trend der einen neuen Namen bekommen hat und aus den USA hier angekommen ist. Bedauerlich finde ich dabei, dass die grundlegenden Sachen missachtet werden wie auch schon mit dem Brei. Sobald ein Kind 4 Monate alt ist, wird es nicht selten gezwungen mit Brei essen anzufangen egal ob es soweit ist oder nicht. Nur weil es auf den Gläsern steht und den Packungen. Dabei muss das Kind selbstständig sitzen können, der Zungenreflex muss soweit abgeschwächt sein und noch einige Dinge weiter. Aber Hauptsache Brei und festes Essen um jeden Preis, und die meisten Kinder sind erst mit 6 Monaten soweit überhaupt damit anfangen zu können.

Wer es vorher versucht der muss sich auch nicht wundern wenn das Kind sich verschluckt, einfach durch den Zungenreflex bedingt der alles nach hinten schaufelt ohne alles weitere. Milch muss man weder kauen noch lutschen sondern nur schlucken. Daher ist es kompletter Schwachsinn wenn es aus falscher Motivation der Eltern stattfindet, wenn Kind nicht sitzen kann und noch nicht einmal anatomisch in der Lage dazu ist.

Wenn etwas neues eingeführt wird, dann ist es klar, dass auch das Kind sich erst einmal daran versuchen muss. Verschlucken und Spucken gehört dazu, denn das ist etwas neues und muss erst begriffen werden wie man das isst. Brei wird so fein püriert, dass er durch den Hals geht. Bei festen Stücken müssen diese mit dem Speichel und Lutschen erst bearbeitet werden vor dem Schlucken, da ist die Gefahr größer, dass zu große Stücke in den Hals wandern was zum übrigen führt.

Muss jede selbst wissen was er macht, aber auch nach dem Kind gehen und nicht nur nach einer reinen Monatsabgabe ist so oder so Sinnvoll. Ich habe das ganze nicht gemacht bzw. nicht ausschließlich. Wir haben hier mit Brei angefangen und es gab aber auch zwischen durch immer ein Stück weich gekochte Karotte zum drauf nuckeln oder auch mal ein Stück inneres vom Brot oder Brötchen zum üben. Das ganze nur im Sitzen im Hochstuhl, nicht liegend oder gar nur halbsitzend. Alleine das minimiert das Verschlucken um einiges.

Komplettiert wurde das im Anschluss mit Milch bis die Menge an Brei eine vollständige Mahlzeit eingenommen hat. Angefangen habe ich damit reichlich spät, einfach weil mein Sohn sich Zeit gelassen hat und auch nicht alles vertragen hat. Auch darauf muss man Rücksicht nehmen, was auch nicht immer stattfindet. Das er alles normal vom Tisch mitessen konnte, ist wegen der Unverträglichkeiten "erst" mit etwa 15 Monaten gewesen, andere sind durchaus schneller und schon mit 1 Jahr soweit. Die Milchmahlzeiten waren noch wesentlich länger mit Bestandteil der Ernährung, da er auf seine Morgen- und Abendmilch bestanden hat bis etwa 2 Jahre. Kuhmilchmenge sollte entsprechend klein gehalten werden, daher war ein restloser Ersatz damit nicht machbar zudem das auch die Neurodermitis bei ihm triggert wenn er zu viel (mehr als 100 ml pro Tag) von Milchprodukten aufnimmt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Diese Methode wird für Kinder ab 6 Monaten empfohlen, die sitzen können und die Hand zum Mund führen können, es ist also nicht so extrem gefährlich, wie es vielleicht im ersten Moment herüber kommt. Zur ausgewogenen Ernährung gehört auch hier, dass das Kind noch die Milchmahlzeiten bekommt um richtig ernährt zu sein.

Man gibt dem Kind weiche Sachen zum Probieren in die Hand, an diesen Lebensmitteln kann das Kind schon mal knabbern und nach und nach wird es mehr essen und die Milch kann weggelassen werden. Anfangs wird sich das Kind sicherlich verschlucken, weil es das ja nicht kennt und das mit dem richtigen Schlucken erst mal erlernt werden muss.

Ich habe mit meinem Sohn auch recht früh mit den Breis angefangen (mit dem 5. Monat), weil uns das der Kinderarzt so empfohlen hat und tatsächlich lief es nach einer gewissen Eingewöhnung auch super, weil er mit der Milch auch kaum hingekommen ist. Es wird heute bei allergiebelastenden Eltern nicht mehr empfohlen 6 Monate durchzustillen und unserem Schatz hat das so auch gut getan.

Wir haben aber Breis genommen und erst ein bisschen später, als er dann auch sitzen konnte, haben wir probiert ihm Dinge in die Hand zu geben, die er knabbern kann und daran erfreut er sich gerade, Stückige Breie haben wir auch schon. Mittlerweile ist er 8 Monate alt und isst die Breie super. Ich denke aber, dass es für das Kind mit einem Brei einfacher zu erlernen ist zu schlucken. Sicherlich kommt es aber auch auf das Baby und dessen Charakter und Lernfähigkeit an.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



So neu ist das nicht, auch wenn man es mit einem neuen Namen als solches verkaufen will. Man hat schon immer mit Brei begonnen, wenn man gemerkt hat, dass das Kind von der Milch allein nicht mehr satt wird. Eine Tochter von mir hat demzufolge schon mit zwei Monaten Milchbrei aus der Flasche bekommen, weil sie da eine Phase hatte, alles aufzuholen, was sie während der Schwangerschaft nicht bekommen hat.

Nach diesem Schub hat eine Weile die Milch wieder ausgereicht. Aber irgendwann ist damit halt ein Punkt erreicht und dann merkt man den Kindern auch an, ob sie soweit sind. Denn sie versuchen selbst an die Sachen auf dem Tisch zu kommen, die die Eltern essen. Klar, man kann ihnen da kaum was geben. Meist sind diese Lebensmittel zu stark gewürzt, aber man hat ja Alternativen.

Meiner Meinung nach, muss das Kind da auch noch nicht selbständig sitzen können. Man muss nur dabei bleiben, wenn man ihm ein Stück Semmel oder einen Keks in die Hand gibt. Dass sich Kinder da auch mal verschlucken gehört dazu und wird sie auch noch ein paar Jahre begleiten.

Meine damalige Kinderärztin hat zu den Angaben auf den Verpackungen immer gesagt, dass es Ratschläge sind, aber keine Gesetze. Wenn man der Meinung ist, dass das eigene Kind mehr will als immer nur Milch, dann probieren und schauen, wie sich die Verdauung verhält. Bleibt alles wie gewohnt, dann ist es gut, wenn es Brei bekommt oder halt Lebensmittel zum drauf rum kauen oder lutschen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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