Kennt ihr auch Fälle von privatem Sparwahn?
Ich kenne einen Mann mittleren Alters, welchen ich schon fast als Geizkragen titulieren würde, weil der hat eigentlich genug Geld, aber er legt sich alles zurück und spart wie verrückt. Er gibt absolut nichts aus, weder für Kleidung, Urlaub und Auto hat er auch nicht, weil das ja alles viel zu teuer ist.
Kennt ihr auch solche Leute, die solch einem Sparwahn unterliegen. Würdet ihr so etwas schon als krankhaft bezeichnen? Ich würde mal meinen, Sparen ist ja schön und gut, aber sollte man sich nicht wenigstens ab und zu auch mal etwas Schönes gönnen?
Selber kenne ich keinen, der so ist und könnte mit solchen Leuten auch nicht klarkommen. Mein Schwiegervater hat allerdings einen Arbeitskollegen, bei dem das ganz schlimm ist. Dieser wohnt in einer Einraumwohnung, was ja an sich nicht schlimm ist. Dennoch hat er sein ganzes Leben lang immer nur das Nötigste gekauft, immer alles billig, auch die Lebensmittel und gespart.
Das Schlimme ist, dass er gespart hat, weil er eine Frau haben wollte, mit der er in Kanada ein Haus kaufen will und dort leben will. Mittlerweile steht er kurz vor der Rente, war sein Leben lang nur ein Mal im Urlaub und kaufte immer nur günstig. Die Frau hat er nie bekommen. Ich finde das so traurig.
Das Schlimme ist, dass er gespart hat, weil er eine Frau haben wollte, mit der er in Kanada ein Haus kaufen will und dort leben will. Mittlerweile steht er kurz vor der Rente, war sein Leben lang nur ein Mal im Urlaub und kaufte immer nur günstig. Die Frau hat er nie bekommen. Ich finde das so traurig.
Aber man könnte auch sagen, dass er daran vielleicht selbst Schuld trägt. Ich meine, das ist ja schon eine sehr spezifische Vorstellung dass man nun in Deutschland eine Frau finden will, mit der man dann in Kanada wohnen will. Da wäre es vielleicht besser gewesen, er wäre alleine nach Kanada und hätte dort alleine ein Haus gekauft und dort nach einer Frau Ausschaue gehalten. Ansonsten kann man auch fragen, ob er wirklich nach einer Frau gesucht hat oder ob er dachte, die klingelt irgendwann alleine an der Tür.
Ich kenne einen Mann mittleren Alters, welchen ich schon fast als Geizkragen titulieren würde, weil der hat eigentlich genug Geld, aber er legt sich alles zurück und spart wie verrückt. Er gibt absolut nichts aus, weder für Kleidung, Urlaub und Auto hat er auch nicht, weil das ja alles viel zu teuer ist.
Hat er denn ein Ziel, auf das er hinspart? Ich möchte beispielsweise auch nicht mein Leben lang früh auf Arbeit fahren und spare darauf hin, dass ich gar nicht mehr oder nur minimal arbeiten muss. Wenn man etwas Bestimmtes erreichen will, dann ist es manchmal sinnvoll zu sparen. Ansonsten lebt man wie alle anderen auch einfach nur ziellos in den Tag hinein.
Eine ehemalige Arbeitskollegin meiner Mutter war auch so einem Sparwahn verfallen. Sie hat sich kaum eigenes Essen gekauft. Sie aß nur ein Butterbrot am Tag und trank nur maximal eine Wasserflasche (0,75l). Sie duschte auch nur einmal pro Woche und Rasierzeug oder so etwas kaufte sie sich auch nicht, was man besonders im Sommer bei knapper Bekleidung bemerkt hat. Sie kürzte die Achselhaare höchstens mal mit der Schere oder so, um Geld zu sparen.
So wirklich gebadet oder gegessen hat sie eigentlich nur, wenn sie irgendwo zu Besuch war. Sie hat extrem enthaltsam gelebt, hatte weder Mann noch Kinder. Sie hat alles gespart für ihre Nichten und Neffen, damit diese etwas zum erben haben. Aber was haben diese dann davon? Gar nichts. Ich finde sparen gut, aber ich finde, dass man trotz aller Sparsamkeit sich selbst nicht vernachlässigen sollte. Sobald man selbst durch den Sparwahn zu kurz kommt, hört für mich der Spaß auf.
