Keine Zulassungsvoraussetzung, doch nur die besten wählen?

vom 13.04.2017, 10:03 Uhr

Ich interessiere mich derzeit für ein Ausbildungsprogramm, welches an einer Akademie stattfindet. Auf der Internetseite steht, dass es keine Zugangsvoraussetzungen gibt und dass sich jeder bewerben kann. Der Schul- oder Studienabschluss soll nicht relevant sein, es muss lediglich die Bewerbung überzeugen.

An sich hört sich das ja alles ganz gut an, wobei ich schon sechs Leute kennengelernt habe, die dieses Ausbildungsprogramm absolviert oder sich für dieses angemeldet haben. Alle davon haben mindestens einen Bachelorabschluss, teilweise auch den Master. Und alle davon haben im Vorfeld schon sehr viele Praktika in dem Bereich absolviert.

Als ich mit ihnen darüber geredet habe, meinten sie, dass lediglich die besten der besten tatsächlich auch angenommen werden würden. Ohne Bachelorabschluss und Arbeitserfahrung in dem Bereich bräuchte man sich gar nicht erst bewerben.

Wie kann es sein, dass auf der Seite steht, dass sich quasi jeder bewerben kann, während das aber eigentlich überhaupt nicht so ist? Kennt ihr Unternehmen, bei denen das auch so ist und findet ihr das überhaupt fair?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Der Unterschied ist hier doch eigentlich nur, ob vor oder nach dem eigentlichen Bewerbungsvorgang ausgesiebt wird. Es scheint ja mit keiner Silbe angedeutet zu werden, dass jeder Bewerber akzeptiert wird, sondern nur, dass keiner von Vornherein daran gehindert wird, sich zu bewerben. Wieso sollte die Auswahl unter den Bewerbern dann weniger streng sein?

Es ist eben auch eine Frage des Aufwands und der spezifischen Voraussetzungen. Oft ist es ja tatsächlich so, dass die Noten verglichen mit irgendwelchen soft skills wie Kreativität gar keine Rolle spielen, oder auch das Fach, welches man studiert hat. Dann wären die Anbieter ja blöd, wenn sie viele potenziell geeignete Kandidaten alleine auf Grund willkürlicher Kriterien gar nicht erst zu Gesicht bekämen.

Aber es kann natürlich auch andersherum sein, dass die Ausbildung sonst von irgendwelchen völlig falsch oder unterqualifizierten Flitzpiepen von Bewerbern überrannt wird, und man Zeit und Personal aufwenden muss, um die paar Leute zu finden, die nicht nach drei Monaten schon wieder hinschmeißen, und so einem begabteren Kandidaten rückwirkend die Chance versauen.

In diesem Fall scheint also die Manpower vorhanden zu sein, die man braucht, um keine Zulassungsvoraussetzungen vorzugeben und tatsächlich händisch die Bewerber auszusieben. Auf diese Art kann man so streng oder lax vorgehen, wie man will und wie es die Ausbildung erfordert. Nur der Pool der Bewerber wird anders zusammengesetzt sein.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Das Problem verstehe ich ebenfalls nicht, man sagt hier doch nur eindeutig das sich jeder Bewerben kann aber niemand muss auch angenommen werden. Natürlich wird man sich immer die Rosinchen heraus suchen und dann lieber diejenigen nehmen, die auch mehr Erfolg versprechen als wenn sich jemand bewirbt der keinen Abschluss hat, noch nie etwas zu Ende gebracht hat und auch sonst keine Qualifikationen hat mit denen er für sich werben kann.

Unternehmen die so verfahren gibt es viele. Da wird erst einmal gesammelt was sich alles bewirbt und darunter dann die Rosinchen gepickt die dann auch genommen werden. Das findet ebenfalls an Privaten Universitäten statt, dort kann sich auch jeder bewerben der kein Abitur hat, aber mindestens eine Berufsausbildung und 5 Jahre Berufserfahrung vorweisen kann. Will man Mathematik studieren, dann braucht man auch dort keine Ausbildung in dem Bereich sondern kann genauso gut Metzger gewesen sein. Kann man mit anderen Punkten von sich überzeugen, dann wird man auch angenommen, wenn nicht dann nicht.

Bewerber die schon etwas aus dem Bereich vorweisen können sind im Vorteil, denn sie hatten damit schon Erfahrung und man geht davon aus, dass diese sich damit befasst haben und auch wissen worauf sie sich einlassen. Denn nichts macht sich schlechter, als wenn nach wenigen Wochen die ersten Abbrecher kommen weil sie dann erst gemerkt haben, dass es nichts für sie ist. Man ist immer bestrebt die Kundschaft zu halten, dabei die besten auf den Markt zu werfen da das auch für das eigene gute Image sorgt, und nicht die Leute zu schleifen die es mit Ach und Krach schaffen oder die direkt durchfallen.

