Kindern später komplett das Studium finanzieren?

vom 24.07.2017, 21:07 Uhr

Ich unterhielt mich heute mit einer Mutter von 2 Kindern. Diese meinte, dass sie zwar finanziell gesehen Geld für mehr als 2 Kinder hätten und auch durchaus noch ein dritten Kind gewollt hätten, aber sie legt mir ihrem Mann für jedes Kind lieber 200 Euro im Monat an, damit die Kinder nach dem Abitur dann jeweils eine Summe von ca. 50.000 Euro bekommen und sich davon ihr Studium finanzieren können, damit sie nicht nebenbei noch arbeiten müssen.

Ich finde das die Kinder damit viel zu sehr verwöhnt werden. Wir legen für jedes Kind 25 Euro im Monat an plus die 300 Euro Erziehungsgeld die ich für die ersten 12 Monate bekommen habe. Damit kommen unsere Kinder später auf eine Summe von ca. 10.000 Euro. Davon sollen sie sich den Führerschein finanzieren und der Rest reicht dann eben für die Einrichtung des ersten WG-Zimmers, das erste eigene Auto, eine kleine Weltreise nach dem Abi oder was auch immer sie für Wünsche haben.

Aber den Kindern komplett das Studium zu finanzieren halte ich für völlig übertrieben. Meine Eltern hatten nie was für mich angelegt und ich musste im Studium mit Bafög, Unterhalt und Jobben auskommen was auch irgendwie ging. Mein Mann war vor dem Studium 3 Jahre bei der Bundeswehr um Geld anzusparen. Geschadet hat es ihm nicht.

Finanziert ihr euren Kindern das Studium oder legt ihr so viel Geld an? Findet ihr auch, dass man Kinder damit zu sehr verwöhnt und ihnen das Leben viel zu leicht macht? Ich finde 10.000 Euro zum Abitur ist eigentlich schon eine Menge Geld.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Mit Sicherheit nicht, zwar bin ich verpflichtet als Elternteil für die Erstausbildung auch aufzukommen, aber dafür brauche ich im Vorfeld auch keine 10.000 oder auch 50.000 Euro mir anlegen oder gar dem Kind in die Hand drücken, damit es das verprassen kann. Denn eine Weltreise, der Führerschein und auch das erste Auto haben mit dem Abitur oder einem Studium herzlichst wenig gemeinsam und sind Private Dinge die das Leben angenehmer machen.

Warum sollte ich meinem Kind den Hintern pudern im Vorfeld damit es nie etwas machen muss und auch den Umgang mit Geld nicht lernt und nicht weiß, was Geld wert ist und wie lange das dauert, diese Summe auf dem Konto zu haben? Versteh mich nicht falsch, ich lege für meinen Sohn auch jeden Monat etwas zur Seite aber das bekommt er auch nicht in die Hand gedrückt zum 18. Geburtstag oder auch zum Abitur und damit kann er machen was er möchte, sondern es dient seiner Absicherung bereits für seine Rente und als Notgroschen. Aber nicht, damit er die Füße hochlegen kann und während dem Studium nicht arbeitet.

Denn ich sehe es so, dass man es sehr wohl schaffen kann mit Job sich über Wasser zu halten auch während einem Studium. Ich habe das geschafft, du auch und viele andere ebenfalls. Warum sollte man dem eigenen Nachwuchs dann den Hintern komplett pudern und sie in Watte packen? Was dabei heraus kommt habe ich im Umfeld gesehen, faule Kinder die sich von Mama und Papa finanzieren lassen, nicht fertig werden mit dem Studium oder auch direkt hinwerfen wenn es mal schwer wird oder lieber auf Partys hängen anstatt zu lernen, Geld spielt keine Rolle und damit auch nicht, wann sie fertig werden.

