Kind nicht sagen dürfen, dass es ungeplant war?
Eine Bekannte von mir ist der Auffassung, dass man einem Kind niemals sagen sollte, dass es aus einer ungeplanten Schwangerschaft heraus entstanden ist. Denn das Wort "ungeplant" würde ansonsten grundsätzlich so verstanden werden, dass das Kind sich eben ungeliebt und unerwünscht fühlen würde. Daher tut meine Bekannte auch bei ihren Kindern grundsätzlich so, als wäre jede Schwangerschaft geplant gewesen, auch wenn dies eindeutig nicht der Fall war.
Gut, ich habe keine eigenen Kinder, daher sehe ich das vielleicht auch ein wenig utopisch. Ich finde ehrlich gesagt nichts schlimmes dabei, dass man einem Kind eben sagt, dass es ungeplant gezeugt worden ist. Ich wüsste nicht, warum das Kind sich deswegen automatisch ungeliebt und unerwünscht fühlen sollte. Das kann man doch direkt richtig stellen finde ich und auch durch die Taten an sich dürfte ein Kind spüren, ob es geliebt wird oder nicht.
Daher verstehe ich nicht, wie man sich an dem Wort "ungeplant" aufhängen kann. Wenn das Kind sich auch so genug geliebt fühlt und die elterliche Beziehung intakt ist, wird daraus schon kein Drama entstehen. Wie seht ihr das? Darf man einem Kind grundsätzlich nicht sagen, dass es ungeplant entstanden ist? Führt das tatsächlich zu psychischen Problemen und Fehlentwicklungen? Oder ist das Unsinn?
Ungeplant klingt wirklich nicht eben nett. Ich würde wenn dann zum Kind sagen, dass es überraschend war mit der Schwangerschaft, aber man sich gefreut habe. Letztendlich kann man schon sagen, dass es nicht geplant war, aber man muss eben dann auch begründen warum man sich dafür entschieden hat, finde ich. Letztendlich gibt es ungeplante Schwangerschaften, das ist auch nicht schlimm, aber das Kind kann das schon falsch auffassen. Ich würde deswegen einfach versuchen trotzdem nette Worte zu finden.
Warum klingt ungeplant nicht wirklich nett? Nur weil man in Ramones Welt "Kinder macht"? Das ist übrigens ein Ausdruck, den ich als absolut unterirdisch empfinde. Ich bin ein ungeplantes Kind und ich weiß das. Meine Mutter war ihre gesamte Jugend und dann bis zur Lebensmitte so krank, dass an Familie und Kinder nicht zu denken war.
Sie hätte ihren Partner angesteckt und damit wahrscheinlich zum Sterben verurteilt, eine Schwangerschaft hätte sie wahrscheinlich nicht überlebt. Und selbst wenn es geklappt hätte, wäre das Kind sofort nach der Geburt in Heim gekommen. Denn ansonsten wäre das Kind automatisch infiziert worden.
Als sie dann, nachdem sie meinen Vater übrigens trotz aller Vorsicht angesteckt hatte, nach über zehn Jahren Wartezeit eine normale Partnerschaft führen konnte, gingen Mediziner davon aus, dass Verhütung unnötig sei, weil in dem Alter der beiden Beteiligten nichts mehr passieren könnte. Es konnte aber doch. Und für meine Mutter war es das größte Geschenk, dass man sich vorstellen kann. Diesen Traum hatte sie sich, seit sie 14 war, abschminken können. Jetzt waren alle gesund und es gab ein Baby. Besser konnte es nicht laufen.
Ich habe drei Kinder, die ich nicht haben dürfte, wenn es nach einhelliger Meinung der Gynäkologen geht. Folglich habe ich nie Kinder ansatzweise geplant. Denn den Stress mit Kalender führen, Test machen und am Boden zerstört sein und dann irgendwann zu den Möglichkeiten der modernen Reproduktionsmedizin zu greifen, das wollte ich nie. Wenn nichts passiert wäre, hätte ich eben so weitergelebt. Deshalb sind die Kinder aber nicht unerwünscht.
Wobei dann alle Kinder, die vor der Verschreibung der Pille an kinderlose Frauen geboren worden sind, einen Schlag weg haben müssten. Schließlich waren die in aller Regel nicht geplant, sondern sie sind einfach passiert. Oft genug nachdem man alles getan hat, was damals möglich war, um sie nicht zu bekommen. Trotzdem wurden auch die nicht per se nicht geliebt. Auch Wunschkinder können die Erwartungen oft nicht erfüllen. Kinder kitten eben keine Beziehungen oder binden Partner. Das sollen geplante Kinder aber oft genug leisten. Da bin ich doch lieber ungeplant aber erwünscht.
Ich denke, es ist eine Frage, wie man das dem Kind erklärt. Wenn man wie cooper75 erfährt, dass man eigentlich nicht existieren dürfte, weil die Ärzte davon strikt abgeraten haben aber man trotzdem den Herzenswunsch der Eltern erfüllt haben, die unglücklich kinderlos waren, dann ist das für das Kind sicher auch in ähnlichen Fällen problemlos zu verkraften.
