Klasse wiederholen obwohl das Kind schon das Älteste ist?

vom 04.02.2015, 18:56 Uhr

Ich habe heute eine frühere Schulkameradin getroffen und wir haben uns auch über unsere Familien unterhalten. Sie hat eine Tochter, die eine Sprachentwicklungsverzögerung hat. Das Mädchen hat im November Geburtstag und wurde nicht regulär eingeschult, sondern hat ein Jahr eine Sprachförderklasse besucht. Letztes Jahr wurde sie mit fast 8 Jahren eingeschult.

Nun ist es so, dass das Mädchen die erste Klasse trotzdem nicht schafft und die Lehrerin dazu geraten hat, die Klasse zu wiederholen. Meine Schulkameradin ist dem auch nicht völlig abgeneigt, aber hat Angst, dass ihre Tochter den Anschluss verliert, da sie drei Jahre älter wäre, als die jüngeren Kinder.

Ich finde diese Sorge berechtigt, da der Unterschied schon ziemlich groß ist. Meine Tochter wird im September auch neun Jahre und kommt in die vierte Klasse, da sie kurz vor dem Stichtag in unserem Bundesland Geburtstag hat und so mit noch fünf in die Schule kam.

Würdet ihr das Kind wiederholen lassen oder versuchen sie selber zu fördern. Hier kann man in den ersten beiden Klassen nicht sitzen bleiben, sondern nur auf Antrag zurückgesetzt werden. Da müssen aber auch die Eltern zustimmen.

Oder würdet ihr das Kind auf eine Förderschule wechseln lassen? Das wäre die andere Alternative, aber hier wechselt niemand mehr zurück in die Regelschule und höhere Schulabschlüsse wird das Kind nie erreichen können, da der Stoff ganz anders ist, als auf einer Regelschule.

» JadeC » Beiträge: 677 » Talkpoints: 1,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Die Förderschule ist ja eigentlich die schlechtere Alternative. Das allgemeine Ziel der Schulausbildung ist ja eigentlich für die Berufsausbildung geeignet zu sein, denn das Kind soll ja später auch in Arbeit gelangen. Mit schulischen Problemen gestaltet sich die ganze Sache schon relativ schwierig. Dann würde ich lieber noch einmal die Klasse machen lassen. Lieber ein Jahr später in die Berufsausbildung als überhaupt keine Ausbildungsstelle und gleich in die Arbeitslosigkeit.

Benutzeravatar

» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Es bringt natürlich nichts, wenn das Kind das Klassenziel nicht erreicht. Selbst wenn sie jetzt nicht regulär sitzenbleiben kann, wird das später sehr wahrscheinlich doch passieren, wenn sie ihre Defizite nicht plötzlich aufholt, was ja durchaus passieren kann, aber zu sehr darauf hoffen sollte man auch nicht. Andererseits, wenn sie mit dann fast 9 Jahren nochmal mit der 1. Klasse anfängt, ist der Altersunterschied natürlich wirklich riesengroß und das Kind dürfte es schwer haben, Freunde in seiner Klasse zu finden.

Mein Sohn wäre jetzt eigentlich auch schon in der Schule, wenn er nicht um ein Jahr zurückgestellt worden wäre, aber er hat nur ein paar Wochen vor dem Stichtag Geburtstag und ist dann nur wenig älter als die anderen, während er bei regulärer Einschulung einer der jüngsten gewesen wäre. Wenn er 1 Jahr älter wäre, hätte ich mir aber wahrscheinlich schon Gedanken gemacht, 2 oder 3 Jahre Unterschied will ich mir gar nicht erst vorstellen.

Da das betreffende Kind eine Sprachentwicklungsverzögerung hat, wäre eine Sprachheilschule eine mögliche Alternative zur gewöhnlichen Förderschule, denn da würde sie immerhin speziell in ihrem Problembereich gefördert werden. Die Frage ist natürlich, ob es eine solche Schule in einer akzeptablen Entfernung vom Wohnort gibt. Sprachheilschulen haben in der Regel auch das Ziel, dass die Kinder frühestmöglich wieder zurück auf die Regelschule gehen, da müsste man sich also nicht so große Sorgen machen, dass das Kind dort festsitzt.

