Klasse fragen wer in Urlaub fährt - unangebrachte Frage?

vom 08.05.2017, 09:38 Uhr

Eine Bekannte, die einen achtjährigen Sohn hat, war letztes Jahr vor den Sommerferien ziemlich verärgert über einen Lehrer. Dieser sprach mit der Klasse über Urlaubspläne und forderte dann alle Kinder, die mit ihren Familien verreisen würden, auf sich zu melden. Für manche Kinder ist in den Urlaub fahren wohl so etwas wie ein Statussymbol. Ihrem Sohn war die Situation unangenehm, weil die Familie dieses Jahr einfach kein Geld hatte, um sich wie üblich Urlaub zu leisten. Die Mutter fand die Frage des Lehrers taktlos und da sich diejenigen, die in den Urlaub fuhren, meldeten, konnte man sehen, wer in diesem Jahr nicht weg fuhr.

Ich fand damals, dass sie die Sache wohl etwas zu persönlich genommen hat. Der Lehrer wollte damit bestimmt niemanden bloßstellen, sondern etwas über die Sommerpläne der Schüler erfahren und ihnen die Gelegenheit geben darüber zu reden. Ihr war das eben aufgrund der persönlichen Geldsituation unangenehm, aber es muss doch nicht jeder Mitschüler gleich darauf schließen, dass es Probleme gibt, die eine Reise verhindern. Man kann doch selbst bei guten Finanzen beschließen den Urlaub Zuhause zu verbringen?

Was haltet ihr davon, findet ihr das Verhalten des Lehrers taktlos? Oder hat meine Bekannte das viel zu persönlich genommen? Steht man heutzutage "schlecht" vor anderen Schülern da, wenn man nicht in den Urlaub fährt?

» Schneeblume » Beiträge: 3095 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Wenn man weiß, dass das zu Problemen führen könnte, wenn man so eine Frage stellt, kann man ja auch darauf verzichten. Diese Frage kann man sicherlich stellen, wobei es sicherlich unangenehm ist, wenn alle wegfahren und man selber zu Hause bleiben muss. Als Kind findet man das ja eh schon nicht so toll und muss sich dann noch den Fragen der anderen Mitschüler aussetzen. Kinder können ja sehr gemein sein, wenn es um solche Dinge geht.

Schöner wäre es sicherlich gewesen, wenn er einfach davon gesprochen hätte, was er im Urlaub macht und dabei auch regionale Dinge angesprochen hätte. Beispielsweise, wenn er erzählt, dass er oft ins örtliche Schwimmbad gehen wird, ist es für Kinder, die zu Hause bleiben sicherlich ein bisschen leichter darüber zu reden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Kinderkram ganz ehrlich. Was ist denn dabei, wenn man fragt was jeder für Pläne hat? Denn damit ist noch lange nicht gesagt, dass jemand weg fährt und nicht Zuhause bleibt wie andere auch. Selbst ein Tagesausflug oder der Besuch bei Oma ist ein Urlaubsplan, muss nicht viel kosten und nicht direkt mit dem dicken Bankkonto beglichen werden.

Früher gab es diese Fragen auch schon und auch damals zu meiner Schulzeit konnte es sich nicht jeder leisten, dass weggefahren worden ist in den Urlaub und man den tollsten Strandurlaub am Ende der Welt gemacht hat. Dass war dort noch sehr die Ausnahme und die meisten sind Zuhause geblieben, waren bei Oma und Opa oder haben nur einmal einen Tagesausflug gemacht. Geld saß dort auch nicht bei jedem locker und nicht jeder hatte das dicke Geld.

Unangebracht ist diese Frage nicht, man muss nicht immer aus einer Mücke direkt einen Elefanten machen und alles als Bloßstellen interpretieren, nur weil man es selbst falsch aufgefasst hat. Es ist eine übliche Frage, nichts weiter als wenn man auf der Arbeit gefragt wird usw. und ich wüsste auch nicht warum man sich schämen sollte, wenn man Zuhause bleibt und nicht am Stand in Australien liegt? Teilweise ist es Zuhause sogar schöner als wenn man wegfährt aber das mag auch niemand zugeben wenn der Urlaub nicht so war wie erwartet und das Hotel sich als Reinfall erwiesen hatte.

Ich sage es mal so, ich könnte durchaus nun 1-2 Jahre in Urlaub fahren ohne zwischen drinnen arbeiten zu gehen. Und was habe ich davon? Mir gibt das wegfahren in andere Länder rein gar nichts, Strandurlaub finde ich albern und absolut nicht mein Ding, andere Dinge interessieren meinen Sohn nicht und für meine Art Urlaub die ich gerne mag, ist er einfach zu klein.

