Keinen Alkohol mehr trinken?
Seit gut 6 Monaten habe ich mich dem Alkohol komplett abgewendet und es ist eine interessante Erfahrung. Wenn man trinkt, dann werden keine Fragen gestellt. Wenn man nicht trinkt, muss man sich meist rechtfertigen. Da ist zu sehen, wie tief verankert Alkohol in unserer Gesellschaft ist. Es gibt natürlich von Menschen, die ein Glas trinken, bis zu Schwerstalkoholikern viele Trinkertypen und die meisten spielen ihren Konsum sehr harmlos runter. Aber könnt ihr euch vorstellen einfach, ohne Alkohol zu leben? Bei Fußballspielen, Konzerten, Abends beim Essen, in der Bar. Überall fließt das Nervengift "Ethanol" in die deutschen Schädel. Wäre eine Welt ohne diese Szenarien, für euch, möglich?
Vor dem Beginn der Corona-Pandemie hatte ich gerade angefangen, auf Alkohol zu verzichten. Nachdem ich das einige Monate problemlos geschafft hatte, kamen die ersten Lockdowns, und die meisten meiner Freizeitbeschäftigungen konnte ich nicht mehr ausüben. Damals habe ich dann wieder angefangen, Wein zu trinken. Jetzt, mit hoffentlich abklingender Pandemie und Aufhebung der meisten Beschränkungen, kann ich mein Vorhaben wieder aufgreifen und meinen Weinkonsum wieder einstellen.
Natürlich ist das möglich. Mir ist in meinem Umfeld auch noch nie aufgefallen, dass es irgendwie problematisch ist wenn man keinen Alkohol trinkt. Ich habe mich noch nie mit Alkohol im Blut ans Steuer gesetzt. Als Fahranfänger darf man das ja eh nicht und ich habe das dann einfach nach der Probezeit beibehalten. Ich musste mich noch nie für mein Bitter Lemon oder meine Cola rechtfertigen mit "ich bin mit dem Auto da" oder etwas in der Art.
Es gibt für mich aber generell keinen Grund auf Alkohol zu verzichten weil ich den Geschmack von gewissen Getränken und Cocktails einfach sehr gerne mag. Und nein, ich gehöre nicht zu denen, die deiner Meinung nach ihren Konsum verharmlosen. Ich war seit vielen Jahren nicht mehr betrunken oder auch nur angetrunken.
Klar könnte ich. Aber warum sollte ich? Damit ich mich für etwas Besseres halten kann, weil ich nur Schokolade fresse, aber mir dafür kein "Nervengift" in die Birne löte?
Ja, Alkohol ist ungesund und es gibt keine Mindestgrenze, unter der dieses Gift nicht giftig ist. Aber wir leben eben auch in einem freien Land und in meinen Augen überwiegen die Vorteile, dass uns Vater Staat nur innerhalb gewisser Grenzen vorschreiben kann, womit wir uns die Gesundheit ruinieren. Mal ganz davon abgesehen, dass Alkoholverbote von "ganz oben" sowieso nicht funktionieren. Siehe Prohibition in den USA. Getrunken wurde weiter. Und andere Drogen gibt es ja auch noch.
Falls ich persönlich aus gesundheitlichen Gründen oder aufgrund eines religiösen Erweckungserlebnisses (soll es ja alles geben) auf einmal keinen Tropfen Alkohol mehr trinken dürfte, wäre dies für mich absolut kein Problem. Aber das macht mich nicht zu einem besseren Menschen gegenüber denen, die schon seufzend ihrem Bierchen oder Cocktail nachschauen würden. Und solange dieser Fall nicht eintritt, mache ich auch weiter von meinem Recht auf persönliche Lebensgestaltung Gebrauch und haue mir mal ein Weinchen, besagten Cocktail oder irgend etwas mit "Schuss" rein. Hat die Leber auch mal Beschäftigung.
