Kind nicht mit fremden Ärzten alleine lassen?

Ich habe gestern eine Folge in einer Serie gesehen, die mich zum Nachdenken gebracht hat. Dort ging es um ein Elternpaar, das den Verdacht hatte, dass ihr Sohn ADHS hat. Die Eltern waren deswegen auch schon bei ihrem Kinderarzt, der vorsichtshalber wollte, dass das Kind noch mit dem Psychiater bzw. Psychotherapeuten der Gemeinschaftspraxis spricht, um Sicherheit zu haben, dass etwas mit dem Kind nicht stimmt. Denn bei ADHS werden ja auch Medikamente verschrieben und wenn das Kind nichts hat, die Medikamente aber bekommt, kann das schon gefährlich und gesundheitsschädlich werden.

Letzten Endes saßen die Eltern zusammen mit ihrem Sohn bei diesem Psychiater/ Psychotherapeuten, der sich aber nicht mit dem Sohn unterhalten konnte. Wenn er den Sohn etwas gefragt hat, hat die Mutter oft geantwortet und sich eingemischt. Irgendwann bat der Fachmann dann, ob die Eltern nicht den Raum verlassen könnten, da er mit dem Sohn alleine sprechen müsste, um eine korrekte Diagnose machen zu können. Das wollten die Eltern aber nicht. Sie meinten nur, dass sie ihren Sohn grundsätzlich nicht mit Fremden alleine lassen wollen, egal ob das jetzt ein Arzt, Psychiater oder was auch immer ist.

Ich hätte da keine Angst gehabt und mein Kind trotzdem alleine mit dem Fachmann sprechen lassen, schließlich würde ich ja wollen, dass das Kind gesund wird und wenn das anders nicht geht, dann ist das eben so. Wie seht ihr das? Würdet ihr euer Kind mit fremden Ärzten alleine lassen, wenn das für die Diagnose sinnvoller wäre?

Definitiv ja. Ich kann diesen Arzt voll und ganz verstehen. Kinder verhalten sich komplett anders, wenn die Eltern oder auch nur ein Elternteil dabei sind. Zudem sind die Eltern auch sehr anstrengend. Wie in der Serie antworten Eltern sehr oft für ihre Kinder. Mir ergeht es ähnlich und ich muss mich oft zusammenreißen, nicht für meine Kinder zu antworten. Ich lasse meine Söhne dann meist erst antworten und wenn ihr Gegenüber sie nicht verstanden hat, übersetze ich.

Mein ältester Sohn hat schon einige Testungen hinter sich. Mittlerweile bekommt er noch Ergotherapie, Logopädie und Frühförderung. Die Frühförderung findet bei uns zu Hause statt, so dass ich da dann dabei bin. Ich versuche mich immer zurückzuziehen, damit sie besser ohne mich miteinander arbeiten können. Bei der Logopädin und beim Ergotherapeuten warte ich im Vorraum. Da war ich jeweils nur in der allerersten Stunde mit im Raum drin.

Auch ärztliche Testungen finden regelmäßig statt. Da ist es immer unterschiedlich, ob ich mit dabei bin oder nicht. Einige Ärzte stört es nicht, einige Ärzte stört es. Da warte ich immer ab, was der Arzt sich da dann wünscht und wenn nichts kommt, dann frage ich auch schon oft von mir aus nach, ob ich rausgehen oder drinbleiben soll.

In dem Fall der Serie kann ich die Eltern nicht verstehen, da sie sich der Hilfe für ihr Kind in den Weg stellen. Sie verlassen ja nur das Behandlungszimmer und nicht das Gebäude. Meistens ist genau vor einem Behandlungszimmer ein Stuhl, so dass man manchmal sogar mithören kann, was im Zimmer selber passiert. Und ich denke, ein Kind würde auch losschreien, wenn irgendetwas wäre. Ich vertraue den Ärzten und Therapeuten immer voll und ganz.

Gerade beim Psychologen ist es extrem wichtig, dass das Kind von sich aus sagen kann was los ist und da nicht die Eltern daneben sitzen, die das Kind doch irgendwie beeinflussen. Ich verstehe auch gar nicht was das Problem daran sein soll, wenn man das Kind einfach kurz da drinnen lässt und dann wieder danach hinein geht.

Bisher war unser Kleiner nie beim Arzt oder mit dem Arzt alleine, aber ich würde das auch als nicht schlimm empfinden. Natürlich würde ich das nicht machen, wenn ich ein schlechtes Bauchgefühl haben würde, aber abseits dessen finde ich es auch wichtig, dass mein Kleiner offen alles sagen kann.

Wieso sollte ich mein Kind nicht alleine bei einem Arzt lassen zur Diagnose? Es ist ja nicht so, dass man Kilometerweit weg von seinem Kind ist sondern man wartet vor der Tür oder im Wartezimmer. Somit bekommt man im Prinzip doch schon vieles mit und das Kind wird hinterher davon auch erzählen. Wenn nicht, dann kann man auch nachfragen ob es dazu etwas erzählen möchte.

Schlimm finde ich das ganze nicht, nur wenn es sich um normale körperliche Untersuchungen bei einem Baby oder Kleinkind handelt bei denen es keinen Unterschied macht ob die Eltern mit im Raum sind oder nicht, dann würde ich mir im ersten Moment schon meine Gedanken machen wieso der Arzt mich vor die Tür setzt. Denn es kam auch schon vor, dass sich Ärzte dann an den Kindern vergangen haben wenn sie damit alleine waren. Ich vertraue dabei einfach auf mein Bauchgefühl, wenn mir das ganze komisch vorkommen würde dann würde ich mein Kind auch nicht bei einem fremden alleine lassen, egal ob dieser Arzt ist oder nicht.