Benutzeravatar

» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Es kommt darauf an, warum das Mädchen das Ziel der Klasse nicht erreicht hat. Ist es bei ihr nur die Sprachentwicklungsverzögerung oder kommt sonst noch etwas hinzu?

Wenn sie eine Sprachförderklasse besucht hat, muss man während dieser Förderung doch festgestellt haben, dass dem Mädchen noch weitere Hilfe fehlt. Auf ärztliche Verordnung hätte sie weitere Hilfe bekommen können, also Stunden bei einer Logopädin. Das wäre zusätzlich besser gewesen, weil in einer Einzelstunde sicherlich mehr geleistet werden kann, als ein Lehrer jemals leisten kann, wenn er eine ganze Klasse unterrichtet.

Die Bedenken der Mutter sind vollkommen richtig. Ich würde eine Fachkraft aufsuchen und fragen, was besser wäre. Es müsste möglich sein herauszufinden, wie das Mädchen am besten den Anschluss finden kann. Wenn sie versetzt wird, müsste eine Logopädin mehrmals wöchentlich aufgesucht werden, eventuell teils auf eigene Kosten. Auf die Hilfe der Eltern würde ich nicht unbedingt setzen, denn die hätten sie ihrer Tochter auch schon im ersten Schuljahr zuteil werden lassen können. Dann wäre das Problem heute nicht so groß.

Vielleicht ist aber auch das Mädchen nicht willig und schämt sich, so dass es in erster Linie noch zusätzlich psychologische Hilfe benötigt. Das hätten die Eltern längst klären können.

Wenn es eben zu umgehen ist, würde ich meine Tochter nicht auf die Förderschule gehen lassen, sondern in Privatinitiative versuchen, ihr zu helfen. Aber ich muss auch sagen, das ich keine Förderschule kenne und mich damit noch nicht befasst habe.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Dass hier nur die Verzögerung in der sprachlichen Entwicklung der Grund sein sollen, kann ich mir auch nicht vorstellen. Da dürften wohl noch andere Probleme vorhanden sein, die auch durch eine Wiederholung der Klasse nicht ausgeglichen werden können. Bei uns an der Grundschule wurde nach dem letzten Schuljahr auch ein Kind an die Sprachheilschule abgegeben. Und das obwohl eine entsprechende Fachkraft mehrmals in der Woche vor Ort für die Kinder, die sprachliche Entwicklungsdefizite haben.

Ich denke man sollte das Kind entsprechend testen lassen, ob und welche Lernschwächen zusätzlich noch vorhanden sind. Danach kann man noch immer entscheiden, welchen Weg man geht. Und wenn wirklich eine allgemeine Lernschwäche vorliegt, dann man muss man sich damit arrangieren, dass die Lernförderschule vorerst die beste Lösung ist.

Wobei in Sachsen mit dem Wechsel nach der vierten Klasse diese Kinder auch die Möglichkeit haben an eine Oberschule zu wechseln. Das wird aber individuell bei jedem Kind geprüft, ob es den Anforderungen wirklich gerecht werden kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Man sollte das für und wieder gut abwägen. Bringt das Wiederholen der Klasse wirklich etwas oder verschiebt man das Problem nur um ein Jahr? Meint die Lehrerin wirklich, dass sie es im nächsten Jahr gut schaffen könnte oder nur so lala.

Eine Förderschule ist sicherlich nicht das, was man sich für seine Kinder so wünscht, aber wenn es der beste Weg ist, würde ich ihn wählen. Was bringt es wenn das Mädchen sich auf einer Regelschule quält und nur lernen muss, um gerade so mitzukommen.

Das Alter finde ich jetzt nicht so ausschlaggebend, sondern eher die Erfolgsaussichten. Es gibt auch Einwandererkinder die ein oder zwei Klassen zurückgestuft werden und keine Probleme damit haben.

» drago » Beiträge: 169 » Talkpoints: 1,56 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^