Kinderwunsch bis zu welchem Alter?

vom 26.04.2016, 10:20 Uhr

Ich wundere mich immer wieder über die unterschiedlichen Aussagen, bis zu welchem Alter man (frau?) seinen Kinderwunsch gefälligst abzuwickeln hat. Es spielen so viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle, und letzten Endes hat doch niemand eine Garantie, dass das Idealbild einer "perfekten Familie" auch tatsächlich umgesetzt werden kann.

Prinzipiell bin ich daher der Meinung, dass man (frau?) sich in dieser Hinsicht nicht von außen unter Druck setzen lassen sollte. Manche Leute haben beispielsweise schlicht keinen Kinderwunsch und tun weder sich noch irgendwem anderen einen Gefallen, wenn sie sich kurz vor der ominösen VIERZIG noch ans Fortpflanzen machen. Andere Leute kriegen ihre Kinder brav mit 27,3 Lebensjahren und sterben mit 35 an Brustkrebs. Oder die "perfekte Familie" zerbricht auf ganz anderem Weg, und die Kinder pendeln zwischen Berlin und Hamburg. Oder man pflanzt sich brav mit unter 30 fort, und das Kind bekommt trotzdem eine Krankheit oder Behinderung, die rein statistisch gesehen vor allem bei späten Eltern vorkommt.

Meiner Meinung nach ist es ein Irrglauben vieler Leute, dass ihnen nichts "Schlimmes" passiert und sie sich absichern können, wenn sie sich brav an die Regeln halten, wozu hierzulande auch das Kinderkriegen unter 35 gehört. Nur leider schert sich das Schicksal absolut nicht darum, ob man immer brav alles nach Lehrbuch gemacht hat, und dann hat der Nachwuchs eben kein Down-Syndrom, sondern Mukoviszidose.

Zudem kann ich mir durchaus vorstellen, dass angesichts der immer weiter steigenden Lebenserwartung auch die "fruchtbaren Jahre" sich nach hinten verschieben können. Noch meine Großeltern galten mit 60 als Greise in ihrer Selbst- und Fremdwahrnehmung, heutzutage steht man mit diesem Alter noch voll im Berufsleben. Deswegen hat man in meinen Augen durchaus ganz gute Chancen, nicht mit 25 seine Eltern pflegen zu müssen, selbst wenn sie sich erst mit 40 für Kinder entschieden haben. Und Krankheiten nehmen sowieso keine Rücksicht auf das Alter. Wenn es die Eltern jedoch, wie es mit zunehmender Wahrscheinlichkeit der Fall ist, mit 80 oder 85 ereilt, sind selbst extrem späte Kinder schon um die 40 und können gern mal ein bisschen Verantwortung übernehmen.

Auf Argumente wie "Aber dann werden die Kinder ja in der Schule gehänselt", oder "Die Eltern sind dann nicht mehr so fit und unternehmungslustig" gebe ich dagegen gar nichts. Wenn Kinder gemein sein wollen, finden sie immer einen Grund zum Hänseln, und es kann genauso gut sein, dass ihnen das Alter der Eltern ihrer Spielkameraden total egal ist, weil für Grundschüler sowieso jeder über 20 ein Greis ist. Und was die Fitness angeht, kenne ich genug Sportler und aktive Menschen über 40 ebenso wie Leute in den Zwanzigern, die vor allem Schokolade essen und fernsehen.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ja, die Leute stehen mit 60 noch voll im Leben, sind aktiver und sehen jünger aus. Sie sind aber nicht wirklich gesünder oder werden so viel älter. Zwischen 50 und 60 stirbt man in Deutschland sogar bevorzugt an Krankheiten, Unfälle oder Selbstmord spielen in dem Alter kaum eine Rolle.

Mit 30 Jahren geht es los, ab da verdoppelt sich alle 9 Jahre das Risiko zu sterben. Wenn man im passenden Alter ist, bekommt man mit, wie viele Menschen unerwartet sterben. Natürlich werden Menschen munter 90, andere erreichen nicht einmal die 60. Und sicher kann das alles auch früher passieren, aber das tut es seltener.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Gerbera hat geschrieben:Auf Argumente wie "Aber dann werden die Kinder ja in der Schule gehänselt", oder "Die Eltern sind dann nicht mehr so fit und unternehmungslustig" gebe ich dagegen gar nichts. Wenn Kinder gemein sein wollen, finden sie immer einen Grund zum Hänseln, und es kann genauso gut sein, dass ihnen das Alter der Eltern ihrer Spielkameraden total egal ist, weil für Grundschüler sowieso jeder über 20 ein Greis ist. Und was die Fitness angeht, kenne ich genug Sportler und aktive Menschen über 40 ebenso wie Leute in den Zwanzigern, die vor allem Schokolade essen und fernsehen.

