Kinder bekommen - Form der Solidarität?

vom 28.04.2015, 19:50 Uhr

Auf ZDF gibt es derzeit in der Mediathek eine gute Dokumentation namens ''Solidarität in der Krise''. Darin wird unter anderem das Thema Kinder bekommen behandelt und es haben sich unterschiedliche Menschen ausgesprochen die meinten, dass Eltern besser entlohnt werden sollten und kinderlose Paare nicht. Ein VWLer meinte, dass es momentan ungerecht sei, dass nur Eltern etwas für ihre Rente tun würden und kinderlose Paare eben nicht und man sollte das besser regeln, so dass es mehr finanzielle Vorteile auch in der Rente für Eltern gäbe.

Es wurde auch betont, dass Eltern ein großes finanzielles Defizit hätten, da Kinder sehr viel Geld kosten würden. Viele Menschen hielten aber auch dagegen in dem sie betonten, dass schließlich nicht jedes Kind zum Rentenzahler wird, das Kind kann ja auch Hausfrau werden oder krank sein und nicht arbeiten und dann ist es kein Vorteil für die Gesellschaft. Außerdem würden Eltern ja nur Kinder bekommen, weil sie welche haben wollten und nicht, weil sie es als Akt der Solidarität sehen würden.

Es wurde dann auch eine Familie mit neun Kindern gezeigt in der die Mutter ihre Kinder durchaus als Akt der Solidarität gesehen hat und sogar betont hat, dass sie hofft später auch Solidarität von ihren Kindern erfahren zu können, wenn sie Altersarmut erfahren muss. Findet ihr, dass Kinder ein Akt der Solidarität sind, selbst wenn das nicht der Grund ist, warum man sie haben will? Sollte man Eltern finanziell mehr entlohnen, obwohl sie sich nur einen Wunsch erfüllt haben der zufällig mit den Ansprüchen der Gesellschaft in Einklang steht? Wie findet ihr dieses Konzept?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde schon, dass man finanziell noch ein bisschen Luft nach oben hat, was die Unterstützung angeht. Immerhin kosten Kinder nun mal viel und wenn man davon ausgehen kann, dass zwar nicht jedes Kind, aber dennoch ein bestimmter Anteil der Kinder später die Rente sichern soll, dann muss man das auch mehr fördern.

Ich denke, dass einer der Hauptgründe kein Kind zu bekommen tatsächlich auch ein finanzieller Aspekt ist und wenn man als Land sein System so aufbaut, dass Kinder entstehen müssen, dann muss man auch finanziellen Anreiz schaffen.

Sicherlich entscheiden sich Eltern hauptsächlich selber dazu und wollen eben nur ein kleines Kind haben, was sie dann beim groß werden beobachten können und beeinflussen können, aber es hat nun mal alles auch einen wirtschaftlichen Faktor.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Dass Kinder später für die Altern sorgen ist ja nun keine neue Erfindung, sondern eine Tatsache seit es die Menschheit gibt. Da wurden die Alten immer von der jungen Generation versorgt. Von daher ist die Arterhaltung schon eine Sache der Solidarität. Wobei es ja in den vergangenen Jahren schon einige Neuerungen gab, die eben Eltern bei der Rente besser stellen. Zumindest die Mütter, da sie doch meist den höheren Anteil bei der Betreuung und Erziehung der Kinder tragen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Die Weltbevölkerung nimmt nicht ab sondern weiterhin zu, um die Arterhaltung brauchen wir uns also keine Sorgen zu machen. Gleichzeitig nehmen die Lebensräume ab, weil in der Zukunft Dank Klimawandel einige Regionen unbewohnbar sein werden.

Ich verstehe deshalb absolut nicht, warum ich ein schlechtes Gewissen haben sollte, weil ich mich nicht fortpflanzen möchte. Für mich bedeutet Solidarität nicht, dass wir dafür sorgen müssen, dass sich noch mehr Menschen fortpflanzen und sie mit Geld dafür belohnen sondern, dass wir uns um die Menschen kümmern, die schon auf der Welt sind und die ein neues Hause brauchen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich sehe das eher umgekehrt. Wer Kinder bekommt geht den wirtschaftlichen, zeitlichen und emotionalen Aufwand für sie ein und macht alles richtig.

Wer bewusst keine Kinder bekommt - wobei das niemand in meinem System zugeben würde - muss entweder finanzielle Einbußen im Alter auf sich nehmen oder umgekehrt vorher mehr einzahlen.

Das Belohnungsprinzip fruchtet nicht, siehe Herdprämie und Elterngeld.

» Tritonus » Beiträge: 134 » Talkpoints: 36,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich denke auch, dass dieser Planet hochgradig überbevölkert ist, da ist es nicht schlimm, wenn sich die ein oder andere Gesellschaft mal etwas verschlankt. Insgesamt sind mehr als genug Menschen auf diesem Planeten, da muss man wirklich nicht so viel Angst haben, dass das eigene Land aussterben könnte oder Kinderarmut irgendwie schädlich für die Gesellschaft ist.

Ich finde es auch bedenklich, wenn eine liberale Gesellschaft wie die unsere eine Diskussion darüber führt, das Kinderkriegen solidarisch ist.

