Kind weniger lieben, wenn das Geschlecht nicht erwünscht?
Ich habe mir eigentlich ein kleines Mädchen gewünscht. Wobei ich einen Jungen bekomme. Nun habe ich das neulich bei einer Studie auch angeben und hatte dann schon ein kleines bisschen ein schlechtes Gewissen, weil das so unterschwellig negativ klingt. Ich liebe den Kleinen aber über alles und freue mich schon, wenn er endlich da ist.
Nun frage ich mich, ob man ein Kind wirklich weniger lieben kann oder schlechter behandelt, nur weil es jetzt nicht das passende oder gewünschte Geschlecht geworden ist. Habt ihr so etwas schon mitbekommen? Ich finde das ja ganz schlimm, weil das ist ja immer noch mein Kind und man sollte sein Kind doch lieben können, das Geschlecht ist da doch so etwas von egal. Würdet ihr euer Kind anders behandeln, weil es nicht das geworden ist, was ihr euch gewünscht habt?
Ich kann es Dir nur aus der anderen Sicht bestätigen, denn ich war das unerwünschte Mädchen. Meine Eltern wollten einen Sohn. Knappe fünf Jahre später haben sie ihn dann auch endlich bekommen und danach fast vergessen, dass sie auch eine Tochter haben. Ich lief danach eigentlich nur noch nebenher.
Nachdem mir jahrelang vorgeworfen wurde, dass dies gar nicht stimmen würde und ich fantasiere, haben mir sowohl mein Bruder wie auch nach dem Tod meines Vaters meine Mutter bestätigt, dass es bei meinem Vater ganz klar so war. Und meine Mutter hat sich dem damals einfach angepasst. Also ja, dieses Phänomen gibt es und ist gar nicht so abwegig. Meine Eltern sind auch Nachkriegsmodelle, sind also nicht so sehr alt.
Ich kann dir das auch nur aus der anderen Seite bestätigen. Meine Mutter hat mir von klein auf gesagt, dass sie mich eigentlich als Jungen haben wollte und maßlos enttäuscht war, dass ich ein Mädchen geworden bin. Ich hatte auch immer das Gefühl, dass sie mich nicht so wirklich haben wollte und aus mir etwas machen wollte, was ich nicht bin.
Es war sogar so extrem, dass ich mir als Kind lange Zeit gewünscht habe, ein Junge zu sein. Das lag aber vermutlich eher daran, weil ich unbewusst gehofft habe, dass meine Mutter mich dann überhaupt lieben könnte.
Ich denke, es kommt darauf an, warum man sich das eine oder andere Geschlecht wünscht. Bei Männern ist es ja häufiger so, dass sie sich Jungen wünschen und Frauen wünschen sich eher Mädchen. Bei Frauen ist das aber kein so dringender Wunsch, kleine Mädchen sind halt ganz süß und es wäre doch nett, ihr die Haare zu flechten oder wenn sie dann beim Backen hilft oder solche Kleinigkeiten.
Bei Männern ist es aber oft so, dass sie mit Mädchen gar nichts anfangen können oder sich sogar einen Jungen als Stammhalter wünschen. Da geht der Wunsch also tiefer und ein Mädchen wird das nie ausfüllen können. Bei der Mutter ist das nicht so schlimm, weil Jungs ja auch süß sind und vielleicht wollen sie ja später auch beim Backen helfen.
Ich hoffe aber sehr, dass diese Probleme, die Männer da haben, heutzutage nicht mehr so schwer wiegen. Es gibt ja auch immer mehr Männer, die den Namen ihrer Frau annehmen und dann sind Stammhalter eh nicht mehr vonnöten.
Wenn ich Kinder wollen würde, würde ich übrigens auch gerne ein Mädchen haben. Ich denke, ich wäre im ersten Moment sehr enttäuscht, wenn es ein Junge wäre. Aber dann freundet man sich mit dem Gedanken an und begräbt den Wunsch eben. Wie gesagt sind Jungs ja auch süß und es ist und bleibt das eigene Kind. Also länger als ein paar Minuten oder von mir aus auch Tage hätte das keine Auswirkungen auf meine Gefühle.
