Kind immer und jederzeit erlauben, sich schmutzig zu machen?

Für mich gehört es dazu, dass Kinder sich schmutzig machen dürfen, egal ob es nun auf dem Spielplatz oder beim Essen ist. Ich achte drauf, dass mein Kind Matschsachen und Gummistiefel anzieht, wenn es draußen nass ist und wir auf den Spielplatz gehen oder dass er ein Lätzchen anzieht, wenn wir essen oder dass es zum Malen mit Fingerfarben eben nicht die neueste Kleidung gibt.

Wenn aber doch mal etwas auf die Kleidung kommt, finde ich das überhaupt nicht schlimm und habe da gar kein Problem damit. Genauso darf mein Kind auch so spontan unterwegs ein Eis essen, ohne dass ich ein Lätzchen dabei habe oder auch mal mit ‚normalen‘ Schuhen in eine Pfütze springen. Auch wenn der Buggy was abbekommt, finde ich das nicht so wild. Das bekommt man ja alles sauber. Und es gehört für mich einfach zu einer unbeschwerten Kindheit dazu, sich auch mal schmutzig machen zu dürfen.

Natürlich fällt dadurch mehr Wäsche an, aber das weiß man ja, bevor man Kinder bekommt und ich habe nun generell nicht so das Problem mit Wäsche. Waschmaschine und Trockner erledigen das meiste und da wir alle sehr viel Kleidung haben, kommen wir locker zwei Wochen hin, ohne zu waschen. Allerdings war das in meiner Kindheit alles ein wenig anders.

Meine Mutter fand es immer schrecklich, wenn ich mich dreckig gemacht habe. Unterwegs gab es daher nur trockenes Gebäck oder Essen, mit dem man nicht so herumsausen konnte und ich wurde dazu ermahnt, mich im Kindergarten nicht schmutzig zu machen, weil meine Mutter nicht dauernd Wäsche waschen wollte. Das finde ich im Nachhinein sehr schade und so etwas soll mein Kind von mir nicht zu hören kriegen, zumindest nicht im normalen Kindergartenalltag. Dürfen eure Kinder sich immer und jederzeit schmutzig machen?

Meiner Meinung nach sollten sich Kinder nicht jederzeit und überall schmutzig machen dürfen. Ich finde, man sollte Kindern schon früh klarmachen, dass es nicht gut ist, auf dem Weg zur Oma oder in den Kindergarten mit noch trockenen, normalen Schuhen in Pfützen zu springen. Auch in Restaurants kann man kleinen Kindern schon sagen, dass es etwas Besonderes ist, essen zu gehen, und nichts Alltägliches und man sich nicht zu Hause befindet, und ihnen die Basics von Tischmanieren beibringen. Natürlich ist es kein Drama, wenn es am Anfang noch nicht so gut klappt.

Selbstverständlich dürfen Kinder im Matsch spielen und in Pfützen springen, aber eben nur, wenn es passt und nicht überall und jederzeit. Meine Kinder haben gerne herumgematscht, aber eher im eigenen Garten, auf dem Spielplatz oder bei bestimmten Spaziergängen und nicht unbedingt in anderen Gärten oder an fremden Esstischen.

Wann willst du das deinem Sohn denn erklären, wenn er nicht langsam in gewisse Gepflogenheiten hineinwachsen soll? Manches wird auf dem Weg dahin danebengehen und da soll man sein Kind auch nicht schimpfen, aber grundsätzlich soll es meiner Meinung nach schon lernen, wann was geht und wann was nicht. Ich weiß noch, wie ich mich zum ersten Mal getraut habe mit den beiden ältesten, damals noch Kleinkinder, in das Zugrestaurant zu gehen und sie Spaghetti aussuchten. Da haben sie ihr T-Shirt ziemlich versaut, aber sie konnten natürlich nichts dafür, aber mir war es eine Lehre.

Nein, meine Kinder durften sich nicht immer und überall schmutzig machen. Das heißt nun nicht, dass sie auf dem Spielplatz oder im Kindergarten sauber bleiben sollten, beim Essen extrem vorsichtig sein mussten oder nicht spontan durch Pfützen oder Laubhaufen sprinten durften. Ein am Abend schmutziges Kind, dessen Wäsche fleckig ist und von dem man den Dreck nur mit einem Bad oder einer Dusche abbekommt, war für mich ein normales Kind. Anders bin ich auch nicht aufgewachsen.

Aber! Es gibt Situationen, in denen ist es eben nicht angebracht, sich schmutzig zu machen. Man taucht nicht wie eine nasse Ratte beim Weihnachtsessen beim Chef der Eltern auf, auch nicht wenn man erst zwei Jahre alt ist. Und ich möchte mich schon auf die Kinder verlassen, wenn die mit den Kindern der Gastgeber und anderer Gäste beispielsweise in die Gärten dürfen. Das finden Vier- oder Fünfjährige meist viel spannender, als bei den Erwachsenen zu sitzen. Nur sollten sie dann bitte selbstständig so zurückkommen, dass das Wohnzimmer oder das Restaurant nicht im Anschluss renoviert werden muss.

Das Gespür für angemessenes Verhalten fällt nicht vom Himmel, das übt man halt von Anfang an ein und die Messlatte steigt mit dem Alter. Das bedeutet ja nun wirklich nicht, dass Kinder sich nicht schmutzig machen oder nicht einfach Kind sein dürfen. Aber die müssen eben auch in die Gesellschaft hineinwachsen und da sind die Eltern gefragt.

Ich finde schon, dass man einem Kind beibringen sollte, wann dreckig machen gerade nicht so angebracht ist und dass man sich auch beim Essen am Tisch nicht von oben bis unten vollkleckern muss. Da braucht es auch kein Lätzchen, finde ich. Ich meine gerade wenn das Kind noch klein ist, dann ist das schwierig und da geht auch mal etwas daneben, aber da macht man vielleicht auch noch nicht solche Sachen, bei denen das Kind sauber bleiben sollte.

Dennoch dürfen meine Kinder sich beim Spielen absolut dreckig machen und in Pfützen springen, an normalen Tagen. Wenn aber etwas Besonderes ansteht, wissen sie, dass sie ein bisschen aufpassen müssen und wenn dann etwas schiefgeht, ist es eben so. Da bekommen sie auch keinen Kopf abgerissen, aber sie wissen eben wann kleckern und matschen okay ist und wann es eher nicht so schön ist. Für mich ist das schon wichtig, da ich meine Kinder auch mit zu einem Essen ins Restaurant nehmen möchte oder sie bei einer Feier nicht dadurch auffallen sollen, dass sie wie 2 Matschhaufen aussehen.

Ich finde es wichtig, dass Kinder sich schmutzig machen dürfen und dass man als Elternteil auch dafür sorgt, dass es ihnen möglich ist. Das gehört einfach zu einer unbeschwerten Kindheit dazu. Allerdings muss man auch realistisch sein und akzeptieren, dass es manchmal auch praktische Einschränkungen gibt.

Wenn wir zum Beispiel zu einem wichtigen Termin oder einem besonderen Anlass gehen, achte ich darauf, dass mein Kind entsprechend gekleidet ist, damit es nicht allzu schnell schmutzig wird. Aber im Alltag gibt es für mich keinen Grund, meinem Kind das Schmutzigwerden zu verbieten. Natürlich fällt dadurch mehr Wäsche an, aber das nehme ich gerne in Kauf, wenn es bedeutet, dass mein Kind eine unbeschwerte Kindheit hat.

Ich finde es auch schade, wenn Eltern ihren Kindern das Schmutzigwerden verbieten, weil sie keine Lust haben, ständig Wäsche zu waschen. Das sollte nicht der Grund sein, warum man sein Kind davon abhält, sich auszutoben und zu entdecken. Auch ich hatte als Kind eine Mutter, die darauf bestand, dass ich mich nicht schmutzig machen sollte, aber ich bin sehr froh, dass ich meinem eigenen Kind diese Freiheit geben kann.

Natürlich gibt es auch Eltern, die aus hygienischen Gründen das Schmutzigwerden verbieten, aber ich denke, dass ein gesundes Maß an Schmutz auch gut für das Immunsystem der Kinder sein kann. Man sollte einfach abwägen, was sinnvoll und praktikabel ist und darauf achten, dass die Kinder sich in ihrer Umgebung wohl und sicher fühlen.