Kinder zwingen, Erbrochenes zu essen
Ich habe gerade durch Zufall etwas gelesen, was mich sehr berührt und belastet. Meine Mutter stand damals mit uns zwei Kindern alleine da und musste arbeiten gehen. Sie stellte einen Antrag bei der Caritas für eine Erholung für meine Schwester und mich. Der Antrag wurde bewilligt und wir konnten ein paar Wochen mit anderen Kindern in Lehmen an der Mosel verbringen. Wir kamen in ein Kloster der Karmelitinnen, wo wir uns sehr wohl fühlten. Artikel
Meine Schwester und ich schliefen in einem kleinen Haus vor dem Kloster und hinter einem Vorhang schlief dann eine Nonne. Der Speisesaal war im Haupthaus. Was es genau alles zum Frühstück gab, weiß ich heute nicht mehr genau. Aber es gab öfter einen Milchbrei. Da meine Schwester keinerlei Milch trank und auch keinen Brei essen konnte, ließ sie ihn stehen. Eine Nonne passte auf, dass jeder seinen Milchbrei aß. Sie schimpfte auch mit meiner Schwester und verlangte, dass sie den Brei essen sollte. Da ich neben ihr saß, haben wir die Teller getauscht und ich habe auch ihren Brei noch gegessen. So machten wir es in Zukunft immer, wenn es Brei gab.
Da es anderen Kindern ebenso ging wie meiner Schwester, bekamen sie natürlich Ärger. Ob es nun stimmt, dass sie sich erbrechen mussten und das dann ebenfalls aufessen mussten, wie in dem Artikel beschrieben, kann ich nicht sagen. Aber die Schwester war wirklich unnachgiebig streng.
Ich kann mich noch an den Klostergarten erinnern, in dem ich mich gerne aufgehalten habe. Was tagsüber mit uns gemacht wurde, weiß ich auch nicht mehr. Allerdings kann ich mich an schöne Spaziergänge in der Gegend erinnern. Wenn wir glaubten, dass es keiner sah, haben wir von den Bäumen die reifen Kirschen geklaut und gegessen. Wir haben uns beide dort gut erholt und es hatte uns gefallen. Aber wir kannten auch nichts sonst.
Meine Erinnerung bezieht sich auf das, was ich hier geschrieben habe. Wenn ich den Artikel nun betrachte, scheint es den Kindern, die dort ständig wohnten, nicht so gut gegangen sein. Ich würde zwar gerne helfen, aber mit dem Wissensstand ist das nicht möglich. Irgendwie ist das nun belastend. Wie würdet ihr damit umgehen? Könntet ihr das vergessen oder würdet ihr weiter grübeln?
Also ich könnte das sicher nicht einfach vergessen. Vor allem, wenn ich nicht wüsste, was passiert wäre, wenn ihr das mit dem Milchbrei so nicht geregelt hättet und tatsächlich der Brei übrig geblieben wäre. Ich finde es immer sehr schwierig, sich an die Kindheit zurück zu erinnern, vor allem wenn diverse Dinge statt gefunden haben, die nicht ganz richtig waren.
Es kann auch sein, dass man diese Dinge jahrelang verdrängt und dass sie erst später wieder wie Flashbacks zurück kommen. Ich finde aber, man sollte sich dann in psychologische Behandlung geben, wenn man das jahrelang verdrängt hat. Denn das ist dann sicher kein einfaches Unterfangen und kann dann auch Schwierigkeiten in der Familie und Partnerschaft verursachen.
Jedenfalls würde ich mich mit dem Artikel an meine Schwester wenden, wenn ich du wäre und einmal nachfragen, an was sie sich noch erinnert, aus der damaligen Zeit. Denn es ist meistens so, dass die einen eine andere Wahrnehmung haben, wie die anderen und so kann deine Schwester etwas ganz anders empfunden haben, als du damals. Und es kommt auch oft auf das Alter des Kindes an, wie viel es mitbekommt und wie viel nicht, so finde ich.
Ich würde auf jeden Fall nur abschließen mit der Sache, wenn du alles geklärt hast und für dich keine Fragen mehr offen sind. Wenn du nicht misshandelt wurdest, kannst du ja froh sein, dass du nicht betroffen warst und solltest und kannst dich dort auch gar nicht einmischen. Allem Voran wird in den Medien auch vieles aufgebauscht, was möglicherweise gar nicht in diesem Ausmaß statt gefunden hat.
Natürlich darf man solche ernsthaften Vorfälle nicht unter den Tisch kehren. Ich finde aber schon, dass man sich nicht nur auf eine Aussage oder Meinung verlassen sollte und schon gar nicht sollte man sich von den Medien negativ beeinflussen lassen. Aus eigener Erfahrung weiß ich selber, dass in den Medien vielfach falsch berichtet wird und Tatsachen verdreht, verschlimmert werden oder Zahlen schlicht und einfach an den Haaren herbei gezogen sind.
Ich wünsche dir und deiner Schwester auf jeden Fall großen Erfolg bei der Vergangenheitssuche und möglicherweise viel Kraft bei deren Bewältigung. Aber gemeinsam ist immerhin besser als sich alleine da durch zu kämpfen.
@Nordseekrabbe, meiner Schwester und mir hat ja niemand etwas getan, es war nur das Problem mit dem Brei morgens und das hatten wir ja gelöst. Ich habe sonst keine schlechte Erinnerung an den Urlaub im Kloster. Deshalb ist es ja im Nachhinein belastend, dass es uns gut ging, aber anderen nicht, das finde ich schlimm.
Meine Schwester ist leider gestorben, die kann ich nicht mehr fragen. Aber eine psychologische Behandlung brauche ich nicht. Bis heute war das Geschehen von damals ja verschüttet. Ich hatte es schlicht vergessen, bis ich den Artikel las.
Du kannst deine Erinnerungen ja nun nicht erzwingen. Oftmals verdrängen wir Sachen, die uns belasten und schieben sie in eine kleine seelische Kiste, wobei sie dann nur durch Momente hochkommen, die einen daran erinnern, aber selbst dann muss das nicht komplett hochkommen. An deiner Stelle würde ich da nun nicht weiter drüber nachdenken. Man kann da ja nun auch nichts ändern, wobei ich natürlich nachvollziehen kann, dass dir das Leid tut.
Im Übrigen ist mir gerade eingefallen, dass man mich auch mal dazu zwingen wollte im Kindergarten mein Erbrochenes zu Essen. Mir ist das nämlich beim Kekse essen passiert, weil ich alle Kekse essen sollte und meine Mutter einige eingepackt hat, damit ich die über den Tag verteilt immer mal essen kann. Ich habe dann als Kind einfach meinen Teller auf den Boden geworfen, geheult und da hat sie sich nicht getraut das auch durch zu setzen. Bei anderen habe ich das aber auch nicht miterlebt, dass sie das machen mussten.
@Ramones, diese unangenehme Erinnerung an die Kekse im Kindergarten war also auch verschüttet bei dir. Erst jetzt hast du wieder daran gedacht. Ich glaube auch, dass die Erinnerung an unangenehme Vorkommnisse erst wieder hervorgeholt wird, wenn man durch etwas daran erinnert wird. So erging es nun uns beiden.
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