Zitronengras hat geschrieben:Hat er denn ein Ziel, auf das er hinspart? Ich möchte beispielsweise auch nicht mein Leben lang früh auf Arbeit fahren und spare darauf hin, dass ich gar nicht mehr oder nur minimal arbeiten muss. Wenn man etwas Bestimmtes erreichen will, dann ist es manchmal sinnvoll zu sparen. Ansonsten lebt man wie alle anderen auch einfach nur ziellos in den Tag hinein.
Ja, so viel ich weiß, hat er schon 2 Häuser und "spart" jetzt wahrscheinlich auf das dritte. Aber dennoch habe ich dafür kein Verständnis und hätte da auch keine Lust drauf, jetzt 50 Jahre wie ein Hund zu leben, nur um mich vielleicht vorzeitig aus dem Arbeitsleben ausklinken zu können.
Lebt man denn ziellos in den Tag hinein, wenn man sich auch schon in jungen Jahren mal paar schöne Urlaubsreisen oder auch mal ein Auto gönnt? Man will doch jetzt auch gut leben und nicht erst in 30 Jahren und wer weiß denn ob man dieses Alter überhaupt erreicht ...
Lebt man denn ziellos in den Tag hinein, wenn man sich auch schon in jungen Jahren mal paar schöne Urlaubsreisen oder auch mal ein Auto gönnt? Man will doch jetzt auch gut leben und nicht erst in 30 Jahren und wer weiß denn ob man dieses Alter überhaupt erreicht ...
Nein, das nicht. Aber ich finde es schon wichtig, dass man irgendwie ein Ziel hat im Leben und etwas, was man erreichen möchte oder was man anstrebt. Denn das, was er macht - das Häuser kaufen - ist ja eine Absicherung. Dadurch hat er Mieteinnahmen und wird unabhängig von irgendwelchen Jobs.
Ich mache im Prinzip das Gleiche, nur mit Garagen. Aber ich gönne mir schon etwas, ich habe Autos und ich habe auch manchmal Dinge, wo man vielleicht sagen könnte, dass man das nicht unbedingt braucht. Am besten ist es, wenn man beides machen kann - das Leben jetzt genießen, aber auch sparen.
Ich kenne auch solche Leute, die richtig geizig sind und ständig schauen, wo sie sparen können. Es handelt sich dabei um ein Ehepaar, wobei beide berufstätig sind und gar nicht einmal so schlecht verdienen. Allerdings gönnen sie sich so gut wie nichts und drehen jeden Cent mehrmals um. Kleidung kaufen sie gerne im Discounter, genauso wie natürlich alle Lebensmittel. Auf teure Hobbys und irgendwelche Freizeitaktivitäten wird verzichtet, weil das einfach viel zu teuer ist. Genauso gehen sie auch nie ins Restaurant und unternehmen nur wenig, auch wenn sie eigentlich Lust darauf hätten.
Tatsächlich sparen sie aber für nichts Bestimmtes. Sie haben nichts, wofür sie das Geld zur Seite legen, aber sie tun es trotzdem immer wieder. Scheinbar haben sie es sich mittlerweile einfach so angewöhnt, sparsam zu leben und haben direkt ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich doch mal etwas gönnen sollten. Das finde ich wirklich sehr traurig, aber auch unverständlich.
Ich finde es immer gut, wenn man auf das Geld schaut und auch immer wieder etwas zur Seite legt. Ich finde es wichtig, zu sparen, wenn man es eben kann und ich finde es gut, wenn man nicht immer direkt das ganze Geld ausgibt, welches man hat. Allerdings ist es trotzdem wichtig, sich ab und zu etwas zu gönnen und sich auch etwas Gutes zu tun. Solange man noch jung ist, sollte man doch auch etwas unternehmen und sich eben auch etwas kaufen, was einem gefällt. Es hat doch keinen Sinn, sich quasi alles zu verbieten, was man gerne hätte, nur weil man meint, sparen zu müssen.
Ich sage einmal dass man als Außenstehender nicht wirklich beurteilen kann ob jemand dem Spar-Wahn verfallen ist. Selbst innerhalb der Familie kommt man nicht immer zu eindeutigen Beurteilungen. Ich stelle einmal die Frage in den Raum ob denn jeder ganz genau weiß ob bei den Kollegen Kredite drücken, die geschiedene Frau Unterhalt verlangt, der arbeitslose Sohn unterstützt wird, teure Medikamente gekauft werden müssen oder kurz gesagt, was jeder mit seinen Moneten letztendlich bis in das kleinste Detail macht?
