Keine Attestpflicht - werden Arbeitgeber so mehr ausgenutzt?
Eine Bekannte von mir arbeitet in einem Unternehmen, welches schon eine sehr nette Attest-Politik aufweist. So müssen nur die Fehlzeiten an einem Montag und Freitag mit einem ärztlichen Attest entschuldigt werden und der Rest der Woche ist einfach ohne Attest zu entschuldigen.
Auffällig ist jedoch, dass es durchaus in den Kreisen meiner Bekannten zwei Mitarbeiterinnen gibt, die permanent nur dann fehlen, wenn es eben um jene Tage geht, die keinerlei Attestpflicht mit sich bringen. So sind Wundergenesungen auch sofort zu spüren, wenn es Freitag oder Montag ist.
Der Arbeitgeber möchte jedoch mit diesem Entgegenkommen eher Vertrauen schenken und nur die Lang-Wochenendler vermeiden, wenn es um freitags und montags geht. Ich finde das Prinzip auch wirklich interessant, aber kann mir gleichermaßen vorstellen, dass es immer einige schwarze Schafe gibt.
Daher würde ich gerne von Euch wissen, ob Ihr schon annehmt, dass eine solche Attest-Politik in der Arbeitswelt zum Ausnutzen verdammt ist? Oder denkt Ihr, dass es nur wenige schwarze Schafe sein werden, sodass sich diese Art der Fehlzeitenentschuldigung schon als gutes Vertrauensverhältnis weitergeführt werden kann?
Ob solche Attestpflichten wie in diesem Fall tatsächlich von vielen ausgenutzt werden, kann ich schwer einschätzen. Ich denke nämlich tatsächlich, dass für die meisten Blaumacher doch eher gerade die Freitage und Montage "interessant" sind, um ein verlängertes Wochenende zu genießen. Ein paar wenige schwarze Schafe wird es vermutlich trotzdem geben, die auch mal unter der Woche mal blau feiern.
Bei unserem Arbeitgeber ist es sogar so, dass wir wochentagunabhängig drei Tage ohne ärztliche Krankschreibung fehlen können. Und ja, auch da fragt man sich bei dem ein oder anderen, ob es an Tag vier tatsächlich eine wundersame Heilung gab. Wir haben schon ein paar offensichtliche Blaumacher, aber im Großen und Ganzen würde ich sagen, dass es nicht von vielen unverschämt ausgenutzt wird. Dies bestätigt auch die Tatsache, dass diese Vorgehensweise wohl schon sehr lange so praktiziert wird.
Ich persönlich bin sehr froh über diesen Vertrauensbonus. Ich bin wirklich sehr selten krank und meist reichen mir dann auch tatsächlich wenige Tage bzw. sogar vereinzelte Tage, um wieder fit zu werden. Ich bin dankbar darüber, dass ich nicht gleich an Tag eins zum Hausarzt muss, wenn ich mit Magen-Darm-Problemen oder übermäßig starken Kopfschmerzen im Bett liege. Wenn ich einen anderen, möglicherweise mir undefinierbaren Krankheitsverlauf habe, dann begebe ich mich sowieso spätestens an Tag drei freiwillig zum Arzt. Ich bin jedenfalls noch nie auf die Idee gekommen, dieses Vertrauen auszunutzen, um mir ein verlängertes Wochenende zu gönnen oder mal eine Auszeit unter der Woche.
Ich finde das hier alles etwas schräg. Da macht sich die Threaderstellerin sorgen, dass eine fehlende Attestpflicht ausgenutzt werden könnte und EngelmitHerz bezeichnet es als "sogar so,", dass die erst am dem vierten Krankheitstag ein Attest vorlegen muss. Hallo!!! Das ist die ganz normale gesetzliche Regelung und der Normalfall. Dass der Arbeitgeber bereits vorher ein Attest fordert, ist eine Regelung, die im Arbeitsvertrag getroffen werden darf. Die normalen gesetzlichen Bestimmungen sind nichts, was sogar so ist oder Dankbarkeit erfordert.
Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ist sowieso eine urdeutsche Sache. In anderen Ländern gibt es das nicht. Da kommt auch niemand auf die Idee, dass jemand krankfeiert. Da meldet man sich krank und fertig. Wenn der Arbeitgeber das anzweifelt, dann zahlt er in den meisten anderen Ländern für die Überprüfung. Komischerweise fehlen da die Leute nicht öfter.
Da war ich wohl zu wenig informiert und hatte bisher in allen meinen anderen Arbeitsverträgen einen Passus, der das anders regelte. Interessant zu wissen, ist mir aber ehrlich gesagt nie aufgefallen. In allen meinen vorherigen Arbeitsstätten musste ich bereits am ersten Tag oder spätestens am zweiten Tag eine Krankmeldung vorlegen.
Mich nervt das Rumgefeilsche bei Krankschreibungen schon seit Jahren. Einerseits wird von mir erwartet, die verantwortungsbewusste, qualifizierte und engagierte Arbeitskraft zu mimen, andererseits wird mir und meinesgleichen nicht zugetraut, selbst beurteilen zu können, ob ich gesundheitlich in der Lage bin, meine vertraglich festgelegte Arbeitsleistung zu bringen.
Für mich hat es etwas mit Mündigkeit und Entscheidungsfreiheit zu tun, auch mal einen oder zwei Tage außer der Reihe daheim zu bleiben, um etwas Banales auszukurieren und sich nicht bleich und mit Brummschädel durch den Bürotag zu schleppen. Lieber habe ich diese Freiheit und schleppe dafür in der Arbeit ein paar armselige Gestalten durch, die die Regelung "ausnutzen". Die Sorte gibt es ja überall, mit rechtlichen Schritten ist ihnen schwer beizukommen und wenn sie da sind, reißen sie sowieso nichts. Da können sie sich gleich von einer Krankschreibung zur nächsten hangeln, die vermisst sowieso keiner.
Und andererseits ist das Gejammer groß, dass die Hausarztpraxen so überlastet seien und sich kaum noch jemand findet, der die Erkältungen, Rückenschmerzen und entzündeten Mückenstiche der breiten Bevölkerung behandeln möchte. Wie oft bin ich schon im (vor Corona) mit hustenden Leuten vollgestopften Wartezimmer gesessen in dem sicheren Wissen, nichts Behandlungsbedürftiges zu haben und meine Zeit ebenso wie die noch viel teurere Zeit der Ärztin damit zu verschwenden, dass sie mich "Aaaagh" sagen lässt und einen gelben Zettel ausdruckt.
Mir persönlich wäre es am liebsten, pauschal eine Woche krank oder "krank" sein zu dürfen, bevor die Attestpflicht greift. Im Zweifelsfall gehe ich sowieso sofort zum Doc, und auf diese Art könnte ich die jährlichen zwei simplen Erkältungen ohne großen Aufwand auskurieren.
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