Entsprechend bleiben wir Zuhause, nicht weil es am Geld mangelt, sondern weil ich darauf keine Lust habe, wir hier auch genug tolle Sachen vor Ort haben und nicht dafür Stundenlang in den Flieger oder in den Zug steigen müssen, damit wir hier schöne Ferien und schönen Urlaub haben. Für mich ist Urlaub auch kein Statussymbol, denn jeder Depp kann für kleines Geld wegfahren und es muss nicht immer der angesagte Strandurlaub zur Hochsaison sein zu dem alle fahren und daher der Preis so hoch ist.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich kenne die Frage aus der Schule auch noch, wobei ich sie nie negativ wahrgenommen habe, auch wenn wir selten verreist sind. Oftmals gingen Klassenkameraden mit Migrationshintergrund wieder das Heimatland besuchen, somit hatte es nichts mit einem Aufenthalt in einem Fünf-Sterne-Hotel zu tun, sondern eben mit der Familie.

Einige Kinder sehen Urlaub nicht als so toll an und ich kannte viele Kinder, die über die Sommerferien nicht verreisen wollten. Viel lieber wollten sie Zuhause bleiben und sich mit Freunden treffen, vor allem wenn sie während den Sommerferien Geburtstag hatten. Einige Zocker sind dann auch genervt, wenn sie ihre Spielekonsole oder Computer nicht in den Urlaub nehmen können.

Bei uns wurde niemand ausgeschlossen, nur weil er noch nie im Urlaub war. Da waren die Klamotten, das Gewicht, die Schulsachen oder auch das Verhalten viel ausschlaggebender gewesen. Außerdem kann es gut sein, dass man in diesem Jahr nicht verreist, aber im nächsten Jahr. Ich finde die Frage nicht unangebracht, aber vielleicht haben sich die Zeiten verändert.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Pädagogisch geschickt hat sich der gute Mann in meinen Augen nun nicht gerade angestellt, aber nicht alle Lehrer haben dafür ein Händchen, auf ihre Schüler einzugehen, gerade wenn es noch Kinder sind. :roll: Natürlich sind Urlaubsreisen und Ausflüge für normale Grundschüler supertolle Erlebnisse und auch ein Statussymbol, genauso wie für Erwachsene eben auch. Dass der Bursch nicht begeistert war zu erfahren, dass der kleine Kevin nach Mallorca fliegt, und die Sabine die Oma in Texas besucht, während er uncool daheim hockt, finde ich zu 100 Prozent nachvollziehbar.

Mir ist es nämlich damals in den 80ern, als der Wohlstand groß und die Pädagogik hart war :lol: , auch nicht anders ergangen. Meine Eltern hielten nichts von Urlaubsreisen, sodass ich erst mit 14 oder so das erste Mal im Ausland war, während meine Grundschul-Freundinnen jedes Jahr zum Schifahren und nach Italien zum Badeurlaub gefahren sind. Natürlich war ich neidisch wie die Sau und hätte mich im Unterricht sauber über den Herrn geärgert!

Und gerade heutzutage bin ich der Meinung, dass sich auch unter dem pädagogischen Volke eine größere Sensibilität für die individuellen Lebenssituationen von Kindern breitgemacht haben sollte als vor 30 Jahren auf dem Dorfe. Nicht jeder kann sich einen dicken Urlaub leisten, was natürlich nicht heißen soll, dass man das Thema ängstlich vermeiden soll. Aber etwas allgemeiner abhandeln wäre vielleicht nicht schlecht. Zwar müssen Kinder natürlich auch lernen, wie man mit Enttäuschungen und Neid umgeht, aber in meinen Augen ist es der Job von Pädagogen, ihnen dabei zu helfen, und nicht, ihnen ihre Unterschiede kommentarlos vorzuführen.

Ähnlich würde ich es beispielsweise auch sehen, wenn in einer Klasse die Hälfte der Kinder geschiedene Eltern hat und als Unterrichtsinhalt stets und ständig nur die klassische Kleinfamilie mit Papa, Mama und zwei Kindern aus den 1970ern vorkommt. Oder wenn man die Kinder zum Ostereier anmalen zwingt, obwohl die meisten weder mit Ostern noch mit Hasen etwas anfangen können, weil ihre Eltern aus dem Kongo ausgewandert oder vegane Atheisten sind. Oder sonstwie nicht mehr aus dem Bilderbuch des deutschen Biedermeiers abgepaust. Wozu lässt man die Damen und Herren Lehrer denn so lange studieren?

