Kindern sagen, dass Erwachsene Alkohol mögen?
Kinder haben in Bezug auf Alkohol meist eine natürliche Hemmschwelle und Eltern sollten auf keinen Fall versuchen, diese Hemmung durch süße Getränkemischungen zu überwinden und das Kind so zum Probieren zu animieren. Auch käme es häufiger auf Familienfeiern vor, dass Alkohol mit Aussagen wie "Jemand der groß ist, mag sowas" verknüpft würde. Ich persönlich habe das in meiner Familie zwar nie erlebt, aber das soll vorkommen.
Habt ihr schon mitbekommen, wie Erwachsene sich vor Kindern derartig über Alkohol äußern? Findet ihr es schlimm, wenn man sagt, dass man Alkohol mag, wenn man "groß" ist? Setzt das die Kinder nicht unnötig unter Druck, zu den Großen dazugehören zu wollen? So gesehen hat das mit der Realität doch gar nichts gemeinsam, ich bin erwachsen und mag Alkohol überhaupt nicht. Haltet ihr derartige Aussagen vor Kindern für eine geeignete Erziehungsmethode?
Kinder sollten über Alkohol noch nichts erfahren, denn dieses Thema sollte für Kinder einfach tabu sein. Selbst bei Feiern sollten die Erwachsenen im Beisein von Kindern einfach komplett auf Alkohol verzichten. Erst wenn Kinder zu Jugendlichen werden kann man als Erwachsener dieses Thema anschneiden und eine Meinung dazu äußern. So kann man dann den Jugendlichen den richtigen Umgang mit Alkohol lehren. Alles andere wäre fatal finde ich.
Also ich muss schon sagen, dass ich als Kind nicht so aufgewachsen bin, dass man mir Kaffee oder Alkohol nicht präsentiert hat, weil es ja nichts für Kinder sei. Beim Kaffee hat man schon immer gesagt, dass das etwas für Erwachsene wäre. Mit dem Bier als Alkohol wurde ich eigentlich nur damit konfrontiert, dass mein Opa es getrunken hat.
Dort wurde mir immer gesagt, dass es ungesund wäre und etwas für Erwachsene sei. Ich durfte aber den Bierschaum trinken. Trotzdem mag ich heute auch noch nicht richtig den Geschmack des Bieres. Wenn man Alkohol nicht mag, mag man es nicht und das ist auch gut so. So gerät man nicht leicht in eine Abhängigkeit hinein.
Also dass man Kindern sagt, dass Erwachsene Alkohol mögen, das kenne ich nur im Bezug auf: Das magst du nicht du bist zu klein. Aber nicht, dass Erwachsene das mögen. Also ich finde es so oder so verwerflich überhaupt lange auf das Thema einzugehen. Kinder werden irgendwann von selber drauf kommen und fragen.
Ich bin wiederum der ganz gegenteiligen Meinung. Wenn man ein Riesen-Geheimnis und -Trara um Alkohol macht, bekommt dieser (ähnlich wie Süßigkeiten) erst den "Reiz des Verbotenen", und Kinder glauben, dass es sich hier um den absoluten Nektar der Götter handelt, wenn man soundso alt werden muss, um auch nur in die Nähe einer Schnapspraline gelassen zu werden.
Und ich halte es auch für völlig unrealistisch, die Kinderlein die ersten 15 Jahre komplett von Alkohol fern zu halten und sie in einer Umgebung groß werden zu lassen, in der jeder komplett auf Alkohol verzichtet. Dann dürften sie nämlich auf keine Feier, kein Volksfest, keinen Weihnachtsmarkt, in kein Restaurant, niemanden daheim besuchen, nicht in die Kirche (Messwein!) und weder fernsehen noch ins Internet. Ich glaube auch nicht, dass man dadurch erreichen kann, dass der Nachwuchs ein vernünftiges Verhältnis zum Alkohol entwickelt, wenn man erst in der Pubertät mit ihnen darüber spricht. Alkohol ist nun mal im Guten wie im Schlechten (schwerpunktmäßig leider im Schlechten) ein elementarer Teil unserer Kultur. Da kann mir keiner das Gegenteil einreden.