Ich kenne diese Erfahrung nur zu gut. Ich hatte in meinem Leben immer mal Phasen - auch längere - in denen ich komplett auf Alkohol verzichtet habe. Ich hatte dafür keine wirklichen gesundheitlichen Vorerkrankungen als Anhaltspunkt, ebenso waren für mich keine religiösen Gründe ausschlaggebend. Ich mochte Alkohol einfach geschmacklich nie besonders und habe genügend alkoholfreie Getränke, welche mir deutlich besser schmecken. Ich habe gemerkt, dass ich Alkohol größtenteils nur trinke, weil es die anderen eben auch machen und ich dadurch mehr oder weniger zum Mitläufer geworden bin. Vor allem Getränke wie Sekt oder Prosecco, die man üblicherweise zu feierlichen Anlässen konsumiert, haben mir noch nie in irgendeiner Weise geschmeckt.
Die Reaktionen waren je nach Freundeskreis sehr verschieden. Allerdings war es selbst unter den sehr verständnisvollen Freunden so, dass immer wieder Alkohol angeboten wurde und immer wieder nachgefragt wurde, warum man denn darauf verzichten würde und dass "man das selbst ja nicht könnte" und es wurden Rechtfertigungen angebracht, warum ein oder zwei Gläser ja nicht unbedingt schaden können. Man hatte dabei das Gefühl, dass die Person sich eher selbst rechtfertigen möchte, obwohl das in keinster Weise von mir gefordert wurde und ich der Meinung bin, dass jeder so viel Alkohol konsumieren sollte, wie er oder sie es eben für richtig hält.
Irgendwann hatte es sich dann schon fast stereotypisch für mich eingebrannt. Dann wurde beim üblichen Ausschank eben gesagt "ach, für dich bestimmt nicht. Du trinkst ja nichts". Sehr interessant war dann der Moment in dem ich nach Jahren doch einmal wieder ja zu einem Glas Wein gesagt habe, der kam dann ebenso überraschend und wurde fast schon zelebriert. Nach dieser Zeit kann ich nur sagen, dass man sich absolut nicht von der Meinung der anderen beeinflussen lassen sollte. Ich war stets stolz darauf, dass ich nichts trinke und hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, etwas zu verpassen. Wenn man tatsächlich das Gefühl hat, dass man dadurch massiv ausgegrenzt wird, sollte man unbedingt den Freundeskreis wechseln.
Ich habe allerdings auch Freunde, die sehr positiv auf die Alkoholabstinenz reagiert haben und selbst zugestimmt haben, dass sie eigentlich gar keinen Alkohol mögen, sondern das eher ein Ding des "Mitmachens" ist. Das erfordert jedoch einiges an Selbstreflexion, die nicht jeder Mensch für sich aufbringen kann. Ein gutes Vorbild sein zu können, hat mich jedoch in meinem Vorhaben nur noch mehr bestärkt.
Ich trinke selten Alkohol und daher wäre es kein Problem, ganz darauf zu verzichten. Aber das muss ich nicht, weil das nichts ist, das für mich eine Sucht werden könnte. Ich trinke nie zu viel, weil es mir dann einfach körperlich zu schlecht geht. In meiner Jugend gab es natürlich den einen oder anderen Rausch, aber das war nie etwas Schönes. Irgendwann habe ich dann ein Gefühl für die Grenze bekommen und die ist bei mir sehr niedrig. Ich merke schon zwei Schluck Wein, wenn ich vorher nichts gegessen habe. Für mich sind andere Dinge eher gefährlich, was in Richtung Sucht geht.
In meinem Umfeld muss man sich nie rechtfertigen, wenn man keinen Alkohol trinkt, auch wenn die anderen zum Beispiel im Restaurant einen Wein bestellen und ich eine Cola. Ich finde es auch nicht ungewöhnlich oder einer Nachfrage wert, wenn jemand am Schluss beim Griechen den Ouzo nicht möchte, sondern bin froh, wenn ich dann eventuell zwei trinken kann. Ich denke dann eher, dass derjenige eben keinen Ouzo mag, so wie ich kein Bier mag.