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich muss auch sagen, dass ich nichts schlimmes an der Frage des Lehrers finden kann, welcher Schüler denn in den Urlaub fährt. Immerhin kann man durch die Antworten nicht gleich darauf schließen, dass einer Familie vielleicht das Geld fehlt, um zu verreisen. Es kann doch auch sein, dass sich die Familie bewusst dazu entschlossen hat, eben nicht zu verreisen.

Natürlich ist es schon traurig, wenn eins der Kinder gerne in den Urlaub fahren würde und dies aber nicht geht. Aber dann entscheidet es ja selbst, ob es dies offen vor der Klasse sagt oder sich eben dazu entschließt nichts zu sagen. Es ist ja kein Muss zu sagen, warum man denn nicht wegfährt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Mein Klassenlehrer hat das früher auch vor und nach jeden Ferien gefragt und wir haben dann darüber geredet. Ich fand es immer sehr schön und interessant. Selber bin ich nur selten mit den Eltern in den Urlaub gefahren, fand es aber gut, wenn dann die anderen Schüler was sagen mussten und ich nur zuhören brauchte. Es wurde dann immer mit einer Erdkunde-Stunde verbunden.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde es ehrlich gesagt auch frech von der Mutter zu glauben, dass man auf jeden einzelnen Schüler in diesem Fall "Rücksicht" nehmen muss oder kann. Je nach Altersklasse ist es doch normal, dass diese gerne davon berichten, wenn sie wegfahren und wohin sie fahren. Wenn der Lehrer fragt, ist das vollkommen Okay.

Natürlich ist es für sozial schwache Familienkinder immer doof oder auch für all jene, die heute mal nicht vereisen - aber das kommt in den besten Familien vor und ist nicht ein Grund gewesen, diesen Jungen irgendwie bloß zu stellen oder gar die Mama. Mit taktlos hat das ganze nichts zu tun und wenn die Lehrer sich sonst nicht interessieren, wird seltsamerweise auch immer gemeckert.

Zumal im Ernst, die Kids kommen nach dem Urlaub in den Ferien wieder und plappern darauf los. Möchte Mama dann nicht, dass der Junge bei den Kids steht, weil er sich sonst doof fühlt? Oder sind die Kids dann am Ende auch taktlos?

Kann das Gehabe da wirklich nicht verstehen und bin da ehrlich gesagt auch nicht derselben Meinung, wie die Mutter. Ich musste früher als sozial schwaches Kind trotzdem nie leiden und habe ich mich aber auch nicht dumm gefühlt, wenn jemand mehr hatte und konnte als ich.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Klar, die Frage hätte man auch anders formulieren können, aber muss den ständig und immer auf alle Rücksicht genommen werden? Bei uns in der Klasse gab es damals auch Kinder, die in den Ferien nicht weggefahren sind und die wurden auch nicht ausgegrenzt, wenn der Lehrer fragte, ob jemand von uns verreist. Jede Klassendynamik ist aber auch anders und vielleicht wusste der Lehrer in dem Fall, dass die Kinder einander achten und nicht gegenseitig mobben.

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» ninjafan » Beiträge: 1455 » Talkpoints: -0,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Wenn ich höre über was sich Eltern heute alles aufregen bin ich wirklich sehr froh, dass wir uns gegen Kinder entschieden haben. Man kommt ja als Mutter nicht darum herum sich mit solchen Exemplaren hin und wieder abgeben zu müssen und ich glaube ich könnte da echt nicht lange diplomatisch bleiben. Ihr Kind fährt also nicht in Urlaub und deshalb soll der Lehrer mit den ganzen anderen Schülern, die sich auf ihren Urlaub freuen, nun nicht über das Thema reden? Was macht dieses Kind denn so besonders, dass sich alle nach ihm richten sollen?

In meiner Schulzeit war es vor den großen Ferien normal, dass man in der letzten Stunde keinen normalen Unterricht mehr hatte sondern sich mit dem Klassenlehrer unterhalten hat, unter anderem auch über Urlaubspläne. Die Mitschüler hatten ganz unterschiedliche Sachen geplant und man hat sich gar normal darüber unterhalten.

Ich erinnere mich noch an eine Mitschülerin, die die Sommerferien komplett zu Hause verbracht hat, weil die Eltern ein Haus gebaut hatten und weder Zeit noch Geld für Urlaub hatten. Da kamen direkt Tipps was sie in der Zeit machen könnte, aber negativ kommentiert hat das niemand.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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