Kindern jeden Trend verbieten - Ist das immer sinnvoll?
Immer wieder höre ich von Eltern, dass sie ihren Kindern Dinge verbieten, weil sie es lernen sollen, nicht jedem Trend zu folgen. Es geht nicht darum, dass es finanziell nicht tragbar wäre oder für Eltern einen großen Mehraufwand bedeuten würde. Lediglich die Tatsache, dass es sich um eine sehr kurzlebige Angelegenheit handeln könnte, lässt sie dieses Verbot aussprechen.
Es werden extra unmoderne Kleidungsstücke gekauft, obwohl es preislich und qualitativ keinen Unterschied machen würde darauf zu achten, was derzeit Mode ist. Es wird absichtlich der unmoderne Haarschnitt gewählt, obwohl die Kosten beim Friseur dieselben sind. Möchte das Kind ein bestimmtes Spielzeug haben, weil es viele Kinder im Kindergarten oder der Schule haben, wird ihm dieses verwehrt.
Denn es muss ja nicht alles besitzen was die anderen haben. Oft wird der Wunsch des Kindes einem bestimmten Trend zu folgen abgetan mit Sätzen wie: "Wir hatten das damals auch nicht." oder "Das Kind muss ja nicht alles mitmachen."
Mir tun diese Kinder oft leid. Ich bin nicht der Meinung, dass man einem Kind alles erlauben und kaufen muss. Es muss definitiv lernen nicht immer die erste Geige zu spielen. Aber wieso werden Kinder extra zu Außenseitern gemacht? Was ist so schlimm daran, dafür zu sorgen, dass diese Kinder mit anderen Kindern mithalten können?
Ich habe so etwas noch nie gehört. Ich kenne natürlich schon Eltern, die nicht gleich ins Geschäft rennen wenn das Kind eine neue Lieblingsfarbe hat und die alten Sachen deshalb nicht mehr mag, aber, dass jemand absichtlich Kleidungsstücke kauft, die das Kind total hässlich findet und sich damit moralisch überlegen fühlt, davon habe ich zum Glück noch nie etwas gehört.
Ich verstehe denn Sinn und Zweck von solchen Aktionen auch überhaupt nicht, weil man damit in der Regel doch das totale Gegenteil erreicht. Ich denke jedenfalls, dass meine Experimente mit Haaren und Kleidung wesentlich extremer ausgefallen wären wenn mir meine Eltern früher alles verboten hätten, was meinen eigenen Geschmack widerspiegelt.
Ich denke, dass man sich dem gar nicht so verwehren kann. Immerhin gibt es im Laden ja nur bestimmte Kleidungsstücke und wenn etwas im Trend ist, dann wird man das auch vermehrt kaufen können. Ich denke, dass man da auch mal ruhig nachgeben kann. Bei Spielzeug ist es immer so eine Sache, was man dann kauft, aber bei Kleidung, einem Haarschnitt und so weiter kann man da ruhig nachgeben, gerade wenn man es sich finanziell leisten kann.
Es ist doch auch nicht jeder Trend schlecht. Wenn ein Kind nun mal auf Comichelden steht, wird es auch einen neuen Comichelden, der vielleicht nur kurz in sein wird, toll finden. Aber dann entspricht das eben dem Geschmack des Kindes.
Nur, wenn ich das Gefühl hätte, dass mein Kind etwas haben will, was ihm eigentlich gar nicht gefällt, aber es eben nicht mal ein einziges Mal Außenseiter sein will. Dann wäre es Zeit für ein Gespräch darüber, dass man nicht immer alles mitmachen muss.
Aber ansonsten brauchen Kinder doch so oder so ständig beispielsweise neue Kleidung, weil sie aus der alten rauswachsen. Dann kann es auch Kleidung sein, die einem Trend folgt, der dem Kind gefällt. Nur das Wegschmeißen von voll funktionstüchtiger Kleidung, weil der Trend vorbei ist, würde ich verbieten.
Eltern brauchen sich ja auch nicht einbilden, dass sie nie einem Trend folgen würden. Ansonsten sähen wir alle ziemlich banane aus und würden noch Vokuhila, Dauerwelle und Leggins mit Stulpen tragen.
Also meine Eltern hatten bedingt durch Kredite nie besonders viel Geld zu Hause. Aber trotzdem habe ich alles bekommen, was ich wollte, wenn ich es nur stark genug wollte. Ich erinnere mich beispielsweise an eine Zeit, das war in Klasse 7 der 8, da waren Hosen von MissSixty total angesagt und alle in meiner Klasse haben die getragen. Ich wollte also auch so eine haben und habe auch eine bekommen, wobei die im Schlussverkauf gekauft wurde. Ich habe damals auch eine Eastpak bekommen, als die so im Trend waren, obwohl meine Eltern die Befürchtung hatten, dass bedingt durch die Konstruktion die Ordner und Blöcke im Rucksack alle verformt werden würden.