Ich wurde auch in einem Fachfremden Bereich angenommen, obwohl ich rein gar nichts vorweisen konnte aus diesem Bereich. Man muss es halt versuchen, eine anständige Bewerbung verfassen und sich präsentieren und verkaufen können. Dann kann man es auch ohne Bachelor, Master und diverse Fortbildungen und Scheinchen in solche Programme schaffen, die Hürde ist allerdings etwas höher als wenn man eben schon etwas vorweisen kann.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Es hängt doch auch davon ab, wie viele Leute sich bewerben. Nehmen wir mal an, es sind 100 Ausbildungsplätze zu vergeben. Wenn sich nun 75 Leute mit sehr guten Voraussetzungen bewerben und 50 mit eher schlechten, gehen natürlich 25 von denen mit schlechten Voraussetzungen leer aus. Hätten sie aber von vorherein Zulassungsbeschränkungen angegeben, hätten sich die 50 Leute mit schlechten Voraussetzungen gar nicht erst beworben und 25 davon hätten nicht genommen werden können.

Ich nehme mal an, dass es bei der Gründung einer solchen Institution mehr Sinn macht, keine Zulassungsbeschränkung auszusprechen. Immerhin hat sie noch keinen Ruf, keiner weiß, worauf er sich einlässt. Erst mit den Jahren, wenn die Absolventen im Berufsleben bewiesen haben, dass die Ausbildung gut war, etabliert sich das Ganze. Wenn die Ausbildung tatsächlich richtig gut und anspruchsvoll ist, ergibt sich dann automatisch, dass viele Bewerber gute Voraussetzungen haben.

Dennoch ist es nicht zwingend notwendig, Zulassungsbeschränkungen einzuführen. Wie Gerbera schon sagte, ist das etwas aufwendiger. Aber man behält sich eben vor, talentierte Quereinsteiger zu nehmen oder vielleicht auch mal den Sohn eines Sponsors. Und es wirkt natürlich sympathischer.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Wie kann es sein, dass auf der Seite steht, dass sich quasi jeder bewerben kann, während das aber eigentlich überhaupt nicht so ist?

Wo ist das denn nicht so? Bewerben kann sich doch tatsächlich wirklich jeder und es wird niemand von vornherein ausgeschlossen oder mit Einschränkungen belegt, also ist das doch überhaupt kein Widerspruch.

Das was du meinst, ist die anschließende Auswahl und die muss dann nun mal anhand von bestimmten Kriterien getroffen werden und scheinbar ist es dort nun mal so, dass sie so viele Bewerbungen erhalten, das sie sich dann anschließend diejenigen heraussuchen können, die in den Augen der Akademie am besten geeignet sind. Das macht doch im Endeffekt kein Unternehmen anders, egal ob vorher schon Ausschlusskriterien genannt werden oder nicht, man sucht sich immer die heraus, die am geeignetsten erscheinen.

Ich könne mir eben vorstellen, dass sie so durchaus jedem die Chance geben möchten, aber wenn der Zulauf zu groß ist, dann wird entsprechend aussortiert. Wäre der Zulauf deutlich geringer, dann würden auch Kandidaten mit geringeren Qualifikationen sicherlich Beachtung finden.

» StarChild » Beiträge: 1405 » Talkpoints: 36,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich würde das hier auch so deuten, dass sich prinzipiell jeder bewerben darf und es keine Voraussetzungen gibt, die man dafür erfüllen muss und wo sofort ausgesiebt würde, wenn diese nicht erfüllt werden. Aber wenn immer viele Bewerbungen eingehen und darunter auch sehr gute Bewerber sind, dann muss ich sagen, dass ich es logisch finde, dass diese dann auch bevorzugt eingestellt werden. Man muss doch irgendwie selektieren, wenn man mehr Bewerber als Plätze hat.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Mir erschließt sich das Diskussionspotential dieses Beitrags nicht so wirklich. Es ist doch klar, dass nicht jeder Bewerber unabhängig der Zulassungsvoraussetzungen angenommen werden kann, da die Plätze begrenzt sind. Daher liegt es doch auf der Hand, dass die Bewerber selektiert werden, auch wenn keine Zulassungsvoraussetzungen im Vorfeld als limitierend genannt worden sind. Bildet man sich etwa ein, dass man mit Kusshand genommen wird, auch wenn andere Bewerber als viel besser geeignet angesehen werden? So dumm kann doch niemand sein.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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