Das klingt jetzt zugegebenermaßen, als wäre ich in einer Sippe von Säufern großgeworden, aber das stimmt mitnichten. Gelegentlicher(!), maßvoller(!!) Alkoholkonsum wie etwa ein Bierchen im Biergarten oder ein Glas Sekt zu Uropas Hundertstem hat einfach zum Leben der jüngeren Generation dazugehört, und jeder von uns hat problemlos akzeptiert, dass Bier und Wein nur etwas für "Erwachsene" seien, ebenso wie Kaffee, den wir als Kinder auch nicht bekomen haben und (in meinem Fall) auch scheußlich fanden.
Außerdem schmeckt Alkohol den meisten Kindern meiner Erfahrung nach nicht besonders gut, wenn sie doch mal am Bierglas nippen dürfen. Solange man sie nicht mit Alkopops aktiv anfixt und mit "Mmmmhh" und "Aaahh" so tut, als gäbe es nichts Geileres als den billigen Sekt bei Tante Hildegards Geburtstagsfeier, glaube ich eher, dass Kindern relativ egal ist, was sich Erwachsene so reinpfeifen, solange diese sich nicht in Gegenwart der jüngeren Generation sinnlos besaufen, sondern eben Maß halten.
karlchen66 hat geschrieben:Kinder sollten über Alkohol noch nichts erfahren, denn dieses Thema sollte für Kinder einfach tabu sein. Selbst bei Feiern sollten die Erwachsenen im Beisein von Kindern einfach komplett auf Alkohol verzichten. Erst wenn Kinder zu Jugendlichen werden kann man als Erwachsener dieses Thema anschneiden und eine Meinung dazu äußern. So kann man dann den Jugendlichen den richtigen Umgang mit Alkohol lehren. Alles andere wäre fatal finde ich.
Was soll man denn vor Kindern noch alles verstecken? Früher ist man mit dem Zwug aufgewachsen. Dennoch mag ich keinen Alkohol. Auch meine Kinder haben mitbekommen, wenn Erwachsene mal Alkohol getrunken haben. Auch wenn man es vor den Kindern vielleicht nicht ganz so oft gemacht hat, wie ganz früher. Auch die trinken jetzt nicht so viel, dass sie betrunken sind. Meine Tochter trinkt überhaupt nicht.
Kaffee ist auch nichts für Kinder. Deswegen trinkt man diesen nicht heimlich. Wir haben früher dann eben "Ersatzgetränke" bekommen und dennoch haben wir uns weder an den Geschmack von Sekt, noch an den Geschmack von Bier oder Kaffee gewöhnt. Bei Feierlichkeiten haben wir Malzbier bekommen oder Brause statt Sekt. Geschadet hat es nicht.
Man kann den Kindern sagen, dass Alkohol nur was für Erwachsene ist, wie eben auch Kaffee, Energiedrinks, Cola usw. Die Kinder sollten das verstehen. Wenn sie erst im Jugendalter damit konfrontiert werden und dann plötzlich auch trinken "dürfen" wird nie gelernt, wie man vernünftig damit umgeht.
@Diamante: Du verstehst schon den Unterschied vom Kind zum Jugendlichen? Ein Kind im Alter von 6 Jahren gibt man kein Buch zum lesen für Kinder ab 12 Jahren. Ein Kind benötigt altersgerechte Informationen und Alkohol ist nun einmal für ein Kind nicht altersgerecht. Bei einigen Kindern klappt es so wie du sagst. Bei anderen geht es schief. Selbst Statistiken sagen im jugendlichen Alter kommt hier eine gewisse Reife hinzu, die ein Kind leider noch nicht hat.
Nach deiner Auffassung, Karlchen, müssten alle meine Freunde und ich selbst Alkoholiker sein. Komischerweise gehört Komasaufen so gar nicht zu meiner Generation. In meiner Kindheit gehörte Alkohol in Maßen zum ganz normalen Alltag. Bei Freunden war es nicht anders.
An heißen Sommerabenden tranken Erwachsene ein Bier. Ab und zu gab es am Abend Wein oder Likör. Zum Jahreswechsel und zu besonderen Anlässen gab es Sekt. Am Reitstall und auf Jagden gab es Runden nach traditionellen Regeln. Und immer war klar, für Kinder ist das nichts.
