Kindererziehung, wenn beide Eltern im Schichtdienst arbeiten

vom 13.11.2017, 11:52 Uhr

Sowohl mein Freund als auch ich machen eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger. Wir sind beide darauf erpicht nach Ende der Ausbildung im Schichtdienst zu arbeiten, da es uns sehr gut gefällt. Wir haben beide kein Problem damit auch am Wochenende zu arbeiten und auch nicht, nachts zu arbeiten. Wir beide finden es sogar eher gut, weil man so auch mal vormittags Zeit hat und zum Beispiel eher Arzttermine bekommt als wenn man immer von morgens bis nachmittags arbeiten muss.

Nur wurde mir von einer Krankenschwester, als ich damals mit ihr darüber gesprochen habe, dass ich später gerne Kinder hätte, gesagt, dass es quasi unmöglich ist, Kinder zu erziehen, wenn beide Elternteile im Schichtdienst arbeiten. Es wäre bei ihr wohl schon mit einem Elternteil schwer gewesen und sie möchte sich nicht vorstellen, wie es ist, wenn beide Elternteile im Schichtdienst arbeiten. Sie meint, dass eine Betreuung der Kinder so quasi so gut wie gar nicht organisiert werden kann und es dementsprechend immer ein Balanceakt werden wird.

Ich kann es mir jedoch nicht vorstellen. Ich glaube, dass es durchaus möglich ist, wenn man sich gut organisiert. Grade dann, wenn man auf der gleichen Station arbeitet (wir wollen später beide in die Palliativmedizin), sollte es doch machbar sein, da man so einfach angeben kann, dass man eben aufgrund der Kinder nicht zusammen in einer Schicht arbeiten kann. Oder eben dass man, je nachdem, wie die Betreuung der Kinder organisiert ist, eben nur zusammen arbeiten möchte.

Wie ist es bei euch? Habt ihr Erfahrungen damit, wie es ihr, wenn beide Elternteile im Schichtdienst arbeiten? Hat einer von euch es vielleicht schon durchgemacht und kann berichten, wie es gelaufen ist? Würdet ihr es wieder machen, oder nur, wenn einer von beiden geregelte Arbeitszeiten hat?

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Nicht überall kann man sich seine Schichtzeiten aussuchen und Dienstplan nach Wunsch betreiben. Ich war vorher im Rettungsdienst und da war es ganz klar, dass man vier Tage Dienst am Stück hat, davon 2 Tagschichten, 2 Nachtschichten und direkt im Anschluss dann 1 Tag frei war und eine Rufbereitschaft folgte. Das zog sich das komplette Jahr hin, Ausnahmen gab es nicht und wenn der Partner dann nicht sich anpassen konnte, dann war es das mit dem Job und die Leute haben gekündigt und sind gegangen. Denn selbst wenn man auf Teilzeit reduziert hatte, ging es nicht auf, da man dann einfach nur 1 Tag Tagdienst, 1 Tag Nachtdienst hatte und sich das dann wiederholt hat und nicht die Zeiten eingekürzt wurden pro Tag.

Wir hatten auch ein Paar, welches beides im Rettungsdienst war. Der Schichtverlauf hätte gepasst und war das absolute Gegenteil, sprich wenn der eine in die Tagschicht ging, ging der andere gerade in den Nachtdienst. Dennoch hat das nicht geklappt, denn keine Kita nimmt das Kind um 4 Uhr morgens damit man um 6 Uhr angezogen auf der Wache steht und hat dann noch bis 20 Uhr auf, damit man seine Fahrzeiten nach dem 12 Stunden Dienst noch abdecken kann.

Sprich sie hat aufgehört um 6 Uhr zu arbeiten, er musste um 6 Uhr da sein und wer hat in der Zeit auf die Kinder aufgepasst? Fahrzeit von der Wohnung zur Dienststelle waren 1,5 Stunden Wegstrecke. Im Endeffekt ging es nur noch darum, wer seinen Job kündigt und etwas anderes macht und die Wahl fiel dabei auf sie, die inzwischen nun im Einzelhandel an der Kasse sitzt, rein im Tagdienst auf Teilzeitbasis und somit das auch mit der Kinderbetreuung zu vereinbaren ist.