Einer ist davon inzwischen 28 Jahre alt, hat sein BWL Studium nach 7 Jahren in denen er im Endeffekt bis ins 5. Semester gekommen ist nun abgebrochen und meint, er bekommt einen Job bei dem er als ungelernte Kraft seine 5000 Euro Netto in die Hand gedrückt bekommt. Etwas anderes nimmt er nicht an, bewirbt sich auf Posten die ein abgeschlossenes Studium mit Berufserfahrung erfordern und wundert sich, warum ihn keiner nimmt. Inzwischen haben die Eltern auch den Geldhahn zugedreht, viel zu lange wurde sich das meiner Meinung nach angesehen. Sein Leben bestand nicht aus Studium, sondern aus Feiern, Geld ausgeben und nicht die Uni zu besuchen damit er mal fertig wird. So etwas will ich bei meinem Kind auf keinen Fall.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Das kommt doch ganz aufs Studium an, oder? Tiermedizin wird sich nicht mit einem Job vereinbaren lassen. Danach gibt es viele Jahre auch kein Geld, wenn das Kind nicht in der Massentierhaltung arbeiten will. BAföG bekommen die Jungs nicht, wenn alles so bleibt. Also kommt es darauf an, was sie werden wollen. Vielleicht möchte nicht jeder studieren. Wahrscheinlich geht ein Job zum Studium. Wir warten es ab und reagieren dann, wenn es so weit ist. Mal sehen, was mit Großbritannien passiert. Es würde mich nicht wundern, wenn die Jungs nach England, Schottland oder Irland gehen.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Meine Eltern finanzieren mir, neben Bafög, das Studium, und ich lehne mich jetzt ganz weit aus dem Fenster und behaupte, dass ich trotzdem nicht nonstop auf Partys bin und dafür nie in den Vorlesungen. In der Behauptung bin ich mir auch deshalb recht sicher, da ich seit dem Studienbeginn nur in den Semesterferien auf der privaten Geburtstagsfeier eines Kumpels war, dagegen aber fast nie eine Vorlesung habe ausfallen lassen. :wink:

Unendlich verschwenderisch bin ich mit dem Geld auch nicht, nur, weil es nicht "meins" ist. Das geht zuerst einmal für Essen drauf, teils für Semesterticket und Co., und in den Semesterferien das Ticket für die Heimfahrt, da ich meine Familie auch gerne hin und wieder sehe. Vom Rest wird auch mehr gespart und dann lieber einmal für etwas ausgegeben, was ich wirklich haben/machen will, und nicht für Partys oder Sonstiges in der Richtung.

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Kalu-chan hat geschrieben:Meine Eltern finanzieren mir, neben Bafög, das Studium, und ich lehne mich jetzt ganz weit aus dem Fenster und behaupte, dass ich trotzdem nicht nonstop auf Partys bin und dafür nie in den Vorlesungen. In der Behauptung bin ich mir auch deshalb recht sicher, da ich seit dem Studienbeginn nur in den Semesterferien auf der privaten Geburtstagsfeier eines Kumpels war, dagegen aber fast nie eine Vorlesung habe ausfallen lassen. :wink:

Wenn du dir von meiner Antwort auf dem Schlips getreten fühlst, dann tut es mir Leid. Du befindest dich nicht in meinem Umfeld und hier ist es das gleiche Bild durch die Bank weg, was damit passiert ist, wenn die "Kinder" nach dem Abitur eine größere Summe Geld in die Hand gedrückt bekommen haben damit sie damit ihr Studium finanzieren. Keiner davon war in der Lage mit dem Geld welches auf einmal in die Hand gedrückt wurde umzugehen, es wurde mit vollen Händen heraus geworfen, sie wissen nicht wie man damit umgeht oder wie lange man für diese Summe arbeitet. Stattdessen wurde sich ausgeruht, denn 50.000 oder auch 100.000 hört sich nach einer Menge an und manch einer denkt wirklich, dass man damit bis an sein Lebensende auch auskommt und lebt entsprechend ohne dafür jemals einen Finger krumm gemacht zu haben.

Es macht ebenfalls in meinen Augen einen Unterschied, ob man einem "Kind" eine komplette Summe auf einmal in den Hals steckt oder ob das monatlich in Raten kommt damit das Kind seinen Lebensunterhalt gerade damit decken kann. Hier gab es das alles auf einmal und nicht in Raten, vielleicht war das auch mit einer der Fehler der Eltern warum da nichts weiter gekommen ist. Dass der Umgang mit Geld nicht gelehrt worden ist oder auch dem Kind nicht vermittelt wurde wie langem an dafür arbeiten muss, erklärt sich von ganz alleine.

