Keine Geheimnisse von anderen annehmen wollen?
Ich habe kein Problem damit, wenn mir jemand ein Geheimnis erzählt. Ich freue mich, dass mir die Person so viel Vertrauen entgegenbringt. In einer Zwickmühle habe ich mich deswegen noch nie befunden, soweit ich weiß, wobei mir nun auch keine solchen Geheimnisse anvertraut wurden, die mich selbst belastet hätten.
Nicht alle Personen wollen aber Geheimnisse anvertraut bekommen. Sie meinen, dass ihnen die Last zu groß ist. Sie müssten dauernd aufpassen, das Geheimnis nicht versehentlich auszuplaudern und oft würden sie sich in einer Zwickmühle befinden und das Gefühl haben, moralisch gesehen jemandem davon erzählen zu müssen.
Seid ihr auch so, dass ihr zu viele Nachteile darin seht, wenn jemand eure Geheimnisse euch anvertrauen möchte, so dass ihr diese lieber nicht annehmen möchtet? Oder freut es euch eher, wenn jemand euch so viel Vertrauen entgegenbringt?
Bisher habe ich kein Geheimnis als große Belastung angesehen. Es kommt sicher darauf an, was einem anvertraut wird. Wenn es etwas kriminelles ist, dann würde ich mich doch sehr schwer damit tun, dies zu wissen und eben für mich behalten zu müssen. Ich glaube da könnte es dann auch passieren, dass ich doch vielleicht mit jemandem darüber reden würde.
Ansonsten habe ich es auch noch nicht gemacht, dass ich es abgelehnt habe, ein Geheimnis zu erfahren. Ich habe da auch keine Bedenken, dass ich mich irgendwie verplappern könnte. Mit solchen vertraulichen Dingen geht man ja auch meistens nicht zur erst besten Person, die einem einfällt.
Das kommt ganz darauf an was es ist um was es ich genau handelt und wie man zu dieser Person steht. Kommt ein wildfremder Mensch auf mich zu und verrät mir, dass er seinem Partner fremd gegangen ist, dann würde mich das überhaupt nicht jucken und wieso sollte ich mir das merken? Wenn es aber jemand aus dem direkten Umfeld ist wie z.B. die Schwester die hinterher auf heile Familienwelt macht und den Partner nur verarscht den man doch gerne mag, dann würde mich das eher belasten und auch zum Nachdenken anregen. Dort wäre es dann schon denkbar, dass man das in einem anderen Gespräch ausplaudert auch wenn man es nicht möchte oder eben die Andeutungen dazu macht.
Auch wenn Patienten einem etwas verraten haben, waren das nicht immer Dinge die man einfach so weg gesteckt hat und einem nicht nachgegangen sind, obwohl man diese Personen vorher gar nicht kannte und maximal 3-4 Stunden auf der Backe hat. Aber wenn dir dort einer erzählt, dass er vor Jahren Person X umgebracht hat, dann ist das auch eine Ecke krasser als wenn jemand das Geheimnis einem anvertraut, wer die Schokolade aus dem Keller weg gefuttert hat. Von daher muss man das schon sehr stark Differenzieren ob man ein Geheimnis nicht lieber nicht wissen möchte, weil man sich selbst damit zu stark Belastet.
Ich finde es nicht weiter schlimm, wenn mir jemand ein Geheimnis anvertraut, ganz im Gegenteil ich denke auch, dass das etwas ist wo man der anderen Person vertrauen muss und ich finde es gut, wenn man mir vertraut. Ich nehme daher gerne Geheimnisse an und behalte diese auch ohne Probleme für mich. Wobei ich einen Betrug an einem Freund nicht verschweigen würde und die Person zur Wahrheit drängen würde, aber das ist sicherlich eine Ausnahme.
Wer hat denn als erwachsener Mensch noch Zeit und Energie für "Geheimnisse" übrig? Klar, es gibt Aspekte der eigenen Existenz, die man nicht unbedingt jedem auf die Nase binden möchte, von sexuellen Präferenzen über Diagnosen aller Art bis hin zu den Evergreens und Klassikern Fremdgehen und Steuerhinterziehung. Aber diese Art "Geheimnis" würde ich in jedem Fall sauber für mich behalten und sie niemandem "anvertrauen", der sie ausplaudern könnte.
Mir hat noch nie jemand ein Geheimnis verraten, wahrscheinlich weil mir das Desinteresse an der schmutzigen Wäsche meiner Mitmenschen auf 10 Meter gegen den Wind anzumerken ist. Ich würde auch schön blöd schauen, wenn ausgerechnet ich als Beichtmutter herhalten müsste. "Du betrügst deine Ehefrau? Aha. Jetzt mag ich dich weniger als vorher. Haben wir alle was davon, nicht wahr?"
Und umgekehrt verrate ich auch nicht jedem dahergelaufenen Trottel, dass meine Gallenblase mal wieder Sperenzien macht, dass ich Angst vor Flugzeugen habe oder von Paprikaschoten den "flotten Otto" des Todes bekomme. Aber das würde ich auch nicht als Geheimnis ansehen.
Ich denke auch, dass es ganz auf den Inhalt ankommt. Wenn es darum geht, dass mir jemand etwas erzählt, was für ihn oder sie sehr gut ist, dann freue ich mich natürlich mit der Person - zum Beispiel, wenn mir jemand erzählt, dass es mir der Schwangerschaft geklappt hat, es eine Lohnerhöhung geben wird, man eine Zusage für eine neue Wohnung oder einen neuen Arbeitsplatz hat. Alles in allem also positive Geschehnisse und Erlebnisse, die vor allem niemand anderem schaden.
Wenn es um Geheimnisse geht, die aber andere Personen negativ involvieren, dann möchte ich damit nichts zu tun haben. Ich möchte nicht wissen, wenn eine Person ihren Partner betrügt oder auf eine andere Art und Weise hintergeht. Ich möchte nicht wissen, wenn Menschen illegale Sachen am Laufen haben und zum Beispiel in Kontakt mit Drogen oder anderen illegalen Substanzen sind oder Straftaten begehen. Sofern mir diese Geheimnisse nicht ausdrücklich mit dem Hintergrund anvertraut werden, dass die Person meine Hilfe möchte, dann will ich von so was nichts wissen.
Ansonsten gibt es noch Geheimnisse, die natürlich schlimm sind, aber die niemanden schaden. Wenn jemand mir erzählt, dass er zum Beispiel sehr krank ist und nicht mehr lange zu leben hat oder jemand anderes eine schlimme Diagnose bekommt, dann “freue” ich mich, dass die Person so viel Vertrauen in mich hat, dass sie sich an mich gewendet und es mir erzählt hat. Dann versuche ich natürlich auch so gut wie es geht zu helfen. Selbst wenn mich das Geheimnis an sich belasten könnte, würde ich es trotzdem für mich behalten und die Person mit all meinen Kräften unterstützen, weil sie es je nach Situation schon schwer genug hat.
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