Kennt ihr Menschen denen es einfach zu gut geht?

vom 23.05.2017, 22:17 Uhr

Man kennt ja den Ausspruch, dem oder der geht es einfach zu gut. Meist wird dieser Spruch ja verwendet, wenn jemand verschwenderisch mit Geld umgeht oder vielleicht auch wenn jemand permanent in seiner Faulheit unterstützt wird. Kennt ihr diesen Spruch auch oder sogar noch Menschen, auf die dieser voll und ganz zutrifft?

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Diesen Spruch kenne ich natürlich auch und ich kenne auch persönlich Menschen, denen es offenbar zu gut geht. Insbesondere sind es Menschen, die ihre Gesundheit nicht schätzen und frecherweise noch die Dreistigkeit besitzen, über gehandicapte Menschen Witze zu reißen usw. Sprich, wenn eine gehandicapte Person dicklicher ist, muss das zum lästern genutzt werden. Dass das Mädchen womöglich nicht Sport treiben kann, genetisch auch noch vorbelastet ist usw. - das ist ja vollkommen egal.

Zweien davon, die in meiner Familie sind, aber ich sehr salopp gesagt, dass es ihnen einfach zu gut geht. Die Antwort folgte prompt nach dem Motto "wie meinst du das?". Ich habe dann gesagt, in einem etwas saloppen Ironie- und Sarkasmuswortlaut, dass Gott bewahre ihnen ja bloß niemals etwas passieren sollte, nicht, dass sie mal im Rolli landen und derselben Blicke ausgesetzt sind. Ich habe es aber wirklich so rüber gebracht, als wenn ich es ihnen wünsche, damit sie einfach mal kurzfristig merken, was ist.

Ich muss wirklich sagen, ich bin dankbar für zwei Arme, Beine, Gesundheit und gut ist. Niemals würde ich jemanden belästern, weil er anders aussieht usw. Ich rege mich darüber mittlerweile immer auf, wenn gesunde Menschen sich so seltsam benehmen und gegen gehandicapte Menschen reagieren.

Schaut Ihr Bodyschockers? Eine britische TV-Serie mit einer Frau, die medial durch ein Säureattentat zur Unkenntlichkeit entstellt wurde. Sie ist die Moderatorin und man sieht durch OPs natürlich, dass sie sehr schwer zurück ins Leben fand. Sie hat dort Leute sitzen, die sich die Titten groß machen, dann rumheulen, dass das Tattoo hässlich ist, ihr Arsch zu klein usw.

In England, das muss man dazu sagen, sind Schönheits-Ops derzeit auf dem Vormarsch. Sie interviewt immer zwei Gegenseiten. Die eine, die sich die Titten groß machen möchte, die andere die eine Vergrößerung rückgängig macht. Den einen der sich Tunnels im Ohr macht, der andere der sie wegschneiden lässt usw.

Ich sitze dann immer hier und sage zu meinem Freund, dass ich richtig kotzen könnte und es denen da wohl zu gut geht. Ich meine, dort sitzt eine Frau, die vollkommen entstellt durch ein Säureattentat ist, die Säurenarben am Hals, Hände & Co hat. Die blind dadurch auf einem Auge ist, deren Gesicht mehrfach operiert werden musste und sie machen sich sorgen um ihre Titten?

Solchen Leuten kann es nur zu gut gehen, um mal zu schätzen, was sie eigentlich haben, was andere nicht haben!

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich finde den Spruch ehrlich gesagt eher anmaßend. Bei Licht besehen geht es uns nämlich allen "zu gut". Schließlich motzt beispielsweise jeder hin und wieder mal über den Chef, anstelle dankbar dafür zu sein, überhaupt eine Arbeit zu haben oder seufzt über das allmorgendliche frühe Aufstehen, wo es doch so viele Leute gibt, die bettlägrig sind oder eine Behinderung haben, die es ihnen verwehrt, die Beine über die Bettkante zu schwingen. Es gibt immer Leute, denen es schlechter geht als einem selber, aber ich kenne niemanden, der sich wirklich immer seiner vergleichsweise privilegierten Lage bewusst ist und daher nie über Banalitäten jammert.

Zweitens finde ich es auch nicht immer angemessen, über das Innenleben und den Leidensdruck von Fremden urteilen zu müssen. Es mag ja beispielsweise sein, dass ich Schönheitsoperationen für überflüssig halte, aber jemand anders leidet vielleicht wirklich unter seiner krummen Nase und findet für sich eine Lösung. Ich selber möchte ja auch nicht, dass mich jemand fragt, ob es mir "zu gut" geht, wenn ich mir alle 14 Tage eine Putzfrau leiste, obwohl ich weder körperlich gebrechlich bin noch ein Dutzend Kinder allein versorgen muss. In sehr vielen Fällen spricht meiner Ansicht nach hier einfach nur der Neid, und das ist keine sehr attraktive Eigenschaft, die man nicht unbedingt an die große Glocke hängen oder wie so oft, als mit dem Deckmantel moralischer Empörung verschleiern muss.

