Keine Beziehung da nur negative Beispiele im Umfeld?

vom 21.11.2017, 00:27 Uhr

Der Cousin meines Partners hatte während seiner Pubertät mal eine Freundin und seit dem nicht mehr. Er möchte auch keine Freundin haben, auch wenn einige Familienmitglieder ihn immer wieder danach fragen. Er argumentiert damit, dass er überwiegend misslungene Beziehungen in seinem Umfeld hat und daher nicht den Eindruck hat, dass es möglich ist eine glückliche Beziehung zu führen. Daher möchte er sich das direkt ersparen.

In erster Linie wird er damit seine Eltern meinen. Diese haben sich jahrelang nur angekeift, bis sie schließlich auseinander gegangen sind. Auch jetzt gibt es noch Streit. Ansonsten gibt es auch noch ähnliche Bespiele im Familienkreis und seine eigene Schwester ist auch in einer eher unglücklichen Ehe gefangen. Da sie schwanger wurde bevor sie ihr Studium beenden konnte, möchte sie sich nicht scheiden lassen, da man als Alleinerziehende von der Stütze kaum leben kann.

Kennt ihr auch Menschen, die einfach keine Lust auf eine Beziehung haben, weil es in ihrem Umfeld nur negative Beispiele für Beziehungen gibt? Ist es im Endeffekt vernünftiger, keine Beziehung einzugehen, da die Wahrscheinlichkeit für eine unglückliche Beziehung sehr hoch ist und man eher darunter leiden könnte?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das halte ich persönlich für ziemlich charakterschwach. Selbst wenn es einige negative Beispiele im Umfeld geben sollte, was hindert einen daran, es besser machen zu wollen? Es gibt einzelne negative Beziehungsbeispiele in meinem Umfeld, daher habe ich diese zuvor analysiert und für mich einen Plan erarbeitet, wie ich derartige (offensichtliche) Probleme vermeiden könnte. In meinen Augen mache ich es besser als diese negativen Beispiele aus dem Umfeld und versuche deren "Fallen" zu vermeiden. Wenn man will, findet man einen Weg.

Ich glaube, dass der Cousin deines Partners entweder zu faul ist, sich eine Partnerin zu suchen oder aber er hat Angst vor Ablehnung. Ich glaube nicht, dass der von ihm genannte Grund, weshalb er keine Beziehung möchte, der Realität entspricht und halte das für vorgeschoben.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich sehe hier wiederum nichts, was auf "Charakterschwäche" hindeutet, und finde es sogar reichlich vermessen, so zu tun, als hätten Leute in einer Beziehung oder auf Partnersuche automatisch einen "stärkeren Charakter" als diejenigen, die auf den ganzen Zirkus keine Lust haben. Nur weil ein Partner oder eine Partnerin für manche offensichtlich dazugehört, um jemanden als vollständigen Menschen anzusehen, heißt das ja noch lange nicht, dass das für die gesamte Menschheit gilt.

Ich selber kenne etliche Leute, auch in meiner näheren Verwandtschaft, die aus unterschiedlichen Gründen keine Lust auf eine Beziehung haben, und ich finde nicht, dass diese Personen charakterschwach sind, und die, die seit Jahren in einer unglücklichen Ehe oder einer On-Off-Nummer festhängen, es so viel besser getroffen haben, nur weil sie die gleichen Prioritäten haben wie die Mehrheit, egal, ob sie davon glücklich werden oder nicht. Man merkt auch, für mich ist eine Beziehung nicht der automatische Schlüssel zu einem gelungenen Leben, und ich bin schon seit fast 20 Jahren monogam verpartnerschaftet, oder wie das heißt.

Als an sich ganz logisch sehe ich es wiederum an, wenn sich jemand sagt, dass er (oder sie) aufgrund der schlechten Vorbilder in seinem Umfeld eigentlich gar keine Ahnung hat, wie eine gute Beziehung funktioniert und deswegen damit nicht viel anfangen kann. Wir sind im Guten wie im Schlechten schließlich durch unsere Lebenserfahrung geprägt, und wenn man die ersten 20 Jahre seines Lebens beispielsweise mitbekommen hat, wie sich die Eltern in ihrer ach so glücklichen Ehe gegenseitig zerfleischen oder generell nicht so den ausgeprägten Geschlechtstrieb hat, sodass es den Aufwand nicht wert erscheint, in eine Beziehung zu investieren, ist es in meinen Augen völlig legitim und nachvollziehbar, lieber alleinstehend zu bleiben. Das Singledasein hat nämlich auch eine Menge Vorteile!

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Gerbera hat geschrieben:Ich sehe hier wiederum nichts, was auf "Charakterschwäche" hindeutet, und finde es sogar reichlich vermessen, so zu tun, als hätten Leute in einer Beziehung oder auf Partnersuche automatisch einen "stärkeren Charakter" als diejenigen, die auf den ganzen Zirkus keine Lust haben.

Ich habe nie behauptet, dass es automatisch charakterschwach ist, wenn man keine Beziehung führt. In meinen Augen ist es charakterschwach, wenn man grundsätzlich davon ausgeht, dass etwas nicht funktionieren wird (in diesem konkreten Beispiel eine Beziehung) ohne es erstens selbst versucht zu haben und ohne sich zweitens entsprechende Strategien und Konzepte überlegt zu haben, um diese Fehler bzw. fehlerhafte Funktionsweise zu vermeiden. Man wirft im Prinzip das Handtuch bevor die "Schlacht" überhaupt begonnen hat. Das nenne ich feige und charakterschwach.

