Kind vermisst - vertraut ihr auf die Polizei?

Gestern gab es viele unterschiedliche Sendungen zu vermissten Kindern im Fernsehen, darunter auch eine Wiederholung von XY ungelöst, wo auch die Zuschauer dazu aufgerufen werden, Hinweise einzuschicken und anzurufen, wenn sie etwas wissen. Es war auch eine Sendung dabei, zu der man einen Polizisten eingeladen hatten und wissen wollte, ob die Polizei bei vermissten Kindern wirklich ihr bestes tut oder eben nicht. Es kam dann auch heraus, dass andere Länder Fotos und Plakate im Fernsehen und in den Städten deutlich schneller und besser verbreiten können, als wir Deutschen.

Hier bleibt das mitunter nur im betroffenen Bundesland. Passanten auf der Straße wurden zu diesem Thema befragt und haben dann mitunter auch gesagt, dass sie der Polizei nicht gerade das volle Vertrauen schenken und auch damit rechnen, dass dort ein wenig geschlampt wird. Wie ist das bei euch, würdet ihr der Polizei vertrauen, wenn euer Kind vermisst würde? Würdet ihr darauf vertrauen, dass sie ihr bestmöglichstes tut?

Als Betroffene würde ich der Polizei auf keinen Fall absolut vertrauen.

Eins vorweg: Ich finde, dass wir in Deutschland das Glück haben, eine recht gut aufgestellte und vergleichsweise engagierte Polizei zu haben. In vielen anderen Ländern sieht das ganz anders aus. Unsere Polizei ist mithin in meinen Augen generell durchaus vertrauenswürdig.

Aber auch die Polizei besteht aus Menschen und Menschen machen Fehler. Fehler, die mitunter fatale Folgen haben können. Fehler, die jedem Menschen passieren können. Auch die Polizei kann sich bei der Suche nur auf Fakten oder Vermutungen stützen und vorhandene Möglichkeiten nutzen. Und manchmal reicht das eben nicht, um jemanden zu finden.

Wenn mein Kind verschwindet, dann bin zunächst einmal ich die Person, die das Kind am besten kennt und einschätzen kann. Die Polizei kennt das Kind nicht persönlich und ist auf Informationen von außen angewiesen. Eventuell passiert bei der Auswertung dieser Informationen dann ein Fehler, der sie in die falsche Richtung führt - eine Richtung, die ich so vielleicht nicht eingeschlagen hätte, auf Grund meines eigenen Wissens. Deswegen würde ich unter allen Umständen zusehen, dass ich eine eigene Suche anstrenge mit einem eigenen Netzwerk, um sicher zu gehen, dass ich alle Möglichkeiten ausgeschöpft habe.

Aktuell ist ja eine 2007 verschwundene Studentin tot wieder aufgetaucht - durch Zufall. Die Polizei hatte zwar eindringlich nach ihr gesucht, allerdings so ordentlich nur bis kurz vor dem Ort, an dem sie tatsächlich lag. Sie lag in einem dicht bewachsenen Umfeld. Die Polizei hatte vor 3 Jahren dort oberflächlich gesucht - die hatten sich an einem Felsen abgeseilt und baumelten quasi einige Meter über dem Gebüsch, in dem sie lag, ohne sie zu finden. Das wird nun von einigen Personen für massivste Vorwürfe genutzt. Die Polizei habe nur zum Schein gesucht, habe nicht vernünftig ermittelt, bestehe aus Dilettanten, man könne sich nicht auf sie verlassen. Dass auch diese ganzen schlauen Menschen, die natürlich gerade in diesem Gebüsch nachgesehen hätten, weil das ja alles total auf der Hand lag, sie auch nicht gefunden haben sondern jetzt nur große Hetzreden schwingen, spricht doch Bände.

Wenn ein Mensch spurlos verschwindet, kann er erst einmal überall sein. Die Polizei ist grundsätzlich nicht daran interessiert, sich irgendwann vorwerfen zu lassen, eine scheiß Arbeit geleistet zu haben. Die Polizisten sind oft selber Familienväter, die natürlich ihr Bestes geben, das verschwundene Kind zu finden. Da kann man sich schon drauf verlassen. Aber eben nicht auf Fehlerfreiheit und Perfektion, deswegen ist es wichtig, sich nicht rein auf die Polizei zu verlassen, sondern auch aktiv zur Suche beizutragen und regelmäßig den Kontakt zu den ermittelnden Beamten zu suchen. Und genau das würde ich machen.