Ich habe mir immer ein Mädchen gewünscht. In beiden Schwangerschaften war ich mir so sicher, dass ich ein Mädchen bekommen werde. Und immer wenn der Frauenarzt mir mitteilte, dass ich einen Jungen bekomme, war ich zutiefst traurig und habe teilweise auch geweint. Ich habe ganz lange daran zu knabbern gehabt.
Nachdem einige Wochen vergangen sind, habe ich mich darauf eingestellt und angefangen, mich sehr auf meine Kinder zu freuen. Heute bin ich froh, dass beides Jungen sind. Als ich sie nach der Geburt im Arm hatte, habe ich mich sehr für meine Gedanken geschämt. Ich liebe sie mehr als einen anderen Menschen jemals zuvor.
Als wir neulich mal spaßeshalber über ein drittes Kind sprachen, meinte mein Freund, dass ich dann ja vielleicht mein gewünschtes Mädchen bekommen würde. Und ich war ganz erstaunt, dass ich darauf antwortete, dass ich nicht mal genau weiß, ob ich noch ein Mädchen haben wolle. Irgendwie habe ich mich so an die männliche Gesellschaft hier im Haus gewöhnt.
Liana hat geschrieben:Als wir neulich mal spaßeshalber über ein drittes Kind sprachen, meinte mein Freund, dass ich dann ja vielleicht mein gewünschtes Mädchen bekommen würde.
Das erinnert mich an meine Schwiegermutter, wenn ich ehrlich bin. Sie bekam zwei Söhne und wollte als drittes Kind dann eine Tochter haben. Es wurde aber ein Junge draus, worüber ich sehr froh bin, weil ich sonst nicht mit meinem Partner zusammen wäre und hetero bin. Als sie dann bei der Geburt erfahren hat, dass sie wieder einen Sohn bekommen hat, hat sie einen Schlussstrich gezogen und gesagt, dass die "Töchter" früher oder später in Form von Schwiegertöchtern sowieso kommen würden. Sie musste nur etwas Geduld haben, aber mittlerweile sind zwei ihrer Söhne verheiratet und ich gehöre trotz fehlendem Trauschein auch seit Jahren zur Familie. Man kann vieles auch positiv sehen.
In meiner Familie hatte ich oft das Gefühl, dass jeder will, dass mein Kind ein Junge wird. Deswegen haben meine Schwiegereltern jedes Mal auf die Frage, was sie glauben was es denn wird, gesagt, dass es ein Bub wird. Sie waren fest davon überzeugt. Es wurde ein Mädchen. Auch mein Mann hätte gerne einen Jungen gehabt. Ich habe mich daher erst nicht getraut allen das Geschlecht mitzuteilen.
Irgendwann habe ich mir dann aber gedacht: Hey, es ist immer noch MEIN Baby, egal welches Geschlecht es hat. Mein Kind und mein eigen Fleisch und Blut. Es hat andere Leute einen Dreck zu interessieren, ob es ein Mädchen oder Junge ist. Ich habe zwar auch gehofft, dass es ein Junge wird, aber ich liebe meine Tochter trotzdem über alles.
Glücklicherweise wurde unsere Tochter bei ihrer Geburt sofort angenommen und geliebt. Hätte da jemand was gesagt, wäre ich echt sauer geworden. Ich liebe meine Tochter über alles und würde sie auch in dem Thema verteidigen wie eine Löwin. Jeder, dem das nicht gepasst hätte, dass sie ein Mädchen ist, hätte ich aus dem Haus geworfen. Und sollte unser nächstes Kind ein Junge werden und unsere Tochter deswegen dann zweite Wahl, wird derjenige sein blaues Wunder erleben. Meine Kinder sind für mich etwas Besonderes und sollen sich frei und glücklich entwickeln dürfen. Punkt aus Ende.
