Kirchliche Trauung für homosexuelle Paare anders?
Im Fernsehen hatte ich vor kurzem eine Trauung von einem homosexuellen Paar gesehen. Es handelte sich dabei um zwei Männer, von denen einer als Frau vor den Altar getreten ist und auch ein weißes Kleid trug.
Während der Zeremonie wurde dann durch den Kommentator gesagt, dass die kirchliche Trauung bei homosexuellen etwas anders ablaufen würde, als bei Hetero Paaren. Und zwar bekämen das gleichgeschlechtliche Paar zwar den Segen, aber es würde ansonsten keine Bibelsprüche und ähnliche Zitierungen wie einer Hetero Hochzeit geben.
Ich frage mich, ob es generell so gemacht wird, dass bei einer Trauung von einem homosexuellen Paar die Zeremonie anders verläuft, als bei einem Hetero Paar. Habt ihr da schon Unterschiede feststellen können? Was meint ihr, warum die kirchliche Trauung anders gestaltet wird? Seht ihr das irgendwo als Ausgrenzung an?
In den meisten Gemeinden ist eine Trauung für gleichgeschlechtliche Partner nicht möglich. Das betrifft nicht nur die katholische Kirche, auch die Mehrzahl der evangelischen Gemeinden lehnt eine Trauung oder eine der Trauung gleichgestellte Zeremonie ab. Es gibt aber evangelische Gemeinden, die lassen das zu.
Während die Ehe für die katholische Kirche ein Sakrament ist, dass nur Mann und Frau erhalten können, sehen evangelische Gemeinden die Sache lockerer. Zwar ist auch dort in den meisten Gemeinden die Ehe Mann und Frau vorbehalten, aber gleichgeschlechtliche Paare können ihre Verbindung segnen lassen. Mittlerweile steht zumindest die katholische Kirche in Deutschland der Segnung offener gegenüber und fordert diese Möglichkeit. Es gab bisher wenige katholische Segnungen.
Cooper hat es mal wieder genau erfasst. Das Sakrament der Ehe ist nach der katholischen Lehre nur heterosexuellen Paaren vorbehalten. Natürlich ist das eine Ausgrenzung, aber die Kirche bestimmt nun mal ihre Spielregeln selbst und muss auch mit den Konsequenzen leben. Ich frage mich sowieso, wieso sich homosexuelle Paare um kirchliche Rituale so reißen, während zumindest die katholische Fraktion absolut keinen Hehl daraus macht, dass es sich in ihren Augen mindestens um eine Verbindung zweiter Klasse handelt.
Als Zugeständnis an die nicht ganz heterosexuellen Schäflein, die trotz unübersehbarer Diskriminierung dennoch das ganze Gedöns mit Pfarrer und Mittelgang und Orgel buchen möchten, bieten manche Kirchen, Pfarreien oder Gemeinden (ich weiß nicht genau, wer dies im Einzelfall bestimmt) quasi eine "Trauung light" an. Dabei findet nicht das Sakrament der Eheschließung statt, sondern "nur" eine Segnung der bestehenden Verbindung, was natürlich für die weniger religiös geprägten Teilnehmer mit bloßem Auge kaum zu unterscheiden ist. Zu diesem Zweck wird die Liturgie eigens umgeändert, um sicher zu gehen, dass die Grenzlinie zwischen Segnung und Sakrament aus kirchlicher Sicht nicht verwässert wird.
Aber da es in der Regel sowieso nur darum geht, dass vorne am Altar jemand steht und fromme Sprüche absondert, geben sich manche Paare auch mit einer Segnung zufrieden, weil dies alles ist, was zumindest die katholische Kirche freiwillig für die Abweichler herausrückt, die sich darauf kaprizieren, jemanden vom gleichen Geschlecht heiraten zu müssen. Wie es bei anderen christlichen Konfessionen aussieht, weiß ich wiederum nicht so genau.
Ich habe noch nie einer kirchlichen Trauung von einem homosexuellen Paar beigewohnt, denn das wurde in den Gemeinden in denen ich gewohnt habe schlichtweg nicht durchgeführt und war nicht erwünscht. Noch nicht einmal eine Segnung konnte man dort erhalten und das waren nicht nur katholische Gemeinden sondern auch evangelische. Anfragen gab es dennoch genug und diese wurden einfach abgewiesen.
Ich kann es aber auch nicht verstehen, dass man direkt auf eine kirchliche Trauung besteht und es doch ohnehin bereits klar ist, dass man "anders" ist und so lange ist es auch noch nicht üblich sich trauen lassen zu können. Die Kirche ist dort halt noch ein wenig langsamer als die Rechtsprechung und entsprechend wird das wohl noch eine Weile dauern, bis man das auch in der katholischen Kirche findet wenn überhaupt. Evangelische sind meistens eher aufgeschlossen, aber auch dort gibt es genug die es weiterhin ablehnen.
Nun genau das "anders sein" ist doch nur eine Unterstellung. In der katholischen Kirche ist die Ablehnung der Eheschließung noch halbwegs nachvollziehbar. Denn dort genügt es nicht, dass zwei Menschen sich für ein Leben miteinander entscheiden, sich lieben, achten und unterstützen möchten, es muss auch der Wunsch nach Kindern bestehen.
Die sind nun nach dem Verständnis der katholischen Kirche, wie man zu Kindern kommt, bei gleichgeschlechtlichen Paaren ausgeschlossen. Aber dann müsste die Trauung in der katholischen Kirche auch heterosexuellen Paaren verboten werden, die keine Kinder möchten. Das wäre konsequent. Aber zumindest die Segnung einer Verbindung gleichgeschlechtlicher Paare sollte möglich werden.
In der evangelischen Kirche ist die Ehe aber eigentlich nur ein weltlicher Stand, der der gottgewollten Moral entspricht. Zentraler Punkt ist das Bekenntnis zueinander, sich gegenseitig Halt zu geben und sich zu unterstützen. Kinder sind erwünscht, aber es ist keine Bedingung. Und dieses Verständnis zueinander können selbstverständlich auch gleichgeschlechtliche Paare haben. Daher sollten es mehr Gemeinden erlauben, dass eine echte Trauung möglich ist.
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