Ich kann mich aber erinnern, dass es an meiner ersten Arbeitsstelle ziemlich oft irgendetwas zu feiern gab und man gedrängt wurde, mitzutrinken. Aber das ist schon lange her und ist das nicht mittlerweile in den meisten Umgebungen anders? Gibt es tatsächlich noch das eine oder andere Umfeld, wo man sich rechtfertigen muss, wenn man keinen Alkohol trinkt? Ich hätte kein Problem damit, mir bei solchen Anlässen Mineralwasser ins Glas zu gießen und damit anzustoßen. Die Aussage, dass man keinen Alkohol mag, muss doch reichen.
Es ist durchaus möglich, ohne Alkohol zu leben. Jeder Mensch hat das Recht, für sich selbst zu entscheiden, ob er Alkohol trinken möchte oder nicht. Es ist jedoch eine gesellschaftliche Tatsache, dass Alkohol seit Jahrhunderten in fast allen Kulturen eine wichtige Rolle spielt. Es ist in vielen Situationen und Veranstaltungen gesellschaftlich akzeptiert und wird oft als eine Art soziale Bindung angesehen.
Es ist verständlich, dass sich Menschen, die auf Alkohol verzichten, manchmal rechtfertigen müssen oder sogar gesellschaftlich stigmatisiert werden können. Allerdings sollte es jedem Menschen freigestellt sein, ob er Alkohol trinken möchte oder nicht, ohne dafür verurteilt zu werden. Es ist auch wichtig zu betonen, dass Alkoholismus eine ernsthafte Krankheit ist, die viele Menschenleben kostet und keinesfalls verharmlost werden sollte.
Eine Welt ohne Alkohol wäre sicherlich eine andere Welt, in der es auch andere Möglichkeiten der Geselligkeit und des Feierns geben würde. Es gibt bereits viele alkoholfreie Getränke und Veranstaltungen, die sich an Menschen richten, die keinen Alkohol trinken möchten. Eine solche Welt würde sicherlich für manche Menschen eine Umstellung bedeuten, aber es ist wichtig zu bedenken, dass es auch viele Vorteile hätte, wie zum Beispiel eine verbesserte Gesundheit und ein geringeres Risiko für Alkoholismus und damit verbundene Probleme.
Letztendlich sollte jeder für sich selbst entscheiden, ob er Alkohol trinken möchte oder nicht. Es ist jedoch wichtig, dass wir uns als Gesellschaft daran erinnern, dass jeder Mensch das Recht hat, selbst zu entscheiden und dass wir uns nicht gegenseitig verurteilen oder stigmatisieren sollten, wenn es um Alkoholkonsum geht.
Gerade als Frau wird man dann schnell mal gefragt, ob man schwanger wäre. Das ist wirklich schlimm, da es auch ohne Alkohol gehen sollte. Ich trinke zu Hause gar keinen Alkohol und eigentlich auch nur wenig, wenn wir mal weggehen mit Freunden. Darauf könnte ich also auch verzichten. Sicherlich ist es auch nicht so gut sich da Rituale zu schaffen, indem man zu den Nachrichten sein Bier trinkt oder wie auch immer. Das sollte man sein lassen, aber ab und zu finde ich okay, kann aber auch jeden verstehen, der nichts trinkt.
In meiner Familie mütterlicherseits liegen leider Alkoholsuchterkrankungen vor und deswegen weiß ich, wo es hingeht, wenn man regelmäßig trinkt. Ich versuche daher nicht aus Emotionen heraus zu trinken und habe meinen eigenen Konsum wirklich gut im Blick. Ich könnte sofort auf das wenige Trinken verzichten, was ich selber betreibe. Ich finde es deswegen absolut okay, wenn jemand nichts Alkoholisches trinkt und mir muss man das dann auch nicht erklären. Das kann ja jeder so machen, wie er will und mich geht das doch gar nichts an. Ich finde auch nicht, dass es einen Zwang dazu geben sollte Alkohol zu sich zu nehmen.
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