Eigentlich möchte ich keine Kinder haben, aber wenn ich ein Kind bekommen müsste, dann würde ich gerne einen Jungen haben, das würde mich einfach richtig freuen. Ich muss zugeben, dass der Gedanke an einem Mädchen als Baby mich schon enttäuschen würde, was ich ein wenig merkwürdig finde, denn normalerweise wollen die meisten Frauen doch eine kleine Prinzessin haben.
Naja, ob man das Kind wegen dem falschen Geschlecht weniger liebt? Man liebt ja sowieso jede Person auf eine andere Art und Weise.
Ich bin eigentlich sehr froh, dass ich einen Jungen habe, aber nur aus relativ banalen Gründen, wie etwa dass ich nichts mit Mädchenkram wie etwa Prinzessin Lillifee oder Barbie anfangen kann und froh bin, sowas nicht zu Hause rumliegen zu haben und rosa Kleidchen und Zöpfe flechten sind auch auch nicht unbedingt mein Ding. Trotzdem glaube ich nicht, dass ich ein Mädchen weniger lieben würde und sollte ich eines Tages ein weiteres Kind bekommen, würde ich auch gerne ein Mädchen haben, einfach um beide Erfahrungen gemacht zu haben, aber in den jetzigen Situation mit nur einem Kind bin ich sehr zufrieden damit, dass es ein Junge ist.
Sicherlich gibt es auch Eltern, die enttäuscht sind, wenn es nicht das Wunschgeschlecht wird und das das Kind dann auch spüren lassen, aber ich finde, die sollten sich mal überlegen, aus welchen Gründen sie überhaupt Eltern werden. Möglicherweise, um die eigenen nicht erreichten Ziele auf das Kind zu übertragen? Oder weil es als "unmännlich" angesehen wird, wenn ein Mann keinen Stammhalter zeugt? Wenn man einfach nur eine glückliche Familie sein will, sollte das Geschlecht eigentlich wirklich egal sein.
Natürlich ist es möglich, dass man sich das eine Geschlecht wünscht, aber das andere bekommt und dann alles andere als zufrieden damit ist. Das kommt sogar relativ häufig vor und ist gewissermaßen auch irgendwo nachvollziehbar. Es kann verschiedene Gründe dafür haben, warum man ein Geschlecht bevorzugt. Manche davon sind verständlich, andere total hirnrissig. Trotzdem entwickelt der Mensch eine gewisser Erwartungshaltung, dass er Vorlieben hat liegt ohnehin auf der Hand.
Wir wollten immer schon einen Jungen und ein Mädchen. Dass das auch tatsächlich geklappt hat ist ein wirklich großes Glück. Natürlich sagt man als Elternteil erst einmal, dass das Geschlecht letztendlich egal ist und man sich über das Neugeborene so oder so freuen wird. Auch die Aussage, dass man sich dann schon damit abfinden kann und es irgendwann keine Rolle mehr spielen wird, fällt oft, trifft dann aber nicht immer auch zu.
Ich sage auch, dass es für mich keine Rolle gespielt hätte, ob wir nun zwei Jungs oder zwei Mädchen hätten. Aber aufgrund der Tatsache, dass ich eben doch sehr glücklich darüber war, dass von jedem Geschlecht eines dabei herum gekommen ist denke ich eben auch, dass es vielleicht doch einen Unterschied gemacht hätte. So richtig kann ich mir allerdings nicht vorstellen, wie genau ich mich dann fühlen und ob ich vielleicht sogar einen Unterschied in der Behandlung des Kindes machen würde.
Es gibt Menschen, die wünschen sich über Jahrzehnte hinweg unbedingt einen Jungen. Dann ist es so weit und die Frau ist schwanger, letztendlich wird es aber ein Mädchen. Das nach dieser langen Zeit einer speziellen Erwartungshaltung eine gewisse Enttäuschung folgen kann, das ist jetzt nicht so abwegig.
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