Ich habe letztens irgendwo eine interessante Studie gelesen, wo vorgerechnet wurde, wie unser Land dastehen würde, wenn jetzt auf einmal alle Frauen zwischen 20 und 35 Jahren gleichzeitig ein Kind kriegen und in Mutterschaft gehen würden, ihren Job ruhen lassen und damit die Beiträge in das Sozialversicherungssystem schlagartig wegfallen würden.

Es käme zu massiven Engpässen in den Sozialkassen, schlimmstenfalls könne der Staat womöglich seine Ausgaben (Renten, Soziallhilfe etc.) nicht mehr so tätigen wie bisher. Ob dann das Prinzip Solidarität noch aufrecht zu erhalten ist, ist die Frage. Letztendlich kann unser wohlhabendes System nur weiterbestehen durch Erwerbstätigkeit.

Familien mit Kindern brauchen ganz sicher finanzielle Unterstützung, allerdings sollte diese komplett werturteilsfrei sein.

» opinion » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


@Tritonus: Dass die Herdprämie und das Elterngeld nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben, war doch eigentlich vorher klar. Denn das sind nur kurzzeitige Unterstützungen, die eben nicht locken können. Zumindest nicht den Teil der Bevölkerung, der noch mit dem Kopf denkt bei der Planung eines Kindes.

Aber das Argument, dass die Erde ja schon überbevölkert sei, ist doch nicht auf Deutschland anzuwenden. Denn von den Völkern in Afrika oder Südamerika hat ja unser Rentensystem nichts. Und langfristig wird man das jetzige System nicht mehr halten können. Wobei ich da der Meinung bin, dass man schon vor mindestens 20 Jahren hätte beginnen müssen eine Reform auf private Vorsorge einzuführen. Aber das ist ein anderes Thema.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich denke man muss da weiter unterscheiden. Was nutzen Frauen, die zehn Kinder in die Welt setzen, die Mutter Hausfrau mit Hauptschulabschluss und der Mann Geringverdiener. Selbst wenn die Mutter sich sehr um die Kinder bemüht und die Kinder gut versorgt, ist es unwahrscheinlich, dass aus den Kindern gut situierte Erwachsene werden.

Es ist also keine Form der Solidarität, wenn jeder möglichst viele Kinder in die Welt setzt. Wir brauchen Kinder, die beste Bildungschancen haben. Das fängt mit dem Kindergarten an, der leider oft nicht den Standard hat, den er haben sollte und geht mit runter gekommenen Schulen weiter. Da bleibt Eltern nichts anderes übrig, als die Defizite auszugleichen. Das gelingt der Mutter mit 10 Kindern eher weniger, da es schon zeitlich nicht hinkommt, jedes Kind jeden Tag eine halbe Stunde zu fördern.

Sicher haben Eltern und besonders Frauen erhebliche, finanzielle Nachteile, wenn sie Kinder bekommen. Diese sollten schon ausgeglichen werden, aber in erster Linie sollten die Eltern die Möglichkeit bekommen, für sich selbst zu sorgen. Dazu müsste allgemein in Kinder investiert werden. Für mich würde es nie in Frage kommen, mein Baby in eine Kita zu geben in der 7-8 andere Babys betreut werden, ständig Erzieher fehlen die ganzen Rahmenbedingungen eher katastrophal sind.

Eine qualifizierte Kinderbetreuung würde viele Mütter dazu animieren, früher wieder arbeiten zu gehen und so selber für ihre Rente zu sorgen. Dann würden Kinder nicht zu erheblichen finanziellen Nachteilen werden, auch wenn sie natürlich Geld kosten.

Die größten finanziellen Nachteile entstehen doch dadurch, dass die Frau nicht mehr oder nur noch teilweise arbeiten gehen kann, in Verbindung mit den zusätzlichen Kosten, die durch das Kind anfallen. Kann die Mutter früh wieder arbeiten, mildert das die finanziellen Verluste erheblich.

Außerdem sollte man die Unterhaltspflicht für erwachsene Kinder abschaffen. Kinder die studieren, geben der Gesellschaft anschließend etwas zurück. Da sollten die Eltern nicht so sehr zur Kasse gebeten werden. Sicher macht es Leuten die 500000€ im Jahr verdienen nichts aus. Leute die 4000€ verdienen, sind sicherlich nicht arm, aber nach 18 Jahren haben sie einfach genug getan. Kinderlose haben in der Zeit bei gleichem Verdienst einen gewissen Wohlstand genossen, den die Familie eben durch die Kinder nicht hatte.

» JadeC » Beiträge: 677 » Talkpoints: 1,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Aber das Argument, dass die Erde ja schon überbevölkert sei, ist doch nicht auf Deutschland anzuwenden.

Warum nicht? Überbevölkerung, Kriege, Umweltkatastrophen und so weiter in anderen Ländern betrifft uns in Deutschland doch auch. Wir sind keine Insel sondern Teil der Welt und wir werden in Zukunft unser Land mit Menschen teilen müssen, die ihre Heimat verloren haben.

Und wenn Einwanderer hier arbeiten müssen sie auch in das Rentensystem einbezahlen, also hat das System sehr wohl etwas von ihnen. Wobei ich allerdings auch der Meinung bin, dass das System eigentlich ein Auslaufmodell ist. Das liegt aber weniger an den Beitragszahlern sondern an der Arbeitswelt. Die meisten Leute arbeiten nicht mehr in körperlich anstrengenden Jobs, warum sollten die dann fast ein drittel ihres Lebens damit verbringen können Rentner zu sein?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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