Wenn man aber seinem Kind in zu jungem Alter erzählt, dass es beispielsweise nur entstand, weil man die Pille fehlerhaft eingenommen hat und man schlicht und einfach die legale Phase zur Abtreibung verpasst hat, weil man nicht glauben konnte, dass man schwanger ist, weil man die Pille weiter genommen hat und nicht dachte, dass man schwanger sein kann, dann kann das je nach Gemüt und Alter des Kindes schon falsch ankommen und verletzen. In so einem Fall würde ich dem Kinde eben eher sagen, dass man sich gefreut hat, dass man Schwanger ist und auch wenn man nicht damit gerechnet hat, dass es zu diesem Zeitpunkt klappen würde.
Details würde ich dann erst erklären, wenn das jeweilige Kind ein Alter hat, dass es einschätzen kann, wie viel dank Versagerquoten bei der Verhütung ungeplant laufen kann. Wenn das Kind noch zu kindlich und vorpubertär ist, kann es das gar nicht einschätzen. Da ist für die meisten Kinder noch total unvorstellbar, dass Erwachsene quasi grundlos Geschlechtsverkehr haben wollen, ohne dass ein Zeugungswunsch als zwingender Anlass besteht.
Auch in der Pubertät kann das gefährlich werden, da in der Phase einige Teenager kein reibungsloses Verhältnis mehr zu ihren Eltern genießen können. Und da kann so eine Bemerkung je nach Kind dann das Fass zum Überlaufen bringen.
Ich finde es nicht unpassend, denn ich sehe es wie cooper und auch die Ausdrucksweise "Kinder machen" ist ebenfalls unpassend und kein Stück besser in der kleinen Welt. Kinder zeugt man, und nicht jedes Kind ist halt geplant nach einem Terminplaner. Denn das geplante Kind ist auch kein Stück besser, ich plane auch mir Möbel anzuschaffen, ich plane einen Urlaub und ein Kind also auch? Was sollte daran netter klingen.
In seiner kleinen Scheinwelt kann man sich vieles schön reden und dann mit einem anderen Begriff verwenden. Aber an der Tatsache, dass es eben nicht geplant war, ein Unfall oder auch aus anderen Gründen entstanden ist ändert es nichts. Die Tatsache jedoch ist, dass das Kind existiert und auf der Welt ist und die werdende Mutter sich nicht für eine Abreibung entschieden hatte als sie die Wahl dazu hatte. Alleine das sollte einem Kind schon zeigen, dass es eben auch gewollt war, ungeplant, überraschend oder wie man es auch nennen möchte.
Ich habe jedenfalls keine Bauchschmerzen damit meinem Sohn die Wahrheit zu sagen wenn er alt genug ist und auch danach fragt. Eben das er nicht nach Kalender gezeugt worden ist, nicht geplant war wie die Anschaffung eines Autos sondern eben ungeplant entstanden ist. Dennoch gab es nie einen Zweifel daran, ob das Kind leben darf oder abgetrieben wird. Mir wurde auch immer gesagt, dass ich auf dem natürlichen Wege niemals eigene Kinder haben werde, entsprechend wurde auch nicht damit gerechnet und selbst mit einer "Planung" ohne Kinderwunschklinik war nie daran zu denken. Entsprechend ist, war und wird er immer das größte Geschenk bleiben und da spielt es überhaupt keine Rolle wie er gezeugt worden ist.
Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass die geplanten Wunschkinder ein richtig schweres Leben haben. Denn diese haben die Anforderungen der Eltern zu erfüllen vom ersten Moment an. Sie sollen perfekt aussehen, von jedem etwas haben, hinterher diese und jenes alles erreichen und belegen damit die Eltern Stolz darauf sind und bekommen im Zweifel auch den Druck, notfalls mit Geld, damit sie motiviert sind etwas neues auszuprobieren. Denn das hat Ramones auch schon zum besten gegeben, dass man das vollkommen in Ordnung findet, was in meinen Augen ebenfalls nur Bestechung ist und keine Motivation und auch ein unterirdisches Verhalten darstellt, nur damit das Kind dann auch pariert, wie Mutti es gerne hätte.
Sorae hat geschrieben:Die Tatsache jedoch ist, dass das Kind existiert und auf der Welt ist und die werdende Mutter sich nicht für eine Abreibung entschieden hatte als sie die Wahl dazu hatte.
Eine Abreibung mit Franzbranntwein oder mit rauen Tüchern für die werdende Frau Mama oder eine Abreibung im Sinne von Schlägen für den Partner, dass er nicht rechtzeitig unterbrochen hat und die Partnerin versehentlich geschwängert hat?
Spaß bei Seite, ich weiß natürlich wie es gemeint war, aber der Tippfehler ist hier zu niedlich in dem Zusammenhang.
Unser zweites Kind ist auch ungeplant entstanden. Das kann mein Sohn gerne später auch erfahren. Denn "ungeplant" heißt nicht automatisch "ungewollt". Wir wollten mit großer Sicherheit mal ein zweites Kind, nur nicht so früh. Jetzt ist er da und wir lieben ihn, und auch seine Schwester, über alles. Eine Abtreibung stand nie zur Debatte.
Also warum sollte das mein Sohn nicht erfahren dürfen? Natürlich sollte man diese Dinge kindgerecht erklären. Kinder verstehen ja so manches anders als ein Erwachsener. Hauptsache ist doch, dass das Kind spürt, dass es geliebt und erwünscht ist. Denn fragen Kinder nicht aus eben diesem Grund nach, ob sie geplant waren? Sie wollen doch sicher sichergehen, ob sie auch zu 100% geliebt und gewollt werden.
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