Kind von bereits verstorbenem Partner zeugen?
In einem Spiegel-Artikel habe ich gerade gelesen, dass die Partnerin von einem verstorbenen Snowboarder - Alex Pullin - nun Mutter geworden ist. Ihr Partner kam vor 15 Monaten im Alter von 32 Jahren bei einem Unfall ums Leben. Zuvor hatte das Paar wohl schon versucht über eine künstliche Befruchtung ein Kind zu bekommen. Diesen Wunsch verfolgte Ellidy Pullin nun wohl alleine weiter. Am 25. Oktober 2021 kam nun ihre gemeinsame Tochter zur Welt.
Einerseits finde ich es schon eine starke Entscheidung und auch schöne Sache, dass diese Frau den gemeinsamen Wunsch alleine umsetzt. Andererseits finde ich es auch ein wenig kurios, dass es tatsächlich möglich ist auch über den Tod hinaus solches "Genmaterial" einzusetzen. Natürlich kann ein Partner auch während einer bereits entstandenen Schwangerschaft versterben, aber in diesem Fall war der Partner ja bereits ein halbes Jahr verstorben.
Wäre es für euch denkbar, ein Kind von einem bereits verstorbenen Partner bewusst zu zeugen und unter Umständen alleine groß zu ziehen oder findet ihr das kontraproduktiv für die Trauerbewältigung?
Ich glaube ich würde das nicht machen. Sicherlich kann das eine Form der Trauerbewältigung sein und vielleicht sieht man sich auch irgendwie dazu genötigt, wenn man gemeinsam ein Kind wollte, aber man hat dann ja auch keinen Partner an der Seite und das ist schon etwas, was gerade am Anfang super entlastend sein kann.
Ich wüsste nun aber auch nicht, ob es das Ganze besser macht, wenn das Kind dann dem Verstorbenen so ähnlich sieht und man möchte diesen Verlust ja auch überwinden, neue Beziehungen eingehen. Ich hätte zumindest dazu geraten das Ganze noch mal länger zu überdenken, wenn es eine Frau in meinem Bekanntenkreis gewesen wäre. Letztendlich muss man aber immer den für sich passenden Weg finden und ich bin auch niemand, der das bei anderen Menschen verurteilen würde, aber für mich selber wäre das nicht der richtige Weg.
Diese Geschichte finde ich schon ziemlich komisch, wenn ich ehrlich bin und ich könnte mir so etwas nicht vorstellen. Sicher hat jeder eine andere Form der Trauerbewältigung und wenn diese Frau das für sich so gut findet und somit vielleicht auch mit ihrer Trauer besser zurechtkommt, dann ist das ja gut so. Aber ich könnte mir so etwas für mich nicht vorstellen, denn es ist dann sicher sehr hart, das Kind alleine großzuziehen und dann vielleicht auch immer an den Partner zu denken, wenn man das Kind sieht.
Ich kann den Wunsch verstehen, dass man ein Teil des verstorbenen Partners "zum Leben" erwecken will und durch ein Kind hinterlässt man eben auch etwas von sich. So abwegig finde ich den Wunsch also wirklich nicht.
Was man dabei aber bedenken sollte ist einfach, dass man das Kind in dem Bewusstsein zeugen lässt, dass es niemals seinen Vater kennenlernen wird. Sicherlich kann man einen Partner kennen lernen, der diese Rolle übernimmt, aber den Erzeuger nimmt man dem Kind von vornerein. Damit muss man leben, dass es nur Geschichten und Bilder vom Vater geben wird. Ich bin mir nicht sicher, wie ein Kind damit umgeht.
Vielleicht ist es daher nicht verkehrt, wenn man jemanden kennen lernt und mit diesem ein Kind bekommt. Aber wenn man nicht in den Schuhen dieser Frau steckt, kann man da viel drüber reden. Sie wird ihre Gründe gehabt haben.
Nun ja, wenn das Sperma schon ungebraucht irgendwo lagert, kann man daraus doch gleich noch was machen. Ich selber finde Kinderbausätze, egal ob alle Beteiligten am Leben sind, sich kennen, oder doch eine Leihmutter in Indien herhalten muss, generell gruselig, akzeptiere aber, dass der "Kinderwunsch" absonderliche Blüten treiben kann und auch das genetische Make-up des so gebastelten Nachwuchses für die Eltern eine mal mehr, mal weniger große Rolle spielt.
Dass das Kind seinen biologischen Vater nie kennenlernen wird, finde ich auch nicht so dramatisch. Bei Samenspenden beispielsweise ist es meines Wissens auch so geregelt, dass der Spender zwar dokumentiert ist, aber mit dem Nachwuchs gar nichts zu tun haben muss. Und dazu kommen noch die ganzen Schicksalsschläge und natürlich auch die ganzen Väter, die sich zeitnah aus dem Staub machen und eigentlich nur eine Quelle für Frust und Verzweiflung für ihre Kinder darstellen. Dann schon lieber alleinerziehend und/oder vielleicht später mal mit einem netten Stiefvater.
Gerbera hat geschrieben:Nun ja, wenn das Sperma schon ungebraucht irgendwo lagert, kann man daraus doch gleich noch was machen. .
Da liegt aber theoretisch so viel, dass man da noch ein paar Millionen Kinder draus machen könnte, wenn man das denn wollen würde. Und die Samenbanken sind ja auch voll. Für mich ist das bloße Vorhandensein von Sperma kein Grund, da zwangsläufig Kinder draus machen zu müssen.
Gerbera hat geschrieben:Und dazu kommen noch die ganzen Schicksalsschläge und natürlich auch die ganzen Väter, die sich zeitnah aus dem Staub machen und eigentlich nur eine Quelle für Frust und Verzweiflung für ihre Kinder darstellen. Dann schon lieber alleinerziehend und/oder vielleicht später mal mit einem netten Stiefvater.
Mir ging es in erster Linie darum, dass es absolut absehbar ist, dass es seinen Vater nie kennen lernen wird. Macht der Vater sich nach der Zeugung aus dem Staub, war das vermutlich nicht absehbar, ebenso ein plötzliches Versterben. Und ob man alleinerziehend eine Samenspende in Anspruch nehmen sollte oder nicht, das ist dann ja noch einmal ein ganz anderes Thema.
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