Kinder mit zu viel Freiheit fehlt Elternliebe?

vom 28.01.2015, 19:07 Uhr

Ich habe neulich eine These gehört, die ich nicht ganz verstehen kann. Es wurde gesagt, dass Kinder, die zu viel Freiheit haben zu wenig Elternliebe genießen. Ich kann jetzt nur von mir sprechen und ich habe so gut wie keine Freiheit in meinem Elternhaus gehabt und ich kann dennoch sagen, dass mir Elternliebe fehlte. Bei Freunden von mir, die viel Freiheit hatten, habe ich eigentlich eher das Gegenteil geglaubt, dass sie viel mehr Liebe erfahren haben.

Was würdet ihr sagen? Kann man das überhaupt sagen, dass viel Freiheit im Elternhaus auch viel Liebe bedeutet oder eher, dass Elternliebe fehlt? Wie habt ihr euer Elternhaus empfunden?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Es gibt natürlich noch sehr viel mehr Varianten mit mal mehr und mal weniger Liebe und Freiheit. Die Frage ist wohl, warum den Kindern so viel Freiheiten zugestanden werden. Manche Eltern erziehen bewusst zur Selbständigkeit oder keine Ahnung, meinen Gott passt schon auf sie auf. Diese Eltern können ihre Kinder natürlich trotzdem sehr lieben.

Worauf diese These hinaus will, sind die Kinder, die ihren Eltern egal sind. Kinder argumentieren gerne mal damit, dass ihre Freunde das aber dürfen, was ihnen gerade verboten wurde. Ich kenne das sowohl von meiner kleinen Schwester als auch von meiner Nichte. Und oft habe ich ihnen erklärt, dass ihre Freunde das dann wohl dürfen, weil sie ihren Eltern egal sind. Anders kann ich es nicht erklären, wenn 12jährige abends nach Hause kommen können, wenn sie wollen; auch wenn das lange nach Mitternacht ist. Oder wenn die Eltern für die Geburtstagsparty ihres 15jährigen Sohnes fünf Kästen Bier und mehrere Flaschen Schnaps für 20 Gäste bereitstellen.

Also meiner Meinung nach gibt es viele Beispiele, bei denen wenig Liebe und viel Freiheiten Hand in Hand gehen. Viel Liebe und wenig Freiheiten passen da schon weniger zusammen, da man nicht immer von Liebe reden kann, wenn man Kinder klein hält. Das hat oft mehr mit Angst und Egoismus zu tun.

Aber natürlich gibt es auch die Variante "viel Liebe und viel Freiheiten", wenn die Freiheiten gelenkt werden und zum richtigen Zeitpunkt kommen und nicht einfach aus Faulheit oder Überforderung gewährt werden. Ebenso "wenig Liebe und wenig Freiheiten", wenn die Eltern ihre Macht ausnutzen und ihre schlechte Laune an dem Kind auslassen.

Also es kann sein, dass diese These auf viele "Erziehungsmodelle" zutrifft. Aber keine Theorie der Welt deckt alle Eventualitäten ab. Dafür ist das Leben zu vielfältig. Ich bin eher so aufgewachsen: "ein bisschen zu wenig Liebe und ein bisschen zu wenig Freiheiten".

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich denke schon, dass das in extremen Formen so ist. Kinder brauchen Sicherheit und Grenzen. Dagegen rebellieren sie zwar, aber eigentlich brauchen sie das. Freiheit in dem Sinne brauchen sie, indem man sie eigene Erfahrungen machen lässt. Aber eben nur Soweit sie die Konsequenzen tragen können und die Tragweite ihrer Handlung verstehen.

Wenn man Kinder machen lässt was sie wollen, hat das schon etwas mit mangelnder Elternliebe zu tun. Kinder brauchen Anleitung und das Interesse ihrer Eltern.

Es kommt wohl immer auf die Definition von Freiheit an. Für mich ist Freiheit, dass ich meine Kinder nicht überbemuttere und sie immer zuerst selber versuchen lasse. Ich renne nicht wie andere Mütter sofort zu meinem streitenden Kind, um diesen zu schlichten, sondern greife nur ein, wenn die Kinder nicht mehr weiter kommen. Ich schließe einfach die Augen wenn sie oben auf dem Baum turnen und bete zu Gott das sie nicht runterfallen, anstatt es ihnen einfach zu verbieten. Ich lasse mein Kind alleine zur Einkaufsstraße mit ihrer Freundin und verdränge die Gedanken daran, was alles passieren könnte. So können sie selbstständig werden und lernen die Verantwortung für sich zu tragen,

Aber ich beschütze sie vor anderen Eltern deren Kinder natürlich rein gar nichts zu dem Streit beigetragen haben. Ich gebe den Weg zur Einkaufsstraße vor und die Uhrzeit wann sie wieder da sein muss. Ich frage immer was sie macht und mit wem sie unterwegs ist. Ich interessiere mich einfach für sie. Das ist glaube ich der Unterschied. Man muss seinen Kindern Freiheiten geben, aber man muss auch Grenzen setzen, damit sie sich nicht verloren fühlen. Wenn es egal ist, wann ein Kind nach Hause kommt, dann fühlt es sich vielleicht nicht willkommen. Wenn man es nicht vor überbesorgten Helikoptereltern mit absolut perfekten Kindern beschützt, fühlt es sich allein gelassen und ungeliebt.

» JadeC » Beiträge: 677 » Talkpoints: 1,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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