Wenn du damit auf meine Aussage anspielst mit der Oma, das war keine Hänselei von dem anderen Kind sondern einfach Unwissenheit, weil es die Mutter vom anderen auch nicht kannte. Er dachte wirklich das es sich dabei um die Großmutter handelte, weil die Mutter einfach schon entsprechend alt und über 50 war und auch noch deutlich älter aussah. Hätte ich es nicht besser gewusst, dann hätte ich auch gedacht das es sich dabei um die Großmutter handelt und nicht um die Mutter.

Dem entsprechenden Kind war das natürlich etwas peinlich, als er aufgeklärt hat das es sich dabei nicht um die Oma sondern um die Mutter handelt. Es kam dann zwar von dem ausrufenden Kind ein "Oh tut mir Leid" aber weitere Kommentare folgten darauf nicht. War halt einfach ein versehen und hat nichts mit Hänseln zu tun, aber das kann dabei auch durchaus schon passieren.

Und ja, Kinder finden im Zweifel immer etwas ein anderes Kind zu schikanieren und auszulachen. Aber da muss man nicht noch zusätzliche Angriffsfläche bieten und extra provozieren wenn man mit 65 sich nochmals künstlich Befruchten lässt wenn es auf natürlichem Wege schon lange nicht mehr funktioniert. Der Körper hat sich dazu schon seine Gedanken gemacht indem er die Menopause eingeführt hat, das braucht man nicht noch mit der Medizin überlisten. Denn das ist ein reines egoistisches Verhalten und zeugt weder von Verantwortung sich noch seinen Kindern gegenüber.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Denn das ist ein reines egoistisches Verhalten und zeugt weder von Verantwortung sich noch seinen Kindern gegenüber.

Aber Kinderkriegen ist doch immer egoistisch. Egal, warum man sich in welchem Alter auch immer für oder gegen Kinder entscheidet, das macht man nicht für andere oder die Gesellschaft, sondern für sich. Menschen bekommen Kinder aus rein egoistischen Gründen, etwa weil sie einen Stammhalter wollen oder ein süßes Baby. Da spielt Altriusmus keine Rolle.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Eigentlich sollte das jeder für sich entscheiden, mit welchem Alter er oder sie sich bereit für ein Kind fühlt. Allerdings finde ich es doch wichtig, dass man dabei auch an das Kind denkt und es sich eben nicht irgendwann schämen muss, dass es schon so alte Eltern hat.

Im Fall der 60 Jährigen Frau, die noch einmal schwanger wurde und Kinder bekommen hat, finde ich es nicht durchdacht und nicht fair den Kindern gegenüber. Sie werde ihre Mutter ja wahrscheinlich schon viel früher verlieren als andere Kinder ihre Mutter.

Wenn man sich mit 40 aber erst reif für ein Kind fühlt und vielleicht auch nicht aussieht wie 40, spricht doch nichts dagegen ein Kind zu bekommen, wenn denn der Arzt dazu auch seinen Segen gibt. Ohne dies würde ich dann so wie so eher davon absehen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Zitronengras hat geschrieben:
Denn das ist ein reines egoistisches Verhalten und zeugt weder von Verantwortung sich noch seinen Kindern gegenüber.

Aber Kinderkriegen ist doch immer egoistisch. Egal, warum man sich in welchem Alter auch immer für oder gegen Kinder entscheidet, das macht man nicht für andere oder die Gesellschaft, sondern für sich. Menschen bekommen Kinder aus rein egoistischen Gründen, etwa weil sie einen Stammhalter wollen oder ein süßes Baby. Da spielt Altruismus keine Rolle.

Das ist deine Ansicht aber es kommt immer darauf an, ob man sich bewusst dafür entschieden hat ein Kind zu zeugen oder ob das ganze einfach passiert ist. Wenn das ganze nicht bewusst entschieden worden ist und man sich trotzdem dafür entscheidet, dann ist das keine egoistische Entscheidung alleine. Denn mal ehrlich, ohne Kinder ist man ungebunden, hat mehr Geld für sich übrig und muss sich nicht komplett nach jemand anderen richten.

