Kind beim Tätowieren zuschauen lassen?

vom 22.05.2017, 06:28 Uhr

Eine Bekannte von mir hat eine dreijährige Tochter. Die Geburt war wohl ein Kaiserschnitt und meine Bekannte hat eine Narbe zurückbehalten, die sie aber sehr belasten soll. Daher hat sie beschlossen, sich an dieser Stelle eben tätowieren zu lassen, damit man die Narbe nicht sieht und diese eben nicht auffällt.

Sie hat auch schon einen Termin in einem entsprechenden Studio gemacht und sich für ein Motiv entschieden. Ihre dreijährige Tochter soll bei dem Termin dabei sein und eben miterleben dürfen, wie so etwas vonstatten geht. Ich weiß gar nicht, warum sie ihre Tochter mitnehmen möchte. Möglicherweise hat sie keine alternative Betreuungsmöglichkeit. Möglicherweise ist die kleine neugierig und möchte unbedingt mit.

Ich habe diesbezüglich auch schon Kritik gehört. So wird meine Bekannte dafür kritisiert und es wird von anderen Müttern angenommen, dass es doch psychisch belastend und stark traumatisierend für die Kleine sein würde, wenn sie das eben mitbekommt wie die Mutter tätowiert wird. Denn je nach Stelle wäre ein Tattoo ja auch ziemlich schmerzhaft und das müsste kein Kind mit ansehen. Wie seht ihr das? Würdet ihr ein so kleines Kind beim Tätowieren zuschauen lassen und hättet ihr da Bedenken wegen der kindlichen psychischen Entwicklung? Oder sind Sorgen in dieser Hinsicht unbegründet?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich würde ein 3 jähriges Kind nicht mitnehmen. Nicht weil es ein Trauma davon bekommt wenn es das mit ansieht, einfach weil ich weiß wie lange man dort sitzt und ein Kind mit 3 Jahren stellt und setzt sich nicht mehrere Stunden artig hin und schaut nur zu. Das würde in der Zeit das Studio verwüsten, drauf tatschen und solche Dinge. Da man auch nicht aufspringen kann und hinterher hechten wenn es Blödsinn macht, wäre es mir das nicht Wert der doppelte Stress. Da würde ich lieber alleine gehen.

Ich habe an der Stelle ebenfalls ein Tattoo und hatte auch einen Kaiserschnitt. Das Tattoo war vorher schon da, wurde durch den Schnitt beschädigt und sah nicht mehr ganz gut aus. Entsprechend wurde es nach gearbeitet auf meinen Wunsch. Mein Sohn war da nicht mit dabei da ich eben kein Bedarf daran hatte mit dem doppelten und dreifachen Stress. Das stechen beim ersten mal war Kindergarten, hat nicht im Ansatz weh getan aber nachträglich auf der Narbe und um das Gewebe herum stechen zu lassen, war die reine Hölle. Ich brauchte alle 15 Minuten eine Pause weil es nicht mehr ging, beim ersten mal waren es 8 Stunden am Stück und fertig war das ganze. Die Korrektur zog sich über 5 Termine mit je 60 Minuten hin, wovon nur 30 Minuten effektiv gearbeitet werden konnte.

Es kann immer sein wenn man ein Tattoo hat, dass dieses reißt oder beschädigt wird. Egal ob du das nun am Bauch, am Rücken, am Arm oder sonst wo hast. Es kann immer eine Operation notwendig sein, man legt immer mal Gewicht oder Muskeln zu und damit kann es schon reichen damit es einen Schaden nimmt. Korrigieren lassen kann man fast alles, die Frage ist nur was man aushält und ob es einem das Wert ist. Denn auch die Korrektur kostet dann wieder Geld und wenn noch ein zweites oder drittes Kind mit ansteht, dann würde ich damit einfach abwarten. Narben verblassen auch mit der Zeit, bei einem ist es nach 12 Monaten kaum noch Sichtbar bei anderen erst nach 10 Jahren. Bei mir hat man nach 10 Monaten nichts mehr gesehen, nur das Tattoo war schief, sprich nur daran hast du es noch erkannt. Meine Mutter hatte 3 Kaiserschnitte (einen mit T-Schnitt), diese sind 30 Jahre her und da sind sie erst nach 15 Jahren verblasst.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich würde mir hier weniger Gedanken machen, ob das Kind traumatisiert wird, sondern eher darum, ob mein teures Tattoo zittrige Linien bekommt, weil der Tätowierer abgelenkt ist oder weil ich zwischendurch aufspringen muss, weil meine Dreijährige in den Sack mit den gebrauchten Nadeln fasst oder die bereitgestellte Tinte trinkt. In meinen Augen sind manche Orte einfach nichts für die Neugierigen und Impulsiven ohne Überlebensinstinkt, sprich Kinder. Dazu gehören Obduktionssäle, Bohrinseln, militärische Testgelände, aber eben auch Tattoo-Studios. Auf die frühkindliche Psyche ist in diesem Zusammenhang gepfiffen, da ich mir hier eher um die körperliche Unversehrtheit Gedanken machen würde.

