Klasse fragen wer in Urlaub fährt - unangebrachte Frage?

Ich finde nicht, dass man direkt auf Geld Probleme schließen kann, nur weil jemand in den Sommerferien nicht weg fährt. Ich kenne viele die genug Geld hätten und nicht weg fahren weil sie einfach keine Lust haben oder auch einfach die Zeit fehlt. Außerdem gibt es ja nicht nur Sommerferien, vielleicht waren die Kinder die sich nicht gemeldet haben ja auch schon in den Pfingstferien weg oder fahren über Weihnachten weg.

Ganz davon abgesehen, dass nicht in Urlaub fahren nicht mit Geld Problemen gleich zusetzen ist, denken gerade auch so jüngere Kinder nicht gleich, der andere kann es sich nicht leisten. Ich verstehe, dass man es selbst unangenehm findet, wenn man zu wenig Geld für Urlaub hat, aber meistens denken sich die anderen deutlich weniger wie man selbst meint. Und ich persönlich würde dann mit meinem Sohn daran arbeiten, dass ihm so etwas nicht unnötig unangenehm ist.

Natürlich kann man sagen, man sollte die Frage erst gar nicht stellen, aber bei fast jeder Frage kann es sein, dass ein Kind traurig ist oder peinlich berührt. Fängt ja schon damit an wen man frägt was die Eltern arbeiten, wie man wohnt, fragen über die Familie im generellen etc. Die Leute können nicht immer jede Frage vermeiden, die dem anderen vielleicht unangenehm ist. Daher sollte man selbst lernen mit eventuell unangenehmen Fragen umgehen zu können und dies auch seinen Kindern beibringen. Andere denken sich nämlich meist bei den entsprechenden Fragen und Antworten nur halb so viel wie man selber.

Ich muss sagen, dass ich die Frage des Lehrers nicht unangebracht finde. Sicher war die Frage auch nicht deswegen gestellt worden, damit man sehen kann, wer sich keinen Urlaub leisten kann. Der Lehrer wollte einfach etwas über die Pläne der Schüler erfahren und damit den Unterricht vielleicht mal etwas auflockern und die Schüler eben frei reden zu lassen, was auch nicht unwichtig ist.

Wenn man nicht in den Urlaub fährt heißt das doch nicht, dass man sich keinen Urlaub leisten könnte. Sicher wird der Lehrer diesen Rückschluss nicht automatisch gezogen haben und auch die anderen Schüler werden nun nicht zwingend denken, dass die Kinder, die sich nicht gemeldet haben, arme Eltern haben, die den Urlaub nicht finanzieren können. Es gibt doch noch mehr Gründe, warum man im Urlaub vielleicht nicht wegfährt als nur das liebe Geld.

Die Frage, ob die Schüler in den Urlaub fahren und wenn ja wohin, finde ich alles andere als unangemessen. Anscheinend betrachtet deine Freundin Urlaub ebenso als Statussymbol. Sie sollte ihrem Sohn vielleicht lieber mit auf den Weg geben, dass es ok ist, nicht in den Urlaub zu fahren und sich trotzdem mit den anderen zu freuen und Ferienerlebnisse zu teilen.

Ich bin in meiner Kindheit nie in den Urlaub gefahren, weil meine Eltern es sich nie leisten konnten. In der Schule haben wir dann nach den Ferien alle erzählt, was wir gemacht haben. Und jeder hatte eine andere Geschichte parat. Und kein Kind hatte langweilige Ferien, auch wenn es zu Hause war. Und ich habe mich mit meinen Freundinnen gefreut, wenn sie in den Urlaub geflogen sind und mir kleine Geschenke mitgebracht haben.

Was meine Klassenlehrerin uns so gefragt hat, fand ich durchaus bedenklicher. Zum Beispiel sollte jeder nach den Weihnachtsferien erzählen, was er geschenkt bekommen hat. Hier zählt es ja nun wirklich nur auf das Geschenk ab und den verbundenen Konsum. Oder wir sollten einen Aufsatz darüber schreiben, was die Eltern beruflich machen. Was natürlich bei Kindern etwas blöd war, wenn die Eltern gerade arbeitslos waren. Solche fragen empfand ich tatsächlich als ein Abfragen des Status, schon als Kind.

Ich denke eben, dass der Lehrer es gut gemeint hat, weil viele davon ausgehen, dass sich alle Eltern einen Urlaub leisten können und wenn dann vielleicht einen Kurztrip oder sowas. Natürlich ist dem nicht so und er ist wahrscheinlich voll ins Fettnäpfchen getreten.

Mir ging es als Kind ähnlich, da wir auch selten in den Urlaub gegangen sind. Wenn, dann sind meine Eltern alleine verreist. Ich konnte damit halbwegs umgehen, aber ich denke mir, dass es für viele Kinder heutzutage schwierig sein wird, mit dem umzugehen, dass alle in den Urlaub gehen und die eigenen Eltern sich das nicht leisten können.

Es wird ja auch der Druck immer größer, was die Marken der Klamotten und der Smartphones und alles andere angeht. Es ist ja schon ein Statussymbol was für eine Smartphonemarke man hat und wer das neuste Modell besitzt, wirklich schlimm.

Hier als Lehrer noch einen drauf zu setzen, war sicher nicht ganz klug, aber vielleicht reflektiert derjenige ja sein Verhalten und es war das letzte Mal, dass ihm so etwas passiert ist.

Ich finde die Frage an sich vollkommen harmlos. Für die Schüler ist es doch auch interessant zu erfahren, wer wo hinfährt und wie die Pläne sind. Kurz vor den Sommerferien ist doch das Schuljahr eh gelaufen und da lässt sich mit solchen netten Gesprächs- beziehungsweise Fragerunden wenigstens ein bisschen Interesse aus den Schülern rauslocken.

Die Art und Weise war vielleicht ein bisschen unbedacht. So könnte man ja wirklich sehen, wer sich nicht meldet und demzufolge nicht in den Urlaub fährt. Man hätte die Frage ja einfach etwas offener formulieren können. Zum Beispiel, worauf sich die Schüler in den Ferien am meisten freuen und dann hätten sicher auch viele von Urlaubsplänen berichtet. So wäre aber niemand gezwungen gewesen sich nicht melden zu können. Der Junge hätte dann einfach nichts sagen können und es wäre kaum aufgefallen oder aber von anderen Pläne (Freibadbesuch, Skaten, Kurztrip etc) berichten können.