Das Beispiel Beziehung wurde eingangs explizit erwähnt also habe ich das explizit darauf bezogen. Man kann das genauso auf andere Sachverhalte beziehen, beispielsweise auf bestimmte Berufe, den Kauf einer Immobilie oder was auch immer. Nur, weil jemand schlecht kochen kann, wird das Essen doch nicht automatisch schlecht, nur andere ebenfalls (versuchen zu) kochen. Es gibt Entwicklungsprozesse, darauf will ich hinaus.

Natürlich sollte jeder so leben, wie er selbst leben möchte und wenn man - in diesem Fall - keine Beziehung haben möchte, dann ist das durchaus legitim. Für mich klingt das jedoch in der Beschreibung so, als würde jemand schon eine Beziehung wollen, schiebt aber lahme Ausreden vor, es nicht zu tun und das halte ich für verwerflich, weil man es nicht mal versucht hat.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich kann das Ganze nicht nachvollziehen. Wenn man sich so sehr von seinem Umfeld beeinflussen lässt, dann läuft meiner Meinung nach etwas mit der gesamten Einstellung falsch. Das bedeutet ja im Umkehrschluss auch, dass man sich in jeglicher Hinsicht anders verhalten will als die Menschen im Umfeld, weil diese mit vielen verschiedenen Sachen negative Erfahrungen gemacht haben. Das ist ja nicht nur auf die Beziehung bezogen.

Das bedeutet ja aber auch, dass man keine Kinder kriegen will, weil befreundete Familien mit Kindern weniger reisen können oder daran zu knabbern haben, weil die Kinder irgendwann krank werden oder dass man dadurch weniger Zeit für sich selbst hat. Oder dass man kein Haus bauen will, weil man mitbekommen hat, was das für eine finanzielle Belastung für andere ist. Oder dass man kein Haustier haben will, weil man Angst hat, dass es sterben könnte.

Natürlich bringt jede größere Entscheidung, wie eine Ehe, Kinder, Haustiere oder was auch immer in gewisser Weise auch Nachteile mit sich. Im Normalfall entscheidet man sich doch aber dafür, weil die Vorteile für einen überwiegen und weil man die schönen Seiten und Aspekte dieser Entscheidung für sich in den Vordergrund stellt. Dazu kommt ja auch, dass es bei jedem anders läuft. Nur weil andere unzufrieden mit der Beziehung sind, muss das nicht auf einen selbst zutreffen.

Die Entscheidung Kinder zu bekommen oder ein Haus zu bauen, ist ja außerdem viel weitreichender, als eine Beziehung einzugehen. Eine Beziehung kann man jederzeit beenden, wenn man merkt, dass man davon mehr Nachteile hat als Vorteile und wenn es einem dadurch schlecht geht. Bei einem Hausbau ist das natürlich etwas anders. Von daher verstehe ich nicht, wie man schon bei solchen kleinen Entscheidungen so Angst hat. Wenn man immer auf Nummer sicher gehen will, nicht verletzt zu werden und dadurch auf so vieles verzichtet, was einen wiederum glücklich machen würde, nimmt man sich auch einiges an Lebensqualität.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich finde das wirklich schade, wie ein Mensch das alles so negativ sehen kann nur weil sein Umfeld da keinen Erfolg gehabt hat. Das muss ja bei ihm nicht so sein und vor allem lässt er sich wohl einiges entgehen, wenn er sich da allem verwehrt und es nicht zulässt eine Beziehung einzugehen. Negative Erfahrungen gehören dazu und im Umfeld kann man natürlich auch sehen wie es nicht laufen soll, allerdings kann man es auch immer besser machen. Deswegen würde ich nicht mein Leben lang alleine und womöglich unglücklich verbringen wollen. Eine Beziehung kann ja auch viel Spaß bringen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


In meiner Familie gibt es auch viele negative Beziehungen, insbesondere Ehen. Und ich glaube nicht, dass die betreffenden Personen alle etwas schlimm falsch machen oder nicht in der Lage wären, ihre Probleme zu lösen oder sonstwas Beschämendes. Ich denke einfach, dass Langzeitbeziehungen mit zusammen wohnen meistens nicht funktionieren.

Es mag Ausnahmen geben, aber die meisten Menschen gehen sich sicher irgendwann auf die Nerven oder sind in der Beziehung nicht mehr zufrieden, merken, dass der andere nicht alle Bedürfnisse erfüllt, die man so hat. Die Ursachen sind aber nicht irgendwelche Defizite, sondern dass es generell nicht klappt. Dieses gesellschaftliche Modell macht meiner Ansicht nach viele nicht glücklich - zusammen leben, Haus bauen, Ehe usw. Da muss man es vielleicht gar nicht erst ausprobieren. Eine Ehe auszuprobieren wäre ja auch eine ziemlich blöde Idee, weil es recht viel kostet, wenn man nach dem Ausprobieren alles wieder beenden will.

Jedenfalls habe ich daraus die Schlussfolgerung gezogen, dass man ein besseres Leben führt, wenn man auf Zusammenwohnen und Ehe und erst recht auf Hausbau verzichtet. Und nein, ich will es auch nicht ausprobieren. Wer noch einen Schritt weiter geht und gar nicht erst eine Beziehung ausprobieren will, kann das doch auch gerne tun. Man bekommt ja nahezu alles, was man in einer Beziehung hätte, auch anderswo. Für Sex, Kuscheln und gemeinsame Aktivitäten benötigt man nicht zwangsweise eine verbindliche Partnerschaft.

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