Schließlich sollte es beim Tätowieren, wenn ein schönes Ergebnis dabei herauskommen soll, halbwegs steril, geordnet und konzentriert zugehen, sprich, all das, was ein kleines Kind normalerweise nicht ist. Und man kann auch seiner Aufsichtspflicht nur schwer nachkommen, wenn man sich gerade den Ringspruch auf dem Allerwertesten verewigen lässt oder was auch immer. Daraus folgt, dass jemand von den Mitarbeitern des Tätowierladens wohl oder übel aufpassen muss, und das finde ich ehrlich gesagt unfair von ihnen zu verlangen. Niemand spielt gern den unbezahlten Babysitter und riskiert am Ende noch einen Anpfiff, weil die Kleine doch an etwas Spitziges oder Abfärbendes geraten ist. Deswegen würde ich kein Kind zum Tätowierer mitnehmen.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich glaube, dass das Kind dadurch nicht weiter traumatisiert wird. Jedoch würde ich ein 3 jähriges Kind trotzdem nicht mitnehmen. Immerhin hat das Kind einfach nicht die Geduld stundenlang ruhig zu sitzen und Mama kann sich in dem Moment ja auch nicht kümmern. Wenn man es einem Kind gut erklärt wird das Kind es sicherlich so hinnehmen, aber still sitzen wird es nicht ewig.

Vor allem weiß man ja selber auch nicht wie sehr es wehtut und man selber eben auch braucht um das Ganze zu beenden. Alles erträgt man ja doch nicht so leicht und gerade bei einer Narbe kann die Haut auch etwas empfindlich sein.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Bei vielen Tätowierern kann man sich auch auf ein Sofa setzen, zum Beispiel eben in der Nähe von der Information, so dass da meistens auch noch eine weitere Person steht. Das Kind kann es sich dann praktisch auf das Sofa setzen und es sich dort mit einem Malbuch gemütlich machen, mehrere Leute haben das Kind auch im Auge, so dass es nicht aus dem Tattoostudio auf die offene Straße rennen wird.

Lange Wartezeiten sind für Kinder nie besonders angenehm, ich kenne das auch noch von mir als Kind. Aber manchmal ging es nicht anders und wenn Mutter einen Termin hatte, dann musste ich eben warten. Das gehört auch zum Leben dazu. Es geht im Leben halt auch nicht ständig nur um das Kind und manche Situationen lassen sich nicht vermeiden, so muss man bei Behörden, am Flughafen und im Flugzeug oder auch im Tattoostudio mal als Kind warten.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich würde auch nicht annehmen, dass es das Kind traumatisiert, wenn es bei einer Tätowierung dabei sein wird. Allerdings denke ich auch, dass je nach Dauer der Sitzung dem Kind einfach langweilig wird und es dann vielleicht quengelt und beschäftigt werden möchte. Dadurch wird die Mutter ja abgelenkt und muss sich zwischendurch sicher um das Kind kümmern und die Arbeit damit unterbrechen müssen. Das lenkt sicher ab und stört dann auch garantiert.

Daher würde ich auch lieber schauen, dass ich für Zeit jemanden finde, der auf mein Kind aufpasst. Man kann den Termin ja so vereinbaren, dass man das Kind eben irgendwo unterbringen kann und nicht mitnehmen muss.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


soulofsorrow hat geschrieben:Bei vielen Tätowierern kann man sich auch auf ein Sofa setzen, zum Beispiel eben in der Nähe von der Information, so dass da meistens auch noch eine weitere Person steht. Das Kind kann es sich dann praktisch auf das Sofa setzen und es sich dort mit einem Malbuch gemütlich machen, mehrere Leute haben das Kind auch im Auge, so dass es nicht aus dem Tattoostudio auf die offene Straße rennen wird.

So etwas hat nicht jedes Studio und die Angestellten sind auch dazu da, dass sie die anderen Kunden bedienen und beraten und nicht den Babysitter spielen wenn man sein Kind mitbringt. Entsprechend passen diese auch nicht darauf auf und bieten es auch nur aus reiner Höflichkeit an. Eine Freundin war ebenfalls nachträglich ihr Tattoo aufbereiten lassen und hatte ihre zwei Kinder mit, mit 4 und knapp 2 Jahren. Dort musste sie jemanden mitbringen für die Kinder, denn das Personal hatte dafür keine Zeit.

Bei mir war es ein Studio welches mit 3 Mann belegt ist. Diese arbeiten nach Terminen ab und wenn ein Kunde im Laden steht und etwas möchte, dann wird dieser kurz bedient und das stechen unterbrochen. Da sitzt kein weiteres Personal an der Theke welches auch nur im Ansatz Zeit hätte sich mit der Kinderbetreuung zu befassen und manche sind auch nur ein reiner 1 Mann Betrieb, woher soll dann weiteres Personal kommen oder gar der Raum für eine Wartezone mit Sofa? Ein Kind mit 3 Jahren beschäftigt sich auch keine Stunden mit einem Malbuch, wenn du 20-30 Minuten es daran fesseln kannst, dann ist das schon verdammt lange. Für das Stechen ist das so gut wie nichts, erst Recht nicht für ein neues Tattoo, welches erst übertragen wird und die Outlines dann in einem gestochen werden. Je nach Größe und Empfinden bist du da gute 1-3 Stunden beschäftigt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Na, bei einem Ein-Mann-Studio kann man wahrscheinlich auch kein großes Studio erwarten. Ich kenne solche Tattoo-Studios selbst, weswegen ich geschrieben habe, dass viele Studios ein Sofa haben. Natürlich gibt es auch kleinere Künstler und einige Ausnahmen.

