Kind kommt nur zuschauen, statt dass es mit geht?

Bei uns gab es einen Faschingsumzug, bei dem alle Kinder, die bei uns in der Betreuungseinrichtung sind, und mitgehen wollen, für ein Kostüm 5 Euro bezahlt haben. Nun kamen heute sehr viele Kinder nicht und schauten aber zu. Das fand ich sehr seltsam.

Also sie kamen mit ihrem eigenen Kostüm, schauten aber nur zu und liefen gar nicht mit. Das fand ich sehr schade. Es sah sehr mager aus einerseits beim Umzug selber, weil etwa ein Kind auf eine Betreuungsperson kam und andererseits konnte ich nicht verstehen, dass man Geld für ein Faschingskostüm zahlt, wenn man dann nicht mit läuft.

Was könnte der Grund gewesen sein, warum so viele Kinder nicht mehr mitgegangen sind? Vielleicht waren sie auch enttäuscht, von unserem ersten Umzug? Oder das Kostüm hat ihnen nicht so zugesagt? Warum ziehen sie es dann aber zum Zuschauen an? Könnt ihr das verstehen?

Ich weiß ja nicht wie alt die Kinder sind. Aber es gibt viele Kinder in dem Alter, die nicht gern so im Mittelpunkt sein wollen. Die schauen dann eben viel lieber zu. Vor allem, weil vermutlich auch die Eltern dann nicht dabei sind. Auch das kann ein Grund sein. Meine Töchter hatten schon oft die Möglichkeit direkt im Umzug dabei zu sein. Erst im letzten Jahr, mit elf Jahren, waren sie dann so weit, dass sie es auch wollten.

@Punktedieb: Eben, seltsam war nämlich, dass sie genau so verkleidet waren, wie sie mitgehen hätten sollen und dass auch die Eltern dabei waren, um zu zusehen. Wahrscheinlich hatten sie einfach keine Lust mit zu laufen. Vielleicht ist es aber auch so, dass es ihnen ein zu langer Weg war oder dass im Vorhinein nicht genau geklärt wurde, wie das Ganze abläuft.

Immerhin fand dieser Umzug ja jetzt am Ende der Semesterferien statt. Vielleicht müssen sich die Kinder jetzt erst wieder an den Kindergarten gewöhnen, bevor sie wieder mit uns beim Umzug mitgehen. Es gibt sicher viele Gründe, aber einleuchten tut mir kein wirklicher Grund. Naja, jetzt ist es ja schon gelaufen.

Es ist ein Unterschied, ob man nur zuschaut oder angeschaut wird. Und gerade Kinder merken eben erst kurz vorher, dass sie das dann ohne Mama oder Papa durchstehen wollen und weigern sich dann schlicht und einfach. Sollte man sie dann zwingen? Sähe bestimmt nicht so toll aus, wenn die Hälfte der Kinder verheult beim Umzug mitläuft.

Zudem sind solche Umzüge leider auch zu Uhrzeiten, die bei manchen Kindern mit der Mittagsruhe nicht zusammen passen. Auch ein müdes Kind wird keinen Spaß daran haben in einem Umzug zu laufen und fröhlich zu winken. Und mir würden da noch mehr Gründe einfallen, die man doch recht einfach nachvollziehen kann. Vor allem, wenn man selbst Kinder hat und auch wie du mit Kindern arbeitet.

Ich sehe das so wie Punktedieb und habe als Kind auch nicht immer im Mittelpunkt stehen wollen. So gab es bei uns teilweise große Weihnachtsfeiern in der Familie, wo dann wirklich von den Urgroßeltern abwärts alles gekommen ist, was einen menschlichen Puls hatte. Da sollten die Kinder dann auch teilweise Gedichte aufsagen oder Lieder vorsingen, wobei ich mich dann auch geweigert habe, weil mir das als Kind einfach zu viel war von so vielen Leuten angestarrt zu werden. Ich denke mal, dass hier ähnliche Gründe vorliegen werden. Da spielt das Geld für das Kostüm auch keine Rolle. Welches Kind denkt bei einer Weigerung an das Geld für das Kostüm?

Ich bin als Kind auch nie bei einem Umzug mit gelaufen, sondern habe immer nur zugeschaut. Als Kind war ich sehr auf meine Mutter fixiert und hätte es mich gar nicht getraut, sie außerhalb des Kindergartens dann einfach loszulassen und alleine wegzumarschieren. Mit fremden Erwachsenen konnte ich abgesehen von den Erziehern im Kindergarten oder in der Schule auch nichts anfangen, so dass ich das gar nicht gewollt hätte. Ich habe mich zum einen nicht getraut und zum anderen hatte ich gar nicht das Bedürfnis danach.

Ich kann mir schon vorstellen, dass es da vielen Kindern so geht. Und nur weil man ein Kind ist, heißt das ja nicht automatisch auch, dass man dann überall mitmachen muss und möchte. Oft reicht es Kindern ja auch, einfach mal bei etwas zuzusehen, ohne das selbst machen zu müssen. Das sollte dabei völlig in Ordnung sein. Immerhin macht man es als Erwachsener doch auch nicht anders.

Bei uns im Dorf gibt es auch immer wieder solche Umzüge, die dann von der Schule oder dem Kindergarten organisiert werden. Verkleiden mag sich nur meine Tochter, mein Sohn hasst es und beide mögen es nicht besonders so im Mittelpunkt zu stehen. Dennoch trauen sie sich immer mehr und das finde ich auch sehr gut. Es verlangt ja durchaus viel von einem Kind ab, wenn es von allen angestarrt wird. Natürlich gibt es da super selbstbewusste Kinder, die das nicht stört, aber es gibt eben auch schüchterne Kinder und ich finde nicht, dass man diese dann zu etwas zwingen soll.

Allein schon dieses Verkleiden hat jedes Jahr zu Diskussionen geführt im Kindergarten. Mein Sohn mochte es einfach nicht und ich finde, dann muss er auch nicht. Er selber hat das verbal auch geäußert und war wohl teilweise der Einzige, der das nicht gemacht hat, aber es war seine Entscheidung und ich habe mich da auch dafür eingesetzt, dass er das so machen kann, wenn er auf das Verkleiden keinen Bock hat.

Wenn also Kinder nur zuschauen wollen und nicht mitgehen kann ich das sehr gut verstehen. Bei uns wird dann auch gesungen und da merkt man schon, dass viele Kinder da gar nicht mitmachen wollen und die schauen dann auch einfach zu. Das ist ja auch kein Problem und vielleicht sieht es dann nach weniger aus, aber man hat den Kindern ihren Willen und ihre Entscheidung gelassen.

Ich finde das sehr schwierig. Wenn ich von unserem vergleichsweise kleinen Stadtteilumzug ausgehe, dann sind das trotzdem schon über 1.000 Teilnehmer in mehr als 50 Gruppen plus einige Motivwagen und säumen meist zwischen 60.000 und 80.000 Zuschauer die etwa fünf Kilometer lange Strecke. Das finde ich für so kleine Kinder überwältigend. Bei uns gehen solche Zwerge nur mit den Eltern zusammen. Das finde ich erheblich besser.