Aber das können heute kaum noch welche richtig einschätzen, da muss ich auch nur meinen Bruder ansehen. Dieser stellt sich ein Haus hin und erzählt mir etwas von günstigem Kredit den er an Land gezogen hat, im Endeffekt ist sein Bauvorhaben alleine von seinem Einkommen, seinem Eigenkapital was er hat und der Zeit die er hat bis es abgezahlt sein muss nicht machbar. Er ist davon Felsenfest überzeugt und wenn er sein monatliches Einkommen nicht verdreifacht, dann wird sein Eigenheim auch irgendwann an die Bank gehen bevor es abgezahlt ist. Auch da wurde munter Geld in den Hintern gesteckt, nie Miete zahlt und im Endeffekt keine Ahnung wie es mit Lebenshaltungskosten aussieht, wenn man alleine wohnt mit Eigenheim. Rennt quasi blauäugig gerade in sein Verderben und begreift das noch nicht mal, wenn man ihm das vermitteln möchte da kommen dann nur Sätze wie "du gönnst es mir nur nicht".

Ich habe mir dem Umgang mit Geld selbst beigebracht da es auch vom Elternhaus verpasst worden ist, weiß wie es ist mit Lebenshaltungskosten, Miete, Versicherungen und Co die man braucht und habe mein eigenes Eigenheim und bin im Gegensatz zu all meinen Geschwistern für meinen Lebensunterhalt unter dem Studium immer arbeiten gegangen, es war hart aber es ging aber das war eine der Lehrreichsten Dinge, wie man das Geld zu schätzen gelernt hat und den Umgang damit auch erlernt hat. Von daher finde ich nicht, dass es sinnvoll ist das Kind mit einer großen Summe zuzuschütten nach dem Abitur.

Für die Erstausbildung bin ich zuständig vom finanziellen her keine Frage und Bafäg würde meiner nach dem aktuellen Stand auch nicht bekommen, sprich ich muss ran. Aber ich muss ihm dann keine goldene Suite im Luxuswohnheim bezahlen, kein Auto, kein Führerschein und kein nichts nur damit mein Sohn keinen Finger krumm machen muss und was eine Weltreise und die Erstausstattung der Wohnung damit zu tun haben sollte, ist nochmal ein ganz anderes Thema. Denn auch ein Student kann sich gebrauchte Sachen holen, geschenkte Sachen oder nach und nach, da muss nicht das voll möblierte Appartment direkt mitgeliefert werden zum bestandenen Abitur. Ich erwarte es jedenfalls, dass mein Sohn auch arbeitet wenn er studieren möchte und wenn es unter dem Semester nicht geht, dann gibt es auch Semesterferien und diese Dinge wie Führerschein, Auto und Co dafür gibt es vorher schon Schülerjobs die er machen kann damit er dort auch seinen eigenen Anteil liefert.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Na ja, Eltern sind ja auch verpflichtet ein Studium zu finanzieren sofern sie das können. So gesehen müssen deine Eltern dir vermutlich auch was zahlen. Aber es macht für mich einen Unterschied ob das Kind Bafög bekommt und die Eltern dann eben monatlich Summe X dazu zahlen oder ob man schon von vornherein lieber weniger Kinder bekommt als man sich eigentlich wünscht und dann den Kindern das Studium komplett finanziert. Wer Bafög bekommt muss ja auch was tun, da kann man nicht bummeln im Studium.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Meine Eltern haben mich schon immer finanziell unterstützt, wobei sie mir nie das gesamte Studium bezahlt hätten. Als ich noch bei ihnen gewohnt habe, konnte ich da kostenlos wohnen, musste aber die Semestergebühren, mein Studiticket und die ganzen Materialien und Druckgebühren immer selbst bezahlen. Nun ist es nicht anders seitdem ich nicht mehr bei ihnen wohne, wobei sie mir einen Teil zur Miete zahlen, weil meine jetzige Wohnung extrem teuer ist.