Allerdings wurde maßloses Trinken immer abfällig betrachtet. Ein guter Tropfen mit Genuss und bewusst konsumiert galt dagegen als kultiviert. Und es wurde kein riesiges Geheimnis daraus gemacht. Folglich kannten wir alle bereits im Kindergartenalter Alkohol. Denn wir durften alle in homöopathischen Dosen probieren.
Und bevor jetzt das Geschrei groß ist, damals bekam man als Kind mit Tropfen vom Arzt mehr Alkohol ab. Ein wenig Schaum vom Bier und das fies bittere Getränk war uninteressant. Einmal den in den Rest Likör getauchten Finger ablecken und das Thema war durch. Gut, es war fruchtig, aber das schmerzhafte Brennen auf der Zunge. Und Wein und Sekt? Da stellte sich unweigerlich die Frage, was Erwachsene an Essig mit und ohne Sprudel finden.
Alkohol fanden wir einfach nicht interessant. So ab 12 gab es dann zu den Runden am Stall einen(!) Genever. Da kam auch kein Wunsch auf, mehr zu haben. Das hat bei uns allen gut geklappt. Saufgelage gab es nicht. Wenn andere später in der Diskothek gebechert haben, standen wir ratlos daneben. Keiner von uns trinkt oft oder viel. Alkohol hat keinen Reiz.
Mittlerweile kommt man doch ständig irgendwie in Alkohol in Berührung. Man kann doch das Kind nicht völlig davon abschotten und so tun, als wenn es kein Alkohol gäbe. Es bringt ja nichts, als Eltern zu Hause keinen Alkohol zu trinken. Sobald man das Kind nur mal mit zum Weihnachtsmarkt oder auf eine Familienfeier nimmt, wird es doch trotzdem Alkohol zu Gesicht bekommen.
Mir wurde als Kind immer offen gesagt, dass ich keinen Alkohol und keinen Kaffee trinken dürfte, da das nur für Erwachsene sei, wobei in der Familie trotzdem immer beides getrunken wurde. Das hat nie zu irgendwelchen Problemen geführt und soweit ich weiß, hatte ich als Kind kein Interesse dran. Ich durfte zwar durchaus Mon Cherie und solche Pralinen essen, fand sie aber immer so eklig, dass ich da gar keine Lust hatte, Alkohol als Getränk zu probieren.
Ich bin kein Freund davon seine Kinder von allem fern zu halten. Zwar trinke ich vor meinen Kindern höchst selten, aber ich habe sie mal daran riechen lassen, ihnen erklärt wie das wirkt und dass das für Erwachsene dann irgendwann angenehm ist, wenn man sich daran gewöhnt hat, aber dass es eigentlich unnötig ist und Erwachsene ja auch nicht perfekt sind.
Gerochen hat es für beide Kinder eklig und da habe ich es eben so erklärt, dass das nicht besonders gut für den Körper ist und man als Kind da noch viel mehr darauf hört und der Körper einem sagt, was gut ist. Ich finde man kann da schon darüber reden und auch sagen, dass das manche Erwachsene mögen, aber dass das eben auch nicht gut ist zu viel zu trinken.
Das Problem ist nicht, dass man einem Kind sagt, dass Erwachsene Alkohol mögen. Als Kind hat man doch schon diverse andere Erfahrungen mit Lebensmitteln und Getränken gesammelt, die man selber nicht mag, Erwachsene aber schon. Kaffee, dunkle Schokolade, Rosenkohl, Fisch mit Gräten und so weiter. Wenn man Alkohol anders behandelt und ein großes Geheimnis darum macht wird man viel eher erreichen, dass sich ein Kind dafür interessiert.
Ich finde es auch überhaupt nicht tragisch wenn man ein Kind mal einen Schluck probieren lässt. Ich habe noch nie gehört, dass ein Kind daraufhin seine Cola gegen ein Glas Bier eingetauscht hat. Ich kann mich noch erinnern wie ich bei meiner Mutter am Sekt mit Saft genippt habe und daraufhin gefragt habe ob es den Saft auch ohne Sekt gibt.
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