Ich wurde ungeplant Schwanger, natürlich hatte ich früher einen Kinderwunsch. Aber wegen verschiedener Diagnosen wurde das ganze für mich als "unmöglich" dargestellt schwanger werden zu können. Deswegen hatte ich mich davon auch schon verabschiedet. Und als ich meine Schwangerschaft festgestellt habe, war es ohnehin bereits zu spät für einen Abbruch, somit hat es die "Gesellschaft" für mich entschieden indem sie sagen das ein Abbruch nur bis zur 12. Woche rechtlich erlaubt ist. Selbst wenn ich es also gewollt hätte, wäre es aus "egoistischer" Sicht nicht mehr möglich gewesen sich gegen die Schwangerschaft zu entscheiden.

Klar hätte ich es abgeben können, wenn das dein nächstes Argument ist, aber auch das ist eine persönliche Entscheidung ob man es macht oder nicht. Kannst mich gerne als egoistisch in dieser Hinsicht hinstellen, dass ich es nicht gemacht habe aber mein Leben ist durch das Kind alles andere als einfacher geworden, ganz im Gegenteil.

Süßes Baby hin oder her, ein Kind macht Arbeit und das nicht zu wenig. Das wird im Vorfeld doch gerne unterschätzt oder schön geredet. Ich hab mir da keine Illusion gemacht, natürlich liebe ich meinen Sohn, aber ich denke dabei genauso egoistisch, dass mein komplettes Leben einfacher ohne ihn wäre.

Aber ihn das spüren und merken zu lassen, das wäre einfach der falsche Weg und hat dann auch nichts mit Verantwortung zu tun. Verantwortung in dieser Hinsicht bedeutet einfach, dass man einmal eine Entscheidung getroffen hat mit seinem Kinderwunsch und auch entsprechend ein Kind gezeugt hat und sich dieser auch stellen muss und hinterher nicht sagen kann, dass das Kind nun uninteressant ist und in die Ecke gestellt wird weil man entweder damit komplett überfordert ist, oder einfach körperlich nicht in der Lage ist sich ausreichend selbst um das Kind zu kümmern.

Das wird sich im Vorfeld aber auch schön geredet, denn wer beschäftigt sich schon mit den negativen Aspekten vom Kinder bekommen vor der Schwangerschaft? Ich denke mal nicht das sich darüber Gedanken gemacht wird was es heißt mit dem Schlafentzug für mehrere Jahre, die Doppel- und Dreifachbelastung mit Kind, Haushalt und Arbeit oder aber auch das ein Kind bis zu seinem 18. Lebensjahr knapp 150.000 Euro kostet und das auch erst verdient sein muss.

Ich weiß was es heißt das hinterher an den Kopf geworfen zu bekommen, meine Eltern hatten sich bewusst für Kinder entschieden weil das so üblich ist und auch süß und niedlich. Mit 15 Jahren habe ich eine finanzielle Aufstellung auf den Cent genau an den Kopf geworfen bekommen, was ich meinen Vater bis dahin gekostet habe. Diese Aufstellung wurde weitergeführt, bis zu dem Tag an dem ich ausgezogen bin und finanziell komplett unabhängig gelebt habe.

Für meine Geschwister die z.T. noch Zuhause wohnen läuft diese Aufstellung für jeden einzelnen weiter und wird regelmäßig als Druckmittel bzw. im Streit benutzt um ihnen zu zeigen das sie nichts weiter Wert sind als diesen Geldbetrag der dort steht. Somit wurde das egoistische Denken von meinen Eltern direkt noch den Kindern nachgetragen, wirklich tolles Gefühl wenn dir jemand in Zahlen aufzeigen möchte was du in seinen Augen "nur" Wert bist anhand von einer Tabelle.

Auf der einen Seite finde ich es zwar schön Mutter zu sein, mein Sohn ist auch süß, lieb und niedlich. Aber andererseits traure ich natürlich auch meinem alten Leben nach, denn seit seiner Geburt war ich nicht mehr für mich komplett alleine aus, kann an meinen freien Abenden nicht einfach ausgehen und muss auch jeden Cent dreimal umdrehen bevor ich mir selbst etwas kaufe. Das letzte was ich mir "gekauft" habe, war ein Haarschnitt für 16,50 Euro vor einem halben Jahr, ansonsten ist für mich selbst finanziell nichts drinnen. Damit muss man auch erst einmal umgehen können und wird auch gerne vergessen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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