Kleidercontainer aus moralischen Gründen lieber boykottieren

vom 07.07.2016, 11:43 Uhr

Meine Freundin hatte einige Säcke mit Kleidung ausgemistet und diese dann zum Kleidercontainer in der Nähe gebracht. Als dies ihre Mutter erfuhr, hat sie einen regelrechten Aufstand gemacht und meiner Freundin eingetrichtert, doch zukünftig keine Kleidercontainer mehr zu nutzen.

Die Mutter meinte, dass durch die Container die Preis von Textilien zerstört würden und die Betreiber der Kleidercontainer noch eine Menge Geld mit der Kleidung machen würden und sie eben nicht an Bedürftige gespendet werden würden. Dies ja meist schon allgemein bekannt.

Meine Freundin war doch etwas perplex über den Ausbruch ihrer Mutter und hatte sich bisher nie Gedanken darüber gemacht, ob es verwerflich ist, solche Kleidercontainer zu benutzen. Könnt ihr verstehen, dass jemand diese Kleidercontainer boykottiert und einfach nicht nutzt? Macht ihr das vielleicht ebenfalls so? Warum wollt ihr Kleidercontainer nicht benutzen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Das ist allgemein bekannt, dass das nicht gespendet wird? Nein, das ist nicht allgemein bekannt. Ich wusste das nicht und ich könnte mir vorstellen, dass ganz viele das nicht wissen. was soll denn großartig mit alten, abgetragenen Kleidungsstücken passieren?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Soweit ich weiß, werden die noch gut erhaltenen Kleidungsstücke in Second Hand Läden verkauft. Die anderen Kleidungsstücke kommen dann wohl zu Großhändlern die die Klamotten dann pressen und ins Ausland schicken und neue Kleidung daraus machen lassen. Damit wird dann noch richtig Geld verdient und bedürftige Menschen sehen gar nichts davon. Daher raten wohl immer mehr davon ab, dass man die Kleidercontainer benutzt, die über all aufgestellt werden.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Oftmals ist es leider so, dass die Altkleidercontainer eben nicht von den Firmen aufgestellt werden, die drauf stehen. Da sind mittlerweile auch einige dubiose Firmen im Geschäft. Und selbst wenn der Altkleidercontainer von der Firma aufgestellt wurde, die drauf steht, landen die Altkleiderspenden oft nicht dort, wo man es vermutet. An sich geht man ja davon aus, wenn man da Altkleider rein schmeißt, dass diese auch bedürftigen Menschen zur Verfügung gestellt werden.

Viele Firmen, egal ob sie die Altkleidercontainer nun legal oder illegal aufgestellt haben, verkaufen den Inhalt aber weiter. Zumindest bei den legal aufgestellten Altkleidercontainern von Hilfsorganisationen könnte man nun sagen, die finanzieren damit ihre Hilfsorganisation. Der Gedankengang ist generell sicherlich nicht schlecht.

Problem daran ist aber, wo die Sachen aus den Altkleidercontainern landen. Die Altkleider und Schuhe werden oftmals in Dritte Welt Länder verschifft. Klar die Leute dort haben nicht viel Geld und sind sicherlich über günstige Markenkleidungsstücke aus Deutschland dankbar. Aber man macht damit auch die Wirtschaft in den Dritte Welt Ländern kaputt.

Dort leben die Menschen ja durchaus auch durch die Produktion und den Verkauf von Kleidung. Wenn aber der Markt relativ überschwemmt wird mit Spenden aus Deutschland, die noch dazu ebenfalls dort verkauft werden, warum sollte dann noch jemand einheimische Waren kaufen, die oftmals eben teurer sind? Oder die einheimischen Händler müssen ihre Preise anpassen, können dann aber vom Erlös nicht mehr leben.

Dann lassen ja auch viele Firmen, die in Deutschland Kleidung vertreiben, ihre Sachen in armen Ländern produzieren. Teilweise für einen Lohn und unter Arbeitsbedingungen, die man nicht mehr als menschenwürdig bezeichnen kann. Die Sachen werden dann nach Europa verschifft und landen schlussendlich wieder dort, wo sie her kamen. Das ist alleine im Sinne des Umweltschutzes sicherlich nicht wirklich sinnvoll.

Ich finde es schade, dass die Altkleidercontainer da was vormachen, was nicht Tatsache ist. Wie viele denken, dass die Sachen, die sie dort entsorgen, eben an Bedürftige im eigenen Land verteilt wird? Und ich komme gelegentlich in den Genuss Altkleiderspenden zu sortieren. Ganz ehrlich? Die meisten Sachen möchte ich keinem Menschen weiter geben.

Ich persönlich finde es generell eine gute Idee, Kleidung, die nicht mehr tragbar ist, zu Putzlappen zu verarbeiten. Leider habe ich aber fest stellen müssen, dass man an Firmen, die genau das machen, relativ schwer ran kommt. Die meisten Firmen, die Altkleider ankaufen oder eben die Altkleidercontainer betreiben, verkaufen die Kleidung weiter in die Dritte Welt.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Die Kleidungsstücke, die gespendet werden, werden sortiert. In Second Hand Geschäften landen nur die wenigsten Sachen, schließlich nehmen die meisten dieser Geschäfte nur noch hochwertige Designersachen, weil es sich gar nicht mehr lohnt für günstige Kleidung solche Geschäfte zu betreiben.

Der Teil der Kleidung, der noch tragbar ist, wird oft ins Ausland verkauft und man kann argumentieren, dass dadurch dort die lokale Textilindustrie tatsächlich keine Chance hat. Allerdings landen auf diesen Märkten .- vor allem in Afrika und Asien - auch viele neue Sachen mit Fehlern aus den großen Textilfabriken. Und der nicht mehr tragbare Teil wird recycelt oder verbrannt.

Das machen übrigens auch Organisationen, die gemeinnützig sind. Das liegt einfach daran, dass das Rote Kreuz mit Geld wesentlich mehr anfangen kann als mit einer Lagerhalle voller alter Kleider. Bei denen habe ich tatsächlich mal nachgefragt was mit den Spenden passiert und die haben gerade heraus gesagt, dass sie mehr Kleidung gespendet bekommen als bei uns gebraucht wird und, dass sie mit dem Geld durch den Verkauf mehr bewirken können.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich muss sagen, dass ich solche Kleidercontainer auch eher skeptisch sehe und nach Möglichkeit darauf verzichte, meine Kleidung dort hinein zu geben. Ich weiß einfach nicht, wo sie landet und darum landet von mir auch nur die Kleidung im Container, die nach meinem Ermessen nicht mehr wirklich getragen werden kann. Andere Kleidung gebe ich zur Kleiderkammer unserer Kirchengemeinde und dann freue ich mich, wenn ich damit noch etwas gutes tun kann.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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