» Gerbera » Beiträge: 11313 » Talkpoints: 47,96 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich finde, dass es jedem, der sich täglich satt essen kann, eine gesunde Familie hat, selber gesund ist und einen Arbeitsplatz hat, als glücklich schätzen kann. Auch Menschen, denen es nicht so gut geht, schätzen sich selber glücklich ein. Aber ich habe schon öfter die Erfahrung gemacht, dass es Menschen wirklich zu gut geht.

Eine Bekannte von mir arbeitet in einem Job, bei dem sie sich wirklich keinen Fuß ausreißt. Trotzdem ist sie ständig am herum jammern, wie anstrengend der Job doch wäre und dass sie viel härter arbeiten würde als ihr Mann etc. Wenn ich sie darauf hinweise, welche Vorteile sie aus ihrem Job hat, blockt sie gleich ab und beurteilt wieder das Negative.

Ich denke, dass den Menschen, die ständig am herum jammern sind, wie schlecht es ihnen geht, wirklich vielleicht ein Hobby fehlt, um glücklich zu sein. Denn sonst faulenze ich nicht den ganzen Tag oder bin unzufrieden mit mir und der Welt.

Es ist schon so, dass ich mir manchmal etwas veräppelt vorkomme, wenn ich mein Leben ansehe und das anderer Leute, denen es wirklich bei den Finanzen, bei der Arbeit und in der Familie sehr gut geht und die ständig nur das heraus suchen, was nicht passt.

Traurigerweise kenne ich mehr Menschen, denen es zu gut geht und die ständig herum jammern, wie Menschen, die zufrieden mit sich und ihrem eigenen Leben sind. Es ist glaube ich ein schwieriger Prozess, dankbar zu sein. Wir haben das glaube ich in der heutigen Generation verlernt.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



nordseekrabbe hat geschrieben:Traurigerweise kenne ich mehr Menschen, denen es zu gut geht und die ständig herum jammern, wie Menschen, die zufrieden mit sich und ihrem eigenen Leben sind. Es ist glaube ich ein schwieriger Prozess, dankbar zu sein. Wir haben das glaube ich in der heutigen Generation verlernt.

Das ist es und vieles was eigentlich Luxus ist, wird heute als normal gesehen. Frag man die Großeltern die noch im Krieg waren, die Angst hatten um ihr Leben und nicht jeden Tag etwas zu fressen. Die haben ganz andere Dinge über die sie sich freuen und als gut gehen ansehen als heute. Heute geht es einem doch schon so schlecht, wenn man das Smartphone nicht in der Hand hat oder mal 40 Stunden arbeiten soll oder auch mal etwas mehr gefordert wird auch wenn der Rest leicht ist.

Allgemein ist das Jammern und der Neid angestiegen in den letzten Jahren und wird das auch wohl noch weiterhin. "Zu gut" geht es eigentlich allen wenn man es eng nimmt, der zu Fressen hat, etwas am Körper mit Kleidung, der Gesund ist und ein Dach über den Kopf hat. Einen Job braucht es dazu nicht einmal, denn wer keinen hat der wird vom Rest über das Arbeitsamt und Jobcenter finanziert. Es ist zwar nicht die Welt, aber immer noch besser als gar nichts und dennoch wird gejammert das es nicht reicht. Dann muss man auch mal weiter sehen und über den eigenen Tellerrand schauen.

Was meinst du wie oft ich mir das anhören durfte, dass es mir zu gut geht? Ich habe mir ein Haus gekauft, habe eine Firma die gut läuft, einen weiteren Job für den ich mich rein hänge und ein Kind. Alles Alleinerziehend und da kommen die Neider auf die das nicht haben und das vom Stapel lassen. Dass ich Krebs hatte, es Monate gab in denen ich von Asiasuppen für 9 Cent gelebt habe am Tag will dann niemand sehen und meint es geht mir zu gut.

Klar geht es mir jetzt gut, aber das war nicht immer so und ich weiß es auch darum und es zu schätzen. Aber ich weiß auch, dass von alleine eben nichts kommt und ich mir das alles selbst erarbeitet habe über die kompletten Jahre und dort mehr gemacht habe als der Durchschnitt der Jammert. Dennoch hörst du mich so gut wie nie Jammern wie schlecht doch alles ist.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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