Keine Spielsachen und Kinder im Arbeitszimmer haben wollen?

Eine Bekannte von mir hat mir neulich ihre Sorgen anvertraut. Sie hat mir ihrem Mann nun seit vier Jahren zwei kleine Kinder und es war überwiegend ihre Idee. Der Mann wollte eigentlich gar nicht so gerne. Nun hat sie den Eindruck, dass er die Kinder ablehnt, denn er will keine Kinder und Spielsachen in seinem Arbeitszimmer haben.

Jedesmal wenn sich eines der kleinen Kinder in sein Arbeitszimmer verirrt, ist er sehr sauer und reagiert gereizt. Er ist auch sehr wütend geworden, als eines der Kinder während seiner Abwesenheit im Arbeitszimmer war und dort Spielzeug hinterlassen hat. Meine Bekannte meinte, dass sie den Eindruck hat, dass er die Kinder aus seinem Leben verbannen möchte.

Ich selbst sehe das aber anders und würde auch nicht durch Kinder oder Spielzeug von meiner Arbeit abgelenkt werden wollen. Wie seht ihr das? Ist es schlecht, wenn man keine Kinder und kein Kinderspielzeug in seinem Arbeitszimmer sehen will? Heißt das direkt etwas schlechtes?

Es kommt ganz auf die Situation drauf an würde ich sagen. Wenn ich ein Arbeitszimmer hätte, dann würde ich, wenn ich gerade tatsächlich produktiv am arbeiten bin, dort auch keine Kinder oder kein Spielzeug haben wollen, da man dadurch ja abgelenkt ist und nicht in Ruhe seinen Pflichten nachgehen kann. Die Kinder werden schon Krach machen und nicht komplett still sein weswegen es dann schwierig wäre dort auch richtig zu arbeiten.

Haltet man sich aber nur dort auf und arbeitet aber gerade nicht sondern hat sich einfach dort mal auf die Couch gesetzt oder räumt dadrin auch nur mal auf, dann würde ich es nicht schlimm finden, wenn sich die Kinder dann auch in dem Raum aufhalten und spielen.

Ich denke, dass ein Arbeitszimmer ein Bereich ist, den man auch als Kind so akzeptieren muss und so ein Zimmer sollte natürlich auch nicht zum Spielen genutzt werden, weil man sich dann nicht konzentrieren kann und seine Arbeit schlecht erledigt. Ich würde nun aber auch keinen Aufstand machen, wenn das Kind dann in der Abwesenheit dort auf den Boden spielt.

Meiner Meinung nach ist er deswegen kein schlechter Vater, aber der Ton macht die Musik und so sollte er seiner Frau erklären, warum ihn das so stört. Er muss ja dort arbeiten und das sieht er. Sie hingegen sieht nur die Kinder und deren Bedürfnisse. Darüber muss man dann eben reden.

Ich finde es durchaus gerechtfertigt, dass man in seinem Arbeitszimmer weder Spielzeug noch (spielende) Kinder haben möchte. Auch sollten Kinder eben lernen, dass es Grenzen gibt und ein Arbeitszimmer ist kein Spielzimmer.

So kenne ich kein Kind, das das Schlafzimmer der Eltern, das Badezimmer (abgesehen von Badewanne wenn das Kind badet und Schiffe versenken spielt), die Küche oder die Abstellkammer als "Spielzimmer" betrachtet und dementsprechend liegt da auch nirgendwo Spielzeug rum. Das könnte auch fatal enden. Stellt euch mal vor, Mama steht in der Küche und will kochen, es geht ein wenig hektisch zu weil mehrere Herdplatten koordiniert werden müssen und sie übersieht ein Spielzeugauto, rutscht aus und verletzt sich. Das will doch auch keiner haben.

Dementsprechend kann ich sehr gut verstehen, dass man etwas gegen Spielzeug im Arbeitszimmer hat und auch gegen spielende Kinder. Denn Kinder werden nun mal etwas lauter, gerade wenn sie spielen, weil sie alles um sich herum vergessen und sich in ihr Spiel total vertiefen. Wenn man dann aber geschäftliche Anrufe tätigen muss, nervt das nur und macht sicherlich keinen guten Eindruck.

Dass man keine Spielsachen und ähnliches im Arbeitszimmer haben möchte, verstehe ich durchaus und wenn die Kinder auch ansonsten genug Raum und Möglichkeit haben sich zu entfalten, besteht da ja auch kein Problem dabei. Wenn man an seinem Arbeitsplatz nicht überall herumliegende Spielsachen und verschiedenes Zeugs sieht, arbeitet es sich sicher einfacher - soweit verstehe ich das.

Was ich allerdings weniger verstehe ist die beschriebene Reaktion. Sollte er es schon öfter gesagt haben, darf er meiner Meinung nach ruhig einmal deutlicher werden, das ist aber noch lange kein Grund frustriert seine Kinder an zu zicken. Ob das nun eine Begründung beziehungsweise eine berechtigte Begründung für die Ängste der Mutter ist lässt sich glaube ich aus dem genannten Verhalten nicht ganz herauslesen.

Ich finde deine Bekannte überinterpretiert diese Situation doch ziemlich. Meiner Meinung nach ist es vollkommen normal und legitim, weder Kinder noch deren Spielsachen in einem Arbeitszimmer haben zu wollen. Es ist eben ein Arbeitszimmer und kein Spielzimmer. Auch dass Kinder nicht Zutritt zu jedem Raum im Haus haben und man auch als Erwachsener noch seine eigenen Rückzugsorte in der Wohnung oder im Haus hat, finde ich absolut in Ordnung. Wenn man genügend Platz hat und das machen kann, warum nicht?

Schwierig würde es in dieser Situation ja eigentlich nur dann werden, wenn sich der Mann wirklich häufig ins Arbeitszimmer zurückzieht, obwohl er eigentlich nichts zu tun hat und man deutlich merkt, dass er seiner Familie nur aus dem Weg gehen möchte. Das ist zwar hin und wieder notwendig, wenn der Mann aber praktisch eine gesamte Freizeit nur noch im Arbeitszimmer oder eben abseits der Familie verbringt, dann kann man wohl durchaus sagen, dass etwas im Argen liegt.