Kinder aus sozial schwachen Milieus besonders auffällig?

Ich habe neulich eine Diskussion mitbekommen. Eine Bekannte von mir ist Lehrerin an einer Grundschule und sie meint, dass es früher schon so gewesen sein soll, dass die verhaltensauffälligen Schüler in der Regel aus sozial schwachen Milieus gekommen sind, wo die Eltern sich eben nicht ausreichend um ihre eigenen Kinder gekümmert haben oder kümmern konnten. Dies wäre ja mittlerweile anders und mittlerweile wäre das so, dass die Verhaltensauffälligkeit nichts mehr mit der sozialen Herkunft des Kindes zu tun hat.

Jemand anderes war aber komplett anderer Meinung und meinte, dass doch nur die Kinder aus den armen Schichten wirklich verhaltensauffällig und "asozial" wären, weil man da ja nicht beigebracht bekommen würde, wie man sich zu verhalten hätte und man würde da auch von Anfang an keine Grenzen und kein Benehmen kennenlernen. Wie seht ihr das? Sind nur die Kinder aus sozial schwachen Milieus besonders verhaltensauffällig oder hat das damit gar nichts zu tun?

Meiner Meinung nach sind Kinder auffällig, die beispielsweise zu Hause keine Liebe erfahren, geschlagen werden oder ignoriert werden. Das hat prinzipiell nichts mit einer Schicht zu tun. Missstände gibt es in jeder Schicht und nicht nur im sozial schwachen Milieu. Ich habe auch beides schon erlebt. Kinder brauchen Zuneigung, Eltern, die auch mal für sie da sind und sie auch erziehen. Besonders auffällig sind Kinder, denen es nicht gut geht, egal was die Eltern verdienen.

Schwache annahmen, dass man direkt davon ausgeht keine Liebe zu bekommen und geschlagen zu werden um auffällig zu werden. Die Annahme ist richtig, dass die Kinder auffällig werden, die nicht genug Aufmerksamkeit bekommen. Das muss aber nicht heißen, dass diese direkt aus der Unterschicht kommen sondern auch aus den oberen Schichten. Denn dort rennen die Eltern auch von morgens bis Abends arbeiten, die Kinder sind sich selbst überlassen und damit einmal Aufmerksamkeit geschenkt wird bauen sie Bockmist.

Gleiches gilt auch für Kinder der Mittel- und Oberschicht die Zuhause überbehütet werden und von Mutti von morgens bis abends alles erledigt bekommen, gesagt bekommen was sie zu machen haben, mit was sie spielen müssen und somit auch kein eigenes Leben haben und sich nicht entfalten können. Dann wird natürlich die freie Zeit genutzt, wenn Mutti mal nicht an der Backe klebt und das ist dann die Kindertagesstätte, de Schule und auch das Verhalten nach der Schule wenn man mal alleine raus darf um sich mit Freunden zu treffen.

Gleiches gilt für das Umfeld. Ist das Umfeld auffällig, dann besteht natürlich eine größere Chance, dass das genauso auf die eigenen Kinder abfärbt. Treibt sich das eigene Kind nur mit asozialen anderen Kindern umher, dann bekommt es dieses Verhalten vorgelebt und übernimmt das ganze ebenfalls um nicht ausgeschlossen zu werden oder gar als uncool vor seinen Freunden zu stehen.

Das war nie anders und wird nie anders sein, aber es ist immer einfacher auf denen herum zu hacken, die zur Unterschicht gehören, meinetwegen Hartz 4 bekommen und die ohnehin geächtet werden. Das es auch die Kinder betrifft mit dickem Geldbeutel von Mutti und Vati wird dabei ausgeblendet, immerhin sind diese sozial anerkannter von der Gesellschaft und dort lässt man den Blagen dann auch mehr durchgehen ohne direkt mit dem Finger drauf zu zeigen.