Auch neben dem Studium kann man ja auch arbeiten, so dass ich es nicht richtig finde, einfach alles zu bezahlen. Das ist ja wirklich extrem teuer, wobei ich schon viele Kommilitonen habe, deren Eltern ihnen alles bezahlen. Ich kenne welche, die die komplette Miete, die Fahrkarte, Studiengebühren und Materialien von den Eltern finanziert bekommen, manche dazu auch noch ein Auto. So eine Summe hätten mir meine Eltern nie bezahlt, allerdings hätte ich das auch nie gewollt. Ich will mich nicht so finanziell abgängig von jemandem machen, außerdem finde ich es fies, die Eltern so viel zahlen zu lassen, während man zumindest einen Teil dazu beisteuern kann.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Sorae hat geschrieben:Für die Erstausbildung bin ich zuständig vom finanziellen her keine Frage und Bafäg würde meiner nach dem aktuellen Stand auch nicht bekommen, sprich ich muss ran. Aber ich muss ihm dann keine goldene Suite im Luxuswohnheim bezahlen, kein Auto, kein Führerschein und kein nichts nur damit mein Sohn keinen Finger krumm machen muss und was eine Weltreise und die Erstausstattung der Wohnung damit zu tun haben sollte, ist nochmal ein ganz anderes Thema.

Musst du ja alles auch nicht machen, aber wie du richtig schreibst, bist du grundsätzlich bei der Erstausbildung dran. Legt man den Bafög-Höchstsatz zu Grunde, der ja an sich dem entspricht, was die Kinder brauchen bist du bei 735 Euro im Monat. Nun lass dein Kind mal Medizin studieren, also 6 Jahre lang 12mal im Jahr 735 Euro überweisen. Da bist du dann bei 52000 Euro. Die Summen sind also im Grunde gar nicht mal so utopisch und weltfremd die hier genannt werden.

Und jetzt soll mir keiner erzählen, dass man mit 735 Euro, von denen entweder Fahrkosten oder Miete, Semestergebühren, sowie Lehrmaterialien und auch die Dinge des täglichen Lebens bezahlt werden müssen, ein Leben in Saus und Braus finanziert werden kann. So stellst du es ja dar und da versteh ich auch Kalu-Chan völlig, wenn man sich da etwas auf den Schlipss getreten fühlt.

Ich habe persönlich den halben Bafög-Satz bekommen und den Rest haben meine Eltern gesponsert bis zum Höchstsatz. Das reichte um damit gut über die Runden zukommen. Für Spielereien wie Urlaube bin ich dann nebenbei arbeiten gegangen. Aber das geht nicht in jeder Stadt oder nicht bei jedem Studium. Ich hab im Monat 30-40 Stunden neben meinem Studium gearbeitet und das hat auch gereicht, bringt aber eben auch "nur" 300-400 Euro im Monat ein. Hätte ich jetzt weder Bafög noch die Unterstützung meiner Eltern gehabt, dann hätte ich mein Studium knicken können. Ich hatte auch mal zwei Monate bei, wo ich deutlich mehr arbeiten musste auf Grund von kranken Kollegen und da litt da Studium dann schon unter 70 Stunden Arbeit im Monat.

Solche Pauschalisierungen bringen einen da also kaum weiter. Zumal man da sicherlich auch auf seine Kinder achten muss, ob man es Ihnen zutrauen kann 10.000 Euro in die Hand zu drücken oder ob man dann lieber sagt von dem Studienkonto wird halt die Miete überwiesen und eine Art Taschengeld. Das kann man jawohl regeln. Ich finde es auch ziemlich albern jetzt schon von kleinen Kindern, wo man nicht mal weiß, was diese überhaupt mal machen wollen, zu erwarten, dass sich diese später ihr Studium erarbeiten.

Es gibt auch Studiengänge, da muss man die Semesterferien für Praktika nutzen, die nicht bezahlt werden. Nicht jeder Student kann jedes Jahr die Hälfte des Jahres abfeiern und nicht jeder kriegt seine Praktika bezahlt. Ich würde meinen Kinder später auch nicht alles in den Rachen werfen, aber man muss da dann schon realistisch bleiben. Ich kann und will jetzt nicht erwarten, dass meine Kinder vielleicht ihr Studium schleifen lassen oder länger studieren, nur weil sie finanziell gezwungen hab arbeiten zu gehen. Wenn ich mir das nicht leisten will, dann hätte ich halt keine Kinder in die Welt setzen sollen.

Und um dem noch eins drauf zu setzen. Wenn da einer Bock darauf hat nachdem Abitur erstmal die Welt kennen zu lernen, dann werde ich einen Teufel tun und meinen Kinder das ausreden oder sie hängen zu lassen, obwohl ich es mir leisten könnte, sie dabei zu unterstützen. Nur weil ich die Möglichkeiten nicht hatte, werde ich das meinen Kindern nicht verbauen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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