Ich selber tue mich auch schwer mein Geld für Konsumartikel auszugeben, eben weil ich mir einbilde nicht jeden Mist haben zu müssen. Wir gehen auch nicht schick essen oder ins Kino, eben weil es in unserer Gegend nichts davon gibt. Unser Auto ist neu, aber nichts Besonderes. Der Vorgänger war fast 11 Jahre alt ohne dass ich die Notwendigkeit sah es zu erneuern. Klar hätte ich mir auch eine Nobelkarre kaufen können, aber ich sehe keinen Sinn darin.
In den Augen meines Sohnes leben wir sehr bescheiden obwohl wir wirklich alles haben. Er wohnt jetzt in Hamburg und verdient ordentliches Geld. Ich denke auch das ist einfach eine Generationssache. Ein Kollege von mir in meinem Alter hat Ähnliches bei seinen Kindern beobachtet. In meinem Alter erinnert man sich noch daran wie beschwerlich es war wenn man etwas Schönes kaufen wollte und wie lange man darauf sparen musste wenn man keine Schulden machen wollte. Die Jugend ist da anders aufgewachsen. Gerade die Großstädte, wo es viele junge Leute hinzieht, sind voller Verlockungen was den Konsum angeht.
Ich finde auch nichts dabei meine Schnitten für den Tagesbedarf auf Arbeit mitzunehmen und Selters oder Tee zu trinken. Das ist nur zum Teil Sparsamkeit weil es mir so am besten schmeckt, sondern das Frühstück beim Bäcker und der Imbiss zu Mittag ist mir auf Dauer viel zu ungesund. Natürlich spare ich dabei auch eine Menge Geld und ich sehe auch zu wo ich immer bei meinen Ausgaben sparen kann, aber das macht mir auch irgendwie Spaß.
Ich bin auch eher vorsichtig damit, meine Mitmenschen als übertrieben geizig oder dem "Sparwahn" verfallen abzuurteilen. Schließlich weiß man nie, welche privaten Probleme, Schulden oder Fehlentscheidungen hinter den biedersten Fassaden schlummern, und nur weil jemand nach außen hin einen wohlhabenden Eindruck macht, heißt das ja nicht, dass das auch der Wirklichkeit entspricht. Man kann einen tollen Job haben und sehr gut verdienen und dennoch bis über beide Ohren verschuldet sein.
Außerdem ist Konsum und Kapitalismus nicht alles, und eine wachsende Anzahl von Menschen sieht es einfach nicht mehr ein, beispielsweise immer das dickste Auto zu haben oder sein ganzes Geld zu verfressen oder für materiellen Kram hinauszuschmeißen, den man sowieso nur aus Gruppenzwang kauft. Außerdem ist die Grenze sowieso fließend: Für manche ist es krankhafter "Sparzwang", wenn man das gleiche Kleid auf zwei Hochzeiten trägt, (als Gast, wohlgemerkt) oder die Coffee-to-go-Unsitte nicht mitmacht, sondern sich sein Filterkaffeechen daheim von Hand zubereitet, für andere völlig normal.
Natürlich gibt es Fälle, wo offensichtlich ein psychisches Problem dahinter steckt, wenn etwa jemand grundlos hungert, sich nicht wäscht oder nicht zum Arzt geht wegen der Zuzahlungskosten, aber dabei handelt es sich doch wohl eher um seltene Extremfälle.
Als "krankhaft" und "Wahn" kann man etwas ja eigentlich nur bezeichnen wenn der Betroffene oder das Umfeld unter dem Verhalten leidet. Vieles von dem, was wir konsumieren, ist doch absolut unnötig und vor allem macht es auch überhaupt nicht glücklicher. Im Gegenteil, das ganze Zeug nimmt Platz weg und macht Arbeit und im Fall eines voll gestopften Kleiderschranks verliert man jeden Morgen Zeit.
Außerdem sind die Zeiten doch eigentlich vorbei, in denen der Besitz von bestimmten Statussymbolen vorausgesetzt wird. Ich habe das Gefühl, dass es heute eher ein Zeichen von Status ist wenn man sich von Dingen trennt und bewusst weniger konsumiert und statt materiellem Besitz lieber Erlebnisse oder finanzielle Unabhängigkeit haben möchte.
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