Kinder im Lastenrad transportieren eine Zumutung?

Soweit ich weiß gibt es ja diese Lastenräder, wo man vorne vor dem Fahrrad eine Art "Box" hat, in der man Sachen transportieren könnte. Ich finde von der Form her sieht das dann immer aus wie eine Kreuzung zwischen Fahrrad und Einkaufswagen vorne dran, nur dass der "Einkaufswagen" aus Holz ist. Ich habe auch schon Eltern beobachten können, die auf diese Weise ihre Kinder transportiert haben und die Kinder so immer im Blickfeld haben.

Eine Bekannte von mir empfindet diese Lastenräder als Zumutung. Sie beschwert sich gerne über Eltern, die so ihre Kinder transportieren, da die Kinder erstens keinen Komfort hätten und zweitens auf diese Weise zur Knautschzone werden würden. Solche Lastenräder würden nur von verantwortungslosen Eltern genutzt werden, die als besonders umweltfreundlich und sportlich gelten wollen, denen die Sicherheit der Kinder aber total egal wäre. Meint ihr meine Bekannte hat unter Umständen schon recht oder haltet ihr eine derartige Argumentation für unsinnig?

Diese Argumentation hat sicherlich Hand und Fuß. Genauso hat aber die Argumentation Hand und Fuß, man könne sich auch an einer Bordsteinkante das Genick brechen. Einen Unfall kann man immer und überall haben. Wie schwerwiegend die Folgen eines Unfalls aber sind, hängt manchmal schlichtweg vom Zufall ab.

Sicherlich sind Fahrradfahrer im Falle eines Unfalles besonders der Gefahr körperlicher Verletzungen ausgesetzt, weil sie keine Knautschzone haben. Wer die Kinder in der vorderen Box als Knautschzone bei einem Zusammenprall betrachtet, setzt jedoch voraus, dass sich der Zusammenstoß auch genauso ereignet, dass das physikalisch der Fall wäre. Das halte ich für sehr konstruiert.

Ich selbst bin mit drei Kids mit einem Lastenrad gefahren, das den Lastenträger hinten in Form eines verstärkten und verlängerten Gepäckträgers hatte. Das hat immer wunderbar funktioniert. Unfallrisiken oder brenzlige Situationen gab es wenige, weil ein solches Rad auch immer ein Blickfang ist. Rücksichtslosigkeit habe ich da selten erlebt, zumal hinten deutlich sichtbar ein Kindersitz mit Schnuller daran montiert war.

Schon dämlich diese These. Denn es gibt genug Modelle, die entsprechend auch für die Personenbeförderung zugelassen sind und diese "Boxen" wie du es nennst, im inneren Gurte usw. haben. Was ist daran Verantwortungslos wenn man das verwendet? Diese haben sogar einen Überrollschutzkäfig im inneren, Gurte zum anschnallen vom Kind, sind nicht wirklich billig und auch schwerer mit dem fahren als ein normales Fahrrad.

Wer aber ein normales Lastenrad für den Kindertransport benutzt, der muss die Ladung auch entsprechend sichern, ansonsten darf er damit nicht fahren. Ob ein Kind nun als Ladung angesehen wird oder nicht und auch so abgewunken wird im Falle einer Kontrolle kommt auf den Einzelfall drauf an. Manche Eltern haben sich durchaus Gedanken gemacht und nachgerüstet mit Gurten, einem Überrollkäfig und solche Dinge.

Wenn man es so sieht, dann müssten ja auch alle Eltern an den Pranger gestellt werden die ihr Kind in einem Römer fahren, am Gepäckträger oder auch vorne an der Lenkstange. Denn damit wird der Kindersitz mit Kind ebenfalls zur "Knautschzone". Anders als im Lastenrad oder auch im Kinderanhänger, besteht dort kein Überrollschutz. Ist das dann sicherer? Wenn man sich ein 20 Kilogramm Kind vorne an den Lenker mit anbindet mitsamt Sitz? Schon mal damit gefahren und weißt du wie eingeschränkt die Sicht damit ist und wie "schwer" es sich damit lenkt. Das ist weit aus Risikoreicher als mit einem Lastenrad oder einem Anhänger, dennoch zugelassen und sieht man hier täglich tausendfach.

Deine Bekannte sollte einfach mal den Ball flach halten. Nicht jeder schüsselt seine Kinder mit dem Auto zur Schule und in die Kita sondern bedient sich dem Rad. Entsprechendes Zubehör ist teuer, für einen Anhänger bist du mal eben 1500 Euro los, für einen Sitz auch deine 150 Euro (der sehr unpraktisch ist besonders wenn du vor hast damit 2 Kinder zu transportieren) oder ein Lastenrad mit entsprechender Kinderzulassung fängt bei 2000 Euro an. Somit nichts für Eltern die das nur zum vorzeigen nutzen oder damit angeben wollen, man wählt ein Transportmittel was man auch für andere Dinge verwenden kann.

Sind wir ganz ehrlich, ich habe einen Kinderanhänger von Thule hier. Ich mag das Ding, es ist vielseitig zum Radfahren, Joggen und Inline Skaten aber einkaufen damit kannst du vergessen. Da geht kein Karton Milch mitsamt Kind rein, eine Einkaufstasche hinten in den Korb macht das ganze Hecklastig und kippt dir um beim abhängen. Eine andere Mutter in der Kita hat ein Lastenrad für ihre Tochter mit "Box", Überrollschutz und Gurten im inneren. Dieses ist für 2 Kinder ausgelegt. Sie gibt das Kind in der Kita ab, mit wenigen Handgriffen ist die Box weg und im Anschluss kauft sie damit ein, da gehen 9 Bierkisten drauf (habe den Vater das Wochenende damit gesehen ). Was willst du mehr? Beides in einem, sie haben kein Auto und nutzen das Rad für alles. Dafür war es auch nicht günstig und sie haben dafür ihre 5500 Euro hingelegt.

Eine Zumutung bei meinem Hänger sind nur andere Verkehrsteilnehmer. Du bist damit breiter, normale Radwege die 1 Meter breit sind sind schon knapp. Kommt dir dann einer entgegen oder will dich überholen, dann wird es nicht selten eng. Nicht nur einmal ist mir ein Depp bereits rein gefahren, trotz Fahne, Rücklichter usw. die nachträglich angebracht wurden und nicht zum Standard gehören. Autofahrer verhalten sich auch wie die letzte Sau neben dir mit Hänger, schön weit rechts fahren damit du am Bordstein schrammelst beim fahren oder der Hänger kippt wenn du damit gegen den hohen Bordstein kommst weil man dich schneidet. Lastenrad ist insofern einfacher und praktischer, du siehst was abgeht vor dir, hast kein Hänger dran der sich anders Verhält als das Zugrad. Hätte ich heute die Wahl, dann würde ich vermutlich auch eher das Lastenrad wählen wie die andere Mutter genau für solche Dinge, ein Mountainbike kann ich mir auch so noch halten.