Was mir aber nicht erlaubt war, war das Sammeln von Diddl-Blättern, was ich im Nachhinein auch richtig finde. Da werden zig Blöcke gekauft, die nicht beschriftet werden dürfen und man tauscht einzelne Blätter gegen Blätter mit Motiven aus, die man noch nicht hat. Im Prinzip glotzt man die Blätter dann nur durch Folien in einem großen Ordner hindurch an. Im Prinzip wirklich total überflüssig und schwachsinnig, aber Sticker wiederum durfte ich (in der Grundschule) sammeln, als das damals angesagt war.
Also jeden Mist würde ich als Mutter auch nicht erlauben. Das mit den Diddl-Blättern beispielsweise. Aber neue Klamotten braucht jedes Kind mal und da spricht doch nichts dagegen mal im Sale gute Schnäppchen zu ergattern.
Ein Beispiel aus dem echten Leben: eine Gruppe mit mehreren Eltern und somit Kindern entschließt sich den Kindern die Juniortüte bei McDonalds zu kaufen. Nun kauft eine der Mütter dem Kind keine, weil das darin enthaltene Spielzeug in ihren Augen Schrott ist und das Kind das nicht benötigt. Es geht nicht um das ungesunde Essen. Sie kauft alles darin enthaltene extra: den Hamburger, die Pommes und das Getränk. Das kostet sogar mehr. Das Kind ist automatisch ausgegrenzt.
Oder das Kind trägt eine Brille, welche nicht mehr modern ist. Die Sehstärke des Kindes hat sich nicht geändert, das heißt eine neue Brille ist nicht zwingend notwendig und das Brillengestell auch nicht kaputt. Aber kann man nach einem Jahr nicht trotzdem eine neue kaufen, einfach nur weil das Kind jetzt einen anderen Geschmack hat?
Mir geht es so wie den meisten, welche sich hier zu Wort gemeldet haben. Ich habe nicht alles bekommen, weil meine Eltern es sich nicht leisten konnten. Aber meine Eltern haben schon darauf geachtet, dass wir mit den anderen mithalten konnten. Wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umschaue hat diese bewusste Trendverweigerung in der Kindererziehung den jetzt Erwachsenen mehr geschadet als genutzt.
Ich denke einfach mal, dass ein Kind auch erleben muss, wie es ist bei einem Trend dabei zu sein. Dann stellt sich nämlich auch erst die Erfahrung ein, dass es manchmal alles gar nicht so toll muss, was die anderen machen. Am Ende sollte das Kind doch ein Gefühl dafür bekommen, was es wirklich will und was ihm selbst nicht so wichtig ist
Meine Freundin hat ihre Mädchen beispielsweise mit Gutscheinen nach Hollister geschickt. Da erfolgte aber dann auch bald die Erkenntnis, dass man für das Geld bei H+M eine ganze Tüte voll Klamotten bekommen hätte. Irgendwo muss man da einfach einen gesunden Mittelweg finden. Durch ständiges Verbieten allein erzielt man keinen Lerneffekt.
Wie bei so vielen Dingen finde ich hier auch den goldenen Mittelweg richtig. Sicher muss ein Kind nicht jeden Trend mitmachen und das können sich auch die wenigsten Eltern wirklich leisten. Aber es ist doch auch klar, dass ein Kind in der Schule oder im Freundeskreis dazu gehören möchte. Unsinnige Trends müssen ja nicht sein, aber eine Hose braucht ein Kind eben und dann bin ich der Meinung, dass es auch eine angesagte Hose sein kann, wenn man sowieso einkaufen geht.
Ich finde nicht, dass man als Eltern jeden Trend unterstützen sollte, aber ich finde nun auch nicht, dass man jeden Trend verbieten muss. Ich denke, dass sich das einfach im Gleichgewicht halten sollte Im Endeffekt kommt es ja auch immer darauf an, um was es sich dabei handelt. Kleidung braucht ein Kind ja beispielsweise so oder so, da kommt man ja nicht drum herum, dem Kind immer wieder etwas Neues zu kaufen. Von daher spricht ja nichts dagegen, etwas zu kaufen, was im Trend liegt und was dem Kind gefällt, bevor man gleich viel Geld für etwas ausgibt, was dem Kind eben nicht gefällt und womit es gehänselt wird.
Ein Kind muss nicht alles haben und man sollte ihm auch sicherlich nicht jeden Wunsch erfüllen, aber ich finde es auch nicht richtig, jeden Wunsch eines Kindes abzuschlagen. Ich weiß nicht, ob ich es falsch sehe, aber dann braucht man ja auch keine Kinder in die Welt zu setzen, wenn man sich kein Stück nach ihnen richten und auf keinen seiner Wünsche eingehen will. Wenn man als Eltern so egoistisch sein möchte, dann werden die Kinder ja auch nicht glücklich dabei.
Vieles kann man ja sonst auch zum Geburtstag oder zu Weihnachten verschenken, wenn man dem Kind die Sachen nicht so kaufen will. Ich würde aber schon versuchen, immer Kompromisse zu finden und dann Sachen kaufen, mit denen ich auch zufrieden wäre.
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