Bei einer anderen Freundin ist sie Rettungsassistentin und er Altenpfleger. Auch da klappt das nicht wie sie sich das vorgestellt haben, da sie ihre normalen 12 Stunden Dienste hat und er dafür noch die geteilten Schichten. Sprich er muss morgens ran arbeiten, hat dann vier Stunden Leerlauf über Mittag und darf dann wieder auf Arbeit. Die Kinder sind in der Kita und hätten diese nicht noch die Großeltern voll mit eingespannt, die die Kinder zur Kita bringen und auch wieder abholen, würde das auch gar nicht laufen. und sich mit den Arbeitszeiten vereinbaren lassen. Sprich auch hier wird es über kurz oder lang darauf hinauslaufen, dass man sich etwas anderes überlegen muss wenn die Großeltern nicht mehr in der Lage oder auch bereit sind den Dienstboten zu spielen und die Kinder zur Kita zu bringen und auch wieder abzuholen.

Es kann gehen, muss es aber nicht und meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass es bei dem Großteil eben nicht funktioniert hat. Oder man hat sich als Paar gar nicht mehr gesehen sondern nur noch die Klinke in die Hand gegeben wenn man sich im Türrahmen gesehen hat, was auch den Beziehungen nicht sonderlich gut getan hat. Für mich war der Schichtdienst auch einer der Gründe, warum es mit meinem Kind unvereinbar geworden ist. Dabei habe ich keinen Partner der im Schichtdienst gearbeitet hat, aber auch er war von 6-18 Uhr jeden Tag aus dem Haus, hat nichts gemacht und wurde von mir vor die Tür gesetzt.

Seither war ich Alleinerziehende Mutter und darauf wurde auch keine Rücksicht genommen, auf reinen Tagdienst konnte man wechseln aber bringt dir auch nichts mit Dienstzeiten von 6-18 Uhr und 2 Stunden einfache Wegstrecke da keine Kita in der Zeit offen hat und das Kind abnimmt. Wochenende nicht, Feiertage auch nicht aber die sind im Schichtdienst mit inbegriffen. Von daher auch mit aus diesem Grunde den Job gewechselt auf etwas, was keinem Schichtdienst unterliegt sondern nur Werktags von Montag bis Freitag geht zu Familienfreundlicheren Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich denke, dass du das ehrlich gesagt etwas sehr blumig siehst. Ich habe noch niemanden in der Pflege beispielsweise gesehen, der wirklich nur die Schichten hatten, die er wollte. So etwas kann man sich einfach selten aussuchen und die kinderlosen Menschen haben auch keine Lust jedes Mal zurückzustehen nur weil man das irgendwie mit dem Kind hinbekommen muss.

Das interessiert die Arbeitskollegen oder auch die Vorgesetzten wohl eher weniger. Außerdem ist es auch bescheuert, wenn man als Paar so gar keine Zeit mehr zusammen hat und nur noch über das Kind miteinander kommuniziert. Ich will dir deinen Traum nicht nehmen, aber ihr habt ja nicht zu bestimmen wie ihr arbeitet und nicht jeden Arbeitgeber interessiert es dann auch. Man kann sich vorher sicherlich einige Gedanken machen, aber ob es dann so wird kann dir keiner sagen.

Ehrlich gesagt habe ich auch ein paar Beziehungen erlebt, die in 3 Schichten geführt werden und das auch mit Kindern, einer musste da meistens zurückstehen, weil es nicht anders ging und vor allem waren das eigentlich nie sonderlich glückliche Beziehungen, weil immer irgendetwas auf der Strecke blieb, wenn man sich kaum noch sieht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Das ist auch nicht immer machbar, wie man sich das vorstellt. Daher finde ich, dass man hier schon realistisch bleiben sollte. Ich kenne ein Paar, wobei er im Schichtdienst in Vollzeit arbeitet und sie einen Minijob hat, aber auch mit Schichtsystem. Sie muss nur keine Nachtschichten machen, sondern arbeitet im Altenheim in der Küche. Sie muss dann auch Morgens, Mittags und Abends das Essen für die Senioren vorbereiten und meistens ist das ganz gut machbar, dass eben einer von beiden immer zu Hause ist und sich um die Kinder kümmern kann.

Sie hat aber auch das Glück, dass ihre Schwiegermutter im selben Betrieb arbeitet, sodass sie bei einer unpassenden Schicht einfach tauschen kann mit ihr. Das ist natürlich großer Luxus, aber ohne die Schwiegermutter um die Ecke wäre das auch nicht machbar, obwohl meine Bekannte einen Minijob hat.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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