Sorae hat geschrieben:Ein Kind mit 3 Jahren beschäftigt sich auch keine Stunden mit einem Malbuch, wenn du 20-30 Minuten es daran fesseln kannst, dann ist das schon verdammt lange. Für das Stechen ist das so gut wie nichts, erst Recht nicht für ein neues Tattoo, welches erst übertragen wird und die Outlines dann in einem gestochen werden. Je nach Größe und Empfinden bist du da gute 1-3 Stunden beschäftigt.

Es gibt auch Sitzungen, die nur 45 Minuten dauern, die kenne ich von meiner Freundin. Zwei, drei oder vier Stunden würde ich das Kind natürlich nicht warten lassen. Aber für einen kurzen Zeitraum? Was würde dagegen sprechen? Wenn man ein ruhiges Kind hat, welches nicht ständig toben muss? Oder sind vielleicht alle Dreijährigen wild drauf und ich stelle sie mir nur ruhiger vor?

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Es gibt auch Sitzungen, die nur 45 Minuten dauern, die kenne ich von meiner Freundin. Zwei, drei oder vier Stunden würde ich das Kind natürlich nicht warten lassen. Aber für einen kurzen Zeitraum? Was würde dagegen sprechen? Wenn man ein ruhiges Kind hat, welches nicht ständig toben muss? Oder sind vielleicht alle Dreijährigen wild drauf und ich stelle sie mir nur ruhiger vor?

Sie hat noch kein Tattoo, also sprechen wir von einem komplett neuen. Da ist es unerlässlich, dass zumindest die Außenlinien und die restlichen Linien in der ersten Sitzung gestochen werden. Hinterher bekommst du das nicht mehr hin wenn du immer wieder die Vorlage neu aufbringen musst und dann stechen. Entsprechend bist du da mit 45 Minuten nicht dabei. Denn erst muss das ganze aufgebracht werden, gefällt es nicht und sitzt nicht richtig, dann nochmals korrigieren und schon sind deine 30 Minuten weg. Ausziehen, hinpacken und anfangen mal ganz abgesehen oder stehst du schon nackt an der Theke wenn es los geht? Auch das dauert nochmal 5 Minuten bis alles soweit ist das es los geht, auch wenn es gerichtet ist.

Gehen wir von der kompletten Narbe aus die 15-20 cm lang ist, dann muss da schon etwas größeres drauf als "nur" ein kleines Tattoo was deutlich weniger Zeit nimmt. Wenn es nett aussehen soll und aufwendiger ist, dann bist du dafür alleine deine guten 1-2 Stunden los, wenn er schnell ist. Aber Geschwindigkeit ist nicht alles, es soll auch ordentlich aussehen also gehe mal von 2-4 Stunden realistisch aus nur für diesen Bereich mit etwas aufwendigerem. Danach kannst du auch kurze Sitzungen machen von 30 oder 45 Minuten, wenn es an das Colorieren geht, da stört es nicht mehr da der Rest bereits vorhanden ist und man keine Vorlage mehr auf die Haut aufkleben und übertragen muss.

Kinder mit 3 Jahren sind noch nicht die Malkönige, da fängt es erst an. Meiner ist 3 und dem kannst du ein Malbuch geben. Daran wird er 15 Minuten Freude haben und in diesem malen. Danach geht es mit dem Stift an die Wand, macht mehr Spaß. Nach 30 Minuten insgesamt ist es langweilig, alles soweit verschönert, dass er anfangen würde die Umwelt zu erkunden. Sprich Schubladen auf und alles raus. Er ist keiner von der wilden Sorte der toben muss sondern durchaus ruhig aber neugierig und Interessiert. Parken und still sitzen lassen klappt in dem Alter nur bedingt, mag mit einigen wenigen klappen, aber nicht mit allen und schon gar nicht für die notwendige Zeit.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich weiß nicht, ob das Kind wirklich ein Trauma davon tragen würde. Wenn es Angst vor Nadeln hat, vielleicht. Ansonsten eher nicht. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es für ein so kleines Kind extrem langweilig und stressig ist, stundenlang in dem Laden zu sitzen. Die Mutter kann ja auch nicht immer wieder einfach aufstehen und sich um das Kind kümmern. Ich kann mir vorstellen, dass es den Betrieb schon stören würde, wenn da ein kleines, quengelndes Kind herum laufen würde. Deswegen habe ich kein Verständnis dafür und finde ich es unnötig. Sie tut damit niemandem einen Gefallen.

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» PinkPirate » Beiträge: 646 » Talkpoints: 2,35 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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