Kinder zur Erziehung "abgeben" an Internat
Wolfgang Grupp, der Gründer des deutschen Kultunternehmens "Trigema" hatte eine ganz eigene Idee, wie er seine Kinder bestmöglichst erziehen und zu guter Bildung führen konnte. Hierzu ging er bei beiden Kindern den selben Weg. Die Grundschuljahre durften die beiden in schwäbischer Idylle verbringen, danach wechselten sie nach Absprache mit den Eltern in ein englischsprachiges Internat in der Schweiz, welches bis zu 160000€ pro Jahr kostete. Vor allem der Sohn tat sich mit dieser Entscheidung extrem schwer und hatte oftmals Heimweh.
Summa summarum hat sich das Ganze aber zumindest Objektiv gelohnt, beide Kinder haben letztendlich an der Business School of Economy in London studiert, welches eine der angesehensten Universitäten in Europa ist. Mit Mitte zwanzig stehen nun beide kurz davor die Firma zu übernehmen.
Was haltet ihr von diesem zweigeteilten Erziehungsmodell? Ich kann dies gar nicht befürworten, da die Kinder im Grundschulalter aus dem gewohnten Umfeld gerissen werden und all ihre Freunde zurück lassen müssen. Auch wenn sie letztendlich eine gute Bildung erlangt haben, finde ich, dass Kinder stets wenn möglich daheim erzogen werden sollten.
Der berufliche Erfolg spricht definitiv für diese Art der Erziehung. Die Frage ist allerdings, ob man den beruflichen Erfolg der eigenen Kinder so der Art über den Erfolg des Familienzusammenlebens stellen sollte.
Wenn ich mal von mir ausgehe, dann wäre es für mich im Alter von zehn Jahren, also am Ende der Grundschulzeit, der absolute Horror gewesen, wenn mich meine Eltern so weit weg von ihnen geschickt hätten, um dort in einer neuen Umgebung mit völlig neuen Mitschülern, von denen ich wohl gar keinen gekannt hätte, zu lernen, nur damit ich später auf eine der angesehensten Universitäten gehen kann, die mich dann zu einem beruflich erfolgreichen Menschen gemacht hätten.
ich bin der Meinung, dass man den eigenen Kindern auch in der gewohnten Umgebung eine sehr gute Bildung ermöglichen kann, ohne sie eben aus dem Familienleben zu reißen und sie von den bisherigen Freunden zu entfernen. Es gibt überall Privatschulen, die ähnlich gute Absolventen hervorbringen. Nach dem Abitur können die Kinder dann genauso an angesehene Universitäten zum Studieren gehen. 18-jährige können um einiges besser mit so einer räumlichen Veränderung und familiären Trennung umgehen und zum anderen auch selbst entscheiden, ob sie das überhaupt wollen.
Meinen Kindern würde ich das nicht antun wollen, egal wie hoch der berufliche Erfolg im Nachhinein ist bzw. sein könnte, denn eine 100%-ige Erfolgsgarantie gibt es nicht und ich wollte dafür nicht meine Familie aufs Spiel setzen.
Wir lesen gerade Hanni und Nanni und ich habe meine Tochter gefragt, ob sie sich vorstellen könnte. nächstes Jahr nach der vierten Klasse in ein Internat zu wechseln. Ich habe das natürlich nur aus Neugier gefragt, aber meine Tochter hat fast angefangen zu weinen.
Sie ist aber auch ein sehr sensibles Kind, dass zwar gerne eine Nacht woanders schläft, aber dann möchte sie auch wieder nach Hause. Für sie wäre es auch total schlimm, wenn sie in ein Internat müsste.
Sicher bringt ein Internat ein Kind in Sachen Bildung weit nach vorne, da kann keine staatliche Schule mithalten. Erst recht nicht, wenn Geld keine Rolle spielt.
Aber was nutzt es, wenn man dafür in der Kindheit total unglücklich war. Die Zeit gibt einem niemand wieder. Und wenn ein Kind stark darunter gelitten hat, entwickelt es im schlimmsten Fall psychische Erkrankungen. Damit geht natürlich niemand an die Öffentlichkeit oder erzählt es herum.
Ich finde Internate nicht prinzipiell schlecht, aber für meine Tochter wäre es in dem jungen Alter gar nichts, zu mal sie früh eingeschult wurde und gerade mal zehn Jahre alt werden würde.
Ich würde es allerdings befürworten, wenn meine Kinder ein Jahr im Ausland verbringen würden. Da würde ich ein Internat bevorzugen, da ich meine Kinder nicht in einer fremden Familie wissen möchte, sondern dann lieber in einem Internat. Aber gegen ihren Willen werden sie da nicht hingeschickt. Und wenn sie es möchten, dann erst in der Oberstufe, da sie dann die nötige Reife haben.
Ich finde es ehrlich gesagt total traurig, wenn Kinder wegen irgendwelcher vorgeschobener Gründe in ein Internat "abgeschoben" werden, vermeintlich damit sie beruflich eine bessere Zukunft haben. Ich finde aber, dass die Eltern ihre Kinder nicht wirklich lieben können, wenn sie sei in dem Alter, also mit knapp 10 Jahren, "abschieben" und auf irgendein überteuertes Internat schicken, weil es angeblich das "Beste" für sie ist.
Ich glaube eher, dass das nur die Eltern machen, die ihr Kind nur aus Prestige-Gründen bekommen haben und nicht weil sie es lieben bzw. den Partner so sehr lieben, dass ein gemeinsames Kind eben die Krönung dieser Liebe darstellt. "Prestige-Kinder" müssen immer die beste Leistung erbringen und vorzeigbar sein und wenn man das Kind auf die teuersten und besten Internate geschickt hat und es dann eben einen prestige-trächtigen Beruf an einer Elite-Firma ergreifen kann, dann hat man als Eltern doch alles richtig gemacht und kann dann eben damit angeben, dass man bei seinem "Prestige-Objekt" alles richtig gemacht hat.
Wenn man sein Kind wirklich liebt, dann interessiert man sich für seine Sorgen und Ängste und achtet darauf, was für seine psychische und emotionale Entwicklung das Beste ist. Ich bezweifle stark, dass es für ein Kind mit 10 Jahren das Beste ist, ohne jede Vorwarnung von Freunden und der engsten Familie entwurzelt und